Genauso kann es nach Absetzen der Pille durchaus sein, dass der Körper bzw. die Hormondrüsen – nach Jahren im Dornröschenschlaf – nicht genau wissen, was sie jetzt überhaupt machen sollen. Die Hormondrüsen haben oft Anlaufschwierigkeiten, um die richtigen Hormone in der adäquaten Menge zu produzieren. Das kann auch dazu führen, dass nach Absetzen der Pille vorübergehend die Androgene, also die männlichen Hormone, »überschießen« und den klinischen Normbereich übersteigen. Ebenso ist es absolut keine Seltenheit, dass aufgrund der Anlaufschwierigkeiten in der Hormonproduktion kein Eisprung stattfindet und somit keine oder eine sehr unregelmäßige Regelblutung. Das hat zur Folge, dass kleine, nicht entwickelte Eifollikel in den Eierstöcken zurückbleiben – die typischen »Zysten« des PCO-Syndroms. Dennoch muss es nicht zwangsläufig PCOS sein, sondern ein Zeichen, dass der Körper noch etwas durcheinander ist. Es ist ein vorübergehender Zustand nach Absetzen der Pille, der sich mit der Zeit wieder geben würde. Hier ist es wichtig, dass die Diagnose nicht zu vorschnell getroffen wird. Es kann durchaus sechs bis zwölf Monate dauern, bis sich die Hormone und die Periode normalisieren. Ich selbst hatte erst knapp zwei Jahre nach Absetzen der Pille wieder einen sehr regelmäßigen Zyklus.
Hier ist es wichtig, dem Körper etwas Zeit zu geben und ihn bei der Entgiftung der Hormonersatzstoffe zu unterstützen. Auch dafür ist mein Ernährungskonzept perfekt für dich. Da die Pille den Darm und die Leber negativ beeinflusst und sogar eine Insulinresistenz begünstigen soll,14 ist es wichtig, dass du deinen Körper mit der richtigen Ernährung unterstützt.
Wenn du allerdings bereits vor Einnahme der Pille PCOS diagnostiziert bekommen hast, trifft dieser Typ sehr wahrscheinlich nicht auf dich zu, und du findest dich in den vorigen Typen wieder. Allerdings ist auch diese Aussage schwierig, da viele so frühzeitig mit der Pilleneinnahme beginnen. Oft kann man sich dann nicht erinnern, wie der Zyklus vorher ablief, und es ist auch durchaus normal, dass der Zyklus zu Beginn der Pubertät verlängert und unregelmäßig ist – schließlich muss sich der Körper erst mal einfuchsen. In jedem Fall sollte die Diagnose nicht zu früh nach Absetzen der Pille fallen (und schon gar nicht während der Einnahme).
Fazit
Es gibt nicht »die eine Form« vom PCO-Syndrom. Unsere genetische Vorbelastung und unser Lebensstil fallen beide ins Gewicht, wenn es um die Frage der Entstehung vom Polyzystischen Ovarialsyndrom geht. Leider werden diese Faktoren selten von Ärzten angesprochen, und es wird vorschnell zur Einnahme von Hormonpräparaten wie der Antibabypille geraten. Oft wird den Frauen die Pille als alleinige Lösung angepriesen. Die Pille löst allerdings nicht die Hauptursachen, die wir hier angesprochen haben, sondern kaschiert lediglich die Symptome. Eine Heilung des Syndroms durch die Pille können wir nicht erwarten. Wir müssen das Problem an der Wurzel packen.
Einzige Lösung: Antibabypille? Bullshit!
Die Antibabypille ist wahrscheinlich das am meisten verschriebene Medikament beim PCO-Syndrom. Sie wird damit angepriesen, dass sie uns von allen Leiden befreien wird und nebenbei noch soll sie schöne Haut machen und uns vom vermehrten Haarwuchs befreien. Ärzte schrecken auch nicht davor zurück zu behaupten, dass sie den weiblichen Zyklus normalisieren wird. Das ist vermutlich der größte Trugschluss, der sich dennoch hartnäckig hält.
Die Pille verhilft dir nicht zu einem geregelten Zyklus
Du kannst die Pille als ein Pflaster für fast alle weiblichen Probleme betrachten. Deswegen wird sie so gern von Ärzten verschrieben. Sie scheint bei allem zu helfen – PMS, PCOS, Endometriose, zu lange Perioden und so weiter. Sie kann die Sebumproduktion unterdrücken, wodurch sich häufig die Haut verbessert. Sie unterdrückt Stimmungsschwankungen und befreit dich von eventuellen Schmerzen während der Mense, weil sie deine weiblichen Hormone und deren natürliche Schwankungen während des Zyklus komplett unterdrückt bzw. ausradiert. Die Blutung, die während der Pilleneinnahme entsteht, ist eine durch die künstlichen Hormone herbeigeführte Abbruchblutung.
Klingt nach einem vollen Erfolg für uns Frauen mit PCOS. Allerdings braucht es für eine echte Periode einen Eisprung, die Produktion von Progesteron und der Aufbau einer »dicken« Gebärmutterschleimhaut. Das macht Frauengesundheit aus! Unter Pilleneinnahme ist dies aber unter keinen Umständen der Fall. Es gibt weder einen Eisprung, noch kann Progesteron produziert werden oder eine einnistungsfähige Gebärmutterschleimhaut aufgebaut werden. Doch gerade dieser Ablauf und vor allem das Progesteron machen eine gesunde Frau aus.
Östrogenarten
Wusstest du, dass es drei verschiedene Formen von Östrogen (manchmal auch Estrogen genannt) im Körper gibt?
• Östron (E1): wichtigstes Östrogen in der Menopause, kann jedoch auch vermehrt bei übergewichtigen Frauen im Fettgewebe hergestellt werden. Wird zu E2 umgebaut.
• Östradiol (E2): wichtigstes weibliches Geschlechtshormon, dessen Spiegel während des Zyklus schwankt.
• Östriol (E3): wichtiges Stoffwechselprodukt von E1 und E2, das für die Schleimhäute und eine erfolgreiche Schwangerschaft essenziell ist
Während das körpereigene Östrogen (Östradiol) wichtig für den Menstruationszyklus ist und die Gebärmutterschleimhaut aufbaut, kann das synthetische Östradiol (meist Ethinylestradiol) in der Pille die Produktion von Gerinnungseiweißen anregen, was das Risiko für beispielsweise Thrombose erhöht. Körpereigenes Progesteron, das nur bei einem Eisprung ausreichend produziert wird, hat eine Vielzahl an positiven Eigenschaften, die nicht nur den weiblichen Zyklus betreffen. So bereitet es die Gebärmutterschleimhaut in der zweiten Zyklushälfte auf ein potenziell befruchtetes Ei vor, festigt das Bindegewebe, fördert den Haarwuchs und hat protektive Eigenschaften gegenüber Schlaganfällen, Herzinfarkten usw. Synthetisches Progesteron (auch Gestagen genannt) jedoch verhindert die Eireifung und somit den Eisprung (was wir uns mit dem PCO-Syndrom ja eigentlich eher wünschen würden), begünstigt eine Insulinresistenz und erhöht das Risiko für Thrombosen, Schlaganfälle und Depressionen. Was ist nun die Blutung, die du mit der Pille bekommst? Es ist eine Abbruchblutung. Etwas ganz anderes als deine Periode. Sie entsteht in der Pillenpause durch den »Entzug« der Pillenhormone, die deine Gebärmutterschleimhaut stimulieren. Eine Abbruchblutung ist also eine Konsequenz der Dosierung der künstlichen Pillenhormone. Deine Eierstöcke sind allerdings stillgelegt und produzieren keine eigenen Hormone.
Sprich, durch die Pille werden deine körpereigenen Hormone lahmgelegt und durch künstliche Hormone ersetzt. Künstliche Hormone haben jedoch wie beschrieben nicht die gleiche Wirkung auf deinen Körper wie deine körpereigenen Hormone. Dein PCOS scheint allerdings erst mal gebannt – aber eben nur, weil dein Hormonsystem durch die Pille zum Stillstand gebracht wurde. Die Ursache, also die Wurzel der Hormonstörung, wurde damit nicht angegangen. Setzt du die Pille wieder ab, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass deine Hormone in den Prä-Pillenzustand zurückfallen, und sie können sogar noch mehr durcheinandergeraten. Meist ist das der Zeitpunkt, wo dein Arzt dir wieder zur Pille rät oder zu einer anderen Hormontherapie, falls du planst, schwanger zu werden.
Die Hauptursache bleibt also bestehen – auch wenn wir mit den künstlichen Hormonen vermeintliche »Erfolge« erzielen und endlich wieder eine Blutung haben (obwohl es nur eine Abbruchblutung ist). Schau dir dazu bitte die nächste Abbildung an. Sie soll dir helfen zu verstehen, dass hinter jedem Symptom (Akne, Hirsutismus, Unfruchtbarkeit) eine oder sogar mehrere Kernfunktionen im Körper beeinträchtigt sind (zum Beispiel die Entgiftung oder die Hormone). Das wiederum passiert durch grundlegende Ursachen wie Stress, schlechte Ernährung oder emotionale Traumata.
Vielleicht siehst du jetzt, dass die Pille keine der Kernfunktionen adressiert und schon gar nicht die grundlegenden Ursachen. Natürlich könntest du behaupten, dass die Pille auf Ebene der Kernfunktion »Hormone« wirkt, doch tut sie dies nicht wirklich, wenn du in Betracht ziehst, dass sie deine