Was geschieht mit uns, wenn wir sterben?. Lisa Williams. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lisa Williams
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Эзотерика
Год издания: 0
isbn: 9783945574164
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an den runden Tisch. Diesmal ließ Nan mich die Karten mischen. Das verwirrte mich – Sue hatte das nicht getan, warum also forderte Nan nun mich dazu auf?

      Heute weiß ich, dass Nan ein Reading die Zukunft betreffend mit mir abhalten wollte und sich alle Informationen, die sie empfing, durch die Tarotkarten bestätigen lassen wollte. Dies ist eine gängige Praxis bei Readings. Sues Sitzung war nicht übersinnlich gewesen, sondern sollte ihr nur eine direkte Nachricht von ihrem verstorbenen Vater übermitteln, bei der meine Großmutter als »Medium« diente (daher kommt der Begriff). Da Nan bei der Sitzung mit Sue mit einer anderen Art von Energie gearbeitet hatte – der eines erscheinenden Geistes –, hatte sie für Sue keine Tarotkarten gebraucht.

      Das zeigt den Unterschied zwischen den Arbeitsmethoden der Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten (psychics) und der Medien. Bei einer übersinnlichen Sitzung kann der Hellseher durch Anwendung seiner Intuition und seines inneren Wissens zukünftige Vorfälle und Situationen voraussehen. Wie ich schon erwähnt habe, sind wir alle übersinnlich und haben alle Zugang zu diesem Wissen. Manchmal wird es »weibliche Intuition« genannt, manchmal auch »inneres Wissen«. Es ist das, was passiert, wenn man mit sich selbst im Gleichgewicht ist und auf sein höheres Selbst hört.

      Ein Medium hingegen ist der oder die »Vermittler(in)« zwischen zwei verschiedenen Ebenen. Ein Medium ist so etwas wie ein Radioempfänger, und die Geister sind die DJs, die das Medium dazu benutzen, ihre Nachrichten dem Menschen zu überbringen, für den die Sitzung abgehalten wird. Das Medium muss den Radioempfänger richtig einstellen und sichergehen, dass er mit dem richtigen Sender verbunden ist, damit die Botschaft so klar und korrekt wie nur möglich empfangen wird. Alle Medien neigen zu übersinnlichen Fähigkeiten, während Hellseher nur selten Medien sind. Medien wenden keine Tarotkarten, sondern andere Mittel an – zum Beispiel berühren sie einen persönlichen Gegenstand des Verstorbenen, der ihrer Klientin nahestand, berühren die Hand des Klienten oder etwas anderes.

      Meine Großmutter forderte mich also auf, die Karten zu mischen und das Deck in drei Stapel zu teilen. Im Gegensatz zur Kartenleserin in Blackpool war es ihr egal, mit welcher Hand ich das tat, was mich noch mehr verwirrte. Dann sagte Nan Frances mir, ich solle einen Stapel auswählen, den ich mir nicht ansehen wollte, und ihn beiseitelegen. Als ich das hörte, überkam mich eine gewisse Panik: Was ist, wenn ich den falschen Stapel aussuche? Verschenke ich dann meine Zukunft an ein schlechtes Kartenset? Oh Gott, was für eine schwere Entscheidung ... Diese Verunsicherung gefiel mir gar nicht, doch ich tat, was mir die Kartenlegerin damals in Blackpool geraten hatte. Ich hörte auf mein Gefühl und vertraute meinem Instinkt (auch wenn ich darauf fieberte, mir alle Karten anzusehen).

      Als Nächstes bat Nan mich, den Stapel auszusuchen, mit dem ich zuerst arbeiten wollte, und den, mit dem ich mich später beschäftigen wollte. Das fiel mir leichter, da ich ja wusste, ich würde beide Kartensets zu sehen kriegen.

      Ich fragte Nan, warum ich mir den beiseitegelegten Stapel nicht ansehen sollte. »Das ist deine Vergangenheit, und die kannst du nicht mehr ändern«, antwortete sie. »Die anderen beiden Stapel stehen für Gegenwart und Zukunft. Darauf wollen wir uns konzentrieren.«

      Ich kann also die Ereignisse, die in den Karten stehen, noch ändern?, fragte ich mich überrascht.

      Anscheinend hatte sie meine Gedanken gelesen, denn sie sagte: »Nein, vorherbestimmte Ereignisse kann man nicht ändern. Diese Ereignisse wurden längst beschlossen, damit du im Leben deine Lektionen lernst, aber du hast trotzdem einen freien Willen. Dieser freie Wille ermöglicht es dir, deine Lektionen entweder zu lernen oder nicht zu lernen. Aber wenn bestimmte Situationen eintreffen sollen, dann wird das auch geschehen.«

      Damit begann die Sitzung. Ich musste sofort an meinen Freund denken – war er »der Richtige«? Und ich dachte an die Arbeit, die ich zu der Zeit machte – würde es noch einen anderen Beruf für mich geben? Würde ich jemals als Sängerin Karriere machen? Im Rückblick waren meine Fragen und Sorgen belanglos und egoistisch, doch damals waren diese Dinge mir wichtig. Ich brauchte Antworten auf meine Fragen.

      Als die Sitzung zum Ende kam, sah Nan erst mich an und dann über mich hinweg, genauso wie die Kartenleserin aus Blackpool es getan hatte. Wie kommt es, dass Hellseher mich anstarren und dann auf irgendeinen Punkt hinter mir schauen?, wunderte ich mich.

      »Über deinem Kopf leuchtet das lila-gelbe Licht«, stellte Nan fest.

      Ich blickte fragend auf. Was für ein Licht? Es war mir noch nie aufgefallen. Doch sie erklärte es nicht näher, sondern sagte nur, sie wisse, dass ich auf bestimmte Fragen Antworten brauchte. Dann beantwortete sie meine wichtigsten Fragen. Nein, mein Freund sei nicht der Richtige für mich. Und ja, ich würde meinen Beruf wechseln.

      Jetzt, da die alltäglichen Fragen beantwortet waren, war der Zeitpunkt gekommen, mir die Dinge zu sagen, die ich nicht hören wollte. Doch vorher gab sie mir die sanfte Warnung, dass es sich um Informationen handelte, die ich wissen müsste, und dass ich gut zuhören sollte.

      Als Erstes eröffnete sie mir, ich würde berühmt werden. Na ja, wenn wir jung sind, hören wir alle gern, dass wir berühmt werden, weil die Filme und Zeitschriften uns glitzernden Glamour vorgaukeln. Aber ich wollte eigentlich nur singen. Deswegen hoffte ich, sie meinte einen Plattenvertrag in baldiger Zukunft. Doch wie weit war ich von der Wahrheit entfernt! Nan sagte, ich würde für meine Arbeit bekannt werden, und dass ich dasselbe tun würde wie sie. Ich würde ihre Arbeit fortsetzen, aber ich würde dabei auf der Bühne stehen und vor Tausenden von Menschen auf der ganzen Welt als Medium arbeiten.

      Damals war ich geschockt zu erfahren, dass meine berufliche Zukunft daraus bestehen sollte. Doch heute kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen. Zum Glück verschwand meine Oberflächlichkeit schon bald nach dieser ersten Sitzung. Das geschah durch mehrere Umstände, die mein ganzes Leben veränderten. So erkrankte ich zum Beispiel an Krebs und wurde eine alleinerziehende Mutter. (Diese und zahlreiche andere Erfahrungen, die meinen Weg geformt haben und zu meiner Tätigkeit geführt haben, schildere ich in meinem ersten Buch Life Among the Dead.)

      Heute bin ich zwar fest »in der Industrie«, wie die Arbeit in Hollywood genannt wird, doch es geht mir dabei immer noch nicht um Glitzer und Glamour. Wie vorausgesagt besteht meine Tätigkeit darin, anderen zu helfen, sich selbst zu heilen, während sie sich mit ihrer Reise durchs Leben und durch den Tod anfreunden.

      Der Beginn meiner Arbeit

      Erst nach dem Tod meiner Großmutter fing ich als professionelles Medium an zu arbeiten. Da Nan mich nicht in der Weiterentwicklung meiner Gabe trainiert hatte, war ich ganz auf mich gestellt, als ich Sitzungen für andere anbot. Glücklicherweise schlug mir eine Freundin, die einen besseren Geschäftssinn hat als ich, vor, eine Sitzung für sie abzuhalten und als Honorar 20 Pfund zu berechnen, was ungefähr 28 Euro entspricht.

      Ein Satz, den meine Großmutter gesagt hatte, ist mir bis heute geblieben: »Vertraue immer auf dein Bauchgefühl – es wird dich nie täuschen.« Die Kartenlegerin aus Blackpool hatte dasselbe gesagt. Es ist ein starkes Mantra, das ich auch meinen Schülern, die ihre eigenen übersinnlichen Fähigkeiten entwickeln wollen, mit auf den Weg gebe.

      Als ich erwachsen wurde, akzeptierte ich endlich, dass meine übersinnlichen Fähigkeiten und meine Gabe als Medium ein Teil von mir sind, den ich nicht ändern kann und vor dem ich mich auch nicht verstecken kann. Allmählich begann ich, sie anzunehmen, aber es war kein einfacher Prozess. Ich wurde von Freunden (und in geringerem Maße auch von meinen Verwandten) unterstützt, die mich dazu drängten, endlich hauptberuflich als Medium zu arbeiten – und der Welt zu verkünden, wer ich bin und was ich tue.

      Sobald ich als professionelles Medium anfing, stellte ich (zu meinem Erstaunen) fest, dass immer mehr Menschen meine Tätigkeit anerkannten. Der Arbeit als Medium haftete kein negativer Beigeschmack mehr an. Sie war nicht länger etwas, das man in zugehängten Zelten und hinter verschlossenen Türen heimlich tat. Man brauchte auch nicht mehr ein gewisser Typ in einer bestimmten Aufmachung zu sein, um die Gabe zu praktizieren. Und man brauchte sich ihrer auch nicht mehr zu schämen.

      Im Rückblick war diese neue Einstellung eine sehr befreiende Erfahrung für mich – zu wissen, dass ich nicht