Bei den vielen Sitzungen machte ich noch eine weitere Entdeckung: Je mehr ich mit meiner Gabe arbeitete, umso stärker wurde sie. Genauso wie die Spannbreite der Stimmbänder zunimmt, je mehr man singt, wurden die Informationen klarer und flossen leichter, je mehr Sitzungen ich abhielt. Anfangs machte ich Zukunftsvoraussagungen, doch dann entwickelten sie sich zu Readings, in denen ich als Medium fungierte. Beides machte mir Spaß und tut es auch jetzt noch.
Wie ich herausfand, gibt es unterschiedliche Energien, mit denen ich arbeiten kann, je nachdem, ob ich die Zukunft voraussehe oder eine Nachricht aus dem Jenseits überbringe. Ich sehe beides so, als würde ich zwei verschiedene Treppen hinaufsteigen: Entweder gehe ich die hellseherische Treppe hinauf, um für das Schicksal und die Zukunft eines Menschen offen zu werden, oder ich gehe die Treppe des Mediums hinauf, um mich für die spirituelle Welt zu öffnen. Die Treppe des Mediums erfordert jedes Mal mehr Energie, aber sie ist es wert, da sie die Menschen mit geliebten verstorbenen Mitmenschen kommunizieren lässt. Damit will ich nicht sagen, dass hellseherische Sitzungen nicht hilfreich wären, denn sie können in bestimmten Situationen viel Klarheit schaffen und Hoffnung bringen, doch für mich ist der Weg über das Medium weitaus befriedigender.
Manchmal stelle ich fest, dass ich mitten in einer Sitzung die Treppe wechseln muss, um empfangene Informationen zu überprüfen. Bei manchen Readings nahm ich zuerst die Treppe des Mediums und erhielt Informationen vom Geist der Verstorbenen, die ich dann auf ihre Richtigkeit hin überprüfen musste, indem ich zur anderen Treppe überwechselte. Das ist ein Vorgang, bei dem ich Informationen aus der spirituellen Welt gegenprüfe und sie mir bestätigen lasse. Es ist etwas kompliziert, aber es macht auch Spaß, vor allem, wenn eine Bestätigung kommt.
Genau das passierte, als eine Klientin namens Claire zu mir kam. Sie wollte Verbindung zu ihrer Großmutter aufnehmen, die hinübergegangen war, während Claire im Urlaub war. Deswegen hatten sie nicht mehr Abschied nehmen können. Sobald ich mit der Sitzung begann, meldete sich Claires Großmutter und bestätigte ihre Gegenwart, indem sie meiner Klientin persönliche Informationen gab, die nur sie wissen konnte. Es war eine wundervolle und sehr starke Verbindung.
Dann begann die Großmutter, Claire einige Dinge über ihr Privatleben mitzuteilen. Wie sie ihrer Enkelin sagte, war Claires Freund nicht der Richtige für sie. Sie würde ihn eines Morgens nach dem Aufwachen ansehen und nur sagen: »Ich liebe dich nicht mehr. Wir sollten uns trennen.« Es müssten dann zwar noch ein paar Dinge geordnet werden, doch nach der Trennung würde sich Claire viel glücklicher fühlen.
Als ihre Großmutter die Verbindung beendet hatte und auch unsere Sitzung sich ihrem Ende näherte, gestand Claire mir, dass die Botschaft sie etwas verwirrte. Wie sie sagte, entsprach eine Trennung, wie ihre Großmutter sie vorausgesagt hatte, eigentlich nicht ihrem Wesen. Ihre Bemerkung veranlasste mich, mir ihr Leben näher anzusehen und die Fakten mithilfe einer hellseherischen Sitzung abzuklären. Ich bat meinen Geistführer, mich mit Claires Geistführer in Kontakt zu bringen und mir nähere Informationen zu übermitteln. Die Energie veränderte sich und ich spürte jenes leichtere Gefühl, das sich oft bei einer hellseherischen Sitzung einstellt. Und dann strömten die Informationen.
Mein Geistführer zeigte mir eine Vision, in der Claire Koffer und Kisten packte, doch es waren eindeutig nicht Claires Koffer. Wie sich herausstellte, sah ich die Szene, in der Claires Freund auf ihre Aufforderung hin auszog und sie ihm beim Packen half. Ich konnte auch einen Zeitrahmen erkennen, in dem all das geschehen würde. Die Vision entsprach genau dem, was ihre Großmutter vorausgesagt hatte.
Achtzehn Monate später begegnete ich Claire zufällig beim Einkaufen. Sie erzählte mir, was sich seit unserer Sitzung in ihrem Leben verändert hatte. Was ihre Großmutter und mein Geistführer vorausgesagt hatten, war eingetreten: Claire hatte ihren Freund gebeten auszuziehen und war jetzt viel glücklicher, genau so, wie ihre Großmutter es vorausgesehen hatte.
Wie ich meine Gabe heute nutze
Mittlerweile arbeite ich seit vielen Jahren als Medium und kommuniziere beinahe täglich mit dem Jenseits. Im Gegensatz zu damals, als ich noch ein Kind war, ist es heute meine freie Entscheidung, offen dafür zu sein und es zuzulassen, dass Geister durch mich Nachrichten an geliebte noch lebende Menschen übermitteln. Klipp und klar ausgedrückt: Ich spreche mit den Toten!
Das ist nichts anderes als das, was schon in vielen Filmen und Fernsehsendungen über Hellseher und Medien berichtet wurde – darunter Ghost Whisperer, Medium, Der sechste Sinn und Ghost – Nachricht von Sam und viele andere. Der einzige Unterschied ist, dass ich es wirklich tue. Ich kommuniziere und gebe Botschaften der Liebe, des Trostes, der Hoffnung und der Heilung von geliebten Menschen weiter, die ins Jenseits übergegangen sind.
Mein Weg war kein einfacher. Selbst heute noch kommen mir manchmal Zweifel, aber ich liebe das, was ich tue. Unterwegs musste ich viele Lektionen des Lebens lernen und ich habe immer noch nicht ausgelernt. Es ist ein Lernprozess, den Sie besser verstehen werden, wenn Sie das Buch gelesen haben. Während ich mich weiterentwickle, erstaunen mich die verstorbenen Seelen immer wieder aufs Neue und lockern das Ganze auf, indem sie irgendetwas Unerwartetes bringen. So weiß ich nie, was dabei herauskommt. Das ist auch der Grund, warum ich meine Klienten vor jeder Sitzung frage: »Wollen Sie (wirklich) alles wissen?«
Für mich ist die Arbeit als Hellseherin und Medium ein Traumjob. Ich finde es wundervoll, die Gelegenheit zu bekommen, Menschen zu helfen, den Verlust eines geliebten Angehörigen zu verarbeiten, ihnen die Chance geben zu können, Abschied zu nehmen, bei der Lösung eines Rätsels oder der Aufklärung eines Mordes zu helfen oder auch einfach nur zwei Seelen miteinander in Verbindung zu bringen und ein Gespräch zwischen ihnen zu ermöglichen. Häufig werde ich gefragt: »Empfinden Sie Ihre Fähigkeit als Geschenk oder als Fluch?« Dann muss ich lachen. Für mich ist sie immer ein Geschenk – ein Geschenk, ohne das ich mir mein Leben gar nicht mehr vorstellen kann.
Kapitel 2
Skeptiker und Zyniker
Vielleicht haben Sie schon mal einen Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten oder ein Medium aufgesucht. Vielleicht haben Sie eine solche Erfahrung auch noch nie gemacht. Wie auch immer – es kann Ihnen so gehen wie vielen Menschen, die die Echtheit des Kontakts mit der spirituellen Welt anzweifeln und sich fragen, was es bringt, dieses Buch zu lesen. Dazu sage ich: Lassen Sie sich durch Ihre Überzeugung oder Meinung nicht davon abhalten, sich mit den Chancen auf Wachstum und Heilung zu befassen. Eine offene Einstellung kann sich unendlich lohnen.
Die unterschiedlichen Reaktionen
Jeder hat andere Gründe, warum er Verbindung mit dem Jenseits aufnimmt, und die Reaktion des Einzelnen fällt je nach der Botschaft, die er empfängt, anders aus. Die meisten Leute holen sich das aus der Kommunikation, was sie gerade brauchen. Sie nehmen nur das auf, was ihnen zum jetzigen Zeitpunkt hilft. Es kann sein, dass sie die ganze Botschaft erst später begreifen oder sich irgendwann wieder daran erinnern und sie erst dann für ihren Heilungs- und Entwicklungsprozess nutzen können. Andere nehmen die gesamte Information bereitwillig an und verstehen, dass sie einen tieferen Sinn hat.
Wiederum andere kommen wegen eines Readings zu mir und sind unsicher, was sie von der erhaltenen Mitteilung halten sollen. Sie sind skeptisch oder haben möglicherweise sogar eine zynische Einstellung, die es ihnen schwermacht, das anzunehmen, was ich als Tatsache akzeptiere. Dieses Kapitel befasst sich mit ihren Reaktionen, denn ich halte es für wichtig, ohne Umwege auf die realen Reaktionen der Leute einzugehen und den Lesern meine Sicht verständlich zu machen.
Skeptiker und Zyniker unterscheiden