Shakespeares Sternenritt. Uta Rabenstein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uta Rabenstein
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783946433101
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schockfrosten.«

      »Nein, das wirst du nicht!«, flüsterte Kassandra mit einem Anflug von Panik in der Stimme. »Wenn du mich schockfrostest, werde ich sofort ungenießbar!«

      »Dieser Fall ist in meinem System nicht einprogram­miert. Ein Stück Fleisch verdirbt bei so hohen Temperaturen schnell. Du willst doch nicht nach Verwesung stinken?«

      »Ich verwese nicht, ich lebe«, versuchte Kassandra so ruhig wie möglich zu erklären, während er innerlich bebte. »Dadurch konserviere ich mich selbst.«

      »So etwas gibt es nicht. Ich werde jetzt meinen Superfrostaggregat einschalten.«

      Schweißperlen liefen Kassandra in die Augen und brannten. Sein Atem ging keuchend. Er hatte seinem Schicksal doch kein Schnippchen schlagen können, sein Tod war unausweichlich, egal ob sein Leben nun im warmen Operationssaal oder in dieser engen Eiskiste endete.

      Ein Summen ertönte und brach nach wenigen Augenblicken wieder ab, dann meldete sich die wesenlose Stimme erneut. »Meine Akkumulatoren sind fast leer. Es tut mir sehr leid, dich nicht bei der notwendigen Konservierungstempe­ratur aufbewahren zu können.«

      Trotz seiner Erleichterung glaubte Kassandra, kurz vor dem Ersticken zu stehen. So knapp konnte die Atemluft innerhalb der kurzen Zeit doch nicht geworden sein! Mit einem unsanften Ruck wurde der Kühlschrank abgestellt. Kassandra widerstand dem Impuls, sofort die Tür aufzustoßen und ins Freie zu springen.

      »Gleich werde ich an eine Energiequelle angeschlossen. Dann funktioniert auch wieder die Türverriegelung. Ich hoffe, du verzeihst mir die Verzögerung. In wenigen Minuten kann ich dich endlich auf minus achtzig Grad herunter­kühlen.«

      Kassandra zögerte nicht länger, stieß die Tür auf und kroch heraus. Ein paar Sekunden schloss er geblendet die Augen, während die Kühlschranktür mit einem Zischen zufiel, dann richtete er sich auf.

      Niemand stand in der Nähe und von den weiter entfern­ten Gestalten beachtete ihn keiner. Langsam, um nicht aufzufallen, wanderte er durch die Halle und atmete tief die staubfreie, nach den unendlichen Weiten des Weltalls oder, weniger poetisch ausgedrückt, nach Metall und Antriebsstoffen riechende Luft des Hangars ein.

      Sein Kopf wurde wieder klar und er schaute sich um: Hier standen sie alle, die Raumschiffe, Schlüssel zu fremden Welten, wo die Antworten auf seine brennenden Fragen zu finden waren.

      Zum Greifen nah und trotzdem unerreichbar erschienen sie ihm. Der Mut verließ ihn, und in seiner Verzweiflung blieb er einfach stehen. Gerade war er einer tödlichen Gefahr entronnen, aber sicher lauerte die nächste bereits auf ihn.

      Welchen Sinn hatte es, weiter ziellos in den Hangar­hallen herumzuirren? Einen Weg zurück gab es nicht mehr, abgesehen davon, dass er ganz sicher nicht sterben wollte für jemanden, der ihm nicht einmal für sein selbstloses Opfer dankte. Aber wie sollte er ein Raumschiff in seine Gewalt bringen und wohin sollte er fliehen? Die Inspekto­ren hatten seine Spur aufgenommen und würden ihn finden, egal in welchem verborgenen Winkel dieses Planeten er sich vor ihnen versteckte.

      Ihm wurde bewusst, dass er schon eine Weile vor einem fast winzig zu nennenden schwarzen Raumgleiter stand, den er anstarrte, ohne dass sein Gehirn die visuellen Informatio­nen aufnahm. Dicht hinter ihm ertönte eine leicht quäkende Stimme, die ihn zusammenzucken ließ.

      »Hey, gut, dass Sie schon etwas früher gekommen sind. Sie können sofort für die Registrierung der Zugangsdaten mitkommen. Na, wie fühlt man sich so vor dem ersten Probeflug nach der Flugschulprüfung?«

      Zum Glück funktionierte sein Verstand nach kurzem Aussetzer und er entgegnete geistesgegenwärtig: »Ich ... ich freue mich darauf.«

      Nach wenigen Minuten war die Registrierung komplett. Seine Handinnenflächen würden als Schlüssel für den kleinen Raumgleiter dienen und nur auf ihn würden die Sensoren des Steuerungscomputers reagieren.

      »Na denn, guten Flug. Eigentlich wären Sie erst nach dem nächsten Staubwindzyklus dran gewesen. Wollen Sie gleich los oder lieber noch einen Mondumlauf warten? Dann soll nämlich weniger Staub in der Atmosphäre sein und der Blick von oben auf unseren Planeten ungetrübt. Sogar die inneren Ringe könnten Sie dann gut erkennen.«

      Spätestens nach dem Abflauen des Staubwindes würde Kassandras Schwindel auffliegen! Schlagartig wurde ihm bewusst, dass sich soeben das Tor in die Freiheit für eine kurze Zeitspanne geöffnet hatte. Lautlos sprach er ein kurzes Dankgebet dafür, dass sie heute vergessen hatten, ihm die Droge zu geben.

      »Ich fliege jetzt gleich, dann habe ich es hinter mir«, antwortete er mit fester Stimme dem Mann neben ihm.

      »Wie Sie wollen. Kommen Sie heil zurück!«

      Kassandra presste seine vor Aufregung vibrierenden Handflächen gegen das Hologramm seines Ringplaneten auf der ansonsten makellos schwarzen Oberfläche des Gleiters.

      Gehorsam öffnete sich die Einstiegsluke und schloss sich lautlos hinter ihm, nachdem er sich in das Innere gezwängt hatte.

      Als Erstes holte er vom Kontrollzentrum die Starterlaub­nis. Langsam setzte sich sein Raumfahrzeug in Bewegung und glitt durch die Schleuse zur Startrampe.

      »Herzlich willkommen an Bord der Flexis!«, begrüßte ihn unerwartet eine melodiöse weibliche Stimme. Vor Schreck fuhr Kassandra zusammen.

      »Mein Name ist G5R4, aber ich würde es außerordent­lich schätzen, wenn Sie mich Brunhilde nennen würden. Ich werde Ihren Aufenthalt im Weltraum so angenehm wie möglich gestalten und Ihnen jeden Wunsch erfüllen. Was kann ich für Sie tun?« Der Dienstroboter hatte sich direkt vor Kassandras Nase auseinandergefaltet und funkelte nun erwartungsvoll mit den Leuchtdioden.

      »Dass wir so schnell wie möglich von diesem Planeten verschwinden«, knurrte Kassandra nervös. Rasch gab er mit zitternden Klauen an der Konsole die Koordinaten einer weit entfernten Galaxie ein. Ein Glück, dass er im Fernunterricht immer gut aufgepasst hatte.

      »Definitiv kein signifikantes Problem«, gurrte der Robot zärtlich. »Ich werde den Hauptcomputer veranlassen, nach dem Start so bald wie möglich das nächstgelegene Wurmloch zu durchtunneln.«

      Ein kurz aufflackerndes blaues Lämpchen im Schulterbereich der dürren, aus Metallstäben bestehenden Konstruktion zeigte die erfolgreiche Datenübertragung an die Zentralsteuerungseinheit an.

      Kassandra schlüpfte ungeschickt in den ungewohnten Leichtfaser-Raumanzug, während der Countdown startete.

      Als er sich festschnallte, brach im Kontrollzentrum Verwirrung aus, wie aus dem Stimmendurcheinander aus seinen Kopfhörern unschwer zu erkennen war.

      Bei »drei« erhielt er den Befehl, den Startvorgang umgehend abzubrechen. Ihm war, als hörte er aus Brunhildes Richtung ein leises Kichern, aber sicher lag das nur an seinen zum Zerreißen angespannten Nerven.

      Kapitel 2

       Kira

      Sprachen

      Die Sprache ist eine wichtige Kommunikationsform. Die bewusste Kommunikation wird durch Lautsprache, Gebärdensprache und Schriftsprache vollzogen, die unbewusste z. B. durch Körpersprache. Im Universum existieren unzählige Sprachen, bei deren Auflistungsversuchen schon mancher wahnsinnig wurde. Zum Glück wurde das Problem eines Sprachwirrwarrs mit Hilfe einer künstlich geschaffenen Plansprache gelöst. In diesem Sinne: Lernu Esperanton! Estas strange, sed tiu lingvo farigxis la pley grava de la universo! – Lernt Esperanto! Es ist seltsam, aber diese Sprache wurde die wichtigste des Universums! Diese fast vergessene Kunstsprache Terras, die am Anfang unseres Jahrtausends nur noch von einer Handvoll Menschen (höchstens drei Millionen) verstanden wurde, holten die Invasoren von Cygnus Tau aus der Mottenkiste. Sie hielten Esperanto fälschlicherweise für die Sprache der Eingeweihten Heiligen Zamenhofs. Außerdem löste der wunderbare Klang bei ihrem Obersten Röbbler einen Heiterkeitsanfall aus und heilte ihn so von einer schweren Depression. Seitdem breitet sich Espe­ranto unaufhaltsam in den Galaxien des Universums aus und wird inzwischen von mehreren Tausend Lebensformen für die Verständigung genutzt.