Shakespeares Sternenritt. Uta Rabenstein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uta Rabenstein
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783946433101
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das ihn trocken halten sollte, denn es stiegen feine Dampfwölkchen von dem Stoff auf.

      Ph'flz stieß einen Schwall wasserdampfgesättigter Luft aus seiner Atemöffnung: Auf dem Planeten Terra herrschte verkehrte Welt! Wie konnte man sich außerdem mit nur zwei Armen und Beinen begnügen?

      Und welch hässliches Gestrüpp wuchs diesem Typ aus dem Kopf? Sogar ober- und unterhalb der Mundöffnung standen ekelhafte gelbbraune Keratinbüschel.

      Ph'flz' Verdauungstrakt geriet vor Abscheu in Aufruhr, und seine Tentakel senkten sich zusehends. Zischend entwich erneut Luft aus seiner Atemritze und er schwankte leicht hin und her, da hierdurch die Spannung in seinen Saugnäpfen nachließ.

      »Ich grüße dich, Duke Swampwalker«, begann Mawan feierlich und ließ einen Schleimpfropf auf den Boden platschen. Er setzte nur seine telepathischen Fähigkeiten ein, offenbar verstand der Erdling keine Fraktalsprache. »Ich vertraue dir das Leben des von mir erzogenen Ph'flz an, den du zum Intergalaktischen Rat bringen wirst. Er ist Überbringer einer wichtigen Botschaft.«

      »Na denn Prost«, gab Duke Swampwalker herzlich zurück und beförderte eine winzige grüne Schleimkugel neben Mawans Pseudobeine. »Auch wenn ich euch nur mit einem Frosch aus meinem Hals begrüßen kann: Willkom­men an Bord, Ffflz.«

      Er artikulierte den Namen natürlich völlig verkehrt und merkwürdigerweise bewegte er beim Denken die Mundöff­nung.

      Nachdem Swampwalker noch einen Kosmischen Eingeweidebeißer herunter gekippt hatte, begleitete er die beiden anderen an Bord des Raumschiffes.

      Im Rumpf befanden sich etliche Beulen »von einem Meteoritenschauer, in den ich überraschend geraten war, als ich aus einem Wurmloch auftauchte – hatte mich ein wenig bei der Berechnung der Koordinaten vertan«, wie Ph'flz' zukünftiger Pilot leichthin erklärte.

      Ph'flz, der staubtrockene Furcht in sich aufsteigen spürte, zählte schnell seine Bauchtentakel, um sich selbst zu beruhigen.

      Mawan warf mit zwei seiner Augen einen besorgten Blick auf die nunmehr völlig kraftlos herabhängenden Kopftentakel seines Schutzbefohlenen, während er mit den drei anderen Augen das Innere des Raumschiffes kritisch begutachtete. Offensichtlich zufrieden wandte er sich Ph'flz zu. »Du kannst dich in der Obhut dieses erfahrenen Piloten völlig sicher fühlen«, übermittelte er seine Gedanken so, dass auch Swampwalker sie verstand. »Er wird dich unversehrt zum Präsidialrat bringen. Vertraue einem alten Freund deines Erziehers.«

      Langsam beruhigte sich Ph'flz wieder und seine Tentakelkränze richteten sich zaghaft auf.

      »Glaub Mawan, was er sagt. Ich war mal der beste Pilot der Galaxis und kann es immer noch mit den jungen fanfaronuloj aufnehmen. Diese Angeber wissen doch gar nicht mehr, wie man ein so altes Raumschiff steuert. Die modernen Geräte haben alle möglichen Sicherheits- und Warnsysteme wie Antivibrationsautomatik und Meteoritenschutzschirm eingebaut, damit kann doch jeder Idiot umgehen, ohne dass er seinen Grips anstrengen müsste.

      Aber die hier«, er tätschelte liebevoll die durch Kratzer ramponierte Wandung, »muss man noch richtig mit Gefühl steuern. Wenn man sie gut behandelt, ist sie das zuverlässigste Mädchen, das ich kenne. Belega spacosxipo!«

      Nach diesem Wortschwall, dessen Bedeutung Ph'flz nicht ganz begriffen hatte, ging Swampwalker zur Steuerkonsole und gab die Startkoordinaten ein.

      Mawan tat etwas ganz Merkwürdiges: Er wedelte dem Piloten mit einigen seiner Bauchtentakeln zu.

      Swampwalker winkte mit einer seiner wenigen Gliedmaßen zurück.

      »Eine Abschiedsgeste«, kombinierte Ph'flz. Die fünf Anhängsel der oberen Extremität dieses Terrestriers besaßen ohnehin nur sehr grobmotorische Fähigkeiten, wie er inzwi­schen bemerkt hatte – kein Vergleich mit seinen eigenen Tentakeln, durch die er sogar feine elektrische Impulse übersenden konnte, die auf manche Spezies sehr beruhigend wirken sollten, wie ihm Mawan oft stolz erzählt hatte. Selbst tobende, geistig verwirrte Geschöpfe ließen sich angeblich auf diese Weise normalisieren.

      Nachdem Mawan das Raumschiff verlassen hatte, fühlte sich Ph'flz so allein wie damals, als er von seinen Erziehern hatte Abschied nehmen müssen. Aber ihm blieb keine Zeit, sich seinem Elend hinzugeben: Swampwalker erklärte ihm, wie er sich in einen Raumanzug zwängen sollte, der zum Glück von innen feuchtigkeitsdurchtränkt war.

      Der Terrestrier fischte eine kleine Flasche aus seinem Raumanzug und trank sie leer.

      Sicher war dies ein Mittel, um ein Lebewesen mit derartig mangelhaften Körperfunktionen den Start ins Weltall besser überstehen zu lassen, vermutete Ph'flz.

      Dann schnallten sich beide fest und die rote Anzeigetafel blinkte im Rhythmus des Countdowns.

      Als sie abhoben, starrte Ph'flz ungläubig auf den Monitor, der Bilder von seinem Heimatplaneten zeigte. Eine gigantische Flutwelle wälzte sich gerade über den Nachbarkontinent und würde in wenigen Zeiteinheiten auch den seinen erreichen. Der Anblick der verheerenden Wassermassen war mehr, als er ertragen konnte.

      »So ein Start nimmt einen ganz schön mit«, drang Duke Swampwalkers Gedanke in Ph'flz' Gehirn. »Ich wusste nicht, dass du ein so sensibler Bursche bist. Aber gleich werden wir beide sowieso für ein paar Sekunden in die Unendlichkeit eintauchen. Bereit zum Wurmlochtunneln!«

      Die Umrisse der Steuerzentrale um ihn herum verschwammen, sie lösten sich förmlich in kleine Pixel auf, die sich in alle Richtungen versprühten. Dann war es kurze Zeit absolut dunkel.

      Ph'flz hatte den Eindruck, dass sich sein Körper unendlich ausdehnen würde, um dann wieder auf Normalgröße zusammenzuschrumpfen.

      Endlich wurde die Umgebung wieder heller.

      Seltsam, die Steuerzentrale hatte sich irgendwie verändert. Wo war sein Gungimop geblieben? Der Monitor war verschwunden und mit ihm Duke Swampwalker.

      Stattdessen drangen schmerzerfüllte telepathische Signale in seinen Kopf.

      Die Pein schien so stark zu sein, dass die Kreatur, die sie aussandte, zu keinem klaren Gedanken mehr fähig war.

      Ph'flz' Tentakel begannen zu vibrieren.

      Kapitel 4

       Die Geronin

      Symbiose

      Mit Symbiose wird das Zusammenleben verschiedener Arten zum gegenseitigen Vorteil bezeichnet. Das, was bei Angehörigen ein und derselben Spezies meist überhaupt nicht funktio­niert, nämlich das friedliche Zusammenleben, gelingt hierbei hervorragend. Man kann die Symbiose unterteilen in lockerere Beziehungen, bei der beide Arten noch getrennt lebensfä­hig sind, und eine enge Beziehung, bei der ein Partner nicht mehr ohne den anderen existieren kann. Bei letzterer sind die Stoffwechsel- und Nahrungsprodukte des einen Partners für den anderen unbedingt lebensnotwendig. Eine spezielle Form der Symbiose ist die Endosymbiose, wobei einer der Partner im Inneren des anderen lebt. Handelt es sich bei den Endosymbionten um intelligente Lebewesen, kann die Symbiose etwas nervig werden, besonders, wenn die Bewohner der Innereien zu allem ihren Senf dazugeben müssen.

      Edwina hoffte, dass ihre Rettung noch rechtzeitig kommen würde. Der letzte Symbiont war zwar im Moment noch gesund und munter wie ein eridanischer Teppichklopfer in seiner Staubwolke, aber das konnte sich rasch ändern.

      Die anderen waren längst ausgeschieden worden. Sie hatte ihn anfangs von den ursprünglich Fünfen am wenigsten gemocht, weil er mit Vorliebe mit unüberlegten Bemer­kungen zwischen ihre Gedankengänge funkte, aber ohne ihn hätte sie nur noch eine Dekade, bis alle Organe ihre Funktion einstellen würden.

      Was am Ende ihres in galaktischen Dimensionen langen Lebens natürlicherweise passieren würde, erwischte sie jetzt, wie manche Völker es ausdrückten, in der Blüte ihrer Tage. Und wenn sie nur noch als ätherischer Energiestrom durch die Weiten des Alls sausen würde, stünde es wahrhaft schlecht um den intergalaktischen Frieden.

      Seit die Mo'har ihre aggressiven Feldzüge mit wachsen­der Präzision und Gründlichkeit durchführten, war es schlimm