Aber nun ist der Heilige Geist dran, er hat die Aufgabe, uns zu lieben, und er liebt von ganzem Herzen bis hin zum Zustand des Begehrens und Eiferns.
Wer die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist sucht, wer sich wirklich Zeit dafür nimmt, wer die Offenbarungen Gottes über den Heiligen Geist ernst nimmt und bejaht, wird mehr und mehr in seinem Herzen erleben, wie dieser Geist, der in ihm wohnt, wirklich liebt, begehrt und um ihn eifert.
Der Natur des Heiligen Geistes gemäß ist das, trotz der starken Worte, nicht ein lautes und lärmendes Verhalten. Der Heilige Geist liebt diskret, aber heftig. Er kann unsererseits aber auch abgewiesen werden und erlebt diese Zurückweisung sehr schmerzhaft, weswegen das Wort Gottes sagt, dass der Heilige Geist durch unser Verhalten betrübt und gedämpft wird.
Epheser 4,30
Und betrübt nicht den Heiligen Geist, mit dem ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung hin.
1. Thessalonicher 5,19
Den Geist löscht nicht aus!
Aus dem Textzusammenhang wird deutlich, dass die Betrübnis, die wir beim Heiligen Geist auslösen, überwiegend dadurch zustande kommt, dass wir uns unabhängig verhalten, womit wir uns gleichzeitig gegen Gemeinschaft, Liebe und Hilfe aussprechen.
3.2 Die höchste Lust des Heiligen Geistes: uns lieben zu können
Wir sind dabei, die Liebesbeziehung, die der Heilige Geist zu uns aufbaut, kennenzulernen. Wie geht es nun weiter? Im Vers 6 lesen wir, dass er, der Heilige Geist, um so reichlicher Gnade austeilt, weswegen es auch heißt:
Sprüche 3,34
Ja, mit den Spöttern treibt er seinen Spott, den Demütigen aber gibt er Gnade.
Wir werden diesen Vers nur dann richtig verstehen, wenn wir gedanklich eine Brücke zwischen Jakobus 4, Vers 5 und 6, schlagen und ein Verständnis von dem Zusammenhang zwischen beiden Versen bekommen. Oder fragen wir anders: Was geschieht eigentlich, nachdem wir die Liebe, das Begehren und das eifernde Werben des Heiligen Geistes um uns erkannt haben? Die normale Reaktion, die auch der Heilige Geist bei uns sehen will, besteht doch darin, dass wir uns lieben lassen. Das wird offenbar auch hier vorausgesetzt.
Wenn wir uns vom Heiligen Geist lieben, begehren und um uns eifern lassen, weil uns das so gut tut, weil das schön ist und weil es aufbaut und das Selbstwertempfinden stärkt, dann führt das nicht nur zu einer Reaktion bei uns, die wir das Ziel seiner Liebe sind. Es geschieht noch mehr auf seiner Seite: Der Heilige Geist ist so erfreut und begeistert darüber, dass wir uns lieben lassen und seine Liebeserweise annehmen, dass er in seiner Freude und Lust darüber noch mehr gibt.
Diese Reaktion wird nun im Vers 6; »dann gibt er desto reichlicher Gnade« beschrieben. Diese Formulierung, »desto reichlicher Gnade geben«, schließt ein, dass dieser Gnadenerweis eine Reaktion auf unser vorheriges Verhalten gegenüber seiner Liebe ist. Gemeint ist Folgendes: Je mehr wir uns lieben und begehren lassen, je intensiver wir uns seiner Liebe hingeben, sie annehmen und dann auch erwidern, um so reichlicher gibt der Heilige Geist anschließend weitere, zusätzliche, eben reichlichere Gnade. Das ist die Mitte der Geisteserfahrung, wie wir sie heute erleben sollen. Wenn wir uns lieben lassen, erfreuen wir den Heiligen Geist so sehr, dass er uns daraufhin noch mehr an Zuwendung, jetzt in Gestalt von reichlicherer Gnade, gibt.
Mit dem Empfangen von Liebe drücken wir aus, dass wir Liebe brauchen, dass wir uns in der Mitte unserer Person und in unserem Herzen, dort, wo unser Icherleben und unser Wertgefühl beheimatet sind, allein und einsam fühlen und Liebe begehren. Mit dem Empfang von Gnade wird uns dann jede weitere Form von Segnung zuteil. Das kann ein Segen für die Seele, eine Gunsterweisung in körperlicher, materieller oder sozialer Hinsicht, ein vermehrter Zustrom von Autorität, Glaube, Heilungskraft, oder eine Gnadengabe sein.
So sehen wir auch in diesem Zusammenhang die alte Regel, die wir in der Schrift immer wieder finden, jetzt aber mit mehr Farbe und Dynamik ausgestattet, dass der Herr uns zuerst einmal innerlich begegnen will, um uns dann in allen anderen Bedürfnissen reichlich mit seiner Gnade zu überschütten.
3.3 Eine neue Definition von Demut
Ich will die Gedankenkette, durch die der Heilige Geist uns in diese Erfahrungen hineinführt, noch Weiterknüpfen. Gnade, die der Heilige Geist nach empfangener Liebe freisetzt, wird im Worte Gottes in einen theologischen Zusammenhang gestellt, der doch überraschend ist. Die Tatsache, dass wir auf diesem Wege Gnade empfangen, verbindet Jakobus mit dem folgenden Schriftwort.
Sprüche 3,34
Ja, mit den Spöttern treibt er seinen Spott, den Demütigen aber gibt er Gnade.
Wer also Gnade empfängt, muss die Haltung von Demut eingenommen haben. In diesem Zusammenhang heißt das, sich lieben zu lassen – was ja die Erfahrung vor der Mitteilung von Gnade ist – ist ein Ausdruck von Demut, woraufhin der Heilige Geist umso mehr Gnade gibt.
Das ist schon eine ungewöhnliche, aber sehr wohltuende Definition von Demut. Und sie ist durch und durch logisch. Es kann sich nämlich nicht jeder lieben lassen, auch wenn er das meint und lauthals bekennt. Man braucht ein gehöriges Maß an Ehrlichkeit und Einsicht, dass man sich von einem anderen abhängig machen soll und Hilfe braucht, um sich wirklich als Person lieben zu lassen und sich nicht nur mit äußeren Geschenken beschenken zu lassen. Seelsorger und Psychologen können ein Lied davon singen, in welch hohem Maße die Menschen in der modernen Gesellschaft liebesunfähig und deshalb auch nicht imstande sind, in Beziehung zueinander zu treten. Dahinter steht einfach jene harte Herzensverfassung, die es nicht wahrhaben will, dass man externe Hilfe braucht.
Liebe zu empfangen, ist also ein Beweis einer demütigen Haltung. Ich glaube, das ist die schönste und die leichteste Form, um Demut zu lernen. Der Heilige Geist, der ständige Helfer, hilft uns auch dabei! Dank sei ihm dafür. So viele Gläubige haben – ich habe es bereits gesagt – ganz erhebliche Mühe, sich vom Heiligen Geist lieben zu lassen. Aber wir konnten auch sehen, dass durch das beharrliche Werben des Heiligen Geistes und durch Ermutigung unsererseits, die allermeisten Gläubigen schließlich doch zu dieser Erfahrung durchdringen. Demut ist mithin etwas völlig anderes als das, was viele Menschen, auch Gläubige, in ihren Vorstellungen oder auch nur Ahnungen an Bedrohlichem oder Beklemmendem mit ihr verbinden. Sie ist nicht der krampfhafte Versuch, den »unteren Weg« zu glorifizieren, Mangel, Krankheit und Not zu verherrlichen oder das Unangenehme zum Angenehmen umzuetikettieren. Demut ist Ausdruck von Wahrhaftigkeit, die uns zur Einsicht führt, dass wir aus uns selbst heraus weder etwas sind, noch etwas haben und deswegen dringend Liebe und Beistand brauchen. Mit der Liebe bekommen wir alles andere, was gut und schön ist.
Dieses alles schwingt mit, wenn wir uns dem Heiligen Geist ausliefern. Es handelt sich dabei nicht um eine nachträgliche Überinterpretation, durch die wir alles Mögliche an theologischen Gedanken in diese Erfahrung hineinstecken. Dies ist daran erkennbar, dass die allermeisten Gläubigen im Umgang mit dem Heiligen Geist wirklich starke Innenerfahrungen emotionaler und auch vegetativer Art machen. Die Liebe des Heiligen Geistes ist real, sie ist drängend und so stark, dass sie gewaltigste seelische und körperliche Reaktionen auslöst.
Die Beobachter, die sich das von außen distanziert ansehen, können diese Hintergründe nicht erkennen und werden deswegen ein Opfer ihrer Außenposition und ihrer Unkenntnis. Wenn sie erst einmal diese Haltung eingenommen haben, dann werden sie alles, was sie sehen, als Argument nutzen, um sich dagegen auszusprechen. Die Aufrichtigen aber, also diejenigen, die ihren Mangel wahrnehmen und es leid sind, sich selbst helfen zu wollen, werden vom Heiligen Geist erfasst. Diese gegenwärtige Bewegung des Heiligen Geistes ist eine Bewegung der Erfrischung und der Erneuerung. Ich glaube, dass die Erweckung, die dann der nächste Abschnitt ist, nicht lange auf sich warten lassen wird.
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