Es wird hier Folgendes ausgesagt: Wenn wir die Liebe Gottes erfahren wollen, so sollen wir sie durch den Geist, der ein Geist der Liebe ist, empfangen. Schließlich wird uns in Römer 15,30 verraten, dass die göttliche Liebe wohl grundsätzlich eine Liebe des Geistes ist.
Römer 15,30
Ich ermahne euch aber, Brüder, durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes...
Diese Schriftworte machen es deutlich. Der Heilige Geist ist auch im Hinblick auf Liebesausteilung die zuständige göttliche Person. Er ist ein Geist der Liebe, während die Liebe eine Liebe des Geistes ist, und er gießt diese Liebe in unsere Herzen aus. Und das ist genau das, was die Christen heute erfahren und was sie eigentlich von jeher erleben sollten.
Ohne die Liebe Gottes, die eine übernatürliche Liebe, ohne Bedingung, unverdient und nicht verdienbar ist, bleibt unsere Nachfolge fade und langweilig. Sie degeneriert nach einiger Zeit unweigerlich zu einer Form von religiöser Ideologie. Was uns aus einer solchen Entwicklung herausholen kann und immer wieder neu erfrischt und belebt, das ist die göttliche agape, die Liebe Gottes.
Indem nun der Heilige Geist seine Liebe immer wieder in unser Herz hineingibt, sorgt er nicht nur für die Erquickung und Erneuerung einzelner, sondern auch ganzer Gemeinden. Darauf wird schließlich deren Nachbarschaft neugierig.
Das Interessante an dieser Erfahrung ist nun, dass der Heilige Geist sich bei der Austeilung von Liebe ganz genau an das hält, was er in seinem Wort beschrieben hat und was dem Wesen der Liebe entspricht. Die Liebe wird geschenkt und wir werden in Liebe gebadet, sofern wir unsererseits genau wissen, dass wir keine Liebe aufbringen oder erzeugen können, und dass wir sie nicht verdienen können.
Das ist der springende Punkt. Wo jemand, in religiöser Haltung und Verkennung seiner Liebesunfähigkeit, doch so etwas wie Liebe aus seinen eigenen Rippen herauspressen will und mit sozialem Verhalten seine Vortrefflichkeit beweisen will, geht er leer aus! Das was uns lehrmäßig und intellektuell früher schon bekannt war, wurde nun auf einmal ganz praktische Wirklichkeit. Der Heilige Geist zeichnet die Linie nach, zum Beispiel in der folgenden Schriftstelle.
1. Johannes 4,10
Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat...
Das Wort Gottes legt Wert darauf, dass die ganze Abhandlung über Liebe damit beginnt, dass nicht wir lieben, sondern dass Gott zuerst geliebt hat. Die Definition der Liebe beginnt, wenn sie schriftgemâß erfolgt, mit einer Antithese: Liebe ist die Einsicht, dass ich selbst nicht lieben kann und dass ich die Liebe von Gott brauche. Dementsprechend ist auch der Fortgang in dem Kapitel:
1. Johannes 4,16 u.19
16 Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. 19 Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.
Vers 16 verrät uns sehr deutlich, dass Gott Liebe ist, und dass wir diese Liebe erkennen und im Glauben übernehmen sollen, um dann anschließend in der Liebe zu verharren, das heißt, sich weiter lieben zu lassen und dadurch auch in Gott zu bleiben.
Diese theologischen Zusammenhänge bringt nun der Heilige Geist zum Leben. Er macht jedem unter uns, der wirklich etwas erfahren will, klar, dass die Liebeserfahrungen sehr einseitig sind. Wir sollen uns lieben lassen, wir sollen uns der Liebe hingeben und dann auch in der Liebe bleiben. Allerdings sollen wir auch unsere geistlichen Augen auftun, um sie zu erkennen, das heißt, wahrzunehmen, dass Gott ein Gott der Liebe ist, um ihm dann seine Liebe abzunehmen. Vor dem Nehmen kommt das Erkennen. Wer nicht den Charakter Gottes, der ausschließlich von Liebe und Güte bestimmt ist, wahrnimmt, wird von Gott nicht nehmen können.
Erst danach (Vers 19) werden wir aufgefordert, selber zu lieben. Wer zu schnell liebt, der macht sich etwas vor. Wir können uns und anderen mit einem gewissen menschenfreundlichen und sozialen Verhalten glauben machen, dass wir aus Liebe handeln. Aber das wird bei näherem Hinsehen doch nur eine Vorweginvestition von Wohlverhalten und zweckorientierter Zuwendung sein, um nachher die freundlichen Reaktionen, den Applaus und die Gegenliebe der so Versorgten abzuschöpfen. Es ist wirklich wichtig – der Heilige Geist lehrt uns das ununterbrochen –, dass wir uns ihm immer wieder neu hingeben, um uns lieben zu lassen. Erst wenn wir ganz voll von seiner Liebe sind, können wir, und dann sollen wir auch lieben.
3.1 Der Heilige Geist als heißer Liebhaber
Die bewegendste und dramatischste Darstellung des Liebesverhaltens des Heiligen Geistes finden wir im Jakobusbrief. Wie manche andere Aussagen in der Schrift, die den Heiligen Geist betreffen, nicht offen und zugriffsbereit auf einem Tablett liegen, so ist es auch hier. Die Beschreibung der Liebe des Heiligen Geistes erfolgt so, dass man darüber hinweglesen kann. Aber wenn man dieses Schriftwort einmal erfasst hat, dann wird man von ihm nicht mehr losgelassen, weil man es wirklich so erfährt.
Jakobus 4,3-6
3 ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich damit ihr’s für eure Gelüste vergeuden könnt. 4 Ihr Abtrünnigen, wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein. 5 Oder meint ihr, die Schrift sage umsonst: Mit Eifer wacht Gott über den Geist, den er in uns hat wohnen lassen, 6 und gibt umso reichlicher Gnade? Darum heißt es (Sprüche 3,34): »Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.«
Der Anfang dieses Textes ist nicht sehr erhebend. Aber wir brauchen ihn, um den Zusammenhang besser zu verstehen. Jakobus sagt den Briefempfängern, dass sie nicht haben, weil sie entweder nicht bitten oder weil sie in einer üblen Weise bitten, nämlich so, dass sie aus den Gebetserhörungen ihre Lust ziehen wollen. Ich verstehe den Text vom Zusammenhang her so, dass sie Gott immer nur bitten, dass er ihnen dies und jenes geben möge, weil sie ihre Lust ausschließlich aus den dinglichen Segnungen, die sie von Gott erwarten, ziehen wollen. Sie waren also sehr den diesseitigen Lüsten ergeben. (Wenn wir die Schrift auf dieses Thema hin untersuchen, werden wir feststellen, dass es durchaus nicht sündhaft ist, sich über Gebetserhörungen zu freuen, die uns unter anderem auch diesseitige Segnungen zuteil werden lassen, sofern unsere Hauptlust im Herrn ist.)
Aber das war hier nicht der Fall. Sie werden Abtrünnige, wörtlich Ehebrecher und Hurer, genannt, weil sie ihre Gelüste eben nicht von Gott stillen lassen, sondern allein von weltlichen Angeboten. Und das ist sogar Feindschaft gegen Gott. Mit einem Wort, Gott ist entrüstet darüber, dass seine Kinder in diesem Fall ihre Freuden und ihre Lust an ihm vorbei von weltlichen Angeboten holen. Das sieht er als eine Art geistlichen Ehebruch an.
Wenn das nun geistliche Hurerei ist, wie sieht die richtige Beziehung aus, und mit wem sollen wir sie eingehen? Das wird uns im nächsten Vers verraten.
Jakobus 4,5
Oder meint ihr, die Schrift sage umsonst: Mit Eifer wacht Gott über den Geist, den er in uns hat wohnen lassen,
Das ist ein Schlüsselwort und nach meinem Verständnis die Schriftaussage, mit der wir am besten all das verstehen können, was der Heilige Geist heute unter uns tut und was er in Zukunft noch vorhat. Zunächst wird uns gesagt, dass unser Partner (im Kontrast zu der geistlichen Hurerei, wie sie oben beschrieben ist) nicht Gott allgemein, sondern der Geist ist; der Geist, der uns von Gott gegeben ist und der in uns wohnt. Er ist ein begehrender und eifernder Geist! Dieser Geist wirbt um uns, und er reagiert regelrecht eifersüchtig, wenn er sieht, wie wir uns an andere und anderes wenden, um uns von dort Lust zu holen. Der Geist Gottes, der in uns wohnt, liebt uns in einem solchen Ausmaß, dass die Schrift sein Verhalten Begehren und Eifern nennt!
Er will uns ganz haben, er will der Einzige sein, der uns mit Lust beliefert, er begehrt uns regelrecht, was doch heißt, dass wir für ihn wichtig und begehrenswert sind.
In den Augen Gottes sind wir extrem wichtig, und es ist der Heilige Geist, der das jetzt am stärksten in seinem