Feingeist. Dankmar H. Isleib. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dankmar H. Isleib
Издательство: Bookwire
Серия: münchenMAFIAmord
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783981837896
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weißt schon, was die DDBC aus Transnistrien, einem dämlichen und ziemlich öden Landstrich im Nordosten Moldawiens, macht, oder?«

      Ich zog nur die linke Augenbraue hoch.

      »‚Geld Macht Glücklich’. Eine Mafia-Organisation. Nicht groß, aber effektiv, wie wir glauben. ‚Macht‘ schreiben die immer in Großbuchstaben. Doppeldeutig. Weil – Geld ist Macht. Die handeln im großen Stil mit Währungen. Echt und falsch zugleich. Aus welchen Geschäften auch immer. Eine perfekte Waschmaschine. Das vermuten wir. Jedenfalls waren wir damals verdammt nah dran, als wir einen toten Usbeken in einem Schwulenpuff auf der Landsberger fanden und Fingerabdrücke von dem suchten und im Puff abnahmen. Sie stammten, das weiß ich nun, von dem Typen, der letzte Nacht seine Hand auf mysteriöse Weise verloren hat. Mit einem Messer dran. Was hatte er wohl vor, der diensthabende Killer? Das Messer war sauber. Kein Blut dran …«

      Pause.

      »Der tote Usbeke im Stricherpuff hatte einen Stick in der Tasche, den der/die damals übersehen haben mussten. Darauf war überwiegend nur perverses Zeug, aber auch ein kurzer Ausschnitt einer Logistik, die nur mit Geldtransfers im großen Umfang zu tun haben konnte. Wir gaben das weiter an euren Verein. Aber da warst du schon nicht mehr bei dem Haufen. So ist das wahrscheinlich untergegangen. Oder deine Ex-Kollegen basteln noch daran. Na ja, das ist nicht mein Revier. Ich muss mich um die verfickten Morde in dieser Stadt kümmern! Das ist nervig genug. Heute ist wieder so ein Tag. Wo finde ich nun den passenden Kopf?«

      Mario stand auf. Er ging davon aus, dass ich wieder bezahlen würde. Machte ich ja auch. Sagte nicht „Servus“, beachtete Fanny nicht, der ihm beleidigt und erleichtert zugleich hinterherschaute. Ich bestellte noch einen French Icône mit viel Wodka. Das war irgendwie ein guter Tag für Fanny und mich. Bis jetzt verdächtigte uns keiner und wir waren ja letztlich schuldlos am Tod des Handlangers, der mir das Lebenslicht hinterrücks ausstechen sollte.

      Dann die Begegnung mit der Frau des Trainers, die ich ein wenig trainiert hatte, was gar nicht so übel war. Nach ihren Infos zusammen mit dem, was mir Mario heute nicht gesagt und doch ausgeplaudert hatte, war ich auf der richtigen Fährte.

      Geldwäsche.

      Und Mario hatte mir sehr geholfen mit dem Erwähnen der DDBC. Die kannte ich zwar nicht näher, aber ich wusste jetzt, wo ich ansetzen konnte. Um den Wichser im Ministerium greifen zu können, der vielleicht ziemlich sicher mit Geldwäsche zu tun haben könnte, hatte ich noch viel zu erledigen. Ich hatte schon eine ziemlich genaue Vorstellung, in welchem Bereich ich suchen müsste und wer er sein könnte, doch ohne handfeste Beweise konnte ich nichts gegen ihn machen.

      Mir war klar, dass ich in den sauren Apfel beißen musste, auf eine komplizierte Reise zu gehen. Es würde eine elende Reise werden, so viel stand fest … Die kostete nicht nur Geld, sondern war nicht ohne Gefahren. Fanny konnte ich leider dorthin nicht mitnehmen. Weil …

      Jetzt musste ich meinen Entschluss, in den Südosten Europas zu reisen, nur noch Anna verklickern. Ich war mir unsicher, wie weit ich sie einweihen sollte, oder besser gar nicht. Letztlich war das eine Abwägung der Gefahren. Am liebsten hätte ich Anna zur Tarnung mitgenommen. Doch das ging aus einem anderen Grund nicht, den ich Anna aber nicht erklären konnte. Vielleicht war es auch besser so.

      Ich musste das alleine durchziehen.

      Ich zahlte, Fanny sprang auf. Keine Handtasche in der Nähe, die er vom Tisch wedeln konnte. Alles ging gut. Wir hatten kein Ticket am Angeberschlitten und sprangen gemeinsam forsch auf die Ledersitze. Auf dem Weg zur Fischer machte ich einen Umweg zu meiner Bank. Der Schleimer war heute nicht da, aber die Schöne an der Kasse. Sie strahlte mich an wie eine Hiroshima-Bombe.

      Hochexplosiv.

      Ich kann es ja nicht ändern – sie stand nicht auf meiner Abräumliste!

      Leider waren die Zwanzig von Meister Wille nicht gekommen. Komische Sache, denn den Eindruck eines Lügners machte der Wille mir nun wahrlich nicht! Ich ahnte, dass ‚die‘ auch da ihre Finger im Spiel hatten.

      Die Gefahrenlage nahm zu.

      Also fuhren wir nach Grünwald.

      Ohne Frischgeld in der Tasche.

      Es war an der Zeit, dass ich die Fischer einigermaßen aufklärte.

      Ich fragte Fanny, was ich denn für Musik hören dürfte, denn ich wollte meinen Lebensretter ja nicht enttäuschen. Wir einigten uns auf die neue Scheibe von Joe Bonamassa, „Blues Of Desperation“, die ich auf die Hard-Disc kopiert hatte: „…The heavens may fall and the rain may come / You fight and you die but what’s done is done / Smile at me, while I live in damnation / Trying to make sense of these blues of desperation…

      Der Text passte wieder einmal. Aber ich hoffte, dass wir alle drei, Anna, Fanny und ich, noch nicht zum Sterben antreten mussten. Inzwischen hatte mich der Schock des nächtlichen Angriffs auch erreicht. Ich streichelte meinen Retter und er dankte es mir mit dem Abschlecken meiner rechten Hand.

      Der hat eine riesige, raue Zunge …

      Ohne Zwischenfall erreichten wir die großzügige Hütte der Fischers. Zwei Gärtner waren am Rummachen. Warum lassen die Alten den Garten nicht einfach so, wie er ist? Natürlich und wild wachsend? Immer ondulieren, kopulieren, Rasenmäher, Laubbläser, Heckenschere und sonst noch was.

      Da das Wetter heute wunderschön war, Anna keinen Job hatte, war alles gut. Sie modelt hin und wieder, obwohl sie es nicht nötig hat und von ihren Eltern die Kohle nur so hinterhergeschmissen bekommt und jetzt lag sie in ihrer Hängematte. Relaxen. Ihr Groll gegen mich war verflogen. Ich hatte unterwegs noch eine gute Flasche Rotwein eingekauft und sogar endgeil verpacken lassen, um ihr zu zeigen, dass ich sie liebte.

      Das sage ich ihr fast nie, aber sie kennt schon meine Gesten. Wir Männer sind da oft komisch.

      Dass ich heute früh eine verheiratete Witwe beglücken musste, würde ich für mich behalten. Wie sie da völlig relaxt lag, wurde ich scharf auf Anna.

      Sie ist schon eine wunderbare Person, ehrlich!

      »Hi Fischer! Gut schaust du aus.«

      »Hi Doktor. Sehe ich dich auch mal wieder …?«

      Verschmitzt lächelte sie mich an, winkte mich zu sich und die Hängematte musste nun die Last von uns beiden tragen. Wir küssten uns innig, wie schon lange nicht mehr.

      Anna ist eine Schlaue und sie wusste, dass ich in Gefahr war.

      Der siebte Sinn.

      Manche Frauen haben den untrüglich.

      Fanny beobachtete uns, schüttelte wild mit dem Kopf und sah mich strafend, fast verächtlich an. Er dachte wohl an mein Training von heute früh …

      Was für eine widerliche Töle!!

      »Es ist einiges passiert, Anna. Das zwingt mich eine Reise anzutreten, die ich mir und uns liebend gerne erspart hätte.

      Als ich am Sonntag in die Stadt fuhr, traf ich mich mit einem Staatssekretär. Der hatte mich kurz zuvor angerufen und um eine Begegnung gebeten. Wenig später war er tot. Noch dazu haben sie ihn so umgebracht, dass ich es unweigerlich mitbekommen musste. Der Wink mit dem Zaunpfahl. Direkt am Geiselgasteig haben die seinen Wagen in die Luft gehen lassen. Da du nicht mal im Netz surfst, hast du davon nichts mitbekommen. Ich fühle mich dem Mann gegenüber verpflichtet. Schätze, das ist eine große Sache. Seine Tochter haben sie wenige Tage vorher gekillt. Deshalb wollte er mich beauftragen ihren Mörder zu finden. Inzwischen ist noch viel mehr passiert, aber das willst du alles gar nicht wissen.«

      Sie schaute mich verwundert an. Dann wurde aus ihrer Verwunderung Angst.

      »Was heißt das: „Du willst das alles gar nicht wissen“, Richter?! Und ob. Ich will alles wissen! Du hast dich seit Sonntagnachmittag verändert. Sehr sogar. Ich habe ein Recht darauf, du liebenswerter arroganter Ex-Superbullenschnösel! Du bist der Mann, den ich liebe, falls das in deinen dämlichen Dickkopf geht!«

      Sagte es und nahm mich wahnsinnig zärtlich und liebevoll in ihre Arme. Tränen liefen schon