Feingeist. Dankmar H. Isleib. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dankmar H. Isleib
Издательство: Bookwire
Серия: münchenMAFIAmord
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783981837896
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Herz Anna leiden zu sehen und ich fühlte so etwas wie Scham in mir aufkommen. Sie wissen schon, die Frau des Trainers …

      Ich sagte ihr, dass wir uns in großer Gefahr befinden. Ist es ein Wunder, dass sie sich ängstigte?

      »Ich kann nicht anders. Der Mann, ein Herr Wille, hat mich beauftragt, den/die Mörder seiner Tochter zu finden. Die Angst in seiner Stimme war so intensiv, dass ich mich dem nicht entziehen kann. Du kennst mich. Mein Zwang zur Gerechtigkeit ist angeboren. Den kann ich nicht abstellen und mir ist im Laufe der letzten 48 Stunden klar geworden, dass ich den Auftrag annehmen muss, obwohl ich weder Geld dafür erhalte noch die Toten etwas davon haben. Ich muss einfach, verstehst du mich?«

      Anna verstand mich. Ich las es in ihren Augen. Sie litt, auch das konnte man sehen. Stumm schaukelten wir in der Matte hin und her. Fanny ließ uns nicht aus den Augen, war aufmerksam wie ein Luchs beim Luchsen und ihm entging nichts, dessen war ich mir sicher und deshalb konnten wir uns auch sicher fühlen.

      Noch.

      »Ich glaube, da geht die Hölle ab. Geldwäsche in Milliardenhöhe. Riesige Waschsalons. Eigentlich könnte mir das egal sein, denn das System versaut ohnehin fast alles und schmeißt Geld zum Fenster raus. Mich stören die Morde und ich will die Täter und deren Hintermänner stellen. Der Dreck muss aufhören.«

      »Warum du? Sag mir einen triftigen Grund, warum du dich in Gefahr begeben solltest. Du kannst weder die Welt retten, noch irgendetwas bewirken«, flehte mich die Fischer an.

      »Weil ich es muss. Begreif das bitte. Die Ermordete war erst 22. Man hatte sie zur Prostitution gezwungen. Du weißt, ich bin keiner, der bei schönen Frauen „nein“ sagen kann. Sie war eine.

      Aber:

      Es geht um Gerechtigkeit. Darin bin ich altmodisch!«

      Mein Statement war gesetzt.

      Jetzt hieß es, Anna Fischer aus der Gefahrenzone zu bringen, bis ich wieder in der Stadt sein würde. Wohin mein Trip mich führen würde, war mir klar. Moldawien. Oder auch bei uns Republik Moldau genannt. Kein Land, in das man gerne freiwillig geht, obwohl es in Kischinau unzählige wunderhübsche Mädels gibt. Stolz, großgewachsen wie Anna, sexy und zu allem bereit. Weil sie aus dem Land wollen, weil sie bettelarm sind, weil sie Spaß an Sex haben.

      Ich hatte da meine Erfahrungen gemacht …

      Moldawien.

      Der gekillte Killer ohne Kopf und Hand kam von dort. Die Mafiagruppe, die sich mit der Geldwäsche die Hände schmutzig macht, ebenfalls. Eins und Eins zusammengezählt. Dank Mario, dem Superbullen vom Dezernat 1. Der tote Schwule hatte Aufzeichnungen bei sich, wie sie die Geldtransfers organisieren. Staatssekretär Wille, das stand für mich fest, wusste davon. Sein DVD-Statement war nur teilweise ehrlich. Ein Verdränger, der Herr Staatssekretär …

      Hatte einige wichtige Personen in der Hand.

      Glaubte er.

      Dabei hatten die seine Tochter in der Hand. Ich wusste auch, an wen ich mich wende, wenn ich erst einmal dort bin. Moldau … Erinnerungen … Es würde nicht ganz einfach sein, dass ich mich unbemerkt aus München wegschleichen kann. Aber wozu bin ich vom Fach.

      Was die können, kann ich auch.

      Besser!

      »Fischer, ich glaube, es ist das Beste, wenn du für die Zeit, die ich auf Reisen bin, das Land verlässt. Ihr habt doch ein Ferienhaus in Kapstadt. Flieg morgen da hin. Solange kann ich dich beschützen. Ja, so ernst ist es!«

      »Ich gehe ohne dich nirgendwohin. Das weißt du doch, Bastard!«

      »Keine Widerrede, Flittchen. Du buchst jetzt gleich für uns beide einen Kurztrip nach London. Bei einer Airline, die auch nach Kapstadt fliegt. Ich checke das gleich mal. Wir packen beide. Wir checken nach London ein, nur mit Handgepäck, aber dann buchst du direkt noch in München um nach Kapstadt. Bleibst bis zu deinem Flug im Auslands-Abflugbereich. Da können die, die hinter mir her sind, auf die Schnelle nicht rein. Dann fliegst du nach Kapstadt. Da bist du sicher. Ich weiß, wie ich wieder aus dem Abflugbereich komme, ohne dass man mich sieht. Bleibe in München und trete morgen meinen Trip an. Bis dahin bin ich unsichtbar. Fragt sich nur: Was machen wir mit Fanny?«

      Fanny hatte aufmerksam zugehört und er ahnte, was auf ihn zukommen würde.

      Sein Blick war vernichtend.

      »Doch!«, sagte ich zu ihm, »das muss sein!«

      »Bitte deine Eltern, dass sie Fanny für ein paar Tage nehmen. Nur solange, bis wir aus London zurück sind. Das kannst du ihnen doch verklickern, oder?«

      »Kann ich. Mir schlagen sie keinen Wunsch ab und ich werde sagen, dass ich kurzfristig einen Job von Armani für London reinbekommen habe und du mich, ausnahmsweise, auf die Insel begleitest. Mein Vater wird uns zum Flughafen bringen.«

      »Super Idee. So machen wir es. Pack schon mal ein paar Klamotten zusammen, für dich und mich. Ich kümmere mich um Flüge.«

      Anna zog sich ein Kleid über und ging zum Haupthaus, ihre Eltern bezirzen. Ich erläuterte Fanny die Lage und bekam mein Fett weg. Er mochte den Alten so wenig wie ich. Der war aber auch verdammt arrogant und großkotzig. Fake-Dealer. Wenn das alles ist … Aber im Moment war das für uns drei die sicherste und beste Lösung. Anna verschwindet von der Bildfläche, ich auch und Fanny beschützt den riesigen Steinhaufen, genannt Villa, und hat ein Dach überm Kopf. Jessica Fischer, Annas Mutter, ist ja ganz passabel. Sie liebt ihre Tochter abgöttisch und selbst mit Fanny kommt sie einigermaßen zurecht. Sie mochte Tiere, wenn auch nicht gleich einen 98-Kilo-Brocken wie Fanny …

      Es gab eine Maschine um 20:30 Uhr nach London und ebenfalls mit der BA einen Flug um 22:00 Uhr nach Kapstadt. Das passte.

      Anna kam zurück. Victoryzeichen. Also grünes Licht.

      »Hier, schau mal. Buche bitte die Londonflüge. Irgendetwas werden die noch haben.«

      Ich hatte ja seit meiner Entlassung keine private Kreditkarte mehr. Die, die ich noch hatte, war Eigentum des LKA, die konnte ich für den Zweck nicht benutzen. Dann hätte jeder Esel checken können, wohin ich geflogen bin und eine neue private hatte ich mir bewusst nicht ausstellen lassen. Nach außen hin gesagt.

      Erstens weil keine Kohle da war, die ich hätte abheben können, und zweitens war es auch gut so, denn dann konnten ‚die‘ – mein Ex-Verein – mich schwerer überwachen.

      Wir hatten Glück. In der Businessclass gab es noch ein paar Plätze. Die Taschen waren schnell gepackt. Ich musste noch auf einen Abstecher in meine Bude.

      Fanny wurde unruhig und der Alte würde uns tatsächlich, wenn auch widerwillig, zum Franz-Josef-Strauss-Airport bringen. Einen besseren Schutz konnte ich mir für uns gar nicht wünschen. Ich brachte Fanny zur Villa der Alten. Jessica tat zumindest so, als ob sie sich freuen würde. Meinen vierbeinigen Beschützer hatte ich gebrieft, der würde keine Probleme machen.

      17:42. Schon fuhr der Alte mit seinem Bentley vor. Wir warfen die Taschen in den Kofferraum, Jessica winkte, Fanny heulte und schon waren wir auf dem Weg. Umweg über die Thierschstraße. 67 Kilometer bis zum Airport, Rushhour schon auf der Leopoldstraße – die Zeit würde dennoch reichen.

      Im Auto herrschte Ruhe. Auf halber Strecke, in Fröttmaning, bat ich um eine kurze Pinkelpause.

      Mit mir wollte Manfred Fischer nicht reden.

      Der Entschluss zu fliegen war eine spontane Aktion, aber in Anbetracht der Aggressivität der Mafiosi nicht verkehrt. Das gab ihnen weniger Chancen, uns zu überwachen.

      »Guten Flug euch beiden!«

      Dazu raffte sich Fischer auf. Gab seiner Tochter eine Kuss auf die Stirn, an mir schaute er vorbei, stieg wieder in seinen schwarzen Bentley Flying Spur und verschwand in die Nacht.

      Mein Smartphone hatte ich bei mir zu Hause gelassen. Anna würde sich in Südafrika eines kaufen und mit einer Prepaid-Karte ihre Eltern anrufen können. Dass ‚die‘ so gut ausgerüstet sein würden, dass sie Anna in Südafrika finden, davon war