Seewölfe Paket 10. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394999
Скачать книгу
war.

      „Jetzt schlägt’s aber dreizehn“, fügte Ferris Tucker hinter seinem Rücken ziemlich aufgebracht hinzu.

      Und Big Old Shane stemmte die Fäuste in die Seiten und rückte noch einen Schritt näher auf Old O’Flynn zu. Seine Stimme sackte tief in den Keller ab, klang grollend und unheilverkündend. „So ist das also. Nach Westen, wie? Womöglich nach den Ladronen, den gottverfluchten Diebes-Inseln, hinüber und alte Bekannte besuchen, was? Das könnte dir so passen …“

      „He!“ stieß der Alte verblüfft aus. „Was glotzt ihr mich denn alle so an? Ihr tut ja fast so, als hätte ich euch zur Meuterei aufgefordert.“

      Ferris Tucker ließ einen dumpfen, grunzenden Laut vernehmen. „Hölle und Teufel, Donegal“, sagte er. „Bist du dir dessen, was du eben erklärt hast, überhaupt bewußt?“

      „Wenn du damit sagen willst, daß ich nicht richtig im Oberstübchen bin, kannst du dich auf was gefaßt machen!“ fuhr der Alte ihn an.

      „Nein, ich meine was anderes“, teilte der rothaarige Schiffszimmermann der „Isabella“ ihm grimmig mit. „Mit dem, was du vorgeschlagen hast, lassen wir Thomas Federmann und die Leute von Hawaii nämlich im Stich. Mit anderen Worten, wir gewähren es diesem französischen Hurensohn Masot, den Deutschen und die einundzwanzig Insulaner – Zegú inbegriffen – abzuschlachten. Verzeihung, Madam.“

      „Verzeihung?“ fragte Siri-Tong verwundert zurück. „Warum, Ferris?“

      „Wegen des Hurensohnes.“

      „Oh, bitte.“ Die Rote Korsarin lachte wieder auf. Sie wollte entgegnen, daß sie ja eigentlich noch ganz andere Ausdrücke gewohnt sei, aber sie unterließ es lieber. Die Männer fluchten auch so schon genug, es war nicht richtig, sie darin noch zu bestärken.

      Old O’Flynn hob seine Krücke an und begann damit zu fuchteln. „Du verlauster Quadratschädel, du wurmstichiger Klamphauer!“ wetterte er. „Du hast sie wohl nicht mehr alle, was? Ich bin weder ein Feigling noch ein Verräter unserer Sache, ich will lediglich darauf hindeuten, daß Masot, dieser Bastard, sich mit seiner Scheiß-Galeone ‚Saint Vincent‘ genausogut nach Westen gewandt haben könnte – äh, tut mir leid, Siri-Tong.“

      „Soll ich solange in meine Kammer gehen?“ erkundigte sie sich amüsiert. Es schwang aber auch ein wenig Angriffslust in ihren Worten mit, denn allmählich ging ihr die Debatte der Männer auf die Nerven.

      Von der Kuhl tönte Carberrys Stimme dröhnend zu ihnen herauf. „Was ist denn los da oben? Sir, ist was nicht in Ordnung? Hölle, wer brüllt denn da herum?“

      „Schon gut, Ed“, rief Hasard zurück. „Bleib auf deinem Posten. Donegal meinte nur, es würde wohl Sturm geben.“

      „Aber – Schockschwerenot noch mal, das braucht er doch nicht so herauszuposaunen. Wir merken’s schon noch früh genug, wenn wir was aufs Haupt kriegen!“

      Old O’Flynn wollte schon wieder aufbegehren, aber der Seewolf fuhr zu ihm herum und sagte: „Ruhe an Deck!“

      Der alte Donegal blieb mit offenem Mund stehen, und Ferris Tucker, Big Old Shane und Ben Brighton wußten für einen Moment auch nicht mehr, wie sie sich verhalten sollten. Dann aber beschlossen sie, ein gemeinsames „Aye, aye, Sir“, zu murmeln.

      „Männer“, sagte Hasard. „Holt tief Luft und denkt mal darüber nach, was für ein Bild ihr vor der Crew abgebt, wenn ihr herumstreitet. Nun?“

      Shane erwiderte: „Verzeihung, Sir, es war wohl meine Schuld. Ich nehme das gerne auf mich und erwarte eine Bestrafung.“

      Old O’Flynn hob die rechte Hand. „Augenblick mal. Kommt gar nicht in Frage. Ich hab mich wohl ein bißchen verunglückt ausgedrückt, und das hat Shane und Ferris auf die Palme gebracht.“

      „Mich auch“, erklärte Ben Brighton. „Ich schließe mich da nicht aus.“

      „Es war also meine Schuld“, sagte der Alte verdrossen. „Wie viele Stock- oder Peitschenhiebe kriege ich verabreicht?“

      „Zwanzig, wenn du nicht sofort den Mund hältst“, versetzte der Seewolf lächelnd. „Ist ja gut, ich nehme euch die kleine Diskussion nicht übel. Zugegeben, unsere Geduld wurde in den letzten Tagen auf eine harte Probe gestellt, und ein Ende unserer Suche ist zur Stunde nicht abzusehen. Da kann ich es verstehen, wenn du zu zweifeln beginnst, Donegal. Ich selbst habe auch nicht mehr als die Vermutung, daß wir auf dem richtigen Kurs segeln. Das heißt, ich reise nach Gutdünken und Gefühl.“

      „Nicht ganz“, mischte sich die Rote Korsarin ein. „Unser Abstecher nach Kahoolawe hat sich zwar als Schlag ins Wasser erwiesen, zumindest, was die Suche nach den Verschleppten betrifft. Alewas Zeichnung von der Insel Thomas Federmanns war leider höchst unzureichend, so daß wir mehr oder weniger auf Verdacht nach Süden weitergesegelt sind. Aber dann haben wir ja dieses Eiland gefunden.“

      „Ja, es lag in direkter Linie südlich von Hawaii“, bestätigte Ben Brighton. „Die Spuren im Sand waren frisch. Jemand war gelandet und hatte nach etwas gegraben. Mehr als dreißig Männer müssen sich über die Insel bewegt haben.“

      „Dann, als sie nicht fündig wurden, verließen sie die Insel wieder“, fuhr Siri-Tong fort. „Es liegt doch auf der Hand, daß es sich um Masot und seine Kerle handelte. Und fast ebenso logisch ist es, daß sie weiter in südlicher Richtung segeln, aller Wahrscheinlichkeit nach auf Thomas Federmanns Angaben hin.“

      Hasard sagte: „Von dieser Voraussetzung gehe ich aus. Aber wir müssen natürlich auch in Betracht ziehen, daß wir inzwischen jemand Falsches verfolgen und uns nur einbilden, dem Richtigen auf den Fersen zu sein. Daß wir ganz einfach einem Irrtum aufgesessen sind.“

      „Dieses Risiko müssen wir eingehen“, meinte die Korsarin.

      „Und wir geben nicht auf“, sagte Ben Brighton. „Weder heute noch morgen, noch in einer Woche, Sir.“

      Hasard grinste ihn an. „Den Sir kannst du dir an den Hut stecken Ben, das habe ich dir schon öfter gesagt.“

      „Aber du bist doch von Elizabeth I. höchstpersönlich zum Ritter geschlagen worden …“

      „Und was nutzt mir das?“

      „Eine ganze Menge, Sir!“ rief Ferris Tucker.

      „Ja“, sagte der Seewolf gedehnt. „Masot zum Beispiel wird vor Ehrfurcht erstarren, wenn er mir endlich gegenübersteht. Fehlt bloß noch, daß ich ihm dann unseren Kaperbrief zeige. Shane, was hältst du davon?“

      „Soll ich ehrlich meine Meinung sagen?“

      „Ich befehle es dir.“

      „Meiner Ansicht nach hilft’s mehr, wenn wir diesem Franzosen kräftig eins über die Rübe ziehen.“

      Hasard lachte. „Ja, das finde ich auch.“

      „Sir, soll ich jetzt die Hecklaterne anzünden?“ fragte Shane.

      „Nein. Es sieht zwar so aus, als befänden wir uns in einem gottverlassenen Winkel der Erde, aber dieser Schein kann auch trügen. Ich will nicht, daß Masot oder irgend jemand anderes uns schon aus der Ferne sehen kann.“

      „Aye, Sir.“

      Der Seewolf drehte sein Gesicht in den jetzt steif aus Ostsüdost heranpfeifenden Wind. Die Bewegungen der „Isabella“ wurden heftiger, rollender. Man mußte sich schon am Schanzkleid oder an der Schmuckbalustrade festhalten, wenn man das Gleichgewicht nicht verlieren wollte.

      „Wir knüppeln unsere alte Lady weiter nach Süden!“ rief Hasard. „Jedenfalls so lange wir den Kurs halten können!“

      2.

      Wie eine große schwarze Spinne war die Dunkelheit auch in das Innere der „Saint Vincent“ gekrochen und schien die Galeone der Piraten mit einem tödlichen Bann zu belegen.

      Mara,