Seewölfe Paket 22. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397815
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der Alte endlich Ruhe gab. Der begann ihn ebenfalls langsam mit seinem Potosi zu nerven.

      „Sei froh, daß du dein eigenes Schiff hast. Hier bist du dein eigener Herr, auf dem Zweidecker hättest du doch nichts zu melden. Hier bist du Admiral und Kapitän zugleich, kannst auslaufen, wann du willst, und brauchst dich niemandem unterzuordnen.“

      „Aber meine Crew besteht nur noch aus einem Mann. Das ist ein bißchen wenig für ein Schiff.“

      „Das langt“, sagte Martin trocken. „Du ersetzt glatt drei Mann, damit sind wir wieder komplett.“

      „Hm, da ist was dran. Dann gib doch mal die Buddel rüber, dann schluck’ ich für die drei anderen Kerle gleich einen mit.“

      Er hob die Rumbuddel und schickte dem durch den Felsendom segelnden Zweidecker einen letzten Gruß nach.

      Als die „Caribian Queen“ den Felsendom passiert hatte, griff der Wind und füllte die Segel des düsteren Schiffes, das vormals der Black Queen gehört hatte.

      „Ziemliches Gewühl“, sagte Big Old Shane, „das ist man gar nicht mehr gewohnt, mit so vielen Kerlen zu segeln. Sonst fahren wir immer unterbemannt.“

      Das fand auch Ferris Tucker, aber man würde sich ja nicht allzulange auf der Pelle sitzen, bis das Ziel erreicht war.

      Sie waren jetzt etwa drei Stunden auf See. Die Schlangen-Insel lag weit achteraus und war nicht mehr zu sehen. Kurs Tortuga lag an.

      Hasard sah ein paarmal scharf vom Achterdeck zum Vormars, dann schüttelte er den Kopf.

      Nach einer Weile glaubte er wieder, etwas gesehen zu haben, doch als er genauer hinblickte, sah er wiederum nichts. Es war ihm, als hätte sich dort ein Mann hinter den Segeln versteckt, denn einmal glaubte er, eine haarige Hand gesehen zu haben.

      Natürlich ist das Quatsch, dachte er, denn wer sollte sich da wohl verstecken?

      Als er zum dritten Male eine huschende Bewegung sah, ließ es ihm keine Ruhe mehr. Er verließ das Achterdeck und ging zur Kuhl.

      Jetzt sah er den „Mann“ ganz deutlich. Er hockte im Vormars, hielt sich mit einer Hand fest und hatte die Zähne zu einem fürchterlichen Grinsen gefletscht. Mit der anderen Hand kratzte er sich die haarige Brust.

      Arwenack, der Schimpanse, hing in aller Unschuld da oben, und es hatte verteufelt den Anschein, als grinse er.

      Zwischen Hasards Augenbrauen bildete sich eine scharfe Falte des Zorns und des Unmuts.

      Das war ja wohl die Höhe! Jetzt befand sich dieses grinsende Affenvieh trotz ausdrücklichem Verbot doch an Bord, und natürlich würde kein Mensch wissen, wie er dahin gelangt war.

      Er wollte gerade ein hartes Donnerwetter loslassen, als er zusammenzuckte.

      „Fallen Anker! Affenärsche, hopp auf, ihr müden Säcke“, krakeelte eine krächzende Stimme, die ihm durch Mark und Bein ging. Es folgten noch weitere unflätige Worte und ein übles Gezeter.

      „Scheißkahn“, kreischte es noch einmal grell. Unter der Persenning des Beibootes rumorte es.

      Hasard war wie erstarrt. Jetzt war nicht nur Arwenack an Bord, was schon gereicht hätte, nein, dieser zeternde Geier hatte ebenfalls das Schiff geentert und steckte unter der Persenning im Beiboot.

      Voller Zorn hob Hasard die Persenning an. Heraus flatterte Sir John, ließ etwas auf die Planken klatschen und entschwand mit wildem Flügelschlag kreischend und zeternd zur Großrah. Dort wiederholte er aufgebracht die Worte, die ihm der Profos in liebevoller Kleinarbeit vorgekaut hatte.

      Dem Seewolf platzte der Kragen. Sein Gesicht lief rot an. Die Kerle, die eben noch über die Entdeckung gegrinst hatten, blickten jetzt ziemlich verstört drein.

      „Was, zum Teufel, habe ich ausdrücklich angeordnet?“ schrie Hasard. „Ich habe gesagt, daß Arwenack und Sir John an Land zu bleiben hätten! Das habe ich ausdrücklich befohlen. Wie sind die Viecher an Bord gelangt, kann mir das vielleicht einer sagen?“

      Keiner konnte es, wie er schon angenommen hatte. Niemand hatte auch nur die geringste Ahnung, sie waren alle ja sooo unschuldig.

      Hasards Zeigefinger deutete auf den Profos, dann auf Batuti, der mit den Augen rollte und sich total hilflos gab.

      Arwenack war Batutis Liebling und Sir John der ausgesprochene Liebling des Profos’. Folglich steckten die beiden Kerle dahinter, und hatten ihre Viecher an Bord geschmuggelt.

      „Tretet doch mal näher, ihr beiden Halunken!“ rief er. Dann wandte er sich zuerst an Batuti.

      „Wie ist der Affe an Bord gelangt, Batuti? Kannst du mir das erklären?“

      Batuti sah den Seewolf treuherzig an. Dann hob er hilflos die breiten Schultern und rollte erneut mit den Augen.

      „Nix weiß, Sir, wirklich nicht. Ich habe Arwenack zuletzt in Old Donegals Rutsche gesehen, ganz bestimmt, Sir.“

      „Beim Biersaufen, was?“ fragte Hasard gallig. „Da hat er wohl eine Runde ausgegeben.“

      „Nein, Sir, Arwenack trinkt kein Bier. Missis Mary hat ihm eine Kokosnuß gekauft, und Arwenack hat Milch aus Kokosnuß genuckelt, ganz bestimmt, Sir.“

      Hasard sah den Neger biestig an, doch der blickte immer noch so treuherzig, als könne er kein Wässerchen trüben.

      „Verdammt noch mal! Profos!“ brüllte Hasard dann.

      Edwin Carberry trat einen Schritt vor. Wenn Batuti treuherzig geguckt hatte, dann übertraf ihn dieser narbige Kerl von einem Profos um das Doppelte an schauspielerischem Talent. Der Profos sah wieder mal wie ein Unschuldsengel aus, dem man den Heiligenschein geklaut hat.

      „Sir?“ fragte er unsagbar erstaunt und verwundert. „Edwin Carberry meldet sich zur Stelle, Sir.“

      „Mister Carberry“, sagte Hasard fast heiser vor Wut. „Kannst du mir vielleicht verraten, wie dieser Geier an Bord gelangte und es fertigbrachte, sich im Beiboot unter einer Persenning zu verstecken? Für eine logische Erklärung wäre ich außerordentlich dankbar, Mister Carberry.“

      „Welcher Geier, Sir?“ fragte der Profos harmlos.

      Ein so eisiger Blick traf den Profos, daß er unwillkürlich zusammenzuckte.

      „Ach, Sir John, Sir? Ja, der Geier, hol’s der Geier! Hm, weiß der Teufel, wie das Vieh an Bord gelangte. Ich war ja auch ganz erstaunt. Da krakeelt er plötzlich los und …“

      „Halte keine Volksreden, Mister Carberry“, fauchte Hasard. „Ich will eine klare und schnelle Antwort.“

      Inzwischen hatten sich wieder Schaulustige eingefunden, die jetzt ganz offen grinsten. Sogar Mac Pellew sperrte das Maul auf und starrte den Profos an, der sich immer wieder die Hände an den Hosen abwischte, als seien seine Flossen wer weiß wie schmierig. Aber das war bloße Verlegenheit von Ed.

      „Ja, wenn ich das nur wüßte, Sir. Ich habe ihn auf der Schlangen-Insel beim Taubenschlag zurückgelassen.“

      „Beim Taubenschlag – einen Papagei beim Taubenschlag?“

      „Na ja, damit er nicht so einsam ist. Ich dachte, die könnten sich vielleicht etwas unterhalten, die Tauben und Sir John, meine ich.“

      „Und jetzt ist er hier an Bord“, sagte Hasard.

      „Ja, furchtbar ist das, Sir“, murmelte der Profos, wobei er wieder an der Hose herumwischte.

      „Nun, dem werden wir Abhilfe verschaffen“, sagte Hasard kalt. „Das verzögert zwar unser geplantes Unternehmen, aber die Schuld daran werden jene Gentlemen tragen, die die Viecher an Bord geschmuggelt haben. Wir sind jetzt drei Stunden auf See, und drei Stunden brauchen wir für die Rückkehr zur Insel. Bis wir diesen Punkt wieder erreicht haben, ist fast ein Tag vergangen.“

      Der Profos schluckte betroffen und sah seinen Kapitän fassungslos an.

      „Umkehren, Sir?“