Seewölfe Paket 13. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395026
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läufst, aus Versehen, meine ich.“

      „Nein, Sir!“ Blacky riß sich zusammen, um nicht mehr zu sagen. Es war gefährlich, mit dem Feuer zu spielen, das Edwin Carberry hieß.

      Hasard räusperte sich und lenkte dadurch die Aufmerksamkeit der Männer wieder auf sich. „Ich rechne fest damit, daß die Menschen von Rhodos gastfreundlich sind. Wir werden sie respektieren und auf keinen Fall etwas tun, das sie ärgerlich stimmen könnte. Wenn sie zum Beispiel nicht wollen, daß wir jagen, dann unterlassen wir es.“

      „Falls wir überhaupt jemandem begegnen“, meinte Old O’Flynn.

      „Ja“, sagte sein Sohn. „Von hier aus betrachtet, sieht die Insel öde und verlassen aus.“

      „Aber man kann sich täuschen“, gab Big Old Shane zu bedenken. „Oft trügt der Schein. Stimmt’s, Donegal?“

      „Habe ich euch das nicht immer vorgebetet?“ gab der Alte mit verdrossener Miene zurück. „Tu jetzt nicht so, als sei das auf deinem Mist gewachsen, Shane.“

      „Schluß der Debatte!“ sagte der Seewolf. „Wir gehen mit einem starken Trupp an Land und nehmen genügend Waffen mit, um gegen alle eventuellen Überraschungen gerüstet zu sein.“

      „Soll ich auch ein paar Höllenflaschen mitnehmen?“ fragte Ferris Tucker.

      „Ja, natürlich.“

      „Eben“, sagte Al Conroy, der Stückmeister und Waffenexperte der „Isabella“. „Man weiß nie, zu was man sie gebrauchen kann.“ Er blickte zu Hasard, dann zu Ferris. „Es hat sich noch nie als Fehler erwiesen, ein paar davon in die Taschen zu stekken, oder?“

      „Ich hoffe, sie nicht einsetzen zu müssen“, sagte der Seewolf. „Wir geben hier nur eine kurze Gastrolle, dann verschwinden wir wieder.“

      Selims Piraten hatten die Häuser von Pigadia geplündert und tatsächlich in den Hohlräumen unter den Estraden die Ketten und anderen Goldschmuck gefunden, die die Aussteuer der verheirateten Frauen darstellten.

      Selim ließ sich die Kostbarkeiten bringen und aushändigen. Er war sorgsam darauf bedacht, jede Geste seiner Männer zu überwachen. Niemand sollte wagen, sich heimlich schon etwas von der Beute in die Tasche zu stecken, das Verteilen oblag ausschließlich ihm.

      Er hatte sein Quartier in Lagios’ und Iris’ Haus bezogen, einem der größten und schönsten Bauten des Ortes. Hier häufte er nun das geraubte Gut auf dem Fußboden, schätzte überschlagsmäßig dessen Wert und stellte grinsend fest, daß er mit sich zufrieden sein konnte.

      Er ließ Jella, Dobran, Ali und Firuz zu sich rufen und wies auf das Gold, das sich zu ihren Füßen häufte.

      „Es hat sich gelohnt“, sagte er. „Wir haben einen wirklich guten Fang gemacht. Wer hätte das gedacht?“

      „Keiner“, entgegnete Dobran, ein hagerer Mann mit einem riesigen Turban auf dem Kopf. „Wir sollten auch die anderen Inseldörfer aufsuchen und überfallen.“

      „Das ist sicher“, sagte Selim. „Wohin habt ihr die gefangenen Mädchen gebracht?“

      „In das Haus gegenüber“, antwortete Jella. „Ich habe sie zusammentreiben lassen, sie werden von zwei Männern bewacht. Sie schlottern vor Angst, aber ich habe ihnen gesagt, daß sie vorläufig nichts von unseren Leuten zu befürchten haben.“ Sie lachte leise.

      „Wie viele sind es?“

      „Achtzehn. Ich habe sie genau gezählt.“

      „Wir werden sie als Sklavinnen verkaufen, zusammen mit den anderen, die Osman und unser Suchtrupp sicherlich doch wieder einfangen werden.“

      „Osman ist noch nicht wieder zurück“, sagte Dobran.

      „Man muß ihm Zeit lassen. In ein, zwei Stunden ist er bestimmt wieder da und bringt einen ganzen Schwarm von Weibern und Kindern. Auch die Kinder werden wir verkaufen – nach Zypern, wo es genügend Abnehmer für Ware dieser Art gibt.“

      „Ich frage mich nur, wo die jüngeren Männer des Dorfes sind“, sagte Ali. „Es kann hier doch nicht nur Greise, Weiber und Kinder geben.“

      Jella entgegnete darauf: „Eins der Mädchen hat mir auf meine Fragen hin erzählt, daß sie am Nachmittag zum Fischfang ausgelaufen seien, mit ihren Booten. Das Wetter erschien ihnen vielversprechend, doch sie sind vom Sturm überrascht worden.“

      „Und wahrscheinlich alle ertrunken!“ rief Firuz lachend.

      „Wenn nicht, bereiten wir ihnen hier einen angenehmen Empfang, sobald sie zurückkehren“, sagte Selim. „Vergessen wir nicht, überall Wachen aufzustellen.“

      Weder Jella, er und die anderen ahnten, daß das Mädchen gelogen hatte, um die Männer von Pigadia vor einem Überfall der Seeräuber in den Olivenhainen zu schützen. Ihrer Geistesgegenwart sollte es zu verdanken sein, daß Lagios, Iris, Melania und all den anderen im weiteren Verlauf der Nacht tatsächlich nichts zustieß.

      Selim wandte sich um und verließ Lagios’ Haus, um zu den Mädchen hinüberzugehen und sie zu begutachten.

      Es hatte aufgehört zu regnen. Das Heulen und Pfeifen des Sturmwindes legte sich allmählich. Selim blieb bei den toten alten Männern stehen und sagte zu seinem Kumpan: „Später werfen wir sie in die Schlucht. Später, wenn Osman und die anderen zurück sind.“

      Er sah auch Antos verkrümmt auf dem Pflaster der Gasse liegen und grinste voll Hohn und Verachtung.

      Plötzlich kehrte der glatzköpfige Osman mit der Meute zurück, die Selim seinem Kommando anvertraut hatte. Er blieb schwer atmend vor seinem Anführer stehen und meldete: „Nichts zu machen, Selim. Wir haben keinen von den Flüchtlingen mehr finden können. Sie sind wie vom Erdboden verschwunden.“

      „Das gibt es doch nicht“, sagte Selim unwirsch. „Sie können sich nicht in Luft aufgelöst haben. Ihr habt nicht gründlich genug gesucht.“

      „Wir haben alles abgekämmt“, verteidigte sich Osman. Er deutete mit dem Finger auf Antos. „Vielleicht kann der uns noch verraten, in welchen Schlupfwinkel sie sich zurückgezogen haben. Vermutlich gibt es irgendwo Höhlen, die man im Dunkeln nicht sieht.“

      Selim warf wieder einen Blick auf Antos. „Der? Der wird uns nichts mehr sagen. Er ist tot.“

      „Fragen wir mal die Mädchen“, schlug Jella vor. „Wir bringen sie schon zum Sprechen, verlaßt euch drauf. Ich brauche nur eine von ihnen mit meinem Messer zu kitzeln, dann …“

      „Einen Augenblick“, unterbrach Osman sie. „Selim, wir haben etwas anderes, vielleicht Wichtigeres entdeckt. Nur eine Meile weiter im Westen gibt es noch eine kleine Bucht. Dort liegt ein Schiff vor Anker.“

      „Ein Schiff?“ Selim hob die Augenbrauen. „Das werden doch wohl nicht die Männer des Dorfes sein?“

      Osman schüttelte den Kopf. „Bestimmt nicht. Wir haben uns ziemlich dicht anpirschen können und im Zucken der Blitze gesehen, daß es sich um ein europäisches Schiff handelt. Eine Dreimast-Galeone. So einen großen Segler können die Insulaner nicht besitzen, ich glaube, sie wüßten gar nicht damit umzugehen.“

      „Ist es etwa ein Spanier?“ fragte Selim mit wachsendem Interesse.

      „Möglich ist es. Vielleicht auch ein Genuese oder Venezianer.“

      „Er hat bestimmt Beute für uns an Bord“, sagte Selim. „Beim Scheitan, diese Insel Rhodos wird immer interessanter für uns. Ehe wir sie verlassen, sind die Bäuche der ‚Grinta‘ und der Ghanja so voll, daß sie sich kaum noch voranbewegen können.“

      „Wir könnten einen Boten zu unseren Schiffen schicken“, meinte Dobran. „Bei dem nachlassenden Seegang können sie das Südufer runden und die Galeone in ihrer Ankerbucht überfallen.“

      „Nicht so hastig“, sagte Selim. „Osman, habt ihr die Stückpforten der Galeone zählen können?“

      „Sie