Seewölfe Paket 13. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395026
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ob eure Männer wohl bereit wären, uns etwas von diesem Wein und diesem Brot zu verkaufen – und auch, von dem Obst und dem Käse?“

      „Ganz gewiß. Wir gehen am besten gleich ins Dorf. Sie erwarten uns. Wir haben selten Gäste, und die Männer sind froh, einmal Neuigkeiten zu erfahren. Ihr habt doch sicher viel zu erzählen.“

      „Das schon“, sagte Hasard. „Aber eigentlich hatten wir uns vorgenommen, erst diese Pinie zu fällen.“

      Sie lachte wieder. „Das hat doch Zeit. Außerdem helfen unsere Männer euch gern dabei. Sie sind stark und können kräftig zupacken; wenn sie euch unterstützen, seid ihr in der Hälfte der Zeit fertig.“

      „Aber das kann ich nicht annehmen.“

      Sie wischte seinen Einwand mit einer flinken Geste fort. „Ach, Unsinn. Komm nur. Sag deinen Männern, daß sie uns folgen sollen. Ihr wolltet doch auch auf die Jagd gehen, nicht wahr? Unsere Männer kennen die besten Plätze, dort stoßt ihr ganz sicher auf Fasanen, Rebhühner und Wachteln.“

      Was sie sagte, klang überzeugend.

      „Männer“, sagte Hasard. „Wir gehen in dieses Dorf. Ich bin jetzt wirklich gespannt darauf, die Männer dieser Prachtmädchen kennenzulernen. Sie müssen ja wirklich von umwerfender Herzlichkeit und Menschlichkeit sein.“

      „Das entspricht der Wesensart der Leute von Rhodos“, bemerkte der Profos und befand im stillen, daß er sich dieses Mal sehr gewählt ausgedrückt hatte.

      Ferris Tucker drehte sich überrascht um. „So? Woher weißt du denn das?“

      „Von Irene, der Griechin.“

      „Dann habt ihr also doch über solche Dinge gesprochen?“

      „Na und?“

      „Das hättest du aber auch schon eher zugeben können“, sagte Ferris. „Und zwar, als Smoky dich danach fragte.“

      Carberry schob sein wuchtiges Kinn noch ein Stückchen weiter vor. „Es geht Smoky und dich einen feuchten Sand an, was Irene und ich uns erzählt haben, schreib dir das hinter die Segel.“

      Osman, Selims wichtigster Späher, hatte die Szene bei den Pinien aus einiger Entfernung beobachtet. Jetzt hatte er genug gesehen und kroch durch Gebüsch davon, bis er sich hinter einem Felsenbuckel befand und sicher sein konnte, von den Männern der Galeone nicht entdeckt zu werden.

      Er eilte zum Dorf und meldete seinem Anführer, daß es Jella und den sieben anderen Frauen gelungen sei, die Fremden anzulocken.

      Selim sandte Dobran, seinen Unterführer, zur „Grinta“ und der Ghanja. Dobran sollte an Bord gehen und den Angriff auf die Galeone selbst leiten. Die Schebecke und die Ghanja würden sich am Wind um Legerwall herumschleichen und dann in der kleineren Ankerbucht der Galeone über die an Bord zurückgebliebene Besatzung herfallen – ein Überraschungsangriff, bei welchem dem Opfer jeder Fluchtweg abgeschnitten war.

      Selim war von dem Gelingen seines Planes völlig überzeugt. Er mußte es sein, denn er war über zwei Begebenheiten, die das Geschehen grundlegend ändern sollten, nicht im Bilde.

      8.

      Lagios war von den Männern des Dorfes zum Anführer des starken Trupps gewählt worden, der sich von den Olivenhainen aus in Richtung Pigadia in Bewegung gesetzt hatte. Iris, Melania, Kanos und seine Schwestern sowie alle anderen Frauen und Kinder waren unter der Bewachung von vier mit Flinten bewaffneten Männern im sicheren Schutz der Berghütten zurückgeblieben.

      Zwei Männer hatten sich vom Trupp entfernt und eilten über einen Schleichpfad, den nur sie, nicht aber Selims Piraten, kannten, zur Bucht hinunter. Ungesehen und unbehelligt gelangten sie in die Grotten, wo ihre Fischerboote vertäut lagen.

      Es gab eine Strömung, die bei ablaufendem Wasser von den Grotten zur Mitte der Bucht verlief. Diese Drift wurde von den Fischern benutzt, wenn sie zum Fang ausliefen. Auf dem Rückweg nutzten sie bei Flut eine in entgegengesetzter Richtung verlaufende Wasserbewegung, um in die Grotten zurückzukehren.

      Es war Ebbe, der Zeitpunkt für das Vorhaben also günstig.

      Lagios’ Freunde drapierten Segel, Netze und andere Utensilien, die in den Booten lagen, so, daß es im Dunkeln aussehen mußte, als säßen Gestalten auf den Duchten. Dann lösten sie die Leinen der Boote und sahen zu, wie die Fahrzeuge langsam, wie von Geisterhand gelenkt, in die Bucht hinausliefen.

      Dobran war gerade an Bord der „Grinta“ gegangen, um die für den Angriff auf die Galeone erforderlichen Befehle zu geben.

      Die acht Frauen führten die Gruppe an. Hasard schritt als erster hinter ihnen her, dann folgten die anderen Männer der „Isabella“ im Gänsemarsch. Es ging über einen Trampelpfad bergauf, zwischen Sträuchern und Bäumen auf ein paar wenige glitzernde Lichtpunkte zu, die jetzt in den Felsen über ihnen zu erkennen waren.

      „Ein sicherer Platz“, sagte Ferris Tucker zu seinem Kapitän. „Nach da oben verirrt sich wohl kaum jemand. Und wer sollte auch kommen?“

      „Piraten vielleicht“, meinte Shane.

      „Ach wo, für die gibt es in diesem Nest doch nichts zu holen“, sagte Carberry.

      „Ich weiß nicht, ich weiß nicht“, murmelte Old O’Flynn. „Die Sache will mir nicht gefallen. Sir, denk mal nach. Hier stimmt was nicht.“

      „Aber was?“ fragte ihn der Seewolf.

      „Das ist es ja“, zischte der Alte aufgebracht. „Ich grüble darüber herum, ich spür’s in allen Knochen, daß etwas höllisch am Stinken ist, aber mir fällt verdammt nicht ein, wo der Wurm steckt.“

      „Mann, Donegal“, sagte Blacky. „Und wenn schon. Falls die Männer dieser Ladys hier mit Messern und Knüppeln über uns herfallen, erleben sie ihr blaues Wunder.“

      „Ich glaube, sie meinen es ehrlich“, sagte Dan. „Und wir sind ganz üble Halunken, daß wir so argwöhnisch sind und ihre guten Absichten verkennen.“

      Auch Jella und die anderen Frauen sprachen leise miteinander – in ihrer Muttersprache. Jella war zwar selbst nicht aus der Türkei, sprach aber fehlerfrei Türkisch und hatte sich den anderen angepaßt, die alle aus Anatolien und den Siedlungen des Taurus’ stammten.

      Eine der Türkinnen, die mit Jella in der Mitte der Frauengruppe ging, fragte: „Verstehst du, was sie sagen, Jella?“

      „Nein, sie sprechen jetzt wieder Englisch. Aber das soll uns nicht stören. Sie verstehen ja auch nichts von dem, was wir reden.“

      „Selim wird mit uns zufrieden sein, nicht wahr?“

      „Ganz bestimmt wird er das sein.“

      „Aber glaubst du, daß diese Engländer tatsächlich Schätze an Bord haben?“

      „Ich weiß nicht“, erwiderte Jella. „Vielleicht sind sie auch arme Hunde, aber das spielt keine Rolle. Wenn Selim ihnen allein ihr Schiff mit den vielen Kanonen und der Munition abnehmen kann, die sie garantiert an Bord haben, hat er schon genug gewonnen. Er ist seit langem darauf aus, eine große Galeone wie diese zu kapern. Mit drei Schiffen kann er noch kühnere Raubzüge unternehmen und sogar größere Häfen überfallen.“

      „Ja. Aber mir würde es irgendwie leid tun, wenn Selim, Dobran und die anderen diese Männer hier allesamt töten würden“, sagte die Türkin. „Ich hätte lieber, daß sie sie gefangennehmen.“

      Jella lächelte anzüglich. „Ich weiß schon, auf was du hinauswillst. Du würdest dich gern an den einen oder anderen dieser starken Burschen heranpirschen.“

      „Du etwa nicht?“

      „Der Schwarzhaarige mit den blauen Augen gefällt mir. Bestimmt ist er auch gut bewaffnet.“ Sie lachte leise. „Ja, ich würde ihn schon gern ausprobieren. Ich werde es Selim vorschlagen, die Engländer gefangenzunehmen und ebenfalls als Sklaven zu verkaufen.“