Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745202786
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nach.

      Der Bulgare hatte ein Ziel. Mit festen Schritten steuerte er eins der schmalen Becken in dem Teil des Hafens an, in dem die Luxusjachten festgemacht waren. Travers blieb stehen, als der Bulgare einen der langen hölzernen Stege betrat. Er sah ihm nach, bis er, fast am Ende des Anlegers, an Bord einer schlanken weißen Motorjacht sprang und im Cockpit verschwand.

      Travers rannte zurück, er lief auf den parallel liegenden Steg zu. Die Aufbauten der Schiffe verbargen ihn vor zufälliger Entdeckung. Von hier aus musterte er das Schiff, das der Bulgare betreten hatte.

      Es war eine achtundvierzig Fuß lange hochseetüchtige Jacht vom Typ Seahawk. Anhand der Zahl der Bullaugen schätzte Travers, dass das Schiff über vier Kabinen außer der Kombüse und dem Salon verfügte. Er ging weiter, bis er die Registriernummer und den Namen am Heck erkennen konnte. Das Schiff hieß >Challenger < und war in Kanada registriert.

      Dies war das Schmuggelschiff des Bulgaren. Travers war da ganz sicher.

      Travers setzte sich auf einen Poller. Über die Bordkante einer Segeljacht hinweg konnte er das Deck der >Challenger< im Auge behalten.

      Diesmal wurde seine Geduld nicht über Gebühr strapaziert. Im Cockpit entstand eine Bewegung. Travers konnte nicht erkennen, was sich hinter der spiegelnden Verglasung abspielte, doch dann wurde die Seitentür geöffnet, und der Bulgare erschien.

      Er hielt die Tür für eine weitere Person offen.

      Gorjanow. Der Hass lag wie ein Klumpen Blei in Travers' Magen, und er ballte die Fäuste, bis die Handballen schmerzten. Senovec ließ dem Russen höflich den Vortritt, ehe er sorgfältig die Tür zum Cockpit verschloss.

      Gemeinsam gingen die beiden zum Parkplatz. Travers sah ihnen nach. Der Simca setzte zurück, wendete und fuhr davon.

      Travers betrat den Steg, an dem die >Challenger< festgemacht war. Er hielt sein Kombiwerkzeug bereits in der Hand, und während er an Bord sprang, überzeugte er sich mit einem schnellen Rundblick, dass er nicht beobachtet wurde.

      Travers ging in die Hocke. Das Schloss hier war vom gleichen Typ wie das an der Cockpit-Tür, aber hier hatte er Zeit.

      Travers wählte einen verstellbaren flachen Schlüssel. Mit viel Geduld fand er die richtige Zahnung, und nach zwölf Minuten ließ sich die Tür öffnen.

      Travers durchsuchte das ganze Schiff vom Ballastraum bis zu den Deckaufbauten, und als das Gefühl der Enttäuschung ihn zu überwältigen drohte, gestand er sich ein, dass er gehofft hatte, Jo Anne hier zu finden.

      Wieder stand er im Gang. Jo Anne war nicht an Bord. »Jo Anne!«, schrie er.

      Niemand antwortete.

      12

      Chuck war am Flughafen. Travers fand den Wagen des CIA-Mannes und parkte in der Nähe. Es war vierzehn Uhr zweiunddreißig. Travers betrat die Ankunftshalle und begab sich in die Cafeteria im Obergeschoss. Durch die große Glasscheibe konnte er die Gruppen der Wartenden unten erkennen.

      Die Lautsprecher erwachten zum Leben. Die Maschine aus Paris war soeben gelandet. Es dauerte noch zehn Minuten, bis die ersten Fluggäste in dem Gang erschienen, der zum Gepäckkreisel führte. Menschen winkten einander zu, die ersten Paare sanken einander in die Arme.

      Verdammt, wo steckte dieser gottverdammte Hundesohn von einem Russen? Weder Gorjanow noch Senovec befanden sich unten in der Halle.

      Travers winkte ab, als die Kellnerin neben ihm auftauchte. Er stand auf und verließ die Cafeteria. Langsam ging er über die Freitreppe hinunter, mischte sich in den Strom der Fluggäste, ließ sich nach draußen schieben. Er stieg in seinen Wagen und fuhr ins Hotel Napoleon.

      Dort nannte er den Namen, den er auch in Brüssel benutzt hatte. Der Portier warf ihm einen schrägen Blick von unten zu, nickte dann und schob einen Schlüssel über den Tisch. Travers nahm den Schlüssel und warf ihn über den Tisch auf den Boden.

      »Geben Sie mir ein anderes. Der zweite Stock ist mir zu laut.«

      »Monsieur! Wir sind voll besetzt!«

      Travers nahm seinen Koffer auf und wandte sich um.

      »Warten Sie doch! Ich werde einen anderen Gast ... Bitte, Monsieur!«

      Travers nahm den anderen Schlüssel in Empfang und ging zum Lift. Senovec hatte den Job für Gorjanow erledigt. Das Zimmer, das der Portier ihm unterjubeln wollte, war mit Wanzen gespickt. Vor dem Lift blieb Travers stehen. Er sah sich um. Der Portier verschwand gerade hinter einem Vorhang.

      Travers wirbelte herum. Mit wenigen langen Sprüngen war er an der Rezeption. Die Halle war um diese Zeit leer. Travers riss den Vorhang herab.

      Der Portier fuhr herum. Er hielt den Telefonhörer in der Hand.

      Travers schmetterte dem Mann die Faust gegen den Hals. Der Hörer flog durch die Luft. Travers fing ihn auf und presste ihn an sein Ohr.

      »Hallo? Hallo?«, hörte er eine Stimme.

      »Hier ist die Störstelle der Post«, sagte Travers. »Ihr Gespräch ist falsch aufgelaufen ... welche Nummer haben Sie?«

      Der Mann am anderen Ende nannte die Nummer.

      »Und die Adresse bitte?«

      »Chez le Baron, Place de la Gare neunzehn.«

      Travers legte auf. Mit dem Koffer in der Hand rannte er auf die Straße hinaus und sprang in den Renault. Ohne Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer raste er zum Bahnhof.

      Chez le Baron war ein Bistro unter einem Reisebüro. Travers stellte den Wagen im Halteverbot ab und hetzte die Stufen hinab. Er stieß die Pendeltür auf und stürmte in das Lokal.

      Langsam ging Travers auf die Theke zu. Seine Schritte waren schwer. Er war zu spät gekommen. Derjenige, der hier auf den Anruf aus dem Napoleon gewartet hatte, musste misstrauisch geworden sein. Travers starrte den Mann hinter der Theke an und winkte ihn zu sich. Er legte zwei Zehn-Franc-Scheine vor sich hin.

      »Monsieur?« Der Bursche starrte auf das Geld.

      »Mein Freund wartete hier auf mich«, sagte er auf Französisch mit amerikanischem Akzent. »Ich wollte eigentlich anrufen, bin aber lieber gleich hergekommen.«

      Travers beschrieb Gorjanow, und der Barkeeper nickte.

      Travers fuhr zum Napoleon zurück. Der Portier begann zu zittern, als er Travers sah, aber weil er einen neu angekommenen Gast bediente, konnte er schlecht fliehen. Travers kümmerte sich nicht um den korrupten Ganoven. Er hatte noch den Schlüssel zu seinem Zimmer und fuhr sofort in den sechsten Stock hinauf. Er versteckte seinen Koffer hinter einem Blumenkübel und bewegte sich leise auf die Tür mit der Nummer zu, die auch auf dem Schlüsselanhänger stand.

      Er schob den Schlüssel in Schloss. Es knirschte leise. Travers drehte ihn herum, und mit dem Fuß trat er die Tür ins Innere des dahinterliegenden Zimmers.

      Gorjanow war diesmal auf der Hut. Er stand in sicherer Entfernung mitten im Raum. In der Hand hielt er eine Mauser, deren Mündung auf den Teppich gerichtet war. Er lächelte über sein breites Gesicht.

      Travers sprang vor. Der Russe rührte sich nicht, hob nicht einmal die Mauser. Travers hörte ein zischendes