Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745202786
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      Er gab den Renault am Flughafen zurück, wo der Verleiher ein Büro unterhielt. Er kaufte ein Ticket nach Zürich. Von Zürich aus gab es einen direkten Anschluss nach Brüssel.

      Bis zum Abflug hatte Travers noch eine gute Stunde Zeit. Er vertrieb sich einen Teil der Zeit mit dem Studium verschiedener Flugpläne, und er stellte fest, dass die Maschine, mit der Gorjanow nach Paris geflogen war, anschließend nach Brüssel weiterflog.

      Travers suchte die Dusch- und Umkleideräume auf, nahm eine Kabine und begann, sein Aussehen zu verändern. Er überpuderte sein kurzes blondes Haar mit einem grauen Spray, schob sich Gummipolster unter die Wangen und weiche Plastikröllchen in die Nasenlöcher. Wenn Gorjanow die Brüssel-Spur kannte und aufnahm, würde er ein Auge auf jeden werfen lassen, der dort außer ihm ankam.

      Travers war mit seiner Erscheinung zufrieden. In Verbindung mit einer entsprechenden Haltung — gebeugter, schleppender Gang, hochgezogene rechte Schulter — wirkte er fünfzehn Jahre älter. Selbst wenn Gorjanows Späher am Flughafen in Brüssel ein Foto von Travers haben sollte, würde er ihn nicht sofort erkennen.

      Travers schlurfte zum Flugsteig und wartete auf seinen Aufruf.

      *

      DIE MASCHINE DER SABENA landete planmäßig um einundzwanzig Uhr dreißig in Brüssel. Travers ließ sich in die City fahren, wechselte zweimal das Taxi und betrat schließlich die Halle des Hotel Beaumont in einer ruhigen Nebenstraße unweit vom Hauptbahnhof.

      Nachdem er ein Zimmer genommen hatte, prüfte er die Möglichkeiten, die er von hier aus hatte, und fand sie nicht optimal. Er musste jedes Telefongespräch über die Hotelzentrale anmelden, deshalb verließ er das Zimmer gleich wieder und ging zum Bahnhof. Von dort aus rief er die Botschaft an.

      In Brüssel hatte Smith bisher noch keinen eigenen Mann unterbringen können, deshalb war Travers gezwungen, sich an den örtlichen Leiter der CIA zu wenden.

      Der Mann, eine namenlose Stimme am Telefon, wusste bereits über Travers' Wünsche hinsichtlich der Ausrüstung Bescheid.

      »Mal sehen, was wir für Sie tun können, Mac«, sagte er. »Rufen Sie morgen Vormittag noch mal an. So gehen zehn.«

      »Hören Sie jetzt genau zu, Sie Bastard! Ich wünsche den ganzen Plunder morgen früh um acht Uhr in einem Schließfach im Hauptbahnhof vorzufinden ...«

      »Mann, Mac, seien Sie doch vernünftig ...«

      »Sie halten Ihr verdammtes Maul, wenn ich rede, verstanden? Acht Uhr. Den Schlüssel kleben Sie mit Kaugummi unter den Telefontisch in der dritten Telefonkabine westlich des großen Blumenstandes, vom Blumenstand aus gezählt. Verstanden?«

      »Ja, aber ...«

      »Kein aber. Und dann schicken Sie mir einen cleveren Mann in die Kneipe, die im Fußgängertunnel neben der Rolltreppe zur Auffahrt City liegt. Ich warte eine halbe Stunde. Ich werde an der Theke sitzen und eine Schachtel Marlboro aufrecht vor mir stehen haben.«

      »Mann, Mac, haben Sie auf die Uhr gesehen?«

      »Ich kann Ihr Gemaule nicht mehr mit anhören! Scheuchen Sie einen Ihrer Mini-Stars auf. Er soll seinen fetten Hintern aus dem Bett der Hure rollen, bei der er gerade liegt, und in dreißig Minuten dort sein. Verstanden?«

      »Ich kenne ja Ihren Ruf, aber so ... Mann, Mac, ich kann nichts versprechen ...«

      »Dreißig Minuten. Oder ich hole mir einen Burschen von der hiesigen Polizeischule.« Travers grinste böse und knallte den Hörer an den Haken.

      Langsam schlenderte er aus der Halle und ließ sich mit der Rolltreppe unter den Bahnhofsplatz fahren. Er betrat die verräucherte Kneipe, die von Reisenden und Pennern bevölkert war. Er setzte sich an einen runden Tisch in der Nähe des Ausgangs und wartete.

      Zwei Minuten vor Ablauf der Frist wirbelte ein schlanker Bursche in die Kneipe, ein Kerl mit braunem Haar, vollen Backen und auffallend großen Händen. Er schob sich an die Theke, drängte andere Gäste zur Seite und starrte auf die Platte. Dann blies er die Backen auf, spitzte die Lippen und ließ die Luft ab. Er setzte sich auf einen Hocker und bestellte ein Bier.

      Travers nahm sein noch volles Glas und stellte sich neben den Burschen. Er setzte das Glas ab, zündete eine Zigarette an und baute die Schachtel vor sich auf. Der CIA-Mann war so damit beschäftigt, die anderen Gäste mit seinen Blicken zu durchbohren, dass er volle zwei Minuten brauchte, bis er Travers' Schachtel entdeckte.

      Er hatte sich gut in der Gewalt. Langsam drehte er sich um, lächelte Travers an, wobei er sein Erstaunen über einen so >alten< Mann beinahe perfekt verbarg.

      Travers sprach ihn auf Französisch an, redete Belangloses, wartete, bis der andere seine Code-Identifizierung nannte. Travers trank sein Glas aus, bezahlte und verließ die Kneipe.

      Der CIA-Mann folgte ihm. Nebeneinander fuhren sie auf der Rolltreppe zum Bahnhofsvorplatz hinauf. Mitten auf dem Platz blieb Travers stehen.

      »Ein Mann namens Jovo Bogadcon wohnt im Hotel Napoleon. Er besitzt einen amerikanischen Pass auf den Namen William Tabor, unter diesem Namen ist er dort auch abgestiegen. Sie besorgen sich ein paar Männer und überwachen diesen Vogel. Lückenlos, Freund, und wenn ich lückenlos sage, dann meine ich das auch so. Der Mann darf natürlich nichts davon merken, dass er observiert wird. Und Sie müssen damit rechnen, dass er noch von anderen beobachtet wird.«

      Travers hatte den Burschen genau beobachtet. Er hatte mit keiner Wimper gezuckt, keine Ausflüchte versucht. Travers nickte zufrieden. Nach der Pflaume in der Botschaft hatte er schon mit dem Schlimmsten gerechnet.

      Er gab eine exakte Beschreibung von Oleg Gorjanow und schärfte dem CIA-Mann ein, ihn sofort zu benachrichtigen, wenn er den Russen entdecken sollte. Travers glaubte nicht, dass die Gegenseite, in diesem Fall Gorjanow, die Spur des Albaners bereits entdeckt hatte. Travers hätte seinen Kopf darauf verwettet, dass Gorjanow noch suchte. Vermutlich hatte er eine Ahnung, dass das Zeug der Chinesen quer durch Mitteleuropa kommen sollte, mehr war aber auch nicht drin. Smith vertrat dieselbe Ansicht. Keine Hinweise darauf, dass die Russen die Spur hatten. Sonst hätten sie das Heroin besser und einfacher in der DDR abfangen können.

      Travers gab dem Mann die Nummer seines Hotels und den Namen, unter dem er dort abgestiegen war. »Tag und Nacht, Freund, okay?«

      »Okay«, bestätigte der andere.

      »Und wie heißen Sie?«

      »Greg.« Er gab Travers seine private Telefonnummer, dann drehte er sich um und verschwand in Richtung auf den Grand Place.

      Am Morgen erfuhr Travers, dass ein neues Fernschreiben von Smith eingetroffen war. Travers ließ es sich von Greg in ein kleines Café in der Rue des Petits Bouchers bringen, wo er sein Frühstück einnahm.

      »Was ist mit Bogadcon?«, fragte Travers dann.

      »Abgereist.«

      Greg lächelte. »Ich habe ihm einen Schatten verpasst«, berichtete er. » Bogadcon rollt zur Zeit über die Autobahn nach Osten.«

      Deutschland, dachte Travers. Das Heroin war in dieser Nacht in einem ungarischen Lastwagen über die deutsch-deutsche Grenze bei Helmstedt geschmuggelt worden. Verborgen unter einer Ladung Rohtabak, die für eine Zigarrenfabrik in Holland bestimmt war. Smith hatte einen Mann in der Nähe dieses Lasters.

      »Mein Kollege hat ein Funksprechgerät im Wagen. Ich rufe ihn jede Stunde an, wenn es sein muss auch öfter.«

      »Wie lange fährt man von hier bis zur deutschen Grenze?«, fragte Travers.

      »Eineinhalb Stunden.«

      »Seit wann ist unser Freund unterwegs?«

      »Seit einer Stunde.«

      »Dann sollten Sie Ihren Mann einmal anrufen«, meinte Travers.

      Greg