Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745202786
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sofort wieder auf und rief erneut Marseille an. Er bekam Chuck ziemlich schnell an den Apparat. »Sie haben geschlafen!«, rief er. »Gorjanow hat Jo Anne erwischt. Er hat sie irgendwo außerhalb versteckt. Er braucht zwei Stunden, um sie an ein Telefon zu bringen. Sehen Sie sich um, aber sorgen Sie dafür, dass Sie stets zu erreichen sind.«

      Travers legte auf und warf sich aufs Bett. Er starrte auf die Zeiger seiner Armbanduhr und versuchte, an nichts zu denken. Um zwei Minuten vor halb acht wälzte er sich herum, nahm den Telefonhörer ab und wählte Smiths Nummer in Washington. Der Chef war stets zur halben Stunde für seine Agenten zu erreichen.

      Er bekam ihn auf Anhieb an den Apparat und spulte seinen Bericht ab. Er schloss mit dem Satz: »Ich sage ihm, wo der Albaner sein Zeug hat.«

      »Nein«, keuchte Smith.

      Vor Travers' Augen erschienen rote Kreise. »Sir«, sagte er, »es ist doch egal, wer wen fertigmacht!«

      »Eben nicht. Mit den Russen müssen wir im Augenblick umgehen wie mit rohen Eiern. Entspannung, Sie verstehen?«

      »Ich verstehe nur, dass ich zusehen soll, wie das Mädchen ermordet wird ...«

      »Sie werden es nicht riskieren.«

      »Gorjanow wird es riskieren. Er hat schon einen Mann umgebracht ...«

      Smith keuchte warnend. »Sie unternehmen nichts, verstanden, nichts, was mit der kleinen Rothaarigen zusammenhängt. Sie kümmern sich um Ihren Job und sonst nichts ... Leiten Sie jetzt die zweite Phase ein. Stören Sie Senovecs Kreise ...«

      »Dazu muss ich nach Marseille zurück.«

      Du bist ein verdammt kaltschnäuziger Hund, dachte Travers verbittert. Er rief die Botschaft an, und er riss sich zusammen, als er wieder die Stimme seines ersten Kontaktmannes erkannte.

      »Ich brauche ein schnelles Flugzeug«, sagte er.

      »Ich könnte Ihnen eine Kuriermaschine der Europabehörden beschaffen«, schlug der CIA-Resident vor. »Rufen Sie gegen Mittag noch einmal an.«

      Travers beherrschte sich nur mit Mühe. »Hören Sie zu, Sie Bastard. Ich könnte auch mit der Bahn fahren, wenn ich auf Ihre verdammte Kuriermaschine warte. Ich brauche einen Jäger, ein Überschallflugzeug. Hier in Brüssel treiben sich doch die ganzen Lametta-Heinis vom Nato-Hauptquartier herum. Um neun Uhr dreißig wünsche ich abzufliegen. Wenn dann keine Maschine bereitsteht, werde ich mir eine chartern. Mit der Bazooka. Verstehen wir uns jetzt?«

      Der Kerl am anderen Ende seufzte und brummte etwas, das Travers als Zustimmung auslegte. Travers legte auf. Im Stehen trank er kalten Kaffee, dann packte er seinen Koffer. Die Ausrüstung befand sich im Wagen, die konnte Greg später übernehmen. Den Koffer stellte er neben die Tür. Telefonisch wies er die Rezeption an, die Rechnung fertig zu machen.

      Travers rannte im Zimmer auf und ab, er rauchte heftig, und seine Nerven verlangten dringend einen Schuss Bourbon. Aber er hatte keinen mehr auf dem Zimmer, nur eine halbe Flasche im Koffer, die er nicht anbrechen wollte.

      Um zehn Minuten vor neun, er hatte schon sieben Minuten zugelegt, nahm er den Koffer auf und öffnete die Tür.

      In diesem Moment schlug das Telefon an. Travers schmetterte die Tür wieder ins Schloss und ging zurück. Ruhig nahm er den Hörer ab, die Unruhe fiel von ihm ab.

      »Hallo, Amerikaner! Sie können sie gleich sprechen. Dreißig Sekunden. Und kein falsches Wort! Ich habe eine Injektionsspritze in der Hand. Wenn ich damit zustoße, kippt sie um wie ein abgestochenes Schwein. Denken Sie daran. So, jetzt seid ihr dran.«

      »Cal!« Diese Stimme! Travers' Magen krampfte sich zusammen.

      »Hi, Baby«, sagte er sanft. »Wie geht es dir?« Seine Augen hingen auf dem Zifferblatt der Uhr, verfolgten den Lauf des Sekundenzeigers.

      »Cal — es tut mir leid ...«

      »Hört er mit?«

      »Ja. Cal, tu nicht, was er sagt — kümmere dich nicht ...«

      »Das war genug.« Die Stimme des Russen klang dunkel vor Zorn. »Sie haben gehört, Amerikaner, dass es ihr gut geht. Was haben Sie mir zu sagen? Ich höre.«

      »Lass das Mädchen in Ruhe, du Schwein. Ich komme nach Marseille.«

      »Das halte ich für unnötig. Sagen Sie mir ...«

      »Die Maschine landet um vierzehn vierzig in Marseille. Holen Sie mich ab. Dann erzähle ich Ihnen etwas. Schluss jetzt.«

      »Warten Sie, Amerikaner! Vierzehn Uhr vierzig sagten Sie? Das ist das Flugzeug' aus Paris ...«

      »Genau. Es gibt keinen Direktflug von Brüssel nach Marseille.«

      »Hotel Napoleon. Bis dann.« Travers legte auf.

      Er fuhr sofort zum Flughafen. Den Ford stellte er so ab, dass Greg ihn später ohne Schwierigkeiten finden konnte. Er ging sofort in den militärischen Bereich der Anlage.

      Die Mirage hob um neun Uhr zweiundvierzig ab und landete siebenundsiebzig Minuten später auf dem Luftwaffenstützpunkt nördlich von Marseille.

      *

      »WO KANN ER SIE VERSTECKT haben?«, fragte Travers. Er stand neben Chuck an einem der Jachtbassins im Vieux Port und starrte aufs Meer hinaus.

      Der CIA-Agent hob die breiten Schultern. »Er hat es fertiggebracht, Jo Anne innerhalb von einer guten Stunde an ein Telefon zu holen? Keine zwei Stunden?« Travers nickte ungeduldig. »Gorjanows Wirkungskreis liegt normalerweise an der Côte d'Azur. Er kennt Marseille kaum und verfügt hier auch über keinen Stützpunkt. Denken Sie daran, dass er Verstärkung aus Paris holen musste ...«

      »Sie meinen, er ist hier allein?«

      »Sieht so aus. Aber ich habe keine Ahnung, wo er steckt. Ich habe alle auf ihn angesetzt, auch Jordan.«

      Travers dachte an Smith. Der Chef würde toben, wenn er von Travers' Aktivitäten erfuhr. Seufzend wandte er sich an Chuck. »Ich habe noch einen Job für Sie.« Er gab dem Agenten eine Beschreibung des Bulgaren. »Lassen Sie feststellen, wo er ist. Vielleicht, nein wahrscheinlich sogar, hält er sich in dem Labor bei der Chaîne de l'Etoile auf. Wenn Sie wissen, dass er dort ist, sagen Sie mir Bescheid. Und noch etwas ... Besorgen Sie siebenhundert Pfund Puderzucker.«

      Chuck zuckte mit keiner Wimper. »Eilig?«, fragte er nur.

      »Ziemlich«, bestätigte Travers.

      Chuck ging davon. Travers hatte wieder einen Renault genommen. Er stieg in den Wagen und fuhr planlos durch die Gegend, wobei er sein Gehirn zermarterte.

      Um ein Uhr am Mittag hielt er auf der breiten Straße gegenüber dem Hotel Napoleon und stellte den Motor ab. Er starrte zu dem Eingang des Hotels hinüber, ohne zu wissen warum. Hoffte er vielleicht, dass Gorjanow dort seinen, Travers', Empfang vorbereitete, indem er den Portier bestach, ihm ein bestimmtes Zimmer zu geben? War Gorjanow vielleicht dabei, dieses Apartment mit Wanzen zu spicken?

      Travers hielt den Atem an, als ein Mann durch die Drehtür kam. Ein Mann, den er kannte. Groß, schlank, dünnes braunes Haar, Hakennase und stechende Augen.

      Simeon Senovec, der Bulgare. Er war elegant gekleidet und wirkte unglaublich selbstsicher. Der Bulgare ging auf einen kleinen Simca zu, schloss den Wagen auf, setzte sich hinein und fädelte sich geschickt in den fließenden Verkehr ein.

      Travers startete seinen Renault und folgte dem Simca. Ein Gedanke pochte in seinem Schädel. Hatten der Russe und der Bulgare inzwischen zueinandergefunden? Stimmten sie ihre Aktionen aufeinander ab? Oder verfolgte Gorjanow den Wagen des mit russischem Geld bezahlten Heroins weiter aus der Ferne? Travers würde es herausfinden. Vielleicht wusste der Bulgare, wo Jo Anne steckte!

      Die Fahrt ging zurück zum Alten Hafen. Senovec parkte den Simca auf dem großen Platz gleich hinter