Die Baby Mission. Jessa James. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jessa James
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969876602
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eine mein Interesse geweckt.

      Ich lächle, während ich die Treppe nach unten laufe.

      2

      Cady

      Ich öffne meine Augen und ächze. Gerade dringt nicht nur sanftes Morgenlicht in mein Zimmer, sondern strahlend heller Sonnenschein. Milo, zum Kampfschmuser mutierter Streuner, schnurrt und reibt sein Kinn an meinen Fingern.

      „Fuuuuuuck“, stöhne ich und rolle zur Seite. Milo betrachtet mich mit purer Verurteilung in seinem ihm gebliebenen blauen Auge. Das andere wurde schon lange zugenäht und ist längst verheilt. Er ist ein Siamkatzenmischling und tierisch hochnäsig für jemanden, den ich aus einer Mülltonne vor meinem Haus gerettet habe.

      Milo ist es piep egal, dass ich gestern Abend einen trinken war. Er reibt abermals sein Kinn an meiner Hand, miaut mit seiner kratzigen Stimme und fordert Streicheleinheiten ein. Ich streichle über seinen Kopf und er bricht in ein wahres Schnurrkonzert aus und maunzt glücklich.

      „Du bist einfach furchtbar“, teile ich Milo mit. Er klettert auf meine Brust, sein Gewicht ist sehr leicht. Obwohl ich ihn bereits seit einem Jahr habe, hat sein Gewicht nie die zehn Pfund Marke überschritten. „Ich weiß dein Theater hier überhaupt nicht zu schätzen.“

      Er knetet die Decke auf meiner Brust mit seinen Krallen und springt dann von mir. Er läuft zum Bettende, von wo er erwartungsvoll zu mir zurückblickt. Ich seufze laut über seinen Versuch, mich in die Küche zu locken und ihm sein Dosenfutter zu geben.

      „Du hast genug Trockenfutter“, schimpfe ich böse.

      Ich rolle mich abermals herum und setze mich auf, wobei ich einen jämmerlichen Laut von mir gebe. In diesem Moment spüre ich jedes einzelne meiner dreiunddreißig Jahre und dann noch ein paar mehr. Ich bin wirklich keine zwanzig mehr und habe den Kater, sowohl im übertragen als auch wortwörtlichen Sinne, um es zu beweisen.

      Ich ziehe ein T-Shirt über meinen Slip, der erste Schritt von vielen, um diesen Tag zu beginnen. Ich werfe einen Blick auf mein Handy und stelle fest, dass erst neun Uhr ist. Normalerweise würde ich komplett in Panik ausbrechen, aber ich weiß, dass ich den Tag frei habe.

      Nun, vielleicht nicht unbedingt frei, aber ich hatte ohnehin vor, heute von zu Hause aus zu arbeiten. Ich blicke eine Sekunde auf mein E-Mail-Postfach, seufze dann angewidert laut auf und schalte das Display aus. Ein Dutzend neue E-Mails, ein Dutzend Sprachnachrichten und zwei Dutzend SMS warten dort auf mich.

      Ich tapse über die nackten Betonböden meines Lofts und werfe einen Blick zu den zwei Reihen bodentiefer Fenster, die für wunderbares Licht sorgen. Abgesehen von meinem Schlafzimmer verfügt das Apartment über ein Büro, ein zweites Schlafzimmer und einen riesigen Küche-Schrägstrich-Wohnzimmer Bereich. Ich habe einen Haufen Geld dafür liegen lassen, aber ich kann mich nicht beklagen. Nicht einmal, wenn zu viel Sonnenlicht hereinströmt.

      Ich pinkle mit dem Slip um meine Knöchel, bei offenstehender Tür und vor dem Licht verschlossenen Augen und zwinge mich zum Denken. Mein Gehirn arbeitet jedoch noch nicht richtig, weshalb ich meine Kleider ausziehe und die Dusche aufdrehe. Der Dampf beginnt sich zu sammeln, gefangen zwischen den kühlen, dunklen Fliesen und der Glastür.

      Ich lehne meinen Kopf einen Augenblick an das Glas. Ich denke an letzte Nacht und alles strömt schlagartig auf mich ein.

      Das Dach. Die Party. Jett.

      Gott, ich konnte nicht einmal erhobenen Hauptes gehen. Nicht, ohne dass Jett mich in seine Arme zog, mich küsste und zum Erröten brachte. Er ist so groß, hat beinahe rabenschwarze Haare, die in einem Undercut geschnitten sind. Ein rot kariertes Hemd und Jeans, die gut saßen, und Stiefel. Dunkelblaue Augen, ein Königsblau. Er hatte einen richtigen Bart, worauf ich wirklich stehe.

      Oh, und seine Tattoos…

      Jeder sichtbare Zentimeter seiner Haut ist tätowiert, von seinem Hals bis zu dem aufgeknöpften V an seinem Kragen bis hinab zu seinen Fingern. Ich beiße auf meine Lippe, während ich in die Dusche schlüpfe. Gott, ich werde über diese Tattoos nachdenken, wenn mir langweilig ist und ich mich einsam fühle, so viel steht fest.

      Ich stehe länger unter der Dusche als ich sollte und denke über all die Gründe nach, aus denen ich keinen Mann wie Jett in meinem Leben haben kann. Oh, es gibt so viele Gründe.

      Erstens, ich habe nicht die Zeit, um mich einer richtigen Beziehung zu widmen. Ich habe einen echten Job und die meisten Männer wissen eine Frau, die so schwer arbeitet wie ich, nicht zu schätzen.

      Zweitens, ich möchte mich nicht auf diese Spielchen einlassen, die Hand in Hand mit einer Beziehung mit einem gut aussehenden Kerl gehen. Sie sind so verflucht viel Arbeit.

      Und drittens, ich will ein Baby. Nein, ich brauche ein Baby und zwar am besten gleich. Aber nichts von dem Mist und Drama, der mit einem Babydaddy einhergeht.

      Ich spritze etwas Shampoo in meine Haare und shampooniere sie ein. Ich weiß, dass ich Karriere-besessen wirke, aber vor sechs Monaten wachte ich mit diesem Drang auf. Babys sahen urplötzlich, aus heiterem Himmel niedlich für mich aus. Ich ertappte mich dabei, wie ich mich länger vor Baby lastigen Schaufenstern herumdrückte und über witzige Babyvideos auf Facebook lachte.

      Dann bekam eine enge Freundin von mir ein Baby, ein kleines Mädchen. Es war das erste Mal, das ich ein Baby in den Armen hielt, am Kopf eines Babys roch. Zum ersten Mal begann ich mich selbst als mehr als bloß eine liebevolle Tante zu sehen. Ich fragte mich, ob es wohl möglich wäre, dass ich ein Baby bekomme.

      Seitdem habe ich angefangen, absolut überall Babys zu sehen. Nicht nur das, ich suchte sogar einen Gynäkologen und eine Kinderwunschspezialistin auf. Nachdem ich erfuhr, dass ich körperlich in der Lage bin, ein Kind zu bekommen, wurde ich leicht besessen.

      Aber kann man mir das zum Vorwurf machen? Wer würde sich nicht die Chance wünschen, ein Kind zu haben, dem man all die Liebe und Sorge angedeihen lassen kann, die man als Kind nicht erhalten hat? Das Pflegefamiliensystem hat bei mir jämmerlich versagt, aber meinem Kind wird das nicht passieren.

      Ich spüle meine Haare aus und werde immer ungeduldiger. Ich habe keine Zeit, um mich mit dem zu beschäftigen, was meine Therapeutin meine Vertrauenskrise in mein wahres Ich nennt. Ich verlasse die Dusche, denn mir fällt ein, dass Olive bald vorbeikommen wird.

      Milo streicht um meine Füße und miaut was das Zeug hält.

      „Ich werde dir kein Dosenfutter geben!“, informiere ich ihn. „Ganz egal, wie süß du bist oder wie viel Lärm du machst.“

      Ich beeile mich beim Anziehen und der restlichen Körperpflege, bin aber trotzdem noch dabei, meine feuchten Haare mit einem Handtuch zu trocknen, als es an der Tür klingelt. Ich stürze zur Eingangstür und werfe einen Blick auf die Kamera. Olive lächelt mir entgegen, ihre leuchtend roten Haare sind unverwechselbar. Ich drücke auf den Türöffner und schließe die Tür auf.

      Im Anschluss wandere ich zur Kücheninsel, um das Kaffeepulver zu holen, ehe ich zur Küchentheke gehe, um die Kaffeemaschine anzuschalten. Während ich mich mit den Einstellungen beschäftige, platzt Olive herein. Auf meine Bitte hin hat sie sich nicht komplett aufgetakelt, was bedeutet, dass sie Versace vom letzten Jahr und ihre drittbesten Louboutins trägt.

      Ich stecke in Jeans und einem Oversized-Crop Top, aber hey. Jedem das seine, richtig?

      Ich lächle sie an. Sie kann tragen, was auch immer sie will. Das Mädel ist eins fünfzig groß, wiegt so gut wie nichts und besitzt ein Herz aus purem Gold.

      „Hey!“, sagt sie und schwenkt eine pinke Gebäckschachtel. „Rate mal, wer Schokoladencroissants vom Amélie’s mitgebracht hat?“

      „Oh, du bist eine Lebensretterin“, versichere ich ihr. „Ich bin so froh, dass wir heute nicht im Büro sein müssen. Ich hab gerade den Kaffee aufgesetzt.“

      Olive grinst. Sie ist eine erstklassige Verteidigerin