„Kann ich darüber nachdenken?“, frage ich schließlich.
Sie atmet geräuschvoll aus, erleichtert. „Natürlich! Denk darüber nach, besprich es mit einem Anwalt… was auch immer du tun musst.“
Cady bewegt sich leicht und öffnet dann ihre Handtasche. Sie wirft einen Hunderter auf den Tisch. Anscheinend bezahlt sie heute Abend für die Drinks.
Ich habe mich noch nie zuvor wie ein Prostituierter gefühlt, aber diese Situation kommt dem grenzwertig nahe. Mir fehlen noch immer die Worte.
„Ich bin nur… ich bin irgendwie…“, sage ich und fuchtle mit einer Hand.
„Du musst dich nicht erklären. Nur… nimm dir all die Zeit, die du brauchst. Du hast meine Nummer“, erwidert sie.
Sie beugt sich zu mir und legt eine Hand auf meinen Brustmuskel. Sie küsst mich sanft auf die Wange. Ich stöhne und fange ihre Lippen mit meinen, unfähig, mich zurückzuhalten, nachdem ich den ganzen verdammten Tag von ihr fantasiert habe.
Der Kuss ist süß und sanft, zuerst nur ein Streichen der Lippen. Ihre Lippen sind weicher als alles, das ich mir vorstellen kann. Ich vertiefe den Kuss, lasse meine Zunge gegen ihre Zähne schnellen. Sie macht ein leises Geräusch, das teils Begehren, teils animalische Lust ist.
Ich schwöre, dieser Laut lässt mich innerhalb von Sekunden steinhart werden.
Sie öffnet sich für mich und meine Zunge gleitet in ihren Mund. Meine Fresse, sie schmeckt süßer als verdammte Bonbons.
Ich spüre, wie sie gegen meine Brust drückt, und lasse sie widerwillig los. Wir verharren noch eine Sekunde so, blicken nur in die Augen des jeweils anderen und versuchen, zu lesen, was auch immer darin zu sehen ist.
Dann beißt sie auf ihre Lippe und streicht mit ihren Fingern über meine Lippen. „Ich fürchte, ich habe dich mit rotem Lippenstift beschmiert.“
„Ich werde ihn wie ein Ehrenabzeichen tragen“, scherze ich.
Cady lächelt und rutscht von der Bank, dann steht sie auf.
„Ich werde auf deinen Anruf warten“, sagt sie. „Gute Nacht.“
„Nacht“, erwidere ich.
Ich sehe zu, wie sie aus der Bar läuft und dann beobachte ich sie durch das Fenster. Sie macht eine ziemlich gute Figur in der dunklen Straße, eine elegante Dame in Rot.
Ich lehne mich mit einem Seufzen zurück. Was zum Henker ist da gerade passiert?
Ich habe selbst schon eine Menge Vorschläge unterbreitet. Zum Teufel, ich bin sogar ein paar Mal um Sex gebeten worden.
Aber noch nie in meinem fünfunddreißigjährigen Leben wurde ich gebeten, jemanden zu schwängern. Das ist, ich schwöre es, absolut und vollkommen einzigartig.
Ich stehe auf und gehe einige Minuten nach Cady, während mein Gehirn auf Hochtouren arbeitet.
Ja, da ist Cady. Ich habe ein ziemlich gutes Gefühl bei ihr. Die Lust an sich könnte schon eine Belohnung sein, ehrlich gesagt.
Aber worum bittet sie? Dass ich ein Leben zeuge? Das ist verflucht ernster Scheiß.
Ich muss eine Menge nachdenken über Cady und ihren Vorschlag.
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