Punkt 2: Mr. Palmer hat sich an die Abmachung zu halten und sich in der Öffentlichkeit wie ein Gentleman zu benehmen.
Nach Bundesgesetz § 1:3.3 von 1891 besteht der Schutz der körperlichen Privatsphäre und kommt bei einem Verstoß zu einer Anzeige.
Punkt 3: Mr. Palmer steht es frei, sein Leben weiterzuführen. Dies soll allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Sollte er dies nicht tun, dann tritt § 2-106 nach Bundesgesetz in Kraft.
Eine Vertragsauflösung liegt vor, wenn eine Partei den Vertrag wegen Vertragsbruchs durch die andere Partei beendet, und seine Wirkung mit der einer Kündigung identisch ist.
Punkt 4: Partys und Clubbesuche sind während der Ehedauer untersagt. Sollte sich Mr. Palmer nicht daran halten, wird es als Vertragsbruch gesehen. Rechtliche Schritte, wie in Punkt 3, werden eingeleitet.
Punkt 5: Nach Ausspruch der Scheidung hat Mr. Palmer dafür zu sorgen, dass er sich von Miss Elias fernhält. Jeglicher Kontakt (persönlich oder telefonisch) ist untersagt. Falls sich Mr. Palmer nicht daran halten sollte, wird eine einstweilige Verfügung erwirkt, die es ihm verbietet, sich Miss Elias auf fünfhundert Meter zu nähern.
Christopher Nathan Palmer:
Punkt 1: Jegliche Verabredungen werden abgesagt, wenn es irgendeinen Anlass gibt. Das betrifft öffentliche sowie familiäre Anlässe. § 1 Absatz 1 Christopher Palmer Gesetz (CPG).
Punkt 2: An zwei bis drei Abenden in der Woche ist eine Verabredung zum Dinner vorgesehen. (Klatschpresse) § 1 Absatz 2 CPG
Punkt 3: Nach der Hochzeit findet eine zehntägige Hochzeitsreise statt. (Ebenfalls Klatschpresse) § 1 Absatz 3 CPG
Punkt 4: Küsse müssen geduldet werden. Nur so wird die Beziehung von Außenstehenden ernst genommen. Das gilt nicht nur bei öffentlichen Auftritten, sondern auch vor der Familie. (Verstoß gegen §1:3.3. Dies gilt nicht als Vertragsbruch.) § 1 Absatz 4 CPG
Punkt 5: Nach Ablauf der sechs Monate wird die Ehe wegen unüberbrückbarer Differenzen geschieden. Miss Layla Anne Elias bekommt nach der Trennung die Summe von zwei Millionen Dollar.
Kopfschüttelnd sitze ich auf meiner Couch. Typisch Anwalt. War klar, dass sie sich nach den Gesetzen richtet. Ich hätte auch Paragrafen aufzählen können, nur gibt es keine in unserer Verfassung, die mir bei diesem Schwindel recht geben. Deswegen habe ich meine eigenen Gesetze aufgeführt. Die wird vor Wut kochen, wenn sie die Kussklausel entdeckt.
Körperliche Privatsphäre. Gibt es das überhaupt? Welcher Idiot hat sich das bloß einfallen lassen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich anzeigen wird, wenn ich mal die Grenze überschreite.
Meine Forderungen sind so, wie ich sie mit Jeremy besprochen habe. Ich setze meine Unterschrift auf die dafür vorgesehene Linie und unwillkürlich streicht mein Finger über ihren Namen. Seit dem Abend im Restaurant bekomme ich sie nicht mehr aus dem Kopf. Ständig muss ich an sie denken. Wie sie sich verändert hat! Vom hässlichen Entlein zu einem wunderschönen Schwan. Ich kann nicht aufhören, an sie zu denken.
Wie gern würde ich meine Hände in diesen wundervollen langen Haaren vergraben, ihre vollen sinnlichen Lippen küssen und mit meinen Fingern über ihre Haut gleiten. Und wie gut sie gerochen hat. Ich glaube, einen Hauch von Rosen wahrgenommen zu haben, als ich mich ihr an jenem Abend ein Stück genähert habe.
Vielleicht sollte ich schnell eine kalte Dusche nehmen, bevor sie herkommt. Wenn ich weiterhin an sie denke und sie schließlich vor mir steht, könnte es ziemlich peinlich für mich werden.
Gegen halb fünf kommt Jeremy zu mir ins Penthouse, denn um fünf erwarten wir Layla und ihre Kollegin, damit wir den Vertrag noch mal durchgehen können, den sie dann hoffentlich endlich unterschreibt. Ich denke, ich werde mit ihr eine kleine Tour durch die Wohnung machen. So kann ich mit ihr allein sein und ein wenig mehr über sie erfahren. Immerhin muss ich doch wissen, was meine Frau mag und was nicht.
Sollte alles glattgehen, wird sie ab morgen jeden Tag hier sein. Ich weiß, dass sie mich auf Abstand halten wird, dennoch hoffe ich, dass ich sie aus der Reserve locken und endlich ihren Körper anfassen kann, der mir seit unserer Begegnung schlaflose Nächte bereitet. Nicht nur ihre Taille und die Arme, wie es im Vertrag steht, sondern ihren ganzen Körper.
Jeremy sitzt gemütlich auf der Couch und hat die Füße auf den Tisch gelegt. Er ist die Ruhe in Person, was ich von mir nicht behaupten kann. Ständig tigere ich durch die Wohnung, schaue auf meine Uhr und zähle die Minuten, die einfach nicht vergehen wollen. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Es kommt mir vor, als würde Jeremy schon eine Ewigkeit hier sitzen.
„Dude! Entspann dich. Es ist doch nicht das erste Mal, dass du eine Frau triffst.“
„Es ist aber das erste Mal, dass ich so etwas tue. Es ist etwas anderes, eine Frau zu erwarten, mit der man Sex haben wird, oder eine Frau, die die nächsten sechs Monate dauerhaft mit dir verbringen wird.“
Er hat Layla nicht gesehen, deswegen ist er so entspannt. Ich frage mich, wie er wohl reagieren würde, wenn so eine Frau um ihn herumtänzeln würde und er sie nicht anfassen könnte. Er gehört nämlich nicht zu den Männern, die die Finger bei sich behalten können.
„Okay.“ Er beginnt zu reden und reißt mich damit aus meinen Gedanken. „Du wirst zwar mit Layla verheiratet sein, aber nichts hindert dich daran, dein Leben so weiterzuführen, wie du es vorher getan hast. Sie hat es im Vertrag extra aufgeführt. Du kannst dich heimlich mit anderen Frauen treffen, jedoch nicht in der Wohnung.“ Langsam nimmt er die Beine vom Tisch, erhebt sich und stellt sich vor mich. „Ganz zufällig habe ich erfahren, dass ein kleines Apartment in der vierten Etage frei wird. Wie wäre es, wenn du es mietest und dich dort vergnügst?“
Hmm! Die Idee ist gar nicht so übel. Wenn ich Layla nicht haben kann, werde ich ganz bestimmt nicht auf andere Frauen verzichten. Ich bräuchte das Gebäude dann nicht zu verlassen und wäre vor der Presse sicher. Außerdem ist es ein so großes Gebäude, es würde nicht weiter auffallen, wenn die Frauen hier ein und aus gehen.
Mein Kumpel ist ein Genie! „Rede mit dem Verwalter und regele alles, bevor jemand anderes dort einzieht.“
„Sieh es als erledigt an.“ Er zwinkert mir zu.
Jeremy ist ein wahrer Freund. Vor ungefähr zehn Jahren haben wir uns in einem Club in Boston kennengelernt. Wir waren beide Studenten und feierten gern. Nachdem wir uns ein paarmal getroffen haben, stellten wir fest, dass wir beide aus Houston sind. Uns verbindet nicht nur eine Freundschaft, sondern auch die gleiche Leidenschaft für Frauen, und er ist auch der Einzige, der einen Schlüssel zum Penthouse hat. Wenn ich nicht in meiner Wohnung bin, er sich in der Nähe aufhält und nicht nach Hause möchte, kommt er ab und an auch mit Frauen her.
Jeremy setzt sich wieder auf die Couch und ich gehe die nächsten zehn Minuten wieder im Zimmer auf und ab. Plötzlich höre ich meinen Kumpel seufzen und sehe ihn an. Auf seiner Stirn bilden sich Falten und er presst die Lippen zusammen.
„Stimmt was nicht?“
Er verzieht den Mund und kratzt sich mit dem Finger über seine Augenbraue. „Ich weiß, du willst es nicht hören, weil wir schon darüber geredet haben, aber bist du dir mit dieser Scheinehe wirklich sicher?“
„J, ich habe keine andere Wahl. Entweder heiraten oder adiós, tolles Leben.“
„Wenn die Farce bekannt wird, dann kannst du allem adiós sagen, denn du landest im Gefängnis. So etwas ist nach Common Law ein Betrug. Das Geld deines Vaters und sein Einfluss können dir vor Gericht nicht helfen.“
Das weiß ich, denn er hat mich schon mehrmals darauf hingewiesen. Ich wende mich von ihm ab, vergrabe die Hände tief in meinen Hosentaschen und stelle mich vor das Fenster. Wenn dieser Schwindel bekannt wird, wird mein Vater nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.