„Eigentlich mag ich alles außer Fast Food“, informiere ich ihn und schaue wieder nach vorn.
Die Ampel schaltet auf Grün, er setzt sich wieder gerade hin und fährt weiter.
Wir fahren einige Minuten und ich sitze neben ihm und schweige wie ein Grab. Ich habe absolut keine Ahnung, worüber ich mich mit ihm unterhalten soll. Außerdem bringt mich seine Gegenwart komplett aus dem Konzept. Er sitzt so nah bei mir, dass ich seinen Geruch wahrnehmen kann. Ich atme ihn tief ein und schließe die Augen, wenn ich wieder ausatme.
Ab und zu werfe ich einen Blick auf Chris und beobachte, wie er mal in den Rückspiegel schaut, um die Spur zu wechseln, oder nach vorn auf die Straße blickt. Ich glaube, ein- oder zweimal hat er mich aus dem Augenwinkel angesehen. Ich denke, er hat gemerkt, dass ich ihn beobachte. Mist! Warum muss er auch so unverschämt gut aussehen. Jede Frau würde ihren Hals verdrehen, nur um ihn zu begaffen, und er ist sich seiner Wirkung auf Frauen durchaus bewusst.
„Wohin fahren wir?“, erkundige ich mich, um der Stille ein Ende zu bereiten.
Er wirft mir einen schnellen Blick zu, lächelt und schüttelt den Kopf.
„Ach, komm schon, Palmer! Ich hasse es, wenn ich im Ungewissen bin.“ Verdammter Kerl! So etwas hasse ich. Ich denke, wenn wir unser Ziel erreicht haben, werde ich ihm ein paar Sachen erklären müssen, damit er weiß, woran er bei mir ist. Sachen, die ein absolutes No-Go sind, und Sachen, die ich gern mache.
Ich schaue aus dem Fenster und versuche, mich zu orientieren, doch leider schaffe ich es nicht. Diese Gegend ist mir unbekannt. Chris fährt auf einen Parkplatz, und dann sehe ich, welches Restaurant er ansteuert: ein kleines italienisches Restaurant etwas außerhalb vom Zentrum.
„Seit wann gehst du in so gewöhnliche Restaurants? Ich dachte, jemand aus deinen Kreisen bevorzugt das Four Seasons mit table cooking oder so. Ein Fünf-Gänge-Menü mit besonderen und seltenen Delikatessen, dazu den besten und teuersten Wein der Welt.“
„Vielleicht wird es dich schockieren, aber manchmal bevorzuge ich auch ein ganz normales Lokal.“ Er dreht sich zu mir herum und legt den Arm auf die Kopfstütze meines Sitzes. Ganz langsam beugt er sich zu mir herüber, und mein Herz, beginnt auf der Stelle wie verrückt zu rasen.
Meine Augen checken die Gegend ab, aber weit und breit keine Paparazzi zu sehen. Ich richte meinen Blick wieder auf ihn. Seine hellblauen Augen haben mich fixiert, halten mich fest und sorgen dafür, dass ich stockend einatme und zittere.
Er legt die Finger unter mein Kinn und streicht mit seinem Daumen über meine Unterlippe. Bestimmt hat er gemerkt, wie mein Körper auf seine Anwesenheit reagiert.
Ich halte den Blickkontakt und rede mir ein, dass er gleich seine Verführungskünste einsetzen wird, um mich herumzukriegen. „Normal? Du willst also keinen guten Eindruck bei mir hinterlassen?“, rutscht es so aus mir heraus.
Ein schiefes Grinsen erscheint auf seinen wundervoll geformten Lippen. „Baby, ich würde gerne woanders einen guten Eindruck bei dir hinterlassen.“
War ja klar, dass das kommt. Habe ich auch nicht anders erwartet. Ich schlage seine Hand weg, weiche zurück und lehne mich dabei gegen die Wagentür. „Erstens bin ich nicht dein Baby und zweitens kannst du es ja mal versuchen. Ich denke, die Mediziner haben mittlerweile einen Gips für Schwänze konstruiert.“
So! Damit habe ich mich wohl klar und deutlich ausgedrückt. Laut lachend lehnt er sich in seinem Sitz zurück, ich kreuze meine Arme vor der Brust und hebe eine Braue. „Du willst es wirklich darauf ankommen lassen?“
Er lacht weiter und schüttelt ständig seinen Kopf, als er sich an mich wendet. „Wie kann eine Frau, die so intelligent und hübsch ist, so ein Mundwerk haben?“
„Jahrelanges Training, mein Lieber. Nur so kann ich mir Typen, wie du einer bist, vom Leib halten.“
„Dann bin ich gespannt, wie lange dein Widerstand anhält.“ Er löst seinen Gurt, öffnet die Tür und steigt genau so elegant aus, wie er vorhin eingestiegen ist. Dabei sorgt er dafür, dass sein knackiger Hintern besonders in den Vordergrund rutscht.
Mein Gott! Was für ein toller Arsch! Ich frage mich, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn ich mit meinen Händen darübergleite. Eine Vision von ihm auf mir erscheint vor meinem geistigen Auge und mein Herz beginnt schneller zu schlagen: Meine Hände liegen auf seinem Hintern, die Finger bohren sich in sein Fleisch und drücken ihn immer fester an mich. Ich seufze.
Plötzlich geht die Beifahrertür auf. Chris streckt mir seine Hand entgegen, ich nehme sie und dann passiert es wieder. Das Kribbeln, das bereits vor nicht mal einer halben Stunde durch meinen Körper gefahren ist, durchfährt mich erneut und ich kann es in jeder Zelle spüren. Er zieht mich aus dem Auto, ich stolpere und pralle mit meinem Körper gegen seinen. Ein Arm legt sich um meine Taille, hält mich fest und bewahrt mich vorm Fallen. Ich schnappe nach Luft, und beginne, zu zittern. Das Herz schlägt mir bis zum Hals.
Ich richte meinen Blick auf seine Lippen, da ich mich nicht traue, ihm in die Augen zu sehen. Seine Hand spreizt sich auf meinem Rücken und drückt mich näher zu sich heran, sodass meine Brust an seiner ruht. Meine Atmung wird schwerer und mein Herz klopft immer schneller in meiner Brust. Er ist zu nah, und ich befürchte, dass er merkt, was dieser Kontakt bei mir auslöst.
Das Einzige, was ich höre, ist seine raue, leise Stimme, die mich wieder ins Hier und Jetzt zurückholt, aber gleichzeitig auch dafür sorgt, dass sich eine Gänsehaut über meinem Körper ausbreitet. „Du kannst dir nicht vorstellen, was ich für einen Hunger habe.“
Wir sitzen an einem kleinen Tisch draußen auf der Terrasse. Chris hat sich Pasta bestellt und ich mir gegrillten Fisch mit Gemüse. Während ich mir einen Wein gönne, trinkt Chris Wasser. Es ist das erste Mal, seit ich ihn wiedergetroffen habe, dass er Verantwortung zu übernehmen scheint.
„Trinkst du keinen Alkohol?“
Er legt die Gabel auf den Tisch und hebt seinen Kopf. Sein eindringlicher Blick hält mich gefangen. Ich verliere mich in seinen hellblauen Augen und Gänsehaut breitet sich über meinem ganzen Körper aus. Jetzt wäre der geeignete Zeitpunkt, sich rüberzulehnen und ihn zu küssen, meine Arme um seinen Nacken zu schlingen und ihn so nah an mich zu drücken, wie er es vorhin getan hat. Meine Zunge könnte in seinen Mund eintauchen, um sie genüsslich an seiner zu reiben.
„Layla?“
Seine Stimme lässt mich aufschrecken, sodass mir Messer und Gabel aus der Hand fallen. „Was?“
„Baby, wo bist du mit deinen Gedanken?“ Er grinst schelmisch, und ich weiß genau, dass er nicht nur meine Gedanken erraten hat, sondern auch gemerkt hat, wie verträumt ich ihn angestarrt habe.
„Ach! Ich denke nur über die morgige Verhandlung nach.“ Gut gerettet. „Was dachtest du denn?“
„So, wie du mich angestarrt hast, dachte ich, du würdest mich statt des Fisches essen.“ Er greift nach seinem Wasser, nimmt einen kräftigen Schluck und leckt sich dann mit der Zunge über die Lippen. Dieser Bastard macht das absichtlich.
Ich schlucke den Knoten in meinem Hals herunter und versuche dabei, meine innere Schutzmauer um eine weitere Schicht zu erhöhen, weil sie mit jedem Blick von ihm Risse bekommt. „Du denkst wirklich, dass du jede Frau rumkriegen kannst, wenn du deinen Charme spielen lässt, nicht wahr?“
„Einen Versuch ist es wert.“
Es wird Zeit, die Fronten zu klären, um mich zu schützen. Ich rücke ein wenig näher an ihn heran, strecke meine Hand aus und lege sie auf seine Stuhllehne. Er sieht mich an und diese blöden Schmetterlinge treiben wieder Unfug in meinem Bauch. Seine Augen werden mein Untergang sein. Sie haben die Gabe, mich komplett aus dem Konzept zu bringen.
Was wollte ich tun? Stimmt. Die Fronten klären.
„Hör zu“, beginne ich, halte dann aber inne und er schließt