Ich lege meine Hand auf Lukes Schulter und er schaut zu mir auf. Ein liebevolles Lächeln erscheint auf seinen Lippen und seine Augen strahlen. „Hey, Kleine.“
Aargh! Wann hört er endlich auf, mich so zu nennen! Die bin ich seit über zehn Jahren nicht mehr. Ich denke, das ist seine Art, mir zu zeigen, dass er immer für mich da ist, da ich keine Geschwister habe. Er hat mir schon ziemlich oft bewiesen, dass er den Part des großen Bruders übernehmen kann, und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Außer heute … das hier ist mit Abstand die größte Dummheit, in die er mich je hineingezogen hat. Ich habe mich aber noch nicht entschieden und werde mir erst mal anhören, was Chris mir zu sagen hat.
„Du erinnerst dich an Christopher?“
Chris steht mit einer Eleganz auf, die mir auf der Stelle einen trockenen Mund beschert. Mein Herz schlägt wild gegen meine Brust und es kribbelt heftiger in meinem Bauch. Seine Finger wandern unverzüglich zu seinem Schlips, richten ihn – obwohl er überhaupt nicht verrutscht ist, sondern perfekt liegt – und dann streckt Chris die Hand nach mir aus. Wie in Trance lege ich meine in seine.
Er beugt sich herab, hebt meine Hand an seine Lippen und haucht einen leichten Kuss darauf. Seine Augen sehen immer noch tief in meine und die Geste lässt mich erstarren. „Freut mich, dich wiederzusehen, Layla.“
Diese sexy Art, wie er meinen Namen ausspricht, wirft mich für einen Moment aus der Bahn. Jedoch kommt mir sofort sein Lifestyle wieder in den Sinn und lässt mich vermuten, dass er nur versucht, sich bei mir einzuschleimen. Uh-uh! Ich habe dich durchschaut, mein Lieber. Also gut! Möge das Spiel beginnen!
„Chris!“ Ich entziehe ihm meine Hand, die er für meinen Geschmack zu lange festgehalten hat, und gehe mit butterweichen Knien um den Tisch herum, um mich auf den Stuhl zu setzen, der am weitesten von ihm entfernt ist. „Du hast dich überhaupt nicht verändert.“ Es lebe die Doppeldeutigkeit!
„Dafür hast du ein Makeover gemacht. Wow! Ich habe dich im ersten Moment nicht wiedererkannt.“
Oh, das glaube ich gern. Sein Gesichtsausdruck war mehr als eindeutig. Mit einem Finger schiebe ich meine Haare hinter das Ohr und dann über die Schulter. Obwohl ich Chris nicht ansehe, spüre ich seinen Blick auf mir.
Ich atme tief durch und versuche, mich von seinen Schmeicheleien nicht ablenken zu lassen. „So, ihr zwei. Ich habe einen anstrengenden Tag gehabt, also bringen wir die Angelegenheit schleunigst hinter uns. Luke, bestell mir bitte ein Glas Tempranillo, und du sagst mir, was du mir sagen möchtest, Chris.“
Luke hebt seine Hand, um den Kellner herbeizurufen, und ich sehe rüber zu Chris, der mich mit einem schelmischen Grinsen und einem Leuchten in den Augen angafft. Das gibt’s doch nicht! Das ist dieser „Ich möchte dich gerne vernaschen“-Blick.
Ich hebe meine Hand und schnipse ein paarmal vor seinem Gesicht, um ihn wieder in die Realität zu holen. „Hey! Willst du nun endlich reden oder soll ich wieder gehen?“ Vielleicht kommt es etwas zynisch rüber, aber ich möchte meinen Standpunkt klarstellen. Und der ist: Ich bin nicht leicht zu haben.
„Redest du auch mit deinen Klienten so?“
„Das brauche ich nicht, weil ich deren Aufmerksamkeit habe, wenn sie vor mir sitzen.“ Ich hebe eine Augenbraue und schenke ihm anschließend ein breites Lächeln. So! Er weiß nun, dass ich nicht so bin wie die anderen Frauen, die sich zahllos um ihn scharen.
„Warst du schon immer so giftig?“, bemerkt er. „Ich erinnere mich noch an dieses schüchterne, unschuldige kleine Mädchen, das in Lukes Zimmer saß und sich …“
„Palmer!“, falle ich ihm ins Wort. „Das hier wird keine Reise in die Vergangenheit.“ Ich lege den Kopf schief und sehe zu Luke hinüber. Er hat die Arme vor seinem Oberkörper gekreuzt und ist sichtlich amüsiert, wie wir unser Gespräch begonnen haben, denn er kann nicht aufhören, zu grinsen.
Abwehrend hebt er seine Hände hoch. „Lasst mich da bloß raus. Ich habe nur die Verbindung hergestellt.“
Das kann doch nicht sein Ernst sein. Er hat mich doch angefleht, seinen Freund zu treffen, weil er ihm helfen möchte. Na gut! Da sich der eine komplett raushält und der andere mich auffressen will, werde ich das Gespräch in die Hand nehmen. Ich rolle mit den Augen, hole tief Luft und beginne mit den Verhandlungen.
„Na schön. Da ihr zwei wohl nicht imstande seid, eine anständige Unterhaltung zu führen, werde ich loslegen. Luke hat mir gesagt, worum es geht. Ich kapiere immer noch nicht, warum du nicht eine von deinen …“, abwehrend wedle ich mit meiner Hand, „… Bettgespielinnen nimmst.“ Ich kann immer noch nicht glauben, wie harmlos ich seine Mätressen dargestellt habe. „Wir gehen eine Scheinehe ein, die für eine gewisse Zeit halten soll, nur um dein Image in den Augen deines Vaters und in der Öffentlichkeit aufzupolieren. Ist das soweit korrekt?“
Chris nickt mir zu.
„Ihr wisst, dass das Betrug ist?“
„Pff! Wir sind nicht die Ersten, die so etwas durchziehen. In Hollywood passiert das ständig“, gibt Chris mit einem Schulterzucken zurück. „Dass du trotzdem hier sitzt, bedeutet aber, dass du das ernsthaft in Betracht ziehst.“
Oh Gott! Wir werden alle hinter Gittern landen. Mein Glas Tempranillo steht inzwischen vor mir und ich nehme einen kräftigen Schluck. Um das alles durchzuziehen, brauche ich jetzt starke Nerven.
„Luke hat dir bestimmt mitgeteilt, dass du für deinen Einsatz belohnt wirst.“ Mit einem Nicken bestätige ich seine Aussage. „Du bekommst, nach Erfüllung der Vereinbarung, eine Summe von zwei Millionen Dollar. Ich denke, diese Summe ist ausreichend. Oder?“
Whoa! Luke erwähnte zwar das Geld, aber mit so viel habe ich nicht gerechnet. Zwei Millionen! Mit den Hunderttausend, die ich auf einem Sparbuch angelegt habe, wird es meiner Mutter für die nächsten paar Jahre an nichts fehlen. Das Geld ist es wert, mit diesem arroganten Kerl unter einem Dach zu wohnen.
Den ganzen Tag über habe ich mir überlegt, was ich ihm gern sagen würde, aber jetzt ist alles wie weggeblasen. „Dein Angebot ist sehr großzügig, Christopher. Damit das alles funktioniert, musst du aber einige meiner Regeln befolgen.“ Hier geht es nicht nur um sein Image, sondern auch um meinen Ruf. Ich werde ihm ein paar Bedingungen unter die Nase reiben und sehen, wie er darauf reagiert.
„Oh! Natürlich. Jetzt wird’s interessant.“ Er legt die Unterarme auf den Tisch, verschränkt die Finger ineinander und lehnt sich ein Stück nach vorn, um näher an mein Gesicht zu kommen. „Ich höre.“
Ich setze mich kerzengerade hin und öffne den Mund, schließe ihn aber kurz darauf wieder. Oh Shit! Heute Mittag wusste ich alles noch, aber nachdem ich ihn gesehen habe, ist mein Gehirn wie leer gefegt. Mit dem Zeigefinger tippe ich auf meinem Kinn herum und schürze die Lippen. Ich halte kurz inne und sehe zu ihm hinüber. Christophers Lippen teilen sich, er holt tief Luft, seine Augen werden dunkler und sind kurz davor, mich zu verschlingen. Dieser Ausdruck sorgt dafür, dass mein Herz wie wild pocht. Sämtliche Haare auf meinem Körper richten sich auf, und die Schmetterlinge fangen erneut an, in meinem Bauch herumzufliegen.
Nein, nein, nein! Das darf nicht passieren! Dieser Mann will Frauen nur in sein Bett kriegen, um sie anschließend wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen, und ich bin gerade dabei, sein nächstes Opfer zu werden. Konzentrier dich, Lay! Komm schon!
„Nummer eins: Ich bin damit einverstanden, in deiner Wohnung zu leben, aber mit getrennten Schlafzimmern.“
„Okay. Habe ich auch nicht anders erwartet.“
Seine Stimme ist rau, tief, irgendwie sexy und verursacht mir eine Gänsehaut. Außerdem spüre ich ein Pochen