Gesammelte Werke: Science-Fiction-Romane + Abenteuerromane + Erzählungen. Dominik Hans. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dominik Hans
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075831552
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konnte es nicht geschehen sein.

      Von feindlicher Seite? Es war viel zu wenig, um irgendwelchen Schaden anzurichten. Sein Auge überflog die traurige Wüste. Ein Gedanke zuckte durch sein Hirn.

      Nirgends war hier eine Spur von Wasser. Lebewesen, die hier längere Zeit hausen wollten, mußten sich das unentbehrliche Naß mitbringen … oder erschmelzen.

      »Ruder Steuerbord!« kam es scharf von seinen Lippen, überrascht sahen ihn seine Begleiter an. Noch während der Kreuzer das Kommando ausführte, folgte sein zweiter Befehl:

      »Höhensteuer!«

      In steiler Fahrt strebte das Schiff größere Höhen an, während sein Kurs es über jene Talmulde hinführte.

      »Bombe bereit.«

      Frohlockend schrie Löwen das Kommando in den Apparat.

      »Wir haben sie, Herr Isenbrandt! Der Teufel hätte sie hier suchen sollen!«

      Der geübte Blick des alten Schiffsführers hatte jetzt auch erkannt, daß diese Talmulde einen mit raffinierter Kunst kaschierten Flughafen verbarg. In geschickter Weise war ein Teil der Mulde mit einem leichten Gerüst überbaut und die Bedachung, um die Täuschung vollständig zu machen, mit einer dünnen Sanddecke belegt.

      »Bombe ab!«

      Noch ehe der Lufttorpedo seinem Rohre entglitt, öffneten sich wie von Geisterhänden bewegt weite Luken in der Sandfläche. Wie ein Schwarm aufgescheuchter Krähen schoß ein halbes Dutzend schneller kleiner Schiffe daraus hervor, die sich sofort weitauseinander zogen und den Kompagniekreuzer einkreisten.

      Ehe weitere Schiffe folgen konnten, erreichte der Lufttorpedo sein Ziel. Ein Blitz! Noch bevor der Donner der Explosion den Kreuzer erreichte, sah man von dort aus die furchtbare Wirkung. Weit aufgerissen klaffte jetzt die Decke dieses heimlichen Hafens. Vernichtet mußte alles sein, was darunter verborgen war.

      Die Insassen des Kreuzers hatten keine Zeit, sich weiter um die Trümmerstätte zu kümmern. Die Schar der Angreifet, die sie wie Hornissen umschwärmten, beanspruchte ihre volle Aufmerksamkeit.

      Schon arbeiteten die Batterien des Kreuzers und feuerten aus allen Rohren. Aller Wahrscheinlichkeit nach mußte das Kompagnieschiff mit den Gegnern schnell fertig werden. Seine gute Panzerung bot ihm gegenüber den ungepanzerten Angreifern einen wesentlichen Vorteil. Diese schienen sich auch auf einen ernsten Kampf nicht einlassen zu wollen. Sie suchten die Entfernung zwischen sich und dem Kreuzer ständig zu vergrößern, wobei sie nach alter tatarischer Kampfesweise abwechselnd nach rechts und links entflohen und fliehend feuerten. Ihr Bestreben ging dahin, die nahe Grenze zu gewinnen. Sie hofften wohl, daß der Kompagniekreuzer ihnen dorthin nicht folgen würde.

      Isenbrandt erkannte das Manöver. In forcierter Fahrt suchte er ihnen den Weg zu verlegen. Das Manöver, rücksichtslos ausgeführt, war für das Triebwerk der Motoren zu stark.

      Eine Welle brach. Es wäre an sich nicht schlimm gewesen, da der Kreuzer genügend Reserven hatte. Aber Splitter der brechenden Welle gerieten in die Zentralsteuerung. Sie wurde ungangbar. Es gab keine andere Möglichkeit, als mit größter Vorsicht den Boden aufzusuchen und die Hemmungen in der Steuerung zu beseitigen.

      Mit einem Fluch gab Herr von Löwen den Befehl zur Landung.

      »Verflucht! Die Kerls haben Glück! Sie entwischen. Da ziehen sie ab. Sie entkommen über die Grenze!«

      Schwerfällig setzte der Kreuzer auf dem Boden auf, nicht weit von den Trümmern des zerstörten Hafens. Infolge der gelähmten Steuerfähigkeit mußte er auf dem schrägen Hange einer Mulde landen.

      Während Herr von Löwen sofort seine Techniker an die Reparatur setzte, verließen Isenbrandt und Lowdale das Schiff. Mit ihren Gläsern verfolgten sie die am Südosthorizont kaum noch sichtbaren Schiffe.

      »Schade, Herr Isenbrandt, um die verpaßte Gelegenheit, den Burschen einmal eine gründliche Lektion zu geben. Das scheint hier das Hauptnest der Luftüberfälle zu sein. Den Torpedo eine Minute früher aus dem Rohr, und die da hinten lägen wahrscheinlich bei den andern da drüben unter den Trümmern der Halle. Ich will mir das so geschickt gebaute Nest mal aus der Nähe besehen.«

      Isenbrandt hatte nur mit halbem Ohr zugehört. Seine Gedanken folgten den flüchtigen Feinden in der Luft. Seine Augen hafteten an der Steuerbordbatterie des Kreuzers. Infolge der schrägen Lage des Schiffes zeigten auch die Geschütze eine anormale Überhöhung. Es mußte möglich sein, in dieser Stellung eine ganz außergewöhnliche Schußweite zu erreichen.

      Isenbrandt hatte seinen Entschluß gefaßt. Ohne sich nach dem Adjutanten umzusehen, der auf den zerschossenen Hafen zuschritt, eilte er in den Kreuzer zurück und stieg in die Batterie.

      Der Batterieraum war verlassen. Neben den Geschützen standen die schußfertigen Patronen. Nicht ohne Anstrengung schraubte Isenbrandt den Zünder einer Schrapnellpatrone ab und entfernte die Ladung aus dem Geschoß. Dann griff er nach einer in der Nähe stehenden Wasserkanne und füllte das Hohlgeschoß mit dem Naß. Jetzt ließ er eine Zinntube hineingleiten und schraubte den Zünder wieder auf.

      Schnell war ein Geschütz mit der so veränderten Patrone geladen. Ein Druck auf den Feuerknopf. Krachend fuhr der Schuß aus dem Rohr. Leicht schwankte der Kreuzer unter dem Rückstoß hin und her.

      Während das Echo des Schusses noch vieltönig von den Bergwänden zurückgeworfen wurde, ertönte plötzlich tackendes Maschinengewehrfeuer von den Hafenruinen her. Der Kanonenschuß hatte die Besatzung des Kreuzers schon alarmiert. Sie sahen Isenbrandt neben dem Geschütz stehen und glaubten zunächst, er hätte nach dem Flughafen geschossen. Das Maschinengewehrfeuer von dort ließ sie von neuem stutzen. Isenbrandt steckte die Uhr wieder ein, auf der er die Sekunden seines Schusses abgelesen hatte.

      Jetzt nahm er sein Glas, um den Ursprung des Maschinengewehrfeuers zu erspähen. Und sah mit Schrecken, wie Averil Lowdale in weiten Sprüngen über die Sandfläche hin auf den Kreuzer zueilte. Ihm galt zweifellos das Feuer.

      »Verflucht! Sind doch noch einige Halunken dem Torpedo entgangen. Wir werden euch noch einmal ganz gründlich ausräuchern … Ah …«

      Georg Isenbrandt preßte die Lippen zusammen. Er sah Averil Lowdale zusammenzucken und fallen.

      Hastig eilte er nach unten. Aber als er die Bordtür öffnete, kam ihm der Adjutant schon entgegen. Er preßte mit der Linken den rechten Arm fest an. Eine starke Blutspur bezeichnete seinen Weg. Sein Gesicht war blaß. Keuchend stand er an der Treppe. Mit kräftigen Armen hob ihn Isenbrandt hinein. Während er die Tür hinter ihm zuschlug, prasselten die ersten Gewehrkugeln gegen den Schiffsrumpf.

      »Gott sei Dank, Herr Hauptmann! Ich fürchtete das Schlimmste, als ich Sie stürzen sah. Die zertretene Viper sticht noch … Kommen Sie! Sie werden sofort verbunden werden. Hoffentlich ist die Verletzung nicht allzu schwer.«

      Er geleitete Averil Lowdale zu Herrn von Löwen, der dem Verwundeten seine Hilfe angedeihen ließ und den Arm sorgfältig bandagierte.

      »Ich bin kein Doktor von Profession, Herr Hauptmann,« sagte er lachend, »aber ich kann Ihnen doch mit einiger Sicherheit sagen, daß der Schuß ungefährlich ist: Immerhin wird er Sie für ein paar Monate dienstunfähig machen. Vorerst legen Sie sich ruhig in meine Kabine. Mein Kollege in Wierny wird das Weitere übernehmen.«

      Isenbrandt sah auf die Uhr.

      »Ist der Maschinenschaden noch nicht behoben?«

      »Sofort, Herr Isenbrandt. Es kann sich nur noch um Minuten handeln.«

      »In zwei Minuten müssen wir fertig sein!«

      »Warum?«

      »Blicken Sie auf den Horizont über den Kämmen im Südosten! … Sehen Sie die zackigen, gelben Wolken? … Da braut sich ein Unwetter zusammen. Es darf uns nicht am Boden und manövrierunfähig überraschen.«

      Der Kommandant schaute prüfend nach der angegebenen Richtung.

      »Oho! … Sie haben recht, Herr Isenbrandt … Da braut sich allerlei zusammen …