Gesammelte Werke: Science-Fiction-Romane + Abenteuerromane + Erzählungen. Dominik Hans. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dominik Hans
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075831552
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pardon, ich darf Ihnen den Namen nicht nennen, da Sie nicht Mitglied sind … Ein so erstauntes Gesicht bei einem Manne, der doch sonst als kluger und energischer Politiker bekannt ist.«

      Garvin lachte.

      »Und weiter?«

      »Ich mußte es bewundern, wie schnell und richtig er dann aber die Sache anfaßte und seine Maßnahmen traf. Da war es im Augenblick mit all dem komischen Beiwerk aus.«

      »Wurden Sie nicht daraufhin um dreizehnundeinenhalben Grad hinaufbefördert?«

      »Stopp, Sir! Wenn Sie heut in sechs Wochen noch sind, was Sie heute sind, werden Sie es nicht in letzter Linie dem Weißen Orden und seinen Holundermännern verdanken. Wer unseren Orden mit den alten Ku-Klux-Klan-Leuten vor hundertfünfzig Jahren verwechselt, der befindet sich in einem schweren Irrtum. Die Parole: ›Reinhaltung der weißen Rasse‹ ist dieselbe geblieben. Auch viele von den mittelalterlich anmutenden Gebräuchen und Zeremonien haben sich noch erhalten. Aber der Geist ist ein ganz anderer geworden … und andere Wege verfolgt er zu seinem Ziel. In den kommenden Wochen wird er die Feuerprobe bestehen …«

      Garvin wiegte in leisem Bedenken das weißbuschige Haupt.

      »Ich bezweifle die Richtigkeit Ihrer Mitteilungen nicht, lieber Fox. Doch möchte es mir scheinen, als ob Sie die Gefahr als zu groß ansehen …«

      Wellington Fox deutete mit der Hand auf die blaue Küste.

      »Meine Ansicht ist die, Mr. Garvin, daß es sich empfehlen dürfte, Ihre Jacht fahrbereit Tag und Nacht hier unten zu Ihrer Verfügung liegen zu haben … Es sei denn, daß Ihre Liebe zu Helen nicht so groß wäre als meine …«

      »Was ist mit Helen? … Was soll Helen?«

      Mit einem Sprunge war Helen über den Marmorboden hin auf die beiden zugeeilt. Fox glaubte, sie wolle ihm um den Hals fallen, fühlte sich aber mit einem energischen Ruck nach vorn gezogen, daß er beinahe mit der Nase den Boden berührte. Ein kräftiger Klaps von Helens kleiner Hand bewies ihm noch näher, daß er mit seiner ersten Vermutung im Irrtum gewesen war.

      »Wellington! … Was bist du für ein fürchterlicher Mensch! … Du sitzt da auf der Balustrade wie in einem Klubsessel, während es hinter dir fünfzig Meter in die Tiefe geht. Und du, Pa, siehst das mit an?!«

      Der alte Garvin schmunzelte.

      »Ich halte Mr. Fox für viel zu klug, um hier herunterzufallen … Und wenn er’s täte, würde es ihm wahrscheinlich auch nichts schaden.«

      »Pa …«, klang es vorwurfsvoll aus Helens Mund. »Du bist häßlich! Wie kannst du so etwas sagen. Ich meine, du solltest doch jetzt anders über Wellington denken.«

      »Tue ich auch, mein liebes Kind! Meine Hochachtung ist, das gestehe ich offen, immer mehr gestiegen, je länger ich ihn kenne. Jetzt bin ich schon beinahe so weit, daß ich auch das große Geschäft, das er mir damals in Aussicht stellte, nicht mehr für eine Fata Morgana halten würde.«

      »Oh, wie freue ich mich darüber, Pa! Einen Kuß für dich und zwei für Wellington!«

      »Helen, gib deinem Vater auch noch den zweiten und bitte auch du ihn, das zu tun, um das ich ihn gebeten habe.«

      »Was war das?«

      »Nichts für dich, kleine Helen!«

      »Oh, schon Geheimnisse vor mir? Aber Helen ist nicht neugierig. Pa, du wirst es tun, um was Wellington dich bat.«

      »Ich werde es tun!«

      Helen fiel ihrem Vater um den Hals.

      »Liebster, bester Pa, dafür bekommst du noch zwei Küsse.«

      *

      In der Redaktionsstube des Frisko Black Herald saß das schwarzgelbe Mischblut, der Redakteur Johnson, in einem von den Motten reichlich angefressenen Polsterstuhl. Ihm gegenüber stand Collin Cameron, der es verschmähte, sich der zweiten ähnlich üblen Sitzgelegenheit zu bedienen.

      »Gut, daß Sie kommen, Mr. Cameron! Die Arbeit in den letzten Wochen war fürchterlich. Sie hat viel Schweiß gekostet …«, er fuhr sich mit einem außergewöhnlich schmierigen Taschentuch über die nasse Stirn … »Und Geld … viel Geld …«

      Dabei warf Mr. Johnson eine schadhafte Brieftasche auf den Tisch, der die absolute Leere aus allen Löchern gähnte.

      »Schon gut!«

      Collin Cameron zog ein Scheckbuch aus der Tasche, riß ein Formular heraus, füllte es mit einer hohen Summe aus und legte es vor sich hin.

      »Berichten Sie! Aber vermeiden Sie jede … auch die kleinste Unrichtigkeit.«

      Mr. Johnson verrenkte sich fast die Augen, um die Summe auf dem Scheck zu lesen. Doch vergeblich. Mit einem Seufzer lehnte er sich in sein Stuhlwrack zurück.

      »Das Programm, das wir bei Ihrem letzten Besuch aufstellten, ist erfüllt. Auch die Führer … Smith von den Mortonwerken, Wessels vom Hafen und Bavery sind gewonnen … war sehr kostspielig … sehr kostspielig.«

      »Wird Ihr Anhang diesen Führern auch unter veränderten Umständen folgen?«

      »Oh … wenn Smith, Wessels und Bavery rufen, bleibt keiner zurück. Denen folgt das Volk durchs Feuer.«

      »Die Waffen?«

      »Unsere Lager sind gefüllt … können jederzeit auf die Bezirke verteilt werden. Das Hafenvolk besitzt schon genügend Waffen.«

      »Ist was vom Weißen Orden zu fürchten?«

      Ein Grinsen verzerrte das Gesicht Johnsons.

      »Der Weiße Orden? … Der feiert seine Feste … Sein Mark ist nicht fester als das des Holunders, seines Wappenbaumes … Er wird wie alle anderen überrumpelt werden.«

      »Der Plan für den 6. Juli steht fest. Erstes Ziel ist Nob Hill. Das lockt auch das weiße Gesindel … bindet Militär und Polizei …

      Die Hauptmasse bemächtigt sich währenddessen der öffentlichen Gebäude und der Flugstation. Sie haben die Liste der prominenten Leute, die sofort als Geiseln gefangenzusetzen sind.«

      Johnson nickte zustimmend.

      »Wo Widerstand geleistet wird, kein Zögern und keine Schonung!«

      »All right, Sir!« … Johnson zögerte einen Moment … »Wie ist’s mit den Schiffen und Flugzeugen, Mr. Cameron?«

      »Sie kennen die Taktik. Immer weiße Gefangene unter die Trupps nehmen! Dann wird man nicht wagen, zu schießen.«

      »All right, Sir!«

      »Ist sonst noch etwas?«

      »Ja, Mr. Cameron.«

      »Was denn?«

      »Das Geld!«

      Collin Cameron deutete auf den vor ihm liegenden Scheck und griff nach seinem Hut.

      »Hier, Mr. Johnson! Ich gehe nach Louisiana. Vor dem Wahltag bin ich noch einmal hier.«

      Ohne Gruß verließ er das Zimmer. Noch ehe sich die Tür geschlossen hatte, schoß Johnson auf den Scheck zu. Mit gierigen Augen überflog er die Summe. Eine gewisse Enttäuschung malte sich auf seinem Gesicht.

      Mr. Johnson hatte die feste Überzeugung, daß sein Wirken besser zu belohnen sei. Immerhin schob er das Papier befriedigt in die Brieftasche und schmiedete dabei Zukunftspläne.

      »Mit dem übrigen gibt es eine hübsche runde Summe, die langt, um den Black Herald zu kaufen … wenn die Affäre vorbei ist.«

      Nur der Gedanke, daß Collin Cameron an derselben Affäre wahrscheinlich viel, viel mehr verdiente als er, bedrückte Mr. Johnsons sonst so weites Gewissen.

      *

      Die Wahlkampagne um den Gouverneurposten von Louisiana war seit Wochen im Gange. Je näher der Wahltag kam, desto erregter wurde die Stimmung. Nicht nur hier, sondern