Wald heißt er Menschen, Göttern Haar der Berge,
Bei Hel Hügelmoos,
Bei Riesen In die Glut, bei Alfen Schönverzweigt,
Wanen heißt er Heister.
Thôr.
30
Sage mir, Alwis, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt die Nacht, die Nörwis 10 Tochter ist, In den Welten allen?
Alwis.
31
Nacht bei den Menschen, Nebel den Göttern,
Hülle höhern Wesen,
Riesen Ohnelicht, Alfen Schlummerlust,
Traumgenuß nennen sie Zwerge.
Thôr.
32
Sage mir, Alwis, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt die Saat, die da gesät wird,
In den Welten allen?
Alwis.
33
Bei Menschen Saat, Samen bei Göttern,
Gewächs bei den Wanen,
Bei Riesen Atzung, bei Alfen Stoff,
Bei Hel heißt sie wallende See.
Thôr.
34
Sage mir, Alwis, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt das Ael, das Alle trinken,
In den Welten allen?
Alwis.
35
Bei Menschen Ael, bei Asen Bier,
Wanen sagen Saft,
Bei Hel heißt es Meth, bei Riesen helle Flut,
Geschlürf bei Suttungs 57 Söhnen.
Thôr.
36
Aus Einer Brust alter Kunden
Vernahm ich nie so viel.
Mit schlauen Lüsten verlorst du die Wette,
Der Tag verzaubert dich, Zwerg:
Die Sonne scheint in den Saal.
12. Skîrnisför
. Skirnirs Fahrt.
Freyr, der Sohn Niörds, hatte sich einst auf Hlidskialf gesetzt und überschaute die Welten alle. Da sah er nach Jötunheim und sah eine schöne Jungfrau aus ihres Vaters Haus in ihre Frauenkammer gehen. Daraus erwuchs ihm große Gemüthskrankheit. Skirnir hieß Freys Diener. Niördr bat ihn, Freyr zum Reden zu bringen. Da sprach
Skadi. 23
1
Steh nun auf, Skirnir, ob du unsern Sohn
Magst zu reden vermögen
Und das zu erkunden, wem der kluge wohl
So bitterböse sei.
Skirnir.
2
Uebler Antwort verseh ich mich von euerm Sohne,
Wenn ich die Red an ihn richte
Um das zu erkunden, wem der kluge wohl
So bitterböse sei.
3
Sage mir, Freyr, volkwaltender Gott,
Was ich zu wißen wünsche:
Was weilst du allein im weiten Saal,
Herr, den heilen Tag?
Freyr.
4
Wie soll ich sagen dir jungem Gesellen
Der Seele großen Gram?
Die Alfenbestralerin leuchtet alle Tage,
Doch nicht zu meiner Liebeslust.
Skirnir.
5
Dein Gram mag so groß nicht sein,
Daß du ihn mir nicht sagen solltest.
Theilten wir doch die Tage der Jugend:
So mögen wir Zwei uns Zutraun schenken.
Freyr.
6
In Gymirs 37 Gärten sah ich gehen Mir liebe Maid. Ihre Arme leuchteten und Luft und Meer Schimmerten von dem Scheine.
7
Mehr lieb ich die Maid als ein Jüngling mag
Im Lenz seines Lebens.
Von Asen und Alfen will es nicht Einer,
Daß wir beisammen seien.
Skirnir.
8
Gieb mir dein rasches Ross, das mich sicher
Durch die flackernde Flamme führt;
Gieb mir das Schwert, das von selbst sich schwingt
Gegen der Reifriesen Brut.
Freyr.
9
Nimm denn mein rasches Ross, das dich sicher
Durch die flackernde Flamme führt;
Nimm mein Schwert, das von selbst sich schwingt
In des Beherzten Hand.
Skirnir sprach zu dem Rosse:
10
Dunkel ists draußen: wohl dünkt es mich Zeit
Ueber feuchte Berge zu fahren.
Wir beide vollführens, fängt uns nicht beide
Jener kraftreiche Riese.
Skirnir fuhr gen Jötunheim zu Gymirs Wohnung. Da waren wüthige Hunde an die Thüre des hölzernen Zaunes gebunden, der Gerdas Saal umschloß. Er ritt dahin, wo der Viehhirt am Hügel saß und sprach zu ihm:
11
Sage mir, Hirt, der am Hügel sitzt
Und die Wege bewacht,
Wie mag ich schauen die schöne Maid
Vor Gymirs Grauhunden?
Der Hirt.
12
Bist du dem Tode nah oder todt bereits
(Mann auf der Mähre Rücken?),
Zu sprechen ungegönnt bleibt dir immerdar
Mit Gymirs göttlicher Tochter.
Skirnir.
13
Kühnheit steht beßer als Klagen ihm an,
Der da fertig ist zur Fahrt.
Bis auf Einen Tag ist mein Alter bestimmt
Und meines Lebens Länge.
Gerda.
14