Die Edda (Deutsche Ausgabe). Karl Simrock. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl Simrock
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9788075836816
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kamen zur Kiste die Schlüßel erkundend;

       Offen war die üble, da sie hineinsahn.

       Um die Köpfe kürzt' er die Knaben beide;

       Unterm Feßeltrog barg er die Füße.

      23

      Aber die Schädel unter dem Schopfe

       Schweift er in Silber, sandte sie Nidudurn.

       Aus den Augen macht' er Edelsteine,

       Sandte sie der falschen Frauen Nidudurs.

       24

      Aus den Zähnen aber der Zweie

       Bildet' er Brustgeschmeid, sandt' es Bödwilden

       Da begann den Ring zu rühmen Bödwild;

       Sie bracht ihn Wölundurn, da er zerbrochen war:

       »Keinem darf ichs sagen als dir allein.«

      Wölundur.

      25

      Ich beßre dir so den Bruch am Goldring,

       Deinen Vater dünkt er schöner,

       Deine Mutter merklich beßer;

       Aber dich selber noch eben so gut. –

      26

      Er betrog sie mit Meth, der schlauere Mann;

       In den Seßel sank und entschlief die Maid.

       »Nun hab ich gerochen Harm und Schäden

       Alle bis auf Einen, den unheilvollen.

      27

      »Wohl mir,« sprach Wölundur: »wär ich auf den Sehnen,

       Die mir Nidudurs Männer nahmen.«

       Lachend hob sich in die Luft Wölundur;

       Bödwild wandte sich weinend vom Holm

       Um des Friedels Fahrt sorgend und des Vaters Zorn.

      28

      Außen stand Nidudurs arges Weib,

       Ging hinein den ganzen Saal entlang;

       – Auf des Saales Sims saß er, und ruhte –

       »Wachst du, Nidudur, Niaren-Drost?« –

      Nidudur.

      29

      Immer wach ich, wonnelos lieg ich,

       Mich gemahnts an meiner Söhne Tod.

       Das Haupt friert mir von deinen falschen Räthen:

       Nun wollt ich wohl mit Wölundur rechten:

      30

      Bekenne mir, Wölundur, König der Alfen,

       Was ward aus meinen wonnigen Söhnen?

      Wölundur.

      31

      Erst sollst du alle Eide mir leisten,

       Bei Schwertes Spitze und Schiffes Bord,

       Bei Schildes Rand und Rosses Bug,

      32

      Daß du Wölundurs Weib nicht tödtest,

       Noch meiner Braut zum Mörder werdest,

       Hätt ich ein Weib auch euch nah verwandt,

       Oder hätte hier im Haus ein Kind. –

      33

      »So geh zur Schmiede, die du mir schufest,

       Da liegen die Bälge mit Blut bespritzt.

       Die Häupter schnitt ich deinen Söhnen ab;

       Unterm Feßeltrog barg ich die Füße.

      34

      »Aber die Schädel unter dem Schopfe

       Schweift ich in Silber, schenkte sie Nidudurn.

       Aus den Augen macht ich Edelsteine,

       Sandte sie der falschen Frauen Nidudurs.

      35

      »Aus den Zähnen der Zweie dann

       Bildet' ich Brustgeschmeid und sandt es Bödwilden.

       Nun geht Bödwild mit Kindesbürde,

       Euer beider einzige Tochter.«

      Nidudur.

      36

      Nie sagtest du ein Wort, das so mich betrübte,

       Nie wünscht' ich dich härter, Wölundur, zu strafen.

       Doch kein Mann ist so rasch, der vom Ross dich nähme,

       So geschickt kein Schütze, der dich niederschöße

       Wie du hoch dich hebst zu den Wolken.

      37

      Lachend hob sich in die Luft Wölundur;

       Traurig Nidudur schaut' ihm nach:

      38

      »Steh auf, Thankrad, meiner Thräle bester,

       Bitte Bödwild, die brauenschöne,

       Daß die ringbereifte mit dem Vater rede.

      39

      »Ist das wahr, Bödwild, was man mir sagte:

       Saßest du mit Wölundur zusammen im Holm?«

      Bödwild.

      40

      Wahr ist das, Nidudur, was man dir sagte:

       Ich saß mit Wölundur zusammen im Holm,

       Hätte nie sein sollen! eine Angststunde lang.

       Ich verstand ihm nicht zu widerstehen,

       Ich vermocht ihm nicht zu widerstehen!

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