Hier in unsern Hallen?
Die Erde bebt davon und alle Wohnungen
In Gymirsgard erzittern.
Die Magd.
15
Ein Mann ist hier außen von der Mähre gestiegen
Und läßt sie im Grase grasen.
Gerda.
16
Bitt ihn einzutreten in unsern Saal
Und den milden Meth zu trinken,
Obwohl mir ahnt, daß hier außen sei
Meines Bruders Mörder.
17
Wer ist es der Alfen oder Asensöhne,
Oder weisen Wanen?
Durch flackernde Flamme was fuhrst du allein
Unsre Säle zu schauen?
Skirnir.
18
Bin nicht von den Alfen noch den Asensöhnen,
Noch den weisen Wanen;
Durch flackernde Flamme doch fuhr ich allein
Eure Säle zu schauen.
19
Der Aepfel eilf hab ich allgolden,
Die will ich, Gerda, dir geben,
Deine Liebe zu kaufen, daß du Freyr bekennst,
Daß dir kein liebrer lebe.
Gerda.
20
Der Aepfel eilf nehm ich nicht an
Um eines Mannes Minne,
Noch mag ich und Freyr, dieweil wir athmen beide,
Je zusammen sein.
Skirnir.
21
Den Ring geb ich dir, der in der Glut lag
Mit Odhins jungem Erben.
Acht entträufeln ihm ebenschwere
In jeder neunten Nacht.
Gerda.
22
Den Ring verlang ich nicht, der in der Lohe lag
Mit Odhins jungem Erben.
In Gymisgard bedarf ich Goldes nicht:
Mir schont der Vater die Schätze.
Skirnir.
23
Siehst du, Mädchen, das Schwert, das scharfe, zaubernde,
Das ich halt in der Hand?
Das Haupt hau ich vom Hals dir ab,
So du dich ihm weigern willst.
Gerda.
24
Zu keiner Zeit werd ich Zwang erdulden
Um Mannesminne.
Wohl aber wähn ich, gewahrt dich Gymir,
Daß ihr Kühnen zum Kampfe kommt.
Skirnir.
25
Siehst du, Mädchen, das Schwert, das scharfe, zaubernde,
Das ich halt in der Hand?
Seine Schneide erschlägt den alten Riesen,
Fällt deinen Vater todt.
26
Mit der Zauberruthe zwingen werd ich dich,
Maid, zu meinem Willen.
Dahin wirst du kommen, wo Kinder der Menschen
Dich nicht mehr sollen sehen.
27
Auf des Aaren Felsen in der Frühe sollst du sitzen,
Weg von der Welt gewandt zu Hel.
Speise sei dir widriger als Wem auf Erden
Der menschenleide Midgardswurm.
28
Ein scheusliches Wunder wirst du draußen,
Daß Hrimnir dich angafft, dich Alles anstarrt.
Weitkunder wirst du als der Wächter der Götter:
Gaffe denn hervor am Gitter.
29
Einsamkeit und Abscheu, Zwang und Ungeduld
Mehren dir Trübsinn und Thränen.
Sitze nieder, so sag ich dir
Des Leides schwellenden Strom,
Den zweischneidigen Schmerz.
30
Riegel sollen dich ängsten all den Tag
Hier im Gehege der Joten.
Vor der Hrimthursen Hallen sollst du den heilen Tag
Dich krümmen kostberaubt,
Dich krümmen kostverzweifelt.
Leid für Lust wird dir zum Lohn,
Mit Thränen trägst du dein Unglück.
31
Mit dreiköpfigem Thursen theilst du das Leben
Oder alterst unvermählt.
Sehnsucht scheucht dich
Von Morgen zu Morgen;
Wie die Distel dorrst du, die sich gedrängt hat
In des Ofens Oeffnung.
32
Zum Hügel ging ich, ins tiefe Holz,
Zauberruthen zu finden:
Zauberruthen fand ich.
33
Gram ist dir Odhin, gram ist dir der Asenfürst,
Freyr verflucht dich.
Flieh, üble Maid, bevor dich vernichtet
Der Götter Zauberzorn.
34
Hört es, Joten, hört es, Hrimthursen,
Suttungs Söhne, 57 ihr Asen selber! Wie ich verbiete, wie ich banne Mannes Gesellschaft der Maid, Mannes Gemeinschaft.
35
Hrimgrimnir heißt der Riese, der dich haben soll
Hinterm Todtenthor,
Wo verworfene Knechte in knotige Wurzeln
Dir Geißenharn gießen.
Anderer Trank wird dir nicht eingeschenkt,
Maid, nach deinem Willen,
Maid nach meinem Willen!
36
Ein Thurs (Th) schneid ich dir und drei Stäbe:
Ohnmacht, Unmuth, Ungeduld.
So schneid ich es ab wie ich es einschnitt,
Wenn es Noth thut so zu thun.
Gerda.
37
Heil sei dir vielmehr, Held, und nimm den Eiskelch
Firnen Methes voll.
Ahnte mir doch nie, daß ich einen würde
Vom Stamm der Wanen wählen.