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Автор: Dankmar H. Isleib
Издательство: Bookwire
Серия: 666 - Perfektion des Bösen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969020098
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war dankbar, dass Masimba fragte. Sie war in den letzten Tagen, speziell ab dem Moment, wo sie dem unangenehmen Mann in New York gesagt hatte, dass sie Franco definitiv nicht bespitzeln und ausliefern würde, damit das Ungeheuer ihn umbringen könne und sie mit, völlig verunsichert und hilflos. Allein in der Fremde. Gejagt, Liebeskummer und Monstern ausgesetzt, die jeder andere normale Mensch ebenfalls fürchten würde. Ihr Bruder, ihre Schwester! Würde der Verrückte aus New York seine Drohungen wahrmachen und die beiden auch umbringen lassen? Sie beantwortete sich die Frage mit JA, denn ihre Eltern hatte er ohne Skrupel killen lassen.

      »Masimba. Ich bin in großer Not. Wenn ich dir die ganze Geschichte erzähle, stehst du auch auf deren Todesliste. Ich habe es mit einer Macht zu tun, die so mächtig ist, wie du es dir nicht vorstellen kannst und wie ich es mir auch nie hätte träumen lassen, dass es Ungeheuer wie diese auf der Welt gibt. Ich möchte dich nicht in die Gefahr bringen, in der ich seit vielen, vielen Wochen selbst bin. Deshalb: Lass es ruhen. Es ist lieb von dir, dass du dir Gedanken um mich machst ...«

      »Nein. Ich möchte alles wissen. Du hast doch gemerkt, dass ich gewaltig auf dich stehe. Ich weiß ja, dass du nur Franco im Kopf hast. Es gibt wohl wenig Chancen, dich von ihm abzubringen. Sieh mich als deinen Freund. Glaub mir, jeder Mensch braucht im Leben einen echten Freund. Einen Menschen, dem man alles anvertrauen kann. Ich möchte ein solcher Freund für dich sein! Denn du hast niemanden. Das sehe ich dir an, Jutta.«

      Und wieder nahm er ihre Hände, küsste sie zart und liebevoll – und schon war die Gefahr einer erneuten Sintflut sehr nahe. Jutta konnte nicht mehr an sich halten. Ihre Energie war aufgebraucht, seit Jojowa ihr gesagt hatte, dass er Franco gefunden hat. Sie wollte zur Ruhe kommen, wusste aber nicht, wie sie es anstellen sollte. In ihrem Kopf war Chaos ausgebrochen. Seit sie Joplin verlassen durfte. Immer nur auf der Flucht und zugleich auf der Suche. Zu viel für eine junge, sensible Künstlerin, die eigentlich am liebsten an ihrer Staffelei stand und in ihrer Traumwelt lebte.

      »Ich habe da eine Idee, Jutta. Meine Tante Neyila ist Schamanin. Ich glaube, es wäre gut, wenn du sie triffst. Ich bin der festen Überzeugung, dass sie dir helfen kann, dich von deinen auf dir lastenden Flüchen zu befreien. Ich weiß, ihr Europäer meint, dass das alles Blödsinn sei. Aber glaube mir: Es gibt weit mehr in Südafrika als dumme ‚Neger‘, Birnen, Äpfel und fantastische Pflaumen, Weizen und Mais, Platin, Gold und Diamanten ...«

      »Das weiß ich doch, Masimba. Doch wenn ich dich in meine Probleme mit reinziehe, dann bist du schon jetzt so gut wie tot. Aber dein Angebot, deine Tante zu treffen, nehme ich gerne an. Sie wird dir bestätigen, wie schwer es mit mir werden kann.«

      Jutta saß da wie ein Häufchen Elend und weinte bitterlich.

      »Klar, ich habe verstanden. Meine Tante wohnt weit weg. Ich habe nur ein Fahrrad. Wenn du uns einen Leihwagen mieten kannst, fahren wir zu ihr. Das ist, so denke ich, die beste Idee. Sie wird uns auch sagen können, was mit Jojowa los ist.«

      »Wann wollen wir los?«

      »Gleich.«

      In der Sekunde kam der Besitzer der Bar. Auch er machte kein fröhliches Gesicht:

      »Ich kann Jojowa nicht erreichen. Es ist mir ein Rätsel. Der ist zuverlässig, wie man es nur den Deutschen nachsagt«, sagte er zu Jutta gewandt und reichte ihr ein blitzsauberes Leinentuch, wie es die Barkeeper benutzen, wenn sie die Trinkgefäße noch einmal nachpolieren, bevor sie ihre Kreationen mixen und in ein Cocktailglas schütten, um es dann ihren Kunden zu kredenzen, die oft ihren Virus ´Sorge´ vernichten wollen. Es war binnen Sekunden gefüllt von salzigen Tränen.

      »Boss, gib mir bitte frei. Ich muss sofort mit Jutta eine wichtige Reise antreten. Bin morgen Nachmittag wieder zurück. Wenn sich Jojowa meldet, sag ihm, dass wir uns um drei Uhr hier treffen, ja?«

      »Haut ab. Wenn ihr noch was braucht, sagt es ruhig.«

      »Ja, wir brauchen ein Auto.«

      »Nehmt meinen Jeep«, sagte er und warf Masimba den Schlüssel zu. »Du weißt, er steht hinten. Ist vollgetankt, wenn euch das hilft ...«

      »Raue Schale, weicher Kern. Er ist eine Seele von Mensch«, warf Masimba im Gehen Jutta zu.

      Er war happy helfen zu können.

      Jemand hat uns vermutlich einen Spitzel geschickt. Er heißt Jojowa Bakate und war lange Jahre Offizier im südafrikanischen Geheimdienst. Wir haben ihn in England ausgebildet«, begann Sam Gilmore ohne jede Vorwarnung das Gespräch, als er zum Haupthaus kam und sah, dass Alberto, Winnfried und Jonathan auf der Terrasse schon auf ihn warteten.

      »Ich hoffe nur, dass es nicht ein weiterer verdeckter Angriff der gleichen Leute ist, die uns die Drohnen schickten. Dann wissen wir zwar, wer er wirklich ist, aber noch immer nicht, wer dahintersteckt!«, befürchtete Franco.

      »Wo hast du ihn, Alberto? Ist es nicht vielleicht besser, du führst ihn uns vor, damit wir uns alle einen Eindruck von dem Mann verschaffen können?«

      »Du denkst, das ist clever, Franco? Dann kennt er uns alle. Wir hätten keine andere Wahl, als ihn zu töten, wenn der Feind dahintersteckt, den wir vermuten. Aber wir sind keine Mörder«, erwiderte der Angesprochene.

      »Lasst mal. Ich denke, Franco liegt richtig. Fünf clevere Gehirne gegen eines. Das ist für den Mann eine faire Chance sich zu verteidigen, oder?«, erhob der Jüngste, Winnfried, das Wort.

      Und alle waren einverstanden.

      Alberto: »Sam, bitte bring uns den Mann, den du festgesetzt hast. Wir wollen ihn kennenlernen.«

      »Geht in Ordnung. Wenn ihr meint. Die Gefahr, dass er uns verrät, bleibt.«

      »Ein Risiko, das wir eingehen sollten.«

      Wieder Winnfried. Das erwachsene Kind.

      Fünf Minuten später kamen Sam Gilmore und zwei seiner Sicherheitsleute mit dem kleinen, alten, ausgemergelten, aber doch drahtigen Mann. Das Tribunal begutachtete ihn. Stumm. Eine bedrohliche Situation mit der Jojowa Bakate nicht viel anfangen konnte. Einen Mix von Menschen wie diesen hatte er nicht erwartet.

      Und wieder begann der neue Leader des Teams, Winnfried von Löske, in feinstem Oxford-Englisch seine Fragen an den Knautschkopf richtend:

      »Wer sind Sie? Was wollen Sie hier? Sie sehen nicht wie ein Verbrecher aus. Ich darf Sie bitten, uns die Wahrheit zu sagen. Es zählt nur die Wahrheit und ich werde es spüren, wenn Sie mich und meine Freunde belügen.«

      Über das Gesicht von Jojowa huschte ein kaum erkennbares Lächeln. Dass ausgerechnet er, der Älteste in der ungleichen Runde, Fragen von einem Kind gestellt bekommt, während da ein hoher Ex-Geheimdienstmann seiner Königin sitzt, ein Geistesschaffender, ein weiterer Ex-Geheimdienstler und ein Genie, das kam ihm merkwürdig vor.

      »Ich weiß nicht, wer Sie sind, junger Mann, oder darf ich „du“ zu dir sagen? Meine Geschichte habe ich schon Sam Gilmore erzählt. Er bot mir vorgestern das „du“ an. Aber ich wiederhole mich gerne.«

      »Ich bitte darum«, sagte Winnfried mit einer einladenden Handbewegung, ohne auf das „du“ weiter einzugehen.

      »Sie heißt Jutta, ist eine bildhübsche junge Deutsche, groß und intelligent mit sehr warmherzigen Augen, die mich beauftragte, einen Franco Mignello für sie zu finden. Sie scheint sehr verliebt in ihn zu sein. Und wenn ich in die Runde blicke, dann sind Sie gemeint, junger Mann!«

      Jojowa sagte es ganz ruhig, ganz locker und zeigte dabei auf Franco. Er trug noch immer Handschellen und Fußketten. Ein Farbiger, gefangen im eigenen Land. Jojowa erinnerte sich an die Zeit der Apartheid. Ihm war keine Verhörtechnik fremd. Und während er das sagte, setzte er sich völlig relaxt auf den letzten freien Korbstuhl auf der Terrasse.

      Franco wurde wieder einmal rot, ohne dass es jemand wahrnehmen konnte. Sommersprossen, Haarwust und Haut bildeten farblich eine Einheit. Aber noch hielt er sich zurück. Wollte erst mal verfolgen, wie Winnfried sein freundliches Gespräch mit dem Gefangenen aufbaute. Es trafen sich nur kurz seine Augen mit denen Albertos. Sie wussten, dass der Mann die Wahrheit sagte. Sie wussten jedoch nicht, was