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Автор: Dankmar H. Isleib
Издательство: Bookwire
Серия: 666 - Perfektion des Bösen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969020098
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mir doch zwei, drei Babys aus Indien schicken können. Ja, das muss ich veranlassen. Die Hautfarbe. Interessant. Bin gespannt, ob die auch so blass werden wie die Niggerkinder, wenn sie am Verenden sind ...

      Es war spät, als Jojowa in Kapstadt ankam. Er fuhr direkt in die Bar, in der Masimba arbeitete und hatte Glück: Der putzte noch Gläser und war dabei die letzten Gäste zu verscheuchen.

      »Ich habe ihn. Mach mir bitte mal einen Grand Pink Mojito. Den brauche ich jetzt.«

      »Ich wusste, du bist der Beste. Wie hast du den Typen so schnell gefunden, sag an?«

      »Ich erzähle alles nur einmal«, weigerte sich der Detektiv.

      Masimba war glücklich und betrübt zugleich. Er konnte Jutta gegenüber prahlen, aber gleichzeitig hieß das ja auch, dass die ihren Liebsten wiederhaben würde und er völlig abgemeldet sein würde. Der Stolz, es geschafft zu haben, überwog.

      »Lass uns in ihr Hotel gehen. Wir werden sie wecken müssen, schätze ich mal.«

      Jojowa war müde. Mit einem Tag wie dem gerade zu Ende gegangenen, hatte er nicht gerechnet. Aber er war erfolgreich gewesen. Der alte Detektiv trank eilig seinen Grand Pink Mojito aus, der ihm wirklich gut schmeckte, und sie machten sich auf den Weg zum Hotel.

      Jutta schlief nicht.

      Sie saß einsam an der Hotelbar und hatte den ganzen Tag, den ihr immer länger vorkommenden Abend und die halbe Nacht mit ziemlich angespanntem Kopf auf den Rastaman und den Hasenzahn gewartet. Nervös, aufgeregt. Zufrieden, unzufrieden. Mit trübem, sehr nachdenklichem Gesicht.

      Ich habe richtig gehandelt. Ich musste dem Typen in New York die rote Karte zeigen. Wie kann mich jemand dazu zwingen einen anderen Menschen umzubringen! Der Widerling hat schon meine halbe Familie auf dem Gewissen! Wie konnte ich überhaupt nur mit dem Gedanken spielen. Angst. Na, dann müssen sie eben den ganzen restlichen Spengler-Clan auch noch auslöschen. Dann sind wir wenigstens alle weg! Ich liebe Franco. Basta! Ein Leben ohne ihn? Nicht vorstellbar.

      Als sie die beiden Männer kommen sah, hellte sich ihre Miene wieder auf. Das Grau wich aus ihrem Gesicht und als der Große und der Kleine vor ihr standen, strahlte sie, dass der Große eine Sonnenbrille brauchte, so geblendet fühlte er sich, und der Kleine einen weiteren Cocktail, um nicht auf falsche Gedanken zu kommen. Oder war es umgekehrt?

      »Lady, die restlichen Fünfzehntausend waren gut angelegt. Ich habe ihn. Wie versprochen. Mit ein paar Stunden Verspätung!«

      Jutta konnte ihr Glück nicht fassen. Nach der durchlebten Odyssee der letzten Wochen ...

      »Der Gitarrist ist halt ein Musiker. Scharf auf Frauen und jede Vorsicht außer Acht lassend. Ich bin mir sicher, dass der von seinem Boss gehörig welche auf die Mütze bekommt«, begann Jojowa seinen Report.

      »Das Camp, in dem der mit vielen anderen Musikern probt, ist ein Hochsicherheitstrakt. Eigentlich ist es ein Weingut und gehört einem Engländer mit spanischem Namen. Es liegt im Nationalpark von Jonkershoek, nahe Stellenbosch. Aber das sagt Ihnen nichts, junge Dame. Es sind von hier aus rund fünfzig Kilometer in die Weinberge. Alles, was ich dort angetroffen habe, brachte und bringt mich sehr zum Nachdenken. Das interessiert Sie vermutlich nicht, aber es gehört zu der Story. Sie müssen begreifen, Jutta, dass es nicht so einfach sein wird, den jungen Mann zu treffen. Die Band, die Verwaltung des Weinguts und ein halber Kindergarten mit, so viel wie ich gesehen habe, fünf blutjungen Boys und Girls, leben dort streng bewacht. Ein luxuriöses Lager, in das man nicht einfach so reinkommt und das auch niemand ohne zig Kontrollen verlassen kann. Ein Hochsicherheitstrakt. Das ist der Eindruck meines ersten Tages.

      Das Gute: Der Typ, den Sie suchen, Franco Mignello, spielt in der Band. Er ist der Schlagzeuger. Schätze, genau der ist es, den Sie meinen, oder? Ich kann Ihnen keinen Beweis vorlegen, denn als ich mich dort als Tagelöhner, der auf der Suche nach einem Job ist, vorstellte, wurde ich verdammt noch mal sehr gründlich gefilzt. Und zwar so, wie es nur Profis machen. Natürlich war ich darauf vorbereitet. Deshalb hatte ich mein betagtes Handy schon im Büro gelassen. Sonst hätte ich den Rotschopf fotografieren können. Der Verwalter dort oben ist ein ehemaliger Mann des britischen Geheimdienstes. Er führt ein strenges Regiment. Nur weil ich selbst in meiner Jugend vom britischen Geheimdienst, dem GCHQ, in der Öffentlichkeit fälschlich immer nur als MI6 bekannt, ausgebildet wurde, konnte ich das richtig einschätzen.«

      Jojowa war in seinem Element. Konzentriert und immer sofort auf den Punkt kommend. Jutta hing an seinen Lippen und war froh, dass Masimba sich nicht geirrt hatte.

      »Was dort vorgeht, weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, es probt eine sehr professionelle Band mit sehr guten Musikern verschiedener Nationalitäten und Farben. Was die halben Kinder dort machen, konnte ich noch nicht rausbekommen. Wenn ihr mich fragt: Die verfolgen eine Mission. Die leben in einem Gästehaus völlig zurückgezogen, reden kaum, treten als Schwarm auf, sehen hochintelligent aus und bekommen eine sehr merkwürdige, auf die jeweilige Person individuell zugeschnittene Ernährung. Die paar Wortfetzen, die ich aufgeschnappt habe, lassen mich vermuten, dass sie irgendwie in der Forschung tätig sind. Für mich sprachen sie in Hieroglyphen, redeten von einer kosmischen Zahl, die auf irgendetwas Wichtiges Einfluss hat, brachen aber ab, als ich in ihre Nähe kam, um ihnen das Abendessen zu servieren. Ach so: Ich arbeite dort in der Küche als Hilfskoch. Mache die Arbeiten, die keiner machen will.«

      »Wie kann ich Ihnen danken, Jojowa? Das ist einfach fantastisch!«

      Jutta kullerten schon wieder dicke Tränen der Freude aus den Augen. Eine neue Flut war zu erwarten ...

      »So. Hier die Adresse. Da können Sie Ihren Freund Franco finden.«

      Der Detektiv schob Jutta einen Zettel rüber. Auch die Telefonnummer von IN VINO VERITAS war mit dabei und eine ziemlich fantastisch aussehende Skizze des Weinguts.

      »Danke. Das ist mehr, als ich erwartet habe. Sie sind mein rettender Engel, Jojowa!«

      Nun strahlte Jutta, dass selbst zwei dunkel getönte Sonnenbrillen nicht reichten, um der Leuchtkraft ihrer Augen zu entgehen.

      »Und wie geht’s jetzt weiter?«, wollte Masimba wissen, der sich bisher bescheiden zurückgehalten hatte.

      »Na ja, ich muss in wenigen Stunden wieder zurück zu meiner Arbeit. Will sehen, was ich noch alles an hilfreichen Informationen besorgen kann, Masimba. Der Verwalter, ein gewisser Sam Gilmore, ist ein Fuchs. Das auch für Sie, Jutta, wenn Sie vorhaben sollten, dort einfach hinzufahren und nach Franco zu fragen. Das wird so nicht funktionieren.«

      »Danke, Jojowa!«

      »Ich werde versuchen herauszubekommen, was es mit dem Weingut und der dort probenden Band auf sich hat«, schaltete sich noch einmal Jojowa ein, während Jutta bereits verzückt und völlig entrückt in einer anderen Welt zu sein schien. Sie träumte vermutlich schon von einem Wiedersehen mit Franco ...

      Wood war total angepisst. Als ob er nicht schon mit dem Scheiß in Indien genug an der Backe hatte. Jetzt sollte er auch noch sofort und gleich und am liebsten vorgestern Jutta Spengler finden und beseitigen, wenn es nach Weisenfeld ging! Als ob Kapstadt nur ein Dorf mit fünfzig Einwohnern wäre!

      Was stellt der sich vor. Weisenfeld. Du drehst am Rad. Ja, ich will aufsteigen. Ja, ich will einen einflussreichen Hochgrad bekommen. Vielleicht irgendwann ein Großdruide werden ... Ja, ich mache alles dafür. Das ist nicht die Frage. Aber wie soll ich mich zerteilen? Wie soll ich die Frau finden!

      Weisenfeld hatte ihm ein Foto von der jungen Frau auf sein Handy geschickt, die er suchen und töten sollte. Joe Wood war jetzt schon scharf auf sie.

      Bevor ich die kille, muss ich sie ficken! Die ist ja fast noch heißer als Stella Henderson, die ich auch noch vernichten muss wie die ganze Brut, die irgendwo in den Bergen bei Jonkershoek haust. Dreimal hat mich Stella Henderson schon ausgetrickst. Mehr als genug. Ich habe einfach zu viel um die Ohren. Das wird es sein. Ich muss mir dringend eine kleine Armee aufbauen. Wie? Hier in Südafrika? Unauffällig? Der Staat ist doch besser kontrolliert, als dass das die Südafrikaner und der Rest der Menschheit je glauben würden. Südafrika. Ein wichtiges Land. Das war das Erste, was ich von denen lernte,