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Автор: Dankmar H. Isleib
Издательство: Bookwire
Серия: 666 - Perfektion des Bösen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969020098
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Recht zur Selbstverwaltung, verfügt über eine eigene Polizeibehörde, eine eigene Flagge, ist ein sogenanntes autonomes Gebiet innerhalb Großbritanniens und eben auch in der Stadt London. Und ´die City´, wie sie kurzerhand in London genannt wird, ist einer der größten Finanzhandelsplätze der Welt. Lebten im Jahr 1700 noch über 200.000 Menschen in der City of London, so sind es heute nur noch rund 11.000. Etliche private Wohnhäuser mussten in den vergangenen Jahrzehnten den gigantischen Bank-Towers weichen.

      Selbst die Queen stellt vor dem Betreten der ´City of London´ am Temple Bar ein Gesuch an den Lord Mayor of London – nicht zu verwechseln mit dem Oberbürgermeister Londons, dem Mayor of London –, den Vorsitzenden der ´City of London Corporation´. Erst dann darf die Queen das Gebiet betreten. Der Lord Mayor hat die offizielle Aufgabe, die City als eines der führenden internationalen Finanzzentren – dort befinden sich Schwergewichte wie Goldman Sachs, die angeschlagene Deutsche Bank, HSBC, JP Morgan, oder die UBS, die Bank of England und die Royal Exchange, verschiedene Börsen, etc. – zu fördern und auf der ganzen Welt die Interessen der City of London zu vertreten.

      Der Lord Mayor von 2015/16, Nr. 689, verfügte in einem City-of-London-Dekret, dass es einer in der Öffentlichkeit völlig unbekannten Firma, die sich ausschließlich mit der Entwicklung von Nanotechnologie im Bereich der Militärtechnik beschäftigt, gestattet ist, ihr Headquarter in der ‚Square Mile‘, so wird die City of London auch genannt, anzusiedeln. Das hatte einen guten Grund: Diese Firma, in der die größten Cracks auf dem Gebiet der Nanoforschung arbeiten, gehört den wenigen Besitzern der großen Banken, die diese Firma mit Unsummen finanzieren, die sie letztlich aus Steuergeldern requirieren, da ihnen natürlich auch die Regierungen der meisten Industrienationen der Erde gehören. Und auf ihrem eigenen Territorium kann die City of London Corporation dadurch die Nanoforschungs-Firma umfassender und perfekter überwachen als irgendwo anders auf dem Planeten Erde, ohne selbst von irgendjemand kontrolliert werden zu können ...

      Nano-Technologie wird weltweit als eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft angesehen. Sie ist bereits jetzt, alle Investitionen zusammengefasst, die mit Abstand am höchsten geförderte Technologie. Natürlich steht die Forschung und Entwicklung im Bereich der Militärtechnik an der Spitze. Aber nicht minder wichtig sind die Bereiche Nahrungsmittel, Landwirtschaft, Medizin, Konsumgüter, Pharmazie, und: Überwachung. Letztlich die längst wichtigsten Bereiche der modernen Kriegsführung. Die in der City of London etablierte Firma ist eine Tochter der Research Private Agency, einer Militärforschungs-Agentur der USA.

      Sir Peter Shapiro ist der Boss der kleinen, aber überaus effektiven Company in ´the City´, der INSC – International Nano Society Corporation – die nur 60 Mitarbeiter hat. Fast ausschließlich Nanoforscher, die sich die INSC mit Summen, wie man sie sonst nur auf dem Fußballmarkt für Ablösemillionen und Gehälter bezahlt, auf dem Weltmarkt zusammengekauft hatte. Und mit Erpressung, falls der angebotene Betrag zum Wechsel zur INSC nicht Anreiz genug gewesen war.

      Unauffällig. Die Firma. Versteht sich.

      Untergebracht in einem ebenso unauffälligen Haus. Die hochrangigen Wissenschaftler lebten zum Teil in dem großen Gebäude und eine Handvoll ´Sekretärinnen´, deren Aufgabe es war, die Wissenschaftler zu überwachen. Die Damen waren alle bestens ausgebildete Profis eines ultrageheimen Geheimdienstes, der direkt dem Rat der 13 unterstellt war. Wenn es sein musste, weil einer der Wissenschaftler sexuell nicht zufrieden war, erbrachten sie auch widerspruchslos diese Leistungen, nicht ohne dadurch noch besseren Einblick in das Innenleben der gekauften Genies zu erhalten.

      Er, Shapiro, feierte heute ebenfalls. Ein Anruf aus New York, direkt vom Boss der Bosse, einem gewissen Juda Weisenfeld, den er noch nie persönlich getroffen hatte, berichtete ihm kurz und knapp, dass die Arbeit der RPA-Tochter in London entscheidend zu einem großen Erfolg in Asien beigetragen habe.

      Ist das ein Grund zum Feiern?

      JA!

      Er hatte sich, wie leichtsinnig, zwei Edelnutten kommen lassen. Er, Shapiro, Herrscher über die wichtigste Nano-Schmiede des Landes, nein, der westlichen und sonstigen Welt, ließ es ordentlich krachen. Der Mann aus New York City hatte ihm gesagt, er möge doch auf sein Konto schauen. Was sah er mit Freuden? Es waren 77 Millionen mehr drauf. Von einem Tag auf den anderen. Aktueller Kontostand: 95,4 Millionen schöne britische Pfund.

      Was er nicht ahnte: Eine der beiden jungen, überaus attraktiven Damen, die er sich in seine luxuriöse Wohnung hatte kommen lassen – Sir Shapiro war geschieden –, war eine Agentin des Geheimdienstes des Vatikans ...

      Joe Wood war total genervt. Die Aktion gegen Franco Mignello war gescheitert. Der Job mit Indien ließ ihn nicht zum Schlafen kommen, die Schlampe Stella Henderson war wie vom Erdboden verschwunden. Es war ihm bis heute nicht gelungen auf das Weingut einen Spitzel einzuschleusen. Offensichtlich hatte er es mit einem Gegner zu tun, der sein Handwerk verstand. Da er nicht zum Frust-Säufer werden wollte, vergnügte er sich hin und wieder mit Frauen, die er im Tiger Tiger Club auflas, den er regelmäßig besuchte. Tiger Tiger war immer noch einer der angesagten Läden in Kapstadt und nirgends findet man mehr frisches Material, wenn man Kohle hat. Und die hatte Wood im Überfluss. Keine konnte Stella das Wasser reichen, aber er vögelte sich durch die Farben der Stadt ...

      Multikulti im Hotelbett.

      Auch heute Nacht wieder, eine kleine Asiatin, nervig, da auf Speed, aber geil. Nach dreißig Minuten schmiss er sie raus. Er war gezwungen in wenigen Stunden nach Rom zu fliegen. Einer der Kardinäle wollte ihn unbedingt unter vier Augen sprechen. What a fucking asshole, murmelte Wood verärgert in sich hinein. Der Trip passte gar nicht in seine Planung.

      Rom. Für Wood nichts Besonderes. Nur echte Römer und Touristen lieben diese Stadt, die chaotisch, alt und ziemlich heruntergekommen ist. Er war weder Tourist, noch alt, noch Römer. Wood landete um 22 Uhr. Der Kardinal erwartete ihn schon am Ausgang. Natürlich nicht in scharlachroter Porpora, Mozetta und Birett, sondern in einem grauen Anzug.

      Unauffällig bleiben.

      »Was gibt es so Dringliches, Kardinal Miller, dass Sie mich nach Rom kommen lassen?«, begrüßte ihn der mürrische Wood.

      Kardinal Donald F. Miller aus Michigan war einer der 111 wahlberechtigten Kardinäle von insgesamt 211, die die katholische Kirche im Würgegriff für ihre Auftraggeber und die Gläubigen dumm hielten und seit Jahrtausenden geschickt abzockten. Da die katholische Kirche ebenfalls dem Rat der 13 untersteht und derzeit von einem Jesuiten geführt wird, der, wie seine Kollegen auch, natürlich mit der Zahlenkabbala bestens vertraut war, wussten die 111 Kardinäle, was diese außergewöhnliche Zahl der Macht bedeutet. Die 1 ist die Mutter aller Primzahlen.

      Die Eins entspricht der Einheit mit Gott.

      Wir kommen aus der Einheit und gehen wieder in die Einheit.

      Heißt es in der Kabbala.

      Es gibt nur ein einziges auserwähltes Gottesvolk – die wahrhaftige 1 – gegenüber den 70 Heidenvölkern, die zu wuchern begonnen hatten.

      Die 1, das bedeutet schon Power. Dreimal die 1, die 111, zudem eine unendliche Machtfülle. So hat zum Beispiel Aleph (1-30-80) den äußeren Wert 1 und den vollen Wert 111 als Summe von 1 (Aleph), 30 (Lamed) und 80 (Peh).

      Sagt die Bibel.

      Nur die mystische 7 steht in der Hierarchie noch weit über der 111.

      Sie ist für Kabbalisten die Quintessenz aus 111.

      Miller war einer der drei Kardinäle, die Wood direkt unterstellt waren. Miller leitete den Geheimdienst des Papstes.

      »Gestern ist eine meiner Agentinnen zurückgekommen. Sie war in meinem Auftrag für einige Monate in der City of London missionarisch für unsere Sache unterwegs. Sie wissen, Wood, die City of London ist ein Sündenpfuhl, den es ständig zu kontrollieren gilt.«

      »Kommen Sie zur Sache, Kardinal. Ich habe zu tun, bin müde und muss morgen früh schon wieder zurückfliegen.«

      »Meine Agentin, Sie kennen sie nicht, nennen wir sie Lisa, lag vorgestern – zusammen mit einer weiteren Dame, die ebenfalls für uns als Prostituierte tätig ist – in den Armen von Sir Peter