28 PS »Ja, unser Vater, Ihr Diener, lebt noch«, antworteten sie, »und es geht ihm gut.« Und sie knieten sich nieder und verneigten sich vor ihm.
29 PS Josef sah seinen Bruder Benjamin, den Sohn seiner Mutter, an und fragte: »Ist dies euer jüngster Bruder, von dem ihr mir erzählt habt? Gott überschütte dich mit seiner Gnade, mein Sohn.« 30 PS Dann verließ er schnell den Raum, weil die Zuneigung zu seinem Bruder ihn überwältigte und er weinen musste. Er lief in sein Privatzimmer und weinte dort. 31 PS Danach wusch er sich das Gesicht und kam wieder zurück; und er beherrschte sich sehr. »Tragt das Essen auf!«, befahl er seinen Bediensteten.
32 PS Josef aß allein an einem Tisch, seine Brüder aßen an einem anderen Tisch, während die Ägypter an einem dritten saßen. Denn die Ägypter dürfen nicht zusammen mit den Hebräern essen, weil sie sich dadurch verunreinigen würden. 33 PS Josef wies jedem seiner Brüder einen Platz zu. Und zu ihrer großen Überraschung setzte er sie nach ihrem Alter geordnet, vom Ältesten bis zum Jüngsten. 34Ihr Essen wurde ihnen von Josefs Tafel serviert. Für Benjamin ließ Josef das meiste auftragen – fünfmal so viel wie für seine Brüder. Und sie tranken und feierten in ausgelassener Stimmung.
Josefs silberner Becher
1 PS Später gab Josef seinem Hausverwalter folgende Anweisungen: »Fülle jeden ihrer Säcke mit so viel Getreide, wie sie tragen können, und leg das Geld von jedem oben in ihre Säcke. 2Meinen silbernen Becher leg oben in den Sack des Jüngsten zusammen mit dem Geld für sein Getreide.« Der Hausverwalter tat, was Josef ihm aufgetragen hatte.
3Bei Morgengrauen machten sich die Brüder mit ihren Eseln auf den Weg. – 4 PS -6Josef hatte zu seinem Verwalter gesagt: »Jag ihnen nach! Und wenn du sie erreicht hast, frag sie: ›Warum habt ihr Gutes mit Bösem vergolten? Ist das nicht der silberne Trinkbecher meines Herrn, mit dessen Hilfe er die Zukunft vorhersagt? Was für ein Verbrechen habt ihr da begangen!‹« Die Brüder hatten jedoch gerade die Stadt hinter sich gelassen, da holte der Verwalter sie ein und sagte das zu ihnen, was Josef ihm aufgetragen hatte. 7»Warum beschuldigst du uns so schwer?«, entgegneten die Brüder. »Wir würden so etwas nie tun. 8 PS Haben wir dir nicht das Geld, das wir in unseren Säcken gefunden haben, den langen Weg aus Kanaan zurückgebracht? Warum sollten wir Silber oder Gold aus dem Palast deines Herrn stehlen? 9 PS Wenn du diesen Becher bei einem von uns findest, dann soll derjenige sterben. Und wir anderen wollen die Sklaven deines Herrn sein.«
10»Gut«, antwortete der Mann, »aber nur derjenige soll ein Sklave sein, bei dem der Becher gefunden wird. Die anderen sind ohne Schuld.«
11Rasch lud jeder seinen Sack von seinem Esel und öffnete ihn. 12 PS Der Verwalter durchsuchte alle Säcke, beim ältesten Bruder fing er an, beim Jüngsten hörte er auf. In Benjamins Sack fand er schließlich den Becher! 13 PS Da zerrissen die Brüder vor Verzweiflung ihre Kleider, beluden wieder ihre Esel und kehrten in die Stadt zurück. 14Josef war noch in seinem Palast, als Juda und seine Brüder eintrafen. Die Brüder fielen vor ihm nieder.
15 PS »Was habt ihr euch nur dabei gedacht?«, fragte Josef. »Wusstet ihr denn nicht, dass ein Mann wie ich wahrsagen kann?«
16 PS Juda antwortete: »Oh, mein Herr, was sollen wir Ihnen sagen? Wie können wir uns rechtfertigen? Gott straft uns für unsere Sünde. Mein Herr, wir wollen alle Ihre Sklaven sein – wir und unser Bruder, in dessen Sack der Becher gefunden wurde!«
17»Nein, so nicht«, sagte Josef. »Nur der Mann, bei dem der Becher gefunden wurde, soll mein Sklave sein. Ihr anderen könnt unbehelligt zu eurem Vater nach Hause zurückkehren.«
Juda spricht für seine Brüder
18 PS Da trat Juda vor und sagte: »Ich weiß, dass Sie so mächtig wie der Pharao sind. Werden Sie bitte nicht zornig, wenn ich noch dies eine sage.
19 PS Sie fragten uns, ob wir einen Vater oder einen Bruder hätten. 20Wir antworteten: ›Ja, wir haben einen alten Vater und einen Bruder, der ihm im hohen Alter geboren wurde. Sein Bruder ist tot; er allein ist von den Kindern seiner Mutter übrig geblieben und sein Vater liebt ihn sehr.‹ 21 PS Und Sie sagten zu uns: ›Bringt ihn her, damit ich ihn sehe.‹ 22Wir wandten ein: ›Herr, der Junge kann seinen Vater nicht verlassen, denn dann würde sein Vater sterben.‹ 23 PS Aber Sie befahlen uns: ›Kommt ohne euren jüngsten Bruder nicht mehr hierher.‹ 24 PS Also kehrten wir zu unserem Vater zurück und berichteten ihm, was Sie zu uns gesagt hatten. 25 PS Und als unser Vater sagte: ›Reist noch einmal nach Ägypten und kauft uns ein wenig Nahrung‹, 26 PS antworteten wir: ›Das können wir nicht – es sei denn, du lässt unseren jüngsten Bruder mit uns gehen. Ansonsten dürfen wir dem ägyptischen Herrscher dort nicht mehr unter die Augen treten.‹ 27 PS Da sagte mein Vater zu uns: ›Ihr wisst, dass mir meine Lieblingsfrau♦ zwei Söhne geboren hatte. 28 PS Und ihr wisst auch, dass einer von ihnen fort ist – ohne Zweifel wurde er von einem wilden Tier zerrissen. Ich habe ihn seither nicht mehr gesehen. 29 PS Wenn ihr mir nun auch noch seinen Bruder nehmt und ihm etwas zustößt, würdet ihr mich vor Kummer ins Grab bringen.‹
30 PS Unser Vater hängt sehr an ihm. Wenn ich ohne den Jungen zu meinem Vater zurückkehre 31und er sieht, dass der Junge nicht bei uns ist, wird er sterben. Wir würden die Verantwortung dafür tragen ihn vor Kummer ins Grab gebracht zu haben. 32 PS Mein Herr, ich habe mich bei meinem Vater für den Jungen verbürgt. Ich habe zu ihm gesagt: ›Wenn ich ihn dir nicht zurückbringe, will ich mein Leben lang die Schuld auf mich nehmen.‹ 33Bitte, mein Herr, lassen Sie mich anstelle des Jungen als Sklaven für meinen Herrn hier bleiben und lassen Sie den Jungen mit seinen Brüdern zusammen heimkehren. 34Denn wie kann ich zu meinem Vater zurückkehren, wenn der Junge nicht bei mir ist? Ich kann nicht mit ansehen, welchen Schmerz ihm das zufügen würde.«
Josef gibt sich zu erkennen
1 PS Da konnte Josef sich nicht länger beherrschen. »Verlasst alle den Raum«, befahl er den Anwesenden. So war er mit seinen Brüdern allein, als er sich ihnen zu erkennen gab. 2Dann brach er in Tränen aus und weinte laut, sodass es die Ägypter hörten, und bald wussten alle am Hof des Pharaos davon.
3 PS »Ich bin Josef«, sagte er zu seinen Brüdern. »Lebt mein Vater noch?« Doch seine Brüder waren fassungslos und brachten kein Wort heraus. 4 PS »Kommt her zu mir!«, sagte er. Sie kamen näher. Und wieder sagte er: »Ich bin euer Bruder Josef, den ihr nach Ägypten verkauft habt. 5 PS Aber macht euch deswegen keine Vorwürfe. Gott selbst hat mich vor euch her geschickt, um euer Leben zu retten. 6 PS Denn schon seit zwei Jahren herrscht nun die Hungersnot und auch in den nächsten fünf Jahren wird man weder säen noch ernten können. 7Gott hat mich vor euch her geschickt, damit er euch auf wunderbare Art und Weise am Leben erhält und einige von euch übrig bleiben. 8 PS Ja, nicht ihr habt mich hierher geschickt, sondern Gott! Und er hat mich zum wichtigsten Berater des Pharaos gemacht – zum Herrn über sein ganzes Haus und zum Herrscher über ganz Ägypten.
9 PS Kehrt schnell zu meinem Vater zurück und sagt ihm: ›Dies lässt dir dein Sohn Josef sagen: Gott hat mich zum Herrn über ganz Ägypten gemacht. Komm schnell herab zu mir! Zögere nicht! 10 PS Du kannst in der Provinz Goschen wohnen, damit du in meiner Nähe bist, du und deine Kinder und Enkelkinder, deine Schaf- und Rinderherden und dein ganzer Besitz. 11 PS Ich werde für euch sorgen, damit du und deine Familie nicht verarmen, denn es liegen noch fünf Jahre des Hungers vor uns.‹«
12Dann sagte Josef: »Ihr seht selbst, und auch mein Bruder Benjamin kann sehen, dass ich wirklich Josef bin, der zu euch redet! 13 PS Erzählt meinem Vater, wie geachtet ich hier in Ägypten bin. Erzählt ihm alles, was ihr gesehen habt, und bringt ihn schnell zu mir.« 14 PS Weinend umarmte er Benjamin und auch Benjamin begann zu weinen. 15Dann küsste Josef weinend alle seine Brüder. Danach unterhielten