10 PS »Nein, mein Herr!«, beteuerten sie. »Wir sind gekommen, um Nahrung zu kaufen. 11 PS Wir sind alle Brüder und ehrliche Männer, Herr! Wir sind keine Spione!«
12»Doch, das seid ihr«, beharrte er. »Ihr seid gekommen, um herauszufinden, wo unser Land schwach ist.«
13 PS »Herr«, sagten sie, »wir sind zwölf Brüder und unser Vater lebt im Land Kanaan. Unser jüngster Bruder ist bei unserem Vater geblieben und der andere ist tot.«
14 PS Aber Josef blieb dabei: »Wie ich gesagt habe, ihr seid Spione! 15Doch ich will eure Geschichte überprüfen. Ich schwöre beim Leben des Pharaos, dass ihr Ägypten erst dann wieder verlassen werdet, wenn euer jüngster Bruder herkommt. 16Einer von euch kann gehen und euren Bruder holen! Die Übrigen bleiben so lange als meine Gefangenen hier. Dann wird sich herausstellen, ob eure Geschichte wahr ist. Wenn nicht, dann weiß ich, dass ihr Spione seid.«
17 PS Und er ließ sie alle für drei Tage einsperren. 18 PS Am dritten Tag sagte er zu ihnen: »Ich bin ein gottesfürchtiger Mann. Wenn ihr tut, was ich sage, werdet ihr am Leben bleiben. 19Wir wollen sehen, ob ihr wirklich ehrliche Leute seid. Nur einer von euch soll hier im Gefängnis bleiben. Die übrigen können nach Hause gehen und Getreide für ihre hungernden Familien mitnehmen. 20 PS Aber bringt mir euren jüngsten Bruder her. Dann werde ich wissen, dass ihr mir die Wahrheit gesagt habt, und ich werde euch am Leben lassen.« Damit waren sie einverstanden.
21Sie sagten zueinander: »Das alles ist nur aufgrund dessen geschehen, was wir Josef vor langer Zeit angetan haben. Wir haben seine Angst gesehen, als er uns um Gnade anflehte, aber nicht darauf gehört. Jetzt müssen wir dafür büßen.«
22 PS »Habe ich euch damals nicht gesagt, ihr solltet ihm nichts tun?«, warf Ruben ihnen vor. »Aber ihr wolltet ja nicht auf mich hören. Und jetzt werden wir sterben, weil wir seinen Tod auf dem Gewissen haben.«
23Sie wussten nicht, dass Josef alles verstand, denn er hatte davor durch einen Dolmetscher mit ihnen geredet. 24 PS Nun verließ er den Raum, weil er weinen musste. Dann kam er zurück, sprach mit ihnen und ließ Simeon vor ihren Augen festnehmen.
25 PS Josef befahl seinen Leuten, die Säcke der Männer mit Getreide zu füllen und ihnen Reiseverpflegung mitzugeben. Heimlich gab er ihnen die Anweisung, jedem das bezahlte Geld ganz oben in den Sack zu legen. 26Josefs Brüder luden die Säcke auf ihre Esel und machten sich auf den Heimweg.
27Am Abend wollten sie in einer Herberge übernachten. Als einer von ihnen seinen Sack öffnete, um seinen Esel zu füttern, fand er sein Geld darin. 28 PS »Seht nur!«, rief er. »Mein Geld liegt hier in meinem Sack!« Sie erschraken und sagten zueinander: »Was hat Gott uns angetan?« 29So kamen sie zu ihrem Vater Jakob nach Kanaan und erzählten ihm, was sie erlebt hatten.
30 PS »Der Mann, der dort regiert, war sehr unfreundlich zu uns«, erzählten sie ihm. »Er hielt uns für Spione. 31 PS Wir haben beteuert: ›Wir sind ehrliche Männer und keine Spione. 32 PS Wir sind zwölf Brüder, ein Bruder ist tot und der jüngste ist bei unserem Vater in Kanaan geblieben.‹ 33Da antwortete der ägyptische Herrscher: ›Ich werde herausfinden, ob ihr ehrliche Männer seid. Lasst einen von euren Brüdern hier bei mir, nehmt Getreide für eure Familien mit und reist nach Hause. 34 PS Aber bringt euren jüngsten Bruder zu mir. Dann werde ich wissen, dass ihr ehrliche Männer seid und keine Spione. Ich werde euch euren Bruder zurückgeben und ihr dürft ungehindert durchs Land reisen.‹«
35 PS Als sie ihre Säcke ausleeren wollten, lag in jedem Sack ihr Geld. Da erschraken sie und auch ihr Vater sehr. 36 PS Jakob rief aus: »Ihr raubt mir meine Kinder! Josef ist verschwunden, Simeon ist fort und jetzt wollt ihr mir auch noch Benjamin wegnehmen. Es bleibt mir auch nichts erspart!«
37 PS Da sagte Ruben zu seinem Vater: »Wenn ich dir Benjamin nicht zurückbringe, darfst du meine beiden Söhne töten. Vertraue ihn mir an. Ich werde ihn zurückbringen!«
38 PS Doch Jakob entgegnete: »Mein Sohn wird nicht mit euch nach Ägypten ziehen, denn sein Bruder Josef ist tot und er allein ist mir übrig geblieben. Wenn ihm auf der Reise etwas zustoßen sollte, würdet ihr mich vor Kummer ins Grab bringen.«
Die Brüder kehren nach Ägypten zurück
1 PS Doch die schreckliche Hungersnot im Land ließ nicht nach. 2 PS Als das Getreide, das sie aus Ägypten geholt hatten, aufgebraucht war, sagte Jakob♦ zu seinen Söhnen: »Geht noch einmal nach Ägypten und kauft uns ein wenig Nahrung.«
3 PS Aber Juda wandte ein: »Der Mann hat uns ausdrücklich gewarnt: ›Kommt nicht mehr ohne euren Bruder zu mir.‹ 4Wenn du ihn mit uns gehen lässt, werden wir nach Ägypten ziehen und Getreide kaufen. 5Wenn du Benjamin jedoch nicht gehen lässt, werden wir auch nicht gehen. Denn der Mann hat gesagt: ›Ohne euren Bruder dürft ihr mir nicht mehr unter die Augen treten.‹«
6»Warum habt ihr ihm überhaupt erzählt, dass ihr noch einen Bruder habt?«, fragte Jakob. »Warum musstet ihr mir das antun?«
7 PS »Der Mann hat sich genau nach unserer Familie erkundigt«, antworteten sie. »Er wollte wissen, ob unser Vater noch am Leben sei, und fragte uns, ob wir noch einen Bruder hätten. Deshalb erzählten wir es ihm. Woher hätten wir wissen sollen, dass er sagen würde: ›Bringt euren Bruder her‹?«
8 PS Juda sagte zu seinem Vater: »Gib mir den Jungen mit, damit wir aufbrechen können und am Leben bleiben. Andernfalls werden wir alle verhungern – und nicht nur wir, sondern auch du und unsere Kinder. 9 PS Ich werde persönlich für ihn bürgen, von mir sollst du ihn zurückfordern. Wenn ich ihn dir nicht gesund zurückbringe, will ich mein Leben lang die Schuld dafür tragen. 10Wir könnten schon zweimal wieder hier sein, wenn wir nicht so lange gezögert hätten.«
11 PS Da sagte ihr Vater Jakob zu ihnen: »Wenn es nun nicht anders geht, dann tut Folgendes: Bringt dem Mann die besten Erzeugnisse unseres Landes als Geschenke: kostbare Harze♦, Honig, Pistazien und Mandeln. 12 PS Nehmt doppelt so viel Geld mit und zahlt das Geld zurück, das ihr in euren Säcken gefunden habt. Vielleicht war es ja ein Versehen. 13 PS Dann nehmt euren Bruder und geht wieder zu dem Mann. 14 PS Der allmächtige Gott schenke, dass der ägyptische Herrscher Erbarmen mit euch hat und Simeon freigibt und auch Benjamin zurückkehren lässt. Und wenn ich euch auch noch verlieren muss, dann soll es wohl so sein.«
15Die Brüder nahmen die Geschenke und doppelt so viel Geld mit und reisten mit Benjamin nach Ägypten. Dort traten sie vor Josef. 16 PS Als Josef sah, dass Benjamin bei ihnen war, wies er seinen Hausverwalter an: »Diese Männer sollen heute mit mir zu Mittag essen. Führe sie in meinen Palast, schlachte Tiere und bereite ein großes Festmahl vor.« 17Der Mann tat, wie Josef ihm aufgetragen hatte und führte sie in Josefs Palast.
18 PS Sie erschraken, weil sie in Josefs Palast gebracht wurden, und sagten zueinander: »Das geschieht sicher wegen des Geldes, das beim letzten Mal wieder in unsere Säcke geraten ist. Jetzt wird man uns verhaften, unsere Esel wegnehmen und uns versklaven.«
Ein Fest in Josefs Palast
19Als die Brüder ans Palasttor kamen, wandten sie sich an den Hausverwalter. 20Sie sagten zu ihm: »Herr, wir waren schon einmal hier und kauften Getreide. 21 PS Als wir auf dem Heimweg in die Herberge kamen und unsere Säcke öffneten, fanden wir darin das gesamte Geld, mit dem wir das Getreide bezahlt hatten. Wir haben es wieder mitgebracht. 22 PS Wir haben noch mehr Geld dabei, um neues Getreide zu kaufen. Es ist uns ein Rätsel, wer das Geld in unsere Säcke gelegt hat.«
23 PS »Beruhigt euch und macht euch deswegen keine Sorgen«, sagte der Hausverwalter. »Euer Gott, der Gott eures Vaters, muss es dort hineingelegt haben. Ich habe euer Geld bekommen.« Dann ließ er Simeon frei und brachte ihn zu ihnen.
24 PS Danach führte er die Brüder in Josefs Palast und gab ihnen Wasser, damit sie sich die Füße waschen konnten, und fütterte