Jakob ringt mit Gott
23 PS -24 PS In der Nacht stand Jakob auf. Er nahm seine beiden Frauen, die beiden Sklavinnen und seine elf Söhne mit sich und überquerte den Jabbokfluss an einer Furt. Auch seinen gesamten Besitz brachte er über den Jabbok. 25 PS Dann blieb er allein zurück. Da kam ein Mann und kämpfte mit ihm bis zum Morgengrauen. 26Als der Mann merkte, dass er Jakob nicht besiegen konnte, gab er ihm einen Schlag auf sein Hüftgelenk, sodass es ausrenkte. 27 PS Dann sagte er: »Lass mich los, denn der Morgen dämmert schon.«
Doch Jakob erwiderte: »Ich lasse dich nicht los, bevor du mich gesegnet hast!«
28»Wie heißt du?«, fragte der Mann.
Er antwortete: »Jakob.«
29 PS »Du sollst nicht länger Jakob heißen«, sagte der Mann. »Von jetzt an heißt du Israel♦. Denn du hast sowohl mit Gott als auch mit Menschen gekämpft und gesiegt.«
30 PS »Nenn mir deinen Namen!«, forderte Jakob ihn auf.
»Warum erkundigst du dich nach meinem Namen?«, fragte der Mann. Dann segnete er Jakob.
31 PS Jakob nannte die Stätte Pnuël♦ – ›Angesicht Gottes‹ –, denn er sagte: »Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und trotzdem bin ich noch am Leben!« 32Die Sonne ging gerade auf, als er Pnuël verließ. Wegen seiner Hüfte hinkte er. 33Bis heute essen die Israeliten nicht den Muskel über dem Hüftgelenk, weil Jakob auf diese Stelle geschlagen wurde.
Jakob und Esau schließen Frieden
1 PS Dann sah Jakob in einiger Entfernung Esau mit 400 Mann herankommen. Er verteilte seine Kinder auf Lea und Rahel und auf die beiden Sklavinnen. 2Dann stellte er die Sklavinnen mit ihren Kindern ganz vorne auf, dahinter Lea mit ihren Kindern und zuletzt Rahel und Josef. 3 PS Er selbst ging vor ihnen her. Bis er zu seinem Bruder kam, verneigte er sich siebenmal tief. 4 PS Esau rannte ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Beide weinten.
5 PS Esau sah die Frauen und Kinder und fragte: »Wer ist das?«
»Herr, das sind die Kinder, die Gott mir so zahlreich geschenkt hat«, antwortete Jakob. 6Da traten die Sklavinnen mit ihren Kindern vor und verneigten sich tief vor Esau. 7Dasselbe machte Lea mit ihren Kindern und zuletzt Rahel und Josef.
8 PS »Und was hast du mit den vielen Herden beabsichtigt, die mir auf dem Weg hierher entgegenkamen?«, fragte Esau.
Jakob antwortete: »Es sind Geschenke, mein Herr, damit du mich freundlich empfängst.«
9 PS »Bruder, ich habe genug«, entgegnete Esau. »Behalte sie doch.«
10»Nein, bitte nimm meine Geschenke an, wenn du mir gewogen bist«, sagte Jakob. »Du hast mich so freundlich aufgenommen! Als ich dich sah, war mir, als ob ich Gott selbst sehen würde! 11Bitte, nimm meine Geschenke an, die dir überbracht wurden, denn Gott hat mich überreich beschenkt. Ich habe mehr als genug.« Jakob drängte Esau so lange, bis er die Geschenke schließlich annahm.
12»Lass uns nun aufbrechen«, sagte Esau. »Ich werde dir voranziehen.«
13Aber Jakob entgegnete: »Mein Herr, du siehst, dass ich kleine Kinder, säugende Schafe, Ziegen und Kühe bei mir habe. Wenn die Tiere zu sehr getrieben werden, könnten sie sterben. 14 PS Geh du voraus. Wir folgen dir in unserem eigenen langsameren Tempo und treffen dich dann in Seïr.«
15»Gut«, meinte Esau, »aber ich will wenigstens ein paar meiner Männer mit dir ziehen lassen.«
»Das ist nicht nötig. Sei mir nur wohlgesinnt, mein Herr«, meinte Jakob.
16Esau zog noch am gleichen Tag nach Seïr zurück. 17 PS Jakob zog nach Sukkot. Dort baute er sich ein Haus und errichtete Hütten für seine Herden. Deshalb erhielt der Ort den Namen Sukkot♦. 18 PS Schließlich traf er am Ende seiner Reise aus Mesopotamien wohlbehalten in Sichem in Kanaan ein und schlug vor der Stadt sein Lager auf. 19 PS Jakob kaufte für 100 Silberstücke♦ den Lagerplatz von der Familie Hamors, des Vaters von Sichem. 20Und er errichtete dort einen Altar und nannte ihn El-Elohe-Israel♦.
Rache an Sichem
1 PS Eines Tages besuchte Dina einige junge Frauen, die in der Gegend lebten. 2 PS Als Sichem, der Sohn des Hiwiters Hamor, des Landesfürsten, sie sah, packte und vergewaltigte er sie. 3Doch Sichem verliebte sich in Dina und bemühte sich, ihre Zuneigung zu gewinnen. 4 PS Er sprach sogar mit seinem Vater darüber. »Nimm mir dieses Mädchen zur Frau«, verlangte er.
5Jakob erfuhr sehr bald, dass seine Tochter vergewaltigt worden war. Doch da seine Söhne gerade draußen auf dem Feld das Vieh hüteten, unternahm er nichts, sondern wartete ihre Heimkehr ab. 6Hamor, der Vater von Sichem, kam zu Jakob, um die Sache mit ihm zu besprechen. 7 PS Währenddessen kamen auch Jakobs Söhne zurück. Als sie hörten, dass ihre Schwester vergewaltigt worden war, waren sie gekränkt und außer sich vor Wut. Sichem hatte Schande über Jakobs Familie♦ gebracht, indem er mit Dina schlief. So etwas hätte nicht geschehen dürfen.
8Hamor sagte zu Jakob und seinen Söhnen: »Mein Sohn Sichem hat sich in das Mädchen verliebt. Bitte gebt sie ihm zur Frau. 9Verschwägert euch mit uns: Heiratet ihr unsere Töchter und gebt uns eure Töchter. 10 PS Siedelt euch bei uns an; unser Land steht euch offen! Werdet sesshaft und treibt Handel mit uns. Ihr dürft auch Landbesitz bei uns erwerben.«
11Dann sagte Sichem zu Dinas Vater und ihren Brüdern: »Seid mir doch gewogen«, bat er. »Ich will euch geben, was immer ihr fordert. 12 PS Ganz gleich, wie hoch der Brautpreis ist, den ihr verlangt, und auch ein Geschenk, ich will es bezahlen – nur gebt mir das Mädchen zur Frau.«
13 PS Dinas Brüder täuschten Sichem und seinen Vater Hamor jedoch, weil Sichem ihre Schwester Dina entehrt hatte. 14 PS Deshalb sagten sie zu ihnen: »Wir können eurer Bitte unmöglich nachkommen und unsere Schwester einem unbeschnittenen Mann geben. Denn das wäre eine Schande für uns. 15Unter einer Bedingung könnten wir aber doch auf euren Wunsch eingehen: Wenn ihr werdet wie wir und alle eure Männer sich beschneiden♦ lassen, 16dann werden wir hier leben und unsere Kinder mit euren Kindern verheiraten. Wir werden hier wohnen bleiben und mit euch zu einem Volk werden. 17Wenn ihr das nicht tut, nehmen wir unsere Schwester und ziehen weiter.«
18Hamor und seinem Sohn Sichem gefiel der Vorschlag. 19 PS Sichem wollte keine Zeit verlieren, der Forderung nachzukommen, denn er liebte Dina sehr. Sichem war ein hoch geachtetes Mitglied seiner Familie. 20 PS Hamor und Sichem gingen zum Stadttor, um diese Angelegenheit mit den Männern der Stadt zu besprechen. 21»Diese Männer sind unsere Freunde«, sagten sie. »Sie könnten doch hier unter uns leben und ihren Geschäften nachgehen. Unser Land ist groß genug, sie aufzunehmen, und wir könnten uns mit ihnen verbinden, indem wir unsere Kinder mit ihren Kindern verheiraten. 22 PS Sie sind allerdings nur unter einer Bedingung bereit zu bleiben und mit uns zu einem Volk zu werden: Jeder von uns Männern muss sich beschneiden lassen, so wie es bei ihnen üblich ist. 23Kommt, lasst uns ihrer Forderung nachkommen, damit sie sich bei uns niederlassen. Dann werden alle ihre Herden und ihr Besitz uns gehören.«
24 PS Alle Männer der Stadt waren einverstanden und ließen sich beschneiden. 25 PS Drei Tage später jedoch, als ihre Wunden stark schmerzten, nahmen zwei von Dinas Brüdern, Simeon und Levi, ihre Schwerter und drangen ungehindert in die Stadt ein. Sie brachten alle Männer darin um, 26auch Hamor und Sichem. Dann holten sie Dina aus Sichems Haus und zogen davon. 27Die Söhne Jakobs fielen über die Erschlagenen her und plünderten gemeinsam die Stadt, weil ihre Schwester dort vergewaltigt worden war. 28 PS Sie nahmen alle Schafe, Ziegen, Rinder und Esel mit und raubten alles, was sie sonst noch in der Stadt und draußen auf den Feldern fanden. 29Auch die Frauen und Kinder nahmen sie mit und