Violent Triumphs - König und Königin. Jessica Hawkins. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jessica Hawkins
Издательство: Bookwire
Серия: White Monarch Trilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864439551
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Dass ich mich ihm und dem Gedanken von uns beiden zusammen öffnete? Dass ich aufhörte, mich gegen ihn zu wehren? Und jetzt, wo ich bereit war dazu, zog er wieder los, obwohl er nicht einmal die Hälfte seiner Kräfte wiederhatte, um sich umbringen zu lassen? „Du bist noch nicht dazu in der Lage.“

      „Du musst mir glauben, dass ich selbst weiß, wozu ich in der Lage bin.“

      „Du bist ein Narr.“

      Er hielt inne und sah mich an.

      Jetzt, wo ich seine Aufmerksamkeit hatte, hielt ich mich nicht weiter zurück. „Du denkst, du wärst ein Superheld, aber das bist du nicht. Du bist verwundbar. Du kannst sterben.“

      „Ich habe nie das Gegenteil behauptet.“

      „Du benimmst dich aber so. Körperlich bist du noch nicht einmal in der Nähe von geheilt. Wenn du jetzt gehst, kommst du in einem Sarg wieder.“

      „Glaubst du das wirklich?“ Er richtete sich wieder auf, wobei er seinen Blick nicht von mir ließ. „Oder willst du mich provozieren, in der Hoffnung, dass ich dir beweise, wozu mein Körper in der Lage ist?“

      „Mental bist du auch noch nicht bereit. Du hast dir kaum eine Chance eingeräumt, dich von einem Mordanschlag zu erholen. Du bist irrational, emotionsgesteuert …“

      „Wenn du das glaubst, dann kennst du mich kein bisschen.“

      „Du kennst dich selbst kein bisschen.“ Ich streckte mich zu voller Größe und hielt seinen Blick, der sich verdüsterte. „Du bist ein Mensch und kannst scheitern, Cristiano. Du hast hier Leute, die auf dich angewiesen sind.“

      „Glaubst du, ich wüsste das nicht?“ Er biss die Zähne aufeinander und sah weg. „Ich denke unentwegt daran. All die Leben, die ich in Gefahr bringe, wenn ich selbst in Gefahr bin. Das ist der Grund, warum ich gehen muss.“

      „Das ist genau der Grund, warum du dich nicht auf die Suche nach Max begeben kannst. In deinem Zustand bist du noch verletzlicher als sonst. Und das bringt alle in deiner Nähe in Gefahr. Sei doch nicht so dumm, Cristiano.“

      Er kam einen Schritt näher. „Tapferes kleines Mädchen. Du glaubst also, du kannst mich beleidigen?“

      „Du kannst ja versuchen mich einzuschüchtern, damit ich den Mund halte. Aber wenn es dein Leben ist, das auf dem Spiel steht, werde ich nicht schweigen.“

      „Warum?“

      „Du wärst fast gestorben!“

      „Ich war dem Tod schon näher.“

      Ich wollte ihn anschreien, damit es in seinen dicken Schädel ging, dass er Max zu Hause hilfreicher war als draußen im Einsatz. Aber das würde uns nicht weiterbringen. Ich holte tief Luft und versuchte es mit Vernunft. Er zuckte zusammen, als ich meine Hand auf seine Wunde an der Brust legte. „Hör mir gut zu, Cristiano. Es ist keine Schwäche, sich auf deine Männer zu verlassen, wenn es sein muss. Kannst du nicht erkennen, dass es dich stärker macht, wenn du weißt, dass du selbst einmal einen Schritt zurücktun kannst und Leute helfen lässt, die besser dazu in der Lage sind, als du gerade?“

      Er ballte die Faust. Es schmerzte ihn, dass es einem Feind gelungen war, ihn außer Gefecht zu setzen und ihn davon abzuhalten, für seinen Gefährten alles zu tun, was er konnte. Seine Faust öffnete sich. Er legte sie über meine auf seiner Brust.

      „Jede Berührung von dir gibt mir Trost. Heilt mich. Aber während du meine Wunden linderst, passiert Max das genaue Gegenteil. Er ist ein Gefangener, kein Gast.“

      Ich schloss die Augen, um das zu verdrängen, aber das Bild wurde im Dunkeln nur noch klarer. Sollte Max noch am Leben sein, gab es keinen Zweifel daran, dass er gefoltert wurde. Ich versuchte, die Vorstellung von ihm, wie er in einem dunklen Raum gefesselt wurde, blutig und geschunden, zu bekämpfen. „Ich verstehe es“, sagte ich. „Ich will auch, dass Max nach Hause kommt. Aber wir brauchen mehr Infos. Vielleicht haben sie ihn als Lockvogel für dich mitgenommen.“

      „Man kann einen Toten nicht locken.“

      „Vielleicht hast du nicht sterben sollen.“

      Nach einem Moment zog er die Brauen zusammen. „Was?“

      „Ich hatte viel Zeit, darüber nachzudenken. Du selbst hast mir beigebracht, dass wenn du auf jemanden zielst, es nur mit der Absicht zu töten tun sollst. Also warum haben sie Max mitgenommen? Warum geben sie sich so eine Mühe, dein Zuhause anzugreifen, wenn sie vorhatten dich in diesem Hotel umzubringen?“

      Erkenntnis machte sich breit, als Cristiano meinem Gedankengang folgte. „Jede Botschaft wäre sinnlos, wenn ich tot wäre“, sagte er und sein Ausdruck wurde entspannter. „Sie wollten, dass ich lebe. Und du auch.“

      „Ich?“ Ich schüttelte den Kopf. „Mein Angreifer hat mich fast erwürgt. Er hat mir fast die Kehle aufgeschlitzt.“

      „Ja, fast. Er hatte vielleicht den Befehl, dich lebendig hier rauszuschaffen. Er hatte eine Spritze bei sich.“

      „Was?“ Dunkel erinnerte ich mich an den Mann, der etwas in der Hand hielt, was ich für ein Messer gehalten hatte. „Eine Betäubungsspritze?“

      „Du wärst ihr erstes Ziel gewesen. Warum haben sie dich nicht sofort erschossen?“ Er schluckte. „Meine größte Angst, als ich im Sterben lag war, dass sie dich entführen, Natalia.“

      Ich unterdrückte ein Erschaudern. Diese neuen Erkenntnisse veränderten diese Nacht komplett. Hier stand mehr auf dem Spiel, als mein Leben. Ich hätte an Max’ Stelle sein können. In den Händen des feindlichen Kartells, das ein Hühnchen mit Cristiano zu rupfen hatten.

      Ich wollte Max befreien. So sehr. Aber Cristianos Leben bedeutet mir mehr. Also sprach ich mit ihm in einer Weise, von der ich wusste, dass sie zu ihm durchdrang. „Nimmst du mich mit, wenn du Max befreist?“

      Seine Mundwinkel zogen sich nach unten. „Warum sollte ich das?“

      „Weil du mich schutzlos in den Badlands zurücklässt, wenn du wieder gehst. Wenn sie mich wollen, werden sie es noch mal versuchen.“ Er sah gepeinigt aus, aber das beirrte mich nicht. Ich musste ihm klarmachen, was er verlor, wenn er unbesonnen handelte. „Vielleicht warten sie nur darauf, dass du kopfüber in ihre Falle rennst“, sagte ich. „Und wenn sie dich haben, dann haben sie mich ebenfalls.“

      Er legte meine Hand an seine Brust. „Ich … ich kann ihn dort nicht hängen und verrotten lassen, Natalia. Und wenn ich ihm nicht helfe, dann lasse ich ihn im Stich.“

      Ich schlang meine Arme um seinen Nacken. Unsere nackten Körper schmiegten sich aneinander. „Es gibt eine Zeit für alles. Eine Zeit zu töten und eine Zeit zu heilen. Du hast diese Entscheidungen nicht allein getroffen. Max wusste, worauf er sich einlässt. Er kann damit umgehen. Er würde nie von dir verlangen, dass du ihn rettest und dabei alle anderen in Gefahr bringst. Er ist stark.“

      Er erschauderte. „Was soll ich bloß machen?“

      Ich hatte einen der skrupellosesten Unterweltbosse in meinen Armen, der mich um Hilfe bat. Es war nicht das erste Mal. Mein letzter Ratschlag im Schlafzimmer seines Nachtclubs war falsch gewesen. Wenn ich ihm nicht gesagt hätte, zu gehen, vielleicht wäre er geblieben und keiner von uns hätte eine Begegnung mit dem Tod gehabt.

      Andererseits wären wir dann nicht an diesem Punkt angekommen. Er war zu mir zurückgekehrt. Nicht nur körperlich, auch emotional. Er war zurückgekommen, um mich um Hilfe zu bitten.

      Im möglichen Fall seines Todes, war mir klar gewesen, dass ich an seiner Stelle hätte antreten müssen. Warum sollte sich das jetzt geändert haben? Mehr denn je konnte ich die Frau sein, die er glaubte in mir zu sehen. Die Königin, die er sich zu seiner Braut gewählt hatte.

      Ich rieb meine Wange an seinem stoppeligen Kinn, während er mit seinen nackten einsfünfundneunzig so mächtig da stand. Von dem Gegensatz seiner Männlichkeit und seiner Verletzlichkeit ermutigt, zog ich mich etwas zurück und sagte: „Du arbeitest einen Plan aus. Du wählst ein Team aus. Du überstürzt nichts. Max ist ein zäher Kerl