Daniel Barbarus: Das sagt er, um seine gegenwärtige und künftige Herrschaft zu zeigen. Wenn die Herrschaft des Herrn ohne Ende ist, weil jenes Reich kein Ende haben wird, so werden die Gerechten, die daran Theil nehmen, in den ewigen Besitz des Reiches gelangen. „
„Ihr Heiden werdet vertilgt werden aus seinem Lande.“ Denn unter seiner Herrschaft werden sie in das ewige Feuer geworfen werden.
V. 17. „Das Verlangen der Armen hast Du gehört, o Herr!“ Das war nämlich ihr Verlangen, und das ihre Begierde, der künftigen Güter gewürdigt zu werden. Auf die Bereitschaft ihres Herzens hat Dein Ohr gemerkt.“ Denn dazu sind sie bereitet und in guter Fassung. Alles zu erdulden.
V. 18. „Recht zu schaffen der Waise und dem Niedrigen, damit er nicht ferner mehr. „“Wenn er, will er sagen, die Armen rächen wird, dann wird der Mensch nicht fernerhin sich noch brüsten.
Ps 10.
V. 1. Zum Ende, ein Psalm Davids.
Inhalt.
Auch diesen Psalm singt er, nachdem er über die Feinde gesiegt hat. Er trägt aber eine heilige Gesinnung zur Schau.
V. 2. „Auf den Herrn vertraue ich, warum sagt ihr zu meiner Seele?“ Warum, will er sagen, sagt ihr mir, ich solle auf die Berge fliehen wie ein Sperling, da ich doch auf Gott vertraue? „Wandere auf den Berg wie ein Sperling.“ Ändere Deinen Wohnsitz, geh hinüber fliehe auf die Berge, das heißt, die Tugenden.
V. 3.“Denn sieh, die Sünder spannten Bogen, hielten bereit die Pfeile im Köcher.“ Mit diesen Worten stachelten sie ihn zur Flucht, indem sie erklärten, es würden, wenn er nicht die Flucht ergriffe, die Sünder ihn todtschießen. Er zeigt also, daß die bösen Gedanken Geschoße des Bösen seien. „Um im Dunkel auf die zu schießen, die geraden Herzens sind.“ als wollte er sagen: insgeheim. Denn von solcher Beschaffenheit sind die Geschoße der geistigen Feinde.
V. 4. „Denn was Du zu Stande gebracht hast, zerstörten sie.“ Der Feind, will er sagen, führte den Menschen in die Verwesung, obschon er für die Unverweslichkeit geschaffen war. „Was hat aber der Gerechte gethan?“ Obschon die Feinde, will er sagen, das gethan haben, so erforscht doch der Herr, der den Himmel zum Tempel hat, die Gerechten und die Gottlosen, spendet den Einen Gutes und übergibt die Andern den ewigen Strafen.
V. 5. „Der Herr ist in seinem heiligen Tempel.“
V. 5. „Seine Augen schauen auf den Armen.“ Er zeigt, daß Gott Nichts verborgen ist; Augen nennt er seine wohlthätige Aufsicht. „Seine Augenlider erforschen die Söhne der Menschen.“ Augenlider nennt er seine richterliche Vorsorge, welche die Dinge erforscht.
Ps 11.
V. 1. Zum Ende, für die Oktave, ein Psalm Davids.
Inhalt.
Es ist von der Oktave gesprochen worden bei dem sechsten Psalme. Er fleht, vom verdorbenen Geschlechte befreit zu werden. Das wäre aber das Geschlecht zur Zeit unsers Heilands Jesus Christus, von dem er selbst sagte: „Die Niniviten werden aufstehen und dieses Geschlecht verdammen.“40
V. 2. „Rette mich, o Herr; denn der Heilige hat aufgehört, die Wahrheit ist geschwunden unter den Menschenkindern.“ Er faßt die Verfolgungen gegen unsern Heiland kurz zusammen. Denn die Juden verließen die Wahrheit und übten gegen Christus die Lüge.
V. 3. „Trügerische Lippen, im Herzen.“ Denn während sie ihn Lehrer und gut nannten, faßten sie andere Rathschläge über ihn.
V. 4. „Es wird der Herr vertilgen alle trügerischen Lippen, eine großsprecherische Zunge.“ Denn wie ist nicht jene Zunge großsprecherisch, die gewagt hat zum Heiland zu sagen: „In welcher Macht thust Du das, und wer hat Dir diese Macht gegeben?“41
V. 5. „Die da sagen: Unsere Zunge wollen wir verherrlichen. Unsere Lippen sind für uns, wer ist unser Herr?“ Sie denken nämlich Dieß, daß sie Macht haben. Alles gegen den Heiland zu sagen, was sie nur immer wollen. Die Worte aber: „Wer ist unser Herr?“ sind diesen ähnlich: „Von Diesem wissen wir nicht, woher er ist.“« 42
V. 6. „Wegen der Mühsal der Bettler.“ Er meint die Bettler und Armen im Geiste. Wenn ich ihr Seufzen höre, sagt er, werde ich aufstehen. „Ich werde Heil schaffen, ich werde in ihm ohne Furcht handeln.“ das heißt, ich werde Allen das Heil offenbar machen, und ich werde dafür sorgen, daß es vernommen wird. Es wurde nämlich auf der ganzen Erde gepredigt.
V. 7. „Die Worte des Herrn sind rein Worte, Silber im Feuer geprüft.“ Wahr, will er sagen und die Worte, die über das Heil verkündet worden sind, wie das Silber, das oft geschmolzen worden ist. Siebenmal aber hat er für vielmal gesetzt, denn das ist der Sprachgebrauch der heiligen Schrift.
V. 8. „Du o Herr, wirst uns behüten. Deßhalb, sagt er wirst Du uns behüten, weil die Gottlosen uns umringen und unserm Heile nachstellen. Diese aber sind wohl die feindlichen bösen Machte.
V. 9. „Gemäß Deiner Erhabenheit hast Du die Söhne der Menschen vermehrt. Unter Erhabenheit versteht er die Kraft, unter Vermehrung aber die lange Zeit, so daß die Worte diesen Sinn haben: Durch Deine Kraft hast Du uns lange Zeit und ewiges Leben gegeben. Denn nach der heilbringenden Auferstehung wird uns das Leben in endlose Zeiten ausgedehnt. Oder er will mit dem Worte „Erhabenheit“ sagen: Du hast sie Dir ähnlich gemacht, so weit es bei einem Menschen möglich ist, oder Du hast sie einer großen Fürsorge gewürdigt.
Ps 12.
V. 1. Zum Ende, ein Psalm Davids.
Inhalt.
Diesen Psalm singt er aus Reue über die Sünde, indem er uns zugleich das Heil verkündet. Darin haben wir ein Beispiel gefunden, wie wir, wenn wir in Sünden sind, vor Gott hintreten sollen.
V. l. „Wie lange, o Herr, wirst Du mich ganz vergessen?“ Lange ist nämlich schon die Zeit, während welcher er wegen der Sünde in Reue vor Gott hintritt. „Wie lange wendest Du Dein Angesicht von mir?“ Sein Angesicht sehen die Engel beständig.
V. 2. „Wie lange werde ich rathschlagen in meiner Seele?“ Ich betrübe mich, sagt er, indem ich in meiner Seele zu Rathe gehe, ob ich nicht etwa in der Sünde sterbe. Und das ist es, was meiner Seele vorzugsweise Schmerz bereitet. „Schmerzen leiden in meinem Herzen Tag und Nacht.“ täglich sorgen in meinem Herzen.
V. 3. „Wie lange wird mein Feind über mich erhöht werden?“ Denn wenn, während wir gottesfürchtig sind, unser Feind, der Teufel, erniedrigt wird, so wird er offenbar, wenn wir sündigen, erhöht. Denn Erhebung ist für den Satan die Erniedrigung der Menschen. Denn wie man sagt, daß Gott in unserm Heile erhöht werde, ebenso sagt man, daß der Teufel in unserm Untergange sich erhebe.
V. 4. „Erleuchte meine Augen.“ Er deutet die Augen der Seele an. Erleuchte sie 43 mit dem Lichte der Erkenntniß.
V. 6. „Ich habe aber auf Deine Barmherzigkeit gehofft.“ Ich habe Vertrauen, sagt er. Nachlassung der Sünde zu erlangen, indem ich auf Deine Barmherzigkeit rechne, in welcher Du auch allen Menschen das Heil gewährt hast. Dieses Heil wird meinem Herzen Jubel bereiten, das vordem wegen der Sünde Schmerz empfand.
Ps 13.
V. 1, Zum Ende, ein Psalm Davids.
Inhalt.
Deutlich erklärt er im gegenwärtigen Psalm die Gottlosigkeit und Ruchlosigkeit der Menschen in allen ihren Thaten, um die Nothwendigkeit der Erscheinung Christi zu verkünden.
V. 1. „Es sprach der Thor in seinem Herzen: Es ist kein Gott.“ Da sie nicht erwogen, will er sagen, daß ein Gott sei, der das Menschliche sieht und in gerechtem Gerichte richtet, so verübten sie