V.3. „Söhne der Menschen, wie lange ist noch euer Herz verhärtet?“ Das sagt er gleichsam zu denen, die durch ein großes Heer sich des Gerechten zu bemächtigen hofften. Diese Hoffnung aber, sagt er, ist eitel und trügerisch.
V.4. „Und wisset, daß der Herr Wunder gethan hat an seinem Heiligen.“ Das will sagen: Wisset also, die ihr auf eine große Schaar vertraut, daß er Wunderbares an dem gewirkt hat, der auf ihn vertraut. „Der Herr wird mich hören, wenn ich rufe.“ Es ist eine Zeit für eine andere gesetzt. Denn statt „er hörte“ sagte er: „Er wird hören.“
V.5. „Zürnet und sündigt nicht. Was ihr in euren Herzen saget, bereuet auf euren Lagern.“ Das spricht er theils zu den Seinen, theils zu allen Menschen. Wenn ihr auch, wie er sagen, vom Zorne erfaßt werdet, so macht ihn wirkungslos, indem ihr in der Ruhe ihn bereuet. Denn das wollen die Worte sagen: Bereut auf euren Lagern.
Daniel Barbarus: „Was ihr in eueren Herzen saget.“ Euere inneren Gedanken sollt ihr Nachts verdammen. Denn die Reue ist eine Empfindung wie ein Sporn und Stachel der Seele. Nachts aber kommt man zu reineren Entschlüssen.
V.6. „Opfert ein Opfer der Gerechtigkeit und hoffet auf den Herrn!“ Er lehrt, wie wir die Feinde überwinden werden. Wie werden wir sie überwinden? Indem wir gerechte Werke vollbringen und diese Gott zum Opfer bringen. „Viele sagen: Wer wird uns das Gute zeigen?“ Diese Worte passen auf die, welche die Anordnungen Gottes vernachlässigen.
V.7. „Gezeichnet ist über uns das Licht Deines Angesichts. O Herr!“ Das Licht der Welt ist Christus, der uns die wahren Güter gelehrt hat, wegen deren wir auch die geistige Freude im Geiste und Herzen genossen haben.
Ps 5.
V. 2. „Höre meine Worte, o Herr!“
V.5. „Am Morgen werde ich vor Dir stehen.“ Ein gewaltiges Rühmen des Wetteifers, schon vom Lager weg vor Gott zu erscheinen und mit der Danksagung der Sonne zuvorzukommen. Denn so, sagt er, werde ich Deine göttlichen und heilten Geheimnisse schauen, die Du denen bereitet hast, die Dich lieben. „Denn Du bist nicht ein Gott, der die Ungerechtigkeit will.“ Deßhalb will er sagen, hoffe ich erhört zu werden, weil ich nichts Solches gethan habe, was Du hassest. Das ist Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Ruchlosigkeit, Lüge, Mißgunst, Hinterlist.
V.7. „Du hassest Alle, die Ungerechtes vollbringen. Du wirst Alle verderben, die Lügen aussprechen.“ Die im Leben straucheln, bezeichnete er als Solche, die Ungerechtes vollbringen. Diese haßt Gott. Von den Andersgläubigen aber, die von der Wahrheit abfielen, sagte er, daß sie lügen. Diese wird Gott vernichten. Beachte den Unterschied zwischen „Du hassest“ und „Du wirst verderben,“ erstens ob „Du wirst verderben“ schlimmer ist, als „Du hassest.“ zweitens warum das Letztere in der gegenwärtigen Zeit, das Ersten in der zukünftigen Zeit gesetzt ist.
„Den Mann des Blutes und Truges verabscheut der Herr.“ Denn einen solchen haßt Gott und weist ihn von sich.
V.8. „Ich werde in der Fülle Deiner Barmherzigkeit in Dein Haus eingehen.“ in die himmlische Stadt Jerusalem, die Mutter der Erstgebornen. „Ich werde anbeten an Deinem heiligen Tempel in Deiner Furcht.“ Ein Tempel Gottes ist der tugendhafte und heilige Zustand. Er meint die, welche diesen mit Zuversicht besitzen, Christus wird als Sohn in seinem Hause ruhen. Sein Haus sind wir. Denn im Genuß Deiner Menschenfreundlichkeit und von Deiner Rechten geschützt bringe ich Dir die ununterbrochene Anbetung dar in dem geheiligten Tempel Deiner Herrlichkeit, spricht die heilige und reine Seele. Indem ich immer Deine Furcht mit mir herumtrage, werde ich niemals über mich bringen, diese abzulegen, indem ich auf Deine Menschenfreundlichkeit vertraue.
V.9. „Wegen meiner Feinde lenke meinen Weg vor Deinem Angesichte.“ nämlich wegen der geistigen.
V.10. „Ihr Herz ist eitel.“ Das der Weisen dieser Welt, oder auch der Häretiker. Denn diese kennen das Wort der Wahrheit nicht.
V.11. „Ein offenes Grab ist ihr Rachen: mit ihren Zungen handelten sie hinterlistig.“ Sie glätten 19 ihre Zunge und gießen die todten Lehren aus. „Sie sollen abfallen von ihren Anschlägen.“ Er meint nämlich, alle diese Rathschläge machten sie gegen mich, indem sie meinem Fortschreiten in Gott sich widersetzten.
V.12. „Und Du wirst in ihnen wohnen“ Denn er und der Vater werden kommen und Wohnung bei ihm nehmen.20 „Und es werden sich in Dir rühmen die Deinen Namen lieben.“
V.13. „Denn Du wirst den Gerechten segnen, o Herr!“ Dein Segen und Deine Fürsorge wird Deinen Dienern zu Theil, die sich zu Verehrern Deines Namens gemacht haben und auf Deine Fürsorge stolz sein und Deine Macht rühmen werden. So spricht auch der selige Paulus: „Wer sich rühmt, rühme sich im Herrn „21 „Wie mit einem Schilde des guten Willens hast Du uns gekrönt.“ Mit einer Krone, will er sagen, wirst Du das Ende unserer Mühen lohnen, indem Du mit dieser wie mit einem Schilde uns bedeckst.
Ps 6.
V.1. Zum Ende unter den Liedern ein Psalm Davids für die Oktav.
Inhalt.
Was wäre wohl die Oktav anders als der Auferstehungstag , an dem wir die Früchte unserer Mühen ernten werden indem nämlich unsere Feinde in Schande und Verwirrung zum Weichen gebracht sind? Er singt diesen Psalm, nachdem er schon lange Zeit in der Buße gelebt hat, die er für die Sünde darbrachte.
V.2. „Herr, strafe mich nicht in Deinem Grimme!“ Er bittet nicht um die Abwendung der Strafe, sondern um die Abwendung der Strafe im Grimme, und nicht um die Abwendung der Züchtigung, sondern um die Abwendung der Züchtigung im Zorne.
V. 3. „Erbarme Dich meiner , o Herr, weil ich schwach bin.“ Denn jede Seele fällt nicht eher in eine Sünde, als bis ihre Kraft nachläßt.
V. 4. „Und meine Seele ist sehr erschüttert.“ nämlich die Kräfte der Seele. „Und Du, o Herr, wie lange?“ Der Ausdruck zeigt die lange Dauer der Reue an.
V. 5. „Wende Dich, o Herr, und rette meine Seele!“ Er ist nämlich von ihm abgewendet wegen der Sünde. „Rette mich wegen Deiner Barmherzigkeit.“ Denn das ganze Geschäft unseres Heiles müssen wir der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen.
V. 6. „Denn im Tode ist Keiner, der Deiner gedenkt.“ Da ich eine lange Zeit der Reue habe, will er sagen, so fürchte ich, es möchte Deiner Barmherzigkeit der Tod zuvorkommen, in dem es kein Bekenntniß gibt. Deßhalb bitte ich, Du mögest schnell Barmherzigkeit erweisen.
V. 7. „Ich mühte mich ab in meinem Seufzen.“ Hören wir, welche Reue der König an den Tag legte! Er strengte sich nicht einfach an, sondern mühte sich ab in seinem Seufzen. Er weinte nicht einfach, sondern benetzte sein Bett jede Nacht. Und er sieht nicht nur auf das Vergangene, sondern verheißt es auch für die Zukunft das ganze Leben hindurch. Und die Zeit, welche die Meisten zum Lobe verwenden, die verwendet er zum Bekenntniß. „Jede Macht werde ich mein Bett benetzen.“ Für eine Nacht, will er sagen, in der ich die Sünde beging, habe ich viele Nächte damit zugebracht, daß ich mit Thränen mein Lager benetzte.
V. 8. „Von Groll ist mein Auge getrübt.“ Unter Auge versteht er den Geist, da das Auge der Seele der Geist ist. „Veraltet bin ich unter allen meinen Feinden.“ Hier gibt er die Zeit seines Leidens an.
V. 9. „Denn der Herr erhörte den Laut meiner Thränen.“ Als ob er schon erhört wäre, entfaltet er eine stolze Rede gegen seine Feinde, 22 Es ist aber auch das kein unbedeutender Weg zur Tugend, die Gesellschaft der Bösen zu fliehen und abzuschütteln. Denn das ist die Frucht der Reue und