V.35. „Der meine Hände zum Streite unterrichtete.“ Da ich sie nämlich zum Gebete ausstrecke, siege ich über die Gegner. „Und Du hast meine Arme wie einen ehernen Bogen zugerichtet.“ in dem Du die männlichen Kräfte der Seele nie einen ehernen Bogen zubereitet hast. Durch das Erz bezeichnet er die Spannkraft und Unverwundbarkeit, durch den Bogen aber, daß in bildlicher Weise die Geschoße von unsern Armen abgeschleudert werden.
Daniel Barbarus. „Meine Arme.“ Hände und Arme sind die Kräfte, die auf die geistigen Feinde Geschoße richten und sie bezwingen. Die größte Hand aber ist das Almosen, das die Freunde der Armen Allen überlegen macht. Denn nie ermatten die Arme des Barmherzigen.
V. 36. „Du gabst mir einen Schirm Deines Heils.“ Du hast mich geschirmt, will er sagen, durch Dein Heil. Das ist aber das Erscheinen der Heilsordnung.
Daniel Barbarus. Das aber ist die Ankunft der Vorübung und Heilsordnung, daß Du mich vom Falle ausgerichtet und mir gezeigt hast, welch großes Übel die Sünde ist, und mich des Heiles würdig gemacht hast. Das Heil aber ist Christus, den der Vater gesendet hat, daß er für uns kämpfe.
„Und Deine Rechte nahm mich auf.“ Die Rechte des Vaters ist der Sohn. „Und Deine Züchtigung hat mich endlich gebessert.“ nämlich die Lehre des Evangeliums. „Und Deine Züchtigung, sie wird mich lehren“ hat Theodotio statt der Worte der Septuaginta: Und Deine .Züchtigung hat mich endlich gebessert.
V. 37. „Du hast meine Schritte erweitert.“ Du hast meine Füße über einen Fels gestellt, der unser Glaube ist. „Und meine Fußtritte sind nicht schwach geworden.“ Denn er nahm die Anstöße und Schlingen weg, die uns die Feinde bereiteten, und machte uns den Weg zurecht.
V.38. „Ich werde meine Feinde verfolgen.“ Da er durch die Gnade Gottes zum Laufe gerüstet ist, hat er Zuversicht in Betreff des Sieges.
V. 39. „Ich werde sie zerschlagen, und sie werden nicht stehen können.“ Ein Zerschlagen der Feinde geschieht durch die Freiheit von Leidenschaft.
V. 40. „Und Du hast mich mit Kraft umgürtet.“ Den ganzen Sieg schreibt er wieder dem zu, der ihm die Kraft gegeben hat.
V. 41. „Und meine Feinde zwangest Du, mir den Rücken zu kehren,“ statt: Du schlugst sie in die Flucht. Denn den Fliehenden ist es eigen, den Rücken zu kehren. Den Rücken aber kehren unsere Feinde, die Dämonen, wenn sie der Seele keine leidenschaftlichen Gedanken mehr beibringen können. „Und die mich haßten, vertilgtest Du,“ den Saul, Achitophel, Absalon und Unzählige ausser ihnen.
V. 42. „Sie schrieen, und es war Keiner, der sie rettete.“ Das spricht er von den wahrnehmbaren Feinden, wie im Namen des Herrn. Denn weder erfreuten sich die Fremden, als sie Hilfe der heimischen Götter anriefen, ihrer Fürsorge, noch haben Saul, Absalon und Semei und die übrigen Feinde der Juden Gott zum Bundesgenossen gehabt.
V. 43. „Und ich werde sie zermalmen wie Staub.“ Sie werden, will er sagen, ganz vernichtet sein, da Deine Gnade mir beisteht.
419
V.44. „Erlöse mich von den Widersprüchen des Volkes.“ Der Herr wendet nämlich noch das Antlitz ab wegen des Ungehorsams der Juden und verlangt die Völker zu seiner Erbschaft. „Du wirst mich zum Haupte der Völker setzen.“ Aber wir wissen nicht, daß David über die Völker herrschte. Es wird also die Prophezeiung durch den erfüllt, der dem Fleische nach aus ihm geboren ist. Denn der dem Fleische nach aus David geboren ist und nach dem göttlichen Ezechiel gleichfalls David genannt wird, nämlich Christus der Herr, hat über alle Völker geherrscht, der immer als Gott über Alle herrscht, aber nach der Menschwerdung freiwillig der Knechtschaft derer sich unterzog, die an ihn glauben.
V. 45. „Ein Volk, das ich nicht kannte, diente mir.“ Es wird hier keine Unwissenheit angedeutet. Denn als Gott weiß er Alles. Vielmehr will er wohl sagen: Die, welche zu verschiedenen Zeiten mit mir in keiner Vertrautheit lebten, gelten mir für unbekannt und fremd und sind weit von der Vertrautheit mit mir entfernt.
V. 46. „Fremde Kinder haben mir vorgelogen.“ Israel, der der erstgeborene Sohn genannt wurde, wurde ein fremder Sohn genannt wegen des Unglaubens. „Fremde Söhne sind alt geworden.“ Alles, was alt wird, ist dem Untergange nahe.
V.47. „Es lebt der Herr, und gepriesen sei mein Gott.“ Passend sprach er: Der Herr lebt. Denn er erinnerte an den Widerspruch des Volkes, als sie die Worte litten: „Hinweg, hinweg mit ihm! Kreuzige ihn!“ 70 „Und es werde erhöht der Gott meines Heiles.“ Obschon er sich erniedrigt hat, will er sagen, indem er Knechtesgestalt an nahm,71 so ist er doch erhaben. Eine ähnliche Stelle ist auch: „Gott erhöhte ihn und gab ihm einen Name, der über alle Namen ist.“ 72
V.48. „Gott, der Du mir Rache gibst.“ nämlich gegen das ungläubig Volk der Juden. „Und die Völker mir unterwirfst.“ Die Völker, will er sagen, unterwarfen sich Christo. „Mein Erretter von meinen Feinden.“ Er meint von den Herrschern des Volkes Israel.
V. 49. „Von denen, die sich gegen mich erheben,“ Er meint den Judas.
V. 50. „Darum will ich Dich preisen unter den Völkern, o Herr!“ Da Du das und das, will der Prophet sagen, vollbracht hast, so will ich, da Du, o Herr, selbst die Völker rufest, in denselben Dich preisen, da sie die Lobgesänge singen, die ich gemacht habe. Aber hievon abgesehen werde ich, sagt er, das Heil des Königs der Völker selbst verherrlichen, welches Heil er in der Mitte der Erde gewirkt hat. „Ich werde verherrlichen.“ das heißt, ich werde Allen laut zurufen. Denn auch dieses Heil, will er sagen, wirkte er, indem er an seinem gesalbten Volke Barmherzigkeit übte. Denn zu einem königlichen Priesterthum sind wir gesalbt. Indem Du aber gegen das Volk Barmherzigkeit übst, wirst Du auch nur, dem David selbst, und meinem Samen sie verschaffen. Denn Same Davids ist auch das heidnische Volk, da es ein Sohn Desjenigen geworden, der aus dem Samen Davids nach dem Fleische geboren ist.
Ps 18.
V. 1. Zum Ende, ein Psalm Davids.
Inhalt.
Der gegenwärtige Psalm enthält eine einführende Lehre im Namen der Apostel an die Heiden. Deßhalb sagen sie auch, daß der Himmel und die Sonne und die übrigen Elemente, die von diesen für große Götter gehalten wurden, ihren Schöpfer preisen.
V. 2. „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes.“ Ähnlich ist die Stelle: „Denn sein unsichtbares Wesen wird seit Erschaffung der Welt an seinen Werken erkannt und geschaut, und seine ewige Macht und Gottheit.“’ 73
V. 3. „Ein Tag meldet dem andern ein Wort, und eine Nacht . . .“ Der Tag, sagt er, und die Nacht treten sich in guter Ordnung und Harmonie gegenseitig ihren Lauf ab und verkünden durch die Thatsachen selbst ihren Schöpfer.
V. 4. „Es ist keine Sprache, und es ist kein Wort.“ Man muß ein Fragezeichen lesen. Er kommt mit einer Einwendung entgegen. Die Einwendung ist: Sie reden doch nicht. 74 Deßhalb sagt er: Gibt es nicht einige Dinge, die, ohne einen Laut von sich zu geben, den Künstler verkünden? Gewiß wird ja auch aus einem schön gebauten Schiffe die Kunst des Schiffbaumeisters offenbar. Und ebenso verhält es sich bei den übrigen Dingen. Es verkünden also die genannten geschaffenen Dinge in gleicher Weise den Baumeister durch ihre Größe, Schönheit und Harmonie, so daß ihre Predigt in die ganze Welt ausgeht.
V. 6. „In der Sonne hat er sein Zelt gebaut.“ In der Sonne, sagt er, hat er sein Zelt gebaut oder sein Haus. Wo hat er es aber anders gebaut als im genannten Himmel und Firmamente? Dieses Haus nannte er aber auch Kammer. Wie aber Tag und Nacht durch ihre wohlgeordnete Übereinstimmung den Baumeister verkünden, so gibt auch die Sonne, indem sie ihren Lauf mit einer gewissen Harmonie vollbringt, die Macht Desjenigen zu erkennen, der es ihr befiehlt.
V. 8. „Das Gesetz des Herrn ist unbefleckt und bringt die Seelen zur Umkehr.“ Das Gesetz des Evangeliums nämlich. Da die Heiden aus den genannten Elementen sich bereits hatten belehren lassen, daß ein einziger