ONE NIGHT STAN'S. Greg Sisco. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Greg Sisco
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958352834
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er sollte verdammt sein, wenn er nicht einen Liliputaner erstochen hätte für eine Zigarette.

      22:49 Uhr

      In Highschool-Kreisen war Daniel das, was man als Nerd-Schwuchtel bezeichnete. Diese seltene Art sozial unbeholfenen Individuums wird durch einen mittleren bis hohen Grad an Buchwissen, Mangel an Freunden und Bekannten, dem Unvermögen, mit attraktiven Frauen zu sprechen und einer Vorliebe für Sweatshirts charakterisiert. Die Eltern einer Nerd-Schwuchtel haben es während der Schulzeit leicht, da das Kind in allen Fächern gute Noten nach Hause bringt, eine aktive Beziehung mit Familienmitgliedern aufrechterhält und dank seines manchmal katastrophal winzigen sozialen Umfelds niemals lange wegbleibt. Abgesehen von einer ständig schwankenden Auffassung von Selbstwert ist die Nerd-Schwuchtel der feuchte Traum aller Eltern.

      Wenn sie die Highschool abschließt und aufs College geht, durchlebt die Nerd-Schwuchtel oft eine Metamorphose, in welcher sie sich selbst neu erfindet, um für das fremde Umfeld und – im Besonderen – auf Frauen ansprechender zu wirken.

      Der Glaube der Nerd-Schwuchteln – oder deren Theorem, wie sie selbst sagen würden – gebietet, dass die Leben von Sportlern, Cheerleadern und anderen beliebten Schülern ihren Höhepunkt mit dem Schulabschluss erreichen, während die Nerd-Schwuchtel auf Dauer überlegen sein wird. Es ist eine Art Mantra, in dieser Subkultur ad nauseam wiederholt, aber wenn man Daniel Seite an Seite mit Caleb betrachtete, konnte man erkennen, dass das Theorem nicht ohne Ausnahmen war. Daniel war in seinem ersten Jahr am College und versuchte verzweifelt, sich seinen neuen Kumpels anzupassen. Er hatte sich einen gefälschten Ausweis beschafft, die Sweatshirts zugunsten einer nicht viel besseren Cordjacke abserviert, und gelegentlich trank er mit seinen Klassenkameraden Jeremy und Caleb in der One-Night Stan's Tittenbar.

      Während Daniel die beiden sicherlich als seine Freunde betrachtete, war das anders herum weniger wahr. Jeremy und Caleb sahen Daniel mehr als jemanden, der sie im Vergleich cooler und per Assoziation klüger aussehen ließ, und manchmal – am wichtigsten – gab er ihnen Drinks aus.

      In dieser Nacht kam Daniel gerade an, als Jeremy mit dem protestierenden Caleb im Schlepptau den Klub verließ, um zu verschwinden.

      »Hey Leute«, sagte Daniel.

      »Oh, was geht ab, Mann?«, sagte Caleb.

      »Nicht viel«, sagte Daniel. »Sky am Arbeiten?«

      Sky war eine Stripperin im One-Night Stan's, in die Daniel unangenehm heftig verschossen war. Wenn eines der Mädchen hier jemals eine berühmte Schauspielerin werden und versuchen würde, ihre Vergangenheit in einem schäbigen Nevada Stripklub zu begraben – bis ein Journalist Nacktbilder ans Licht zerren, ihr Image als Familienmensch zerstören, ihre Karriere beenden und sie in einen Strudel von Drogen und Alkoholismus stürzen würde – dann war dieses Mädchen mit Sicherheit Sky.

      »Nein, sie arbeitet nicht«, sagte Caleb. »Hör auf, das arme Ding zu stalken.«

      »Ich stalke sie nicht«, sagte Daniel.

      »Wo wohnt sie?«

      »Park Street … ach, fick dich.«

      »Schon klar, Alter«, sagte Caleb. »Es ist noch nicht mal elf. Vielleicht kommt sie später noch. Wir könnten zusammen abhängen.«

      »Sicher«, sagte Daniel betreten. »Ich bin dabei. Wir hängen ab, trinken ein paar Bier und beglotzen ein paar Möpse.«

      »Ja, klingt cool, oder?« Caleb funkelte Jeremy an.

      »Alter, ich kann kaum noch scheiß aufrecht stehen, meine Lippe blutet … ich verschwinde.«

      »Meine Lippe blutet auch. Ich hatte drei Man Shots. Es ist keine gute Nacht, ehe du nicht Blut geschmeckt hast, richtig, Daniel?«

      »Ähm …«

      »Komm schon, Jer, du hast dir dein Gesicht an einem Barstuhl aufgeschlagen. Sei nicht so eine Zicke deswegen.«

      »Ich geh heim.«

      »Na schön«, sagte Caleb. »Gute Nacht, Schlappschwanz.«

      »Gute Nacht, Arschloch«, sagte Jeremy.

      »Nacht, Alter«, sagte Daniel.

      Caleb und er drehten sich um und betraten das One-Night Stan's.

      Jeremy durchwühlte seine Taschen nach seinem Handy, nur um festzustellen, dass der Akku leer war. Er zog kurz in Erwägung, in den Klub zu gehen und sich Calebs Telefon zu leihen, aber er entschied sich dagegen, sich weiterem Spott auszusetzen. Stattdessen betrat er wenige Minuten vor 23:00 Uhr die Telefonzelle vor dem One-Night Stan's.

      KAPITEL 5

      22:57 Uhr

      Wenn man in genügend Klubs in Scud City geht, wird man irgendwann Bitch Republic spielen hören. Sie sind nicht toll, aber sie sind lokale Talente und für eine reine Frauen-Punk-Band sind sie nicht mal völlig beschissen. Die schwarzhaarige Tussi am Schlagzeug hört auf den Namen Suzie Q, weil sie nicht besonders clever ist. Samstagnachts ist sie üblicherweise zu Hause und lernt für ihren Abschluss in elisabethanischem Englisch oder sie sieht sich Futurama im Internet an. Da war sie auch heute Nacht, und deswegen war ihr Abend nicht besonders interessant.

      Die pinkhaarige Tussi am Bass ist Sky. Sie ist ein sehr nettes Mädchen, das schwer – und erfolgreich – darum bemüht ist, ein Image als psychotisches, impulsives Partyhäschen zu erzeugen. Ihr Tagesgeschäft – technisch gesehen ein Nachtgeschäft – ist es, im One-Night Stan's zu strippen, wo sie, um auf traditionellere Art hübsch zu wirken (und weil Stan kurze Haare nicht mag), eine rote Perücke trägt.

      Die blonde Tussi an der Gitarre und dem Gesang, und die mit Abstand zickigste von den dreien, das ist Jennifer. Jennifer ist der Grund, warum man Wörter wie Oberfotze erfindet. Wenn ein schönes Mädchen nicht ein einziges mieses Jahr in ihrem Leben hat und nicht einen Moment ohne eine sie hofierende Clique erlebt, dann endet das Miststück manchmal so wie Jennifer.

      Als Jennifers Tage der Arbeitslosigkeit sich in Wochen verwandelt hatten und ihr Kokainverbrauch von hoch zu höher übergegangen war, hatte man sie aus ihrer Wohnung geworfen und sie war bei Sky eingezogen. Je mehr sie über Skys Arbeit als Tänzerin erfuhr und je mehr sie dabei zusah, wie die jungen Männer der örtlichen Berühmtheit nachstellten, desto überzeugter wurde Jennifer, dass ein Job an der Stange im Stan's vielleicht gar keine so schlechte Art war, seine Brötchen zu verdienen. Die Tatsache, dass Sky niemals Geldsorgen hatte, obwohl sie nur fünfzehn Stunden pro Woche arbeitete, war nur das i-Tüpfelchen.

      Daher waren die beiden heute Nacht im One-Night Stan's. Sky trug ihre rote Perücke, um den Schein zu wahren. Jeder Kopf im Klub schien sich nach ihr umzudrehen, jeder Gast schien zu hoffen, sie stünde innerhalb der nächsten paar Songs auf der Bühne.

      »Sky«, sagte Stan, als sie sein Büro betrat, um das Vorstellungsgespräch ihrer Freundin einzuleiten. »Hey. Gut. Willst du rausgehen und tanzen?«

      »Was? Oh, ich hab heute frei. Ich bin eigentlich ziemlich beschäftigt.«

      »Du kommst um elf in meine Tittenbar und bist beschäftigt? Ja, klingt nach einer stressigen Nacht.«

      »Ich kann heute nicht tanzen, Stan. Ich hab … Krämpfe.«

      »Ach scheiße. Ich bin sicher, du kommst klar.«

      »Willst du Menstruationsblut auf deiner Bühne? Ich bin mit meiner Freundin hier. Ich wollte nur …«

      »Verpiss dich«, platzte Stan ihr dazwischen, so wie es Frank Sinatra nicht getan hätte. »Du hast keine Ahnung, was beschäftigt heißt. Du blutest? Ich laufe Gefahr, aus der Kehle zu bluten, wenn ich es heute Nacht verkacke.«

      Der Ausbruch verblüffte Sky, aber sie wusste, dass man Stan keine Informationen abringen konnte – besonders nicht, wenn er so wenig Frank-Sein an den Tag legte.

      »Ähm … okay. Ich wollte nur … erinnerst du dich,