Watch Dogs: Legion – Tag Null. Josh Reynolds. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Josh Reynolds
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966584173
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die den Kürzeren zogen. Das Geld war knapp – und wurde immer knapper.

      So scheiße sein Job auch war, er war froh, ihn zu haben. Die meisten seiner Freunde konnten das nicht von sich behaupten. Diejenigen, die nicht für den Clan Kelley oder eines der kleineren Syndikate arbeiteten, jobbten in Frittenbuden oder bekamen Stütze.

      Er ließ das Rad über einen aufgerissenen Bordstein hüpfen und die Passanten sprangen ihm aus dem Weg. Eine Kurierdrohne schoss an ihm vorbei und schien fast höhnisch mit ihren Rotoren zu wackeln. Am liebsten hätte er sie aus der Luft geholt, aber das hätte nur die falsche Art Aufmerksamkeit erregt, ganz egal wie gut es sich angefühlt hätte. Andererseits hatte er mit solchen Aktionen DedSec überhaupt erst auf sich aufmerksam gemacht. Glücklicherweise hatten sie ihn vor der Polizei gefunden.

      Manchmal fragte er sich, ob die Polizei überhaupt wirklich hinter ihm her gewesen war – oder ob sie ihm das nur erzählt hatten. DedSec brauchte Rekruten und sie scheuten sich nicht davor, sich die Hände schmutzig zu machen, um sie zu bekommen. Vielleicht war das einfach der Lauf der Dinge. Entweder man war auf ihrer Seite oder auf der anderen. Ob man es nun wusste oder nicht. Insgesamt zog er es vor, auf seinem Rad zu sitzen.

      Er bog ab und fuhr quer über eine Kreuzung. Er war sich ziemlich sicher, dass er nicht verfolgt wurde, aber man konnte nie vorsichtig genug sein. Er machte das hier lange genug, um zu wissen, dass die Bullen einen manchmal an der langen Leine ließen, weil sie hofften, der kleine Fisch würde sie zu den großen führen. Aber keines seiner Sicherheitsprogramme meldete sich. Für die Drohnen über ihm war er nichts Besonderes. Dennoch bedeutete das nicht, dass er nicht doch überwacht wurde.

      Wieder hüpfte er auf einen Bordstein und fuhr durch ein Parkhaus. Während er sich an den Autos vorbeischlängelte, berührte er das Optik und aktivierte ein Spiegelprogramm. Es würde das GPS-Signal der Autos, an denen er vorbeikam, klonen und sie als sein eigenes ausgeben. Wenn ihm jemand ernsthaft auf den Fersen war, würde ihn das nicht lange täuschen, aber für einen zufälligen Beobachter wurde es dadurch schwerer, seiner Spur zu folgen.

      Angesichts dessen, was er bei sich hatte, schienen ein paar vorbeugende Tarnmaßnahmen nur vernünftig. Und in letzter Zeit war Olly sehr vernünftig. Er bildete sich gern ein, dass er es von dem Jungen, der Auffüllroboter und Bankautomaten gehackt hatte, weit gebracht hatte.

      Nur die Zeit würde zeigen, ob irgendwas davon eine Rolle spielte. Als ihm von DedSec ein Ausweg angeboten worden war, hatte er ihn ergriffen. Eine Chance, seine Akte zu bereinigen, nicht in den Knast zu wandern und vielleicht, nur vielleicht, zur Abwechslung mal was Bedeutsames zu tun. Selbst wenn er noch keine Ahnung hatte, was das sein mochte.

       Oliver Soames. Was treibt mein Lieblingspraktikant heute?

      Olly blinzelte überrascht. Die Stimme in seinem Ohr war freundlich, der Akzent geschmeidiges britisches Englisch – wie poliertes Chrom. Wie ein Nachrichtensprecher oder Telefonverkäufer. Freundlich, offen und gesellig.

      »Bin auf dem Weg nach Hause, Bagley«, murmelte er. »Außer es gibt was Wichtiges …?«

       Mit nach Hause meinst du doch bestimmt Limehouse?

      »Was sollte ich sonst meinen?«

       Stimmt. Hast du es?

      »Wenn nicht, würde ich wohl verfickt noch mal kaum nach Hause kommen, oder?«

      Sprich nicht so, Oliver. Ich bin sehr empfindsam. Außerdem weiß man nie, wer zuhört.

      »Hoffentlich niemand«, sagte Olly scharf. »Das ist doch ein sicherer Kanal, oder?«

      Bombensicher. Der Kanal reitet Huckepack, wurde geklont und umgekehrt.

      »Nichts davon ergibt irgendeinen Sinn.«

      Eine alberne Frage verdient eine alberne Antwort.

      Olly verkniff sich eine Erwiderung. Es hatte keinen Sinn, mit Bagley zu streiten. Genauso gut könnte man mit einem Toaster diskutieren. Seine Persönlichkeit war ein Spiegel – man sah, was man erwartete. Ein vorkonfigurierter, rudimentärer KI-Assistent, der jedem zur Verfügung stand, der ein Optik von Blume besaß.

      Ich kann hören, wie du mit den Zähnen knirschst, Oliver. Denk dran, das Leben ist besser mit Bagley.

      Olly brummte. Das Sparmodell von Bagley war nur so klug, wie es seine Parameter zuließen. DedSec hatte eine Reihe von Beschränkungen seiner Programmierung gefunden, zweifellos von Blume selbst eingebaut. Diese Beschränkungen zu entfernen hatte ein paar unerwünschte Nebenwirkungen gehabt. Der Standard-Bagley war freundlich. Der DedSec-Bagley war ein nerviges Arschloch. Wenn das die ursprüngliche Absicht des Programmierers gewesen war, fand Olly, dass er ein paar aufs Maul verdient hatte.

      Ich empfehle dir, eine Abkürzung durch Lister House zu nehmen.

      »Was?«

       Das verkürzt den Weg um fünf Minuten. Es könnte dich interessieren, dass sowohl Lister House als auch Treves House 1956 von dem Architekten Count Ralph Smorczewski entworfen wurden …

      »Meinetwegen«, sagte Olly schnell. Wenn etwas schiefging, konnte er es immer noch auf Bagley schieben. Er raste über die schmalen Gehwege der Sozialsiedlung. Alarme ertönten und fütterten ihn mit Daten über die Menge, die sich auf der Gemeinschaftsfläche versammelt hatte.

      Dort war eine kleine Bühne mit Mikrofon aufgebaut. Es gab auch Stühle, aber nicht annähernd genug. Er meinte, auf der Bühne Hannah Shah zu sehen, neben einer sehr großen Frau in Businesskleidung und Vertretern des Gemeinderats. Shah sah nicht glücklich aus. Wahrscheinlich wünschte sie sich angesichts der Stimmung der Menge, irgendwo anders zu sein. Er fuhr am Rand der Menge vorbei und scannte sie nach Gesichtern und Namen, um sie für eine spätere Durchsicht zu speichern.

      Informationen waren besser als Geld, besonders angesichts des derzeitigen Wechselkurses. Wie das Ding in seiner Tasche. Ein Umschlag – sie hatte es in einen Umschlag gesteckt. Wer machte so was? In jedem Handyladen konnte man Signalblocker kaufen.

      »Amateure«, murmelte er.

      Das musst gerade du sagen. Du fährst doch noch mit Stützrädern.

      »Du weißt doch überhaupt nicht, wovon ich spreche!«

      Ich kann Kryptowährungsalgorithmen errechnen und gleichzeitig einen Fokusgruppen-basierten Bestsellerroman schreiben. Zu extrapolieren, was du da murmelst, ist ein Kinderspiel. Ich … Warte mal.

      »Was ist?«

       Da ist etwas …

      Den Rest hörte Olly nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt, mit dem Gesicht voran über seinen Lenker in den Schotter zu fliegen. Der Idiot, der mit ihm zusammengestoßen war, wurde gegen ein parkendes Auto und dann auf die Straße geschleudert. Der Mann war älter und sah dürr und eingefallen aus, als ob ihn ein starker Windstoß über die Themse davonblasen würde.

      »Pass doch auf, wo du langfährst«, knurrte der Mann, während er wieder auf die Beine kam.

      Olly spuckte Dreck aus und sprang kampfbereit auf. »Du bist derjenige, der in mich reingerannt ist, Kumpel!«

      »Fick dich, ich …«

      Das Geräusch klang wie ein Hammer, der auf einen Apfel traf. Es gab einen Lufthauch und dann ein feuchtes Knirschen. Der Mann zuckte zusammen und wirbelte herum. Etwas Heißes, Rotes traf Olly an der Wange, während der Mann zusammensackte und mit erschreckender Endgültigkeit auf dem Boden liegen blieb.

      Die Welt um ihn herum verlangsamte sich und kam dann ruckelnd zum Stehen. Olly konnte nichts anders tun, als schockiert auf den Boden zu starren. Sein erster Instinkt bestand darin, zu versuchen, die Blutung zu stoppen, so wie er es tausendmal in Serien und Filmen gesehen hatte. Man presste die Hände auf die Wunde und es hörte auf zu bluten. Nur dass das nicht funktionierte. Das Blut strömte immer weiter, es war an seinen Händen, seiner Hose, seiner Nase und – oh Gott, es war überall.

      »Bagley, ruf einen Krankenwagen oder leite einen