Watch Dogs: Legion – Tag Null. Josh Reynolds. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Josh Reynolds
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966584173
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forsch da mal nach.

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      Apropos Whitechapel, Sarah Lincoln, unsere liebste Labour-Abgeordnete, hält nachher im Lister House eine unnötige Rede über Gemeinschaftszusammenhalt, wo doch alle lieber Fußball gucken würden. Scan mal das Publikum, Hannah. Man weiß ja nie, wer sich als ausreichend unzufrieden und nützlich erweist.

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      Und schließlich das Beste zum Schluss. Laut unserem Dalton sieht es so aus, als würde der MI5 nach dem Vorfall in Newcastle ein bisschen politischen Gegenwind bekommen. Wenn ich ein Herz hätte, würde es bluten.

      1: BRICK LANE

      Olly Soames erreichte die Brick Lane mit Höchstgeschwindigkeit und ließ das Rad ab hier ausrollen. Er schlängelte sich mit einer Leichtigkeit durch die mittäglichen Besucher des Markts, die auf Erfahrung und einer vollkommenen Gleichgültigkeit gegenüber den Verkehrsregeln beruhte. Als er wieder in die Pedale trat, griff er in seine Tasche und berührte das Display seines Optik AR, um es aufzuwecken. Das Mobilteil mit GPS-Zugang war mit einem winzigen, direkt vor seinem Ohr implantierten Gerät verbunden und legte eine Übersicht des Bezirks auf seine Netzhaut.

      Die digitale Karte breitete sich über seinem Sichtfeld aus. Er bemerkte es inzwischen kaum noch, auch wenn es viel Übung erfordert hatte, damit zu fahren. Durch Blinzeln übersprang er die Pop-up-Werbung und gab sein Ziel ein, während er über das Pflaster raste und eine Spur erschrockener Flüche hinterließ.

      Nicht alle wussten Ollys gekonnte Navigation zu schätzen und mehr als ein Stück Obst prallte von der Rückseite seiner Crossbag ab. Er ignorierte es. Er hatte größere Sorgen als eine schlecht gezielte Mandarine.

      Er war spät dran. Und zwar nicht auf die vornehme Art, sondern die andere. Die Art, die bedeutete, dass er es verbockt hatte. Schon wieder.

      Es war nicht seine Schuld. Er hatte eine Entschuldigung, aber Entschuldigungen zählten nur, wenn die andere Person bereit war, sie sich anzuhören. Angesichts ihrer bisherigen Begegnungen bezweifelte Olly, dass seine Kontaktperson Verständnis zeigen würde. Er beugte sich tief über den Lenker und trieb das Rad zu immer höheren Geschwindigkeiten an.

      Das Optik-Mobilteil in seiner Tasche vibrierte und auf seinem Display blinkte eine Stauwarnung auf. Er steuerte in eine Sackgasse, hoffte den Stau umgehen zu können. Er hüpfte von der Fahrbahn und fuhr einen parallelen Weg entlang, auf der Suche nach dem geringsten Widerstand.

      In seinem Augenwinkel lief ein Newsfeed. London war diese Woche Gastgeber einer großen Tech-Konferenz. Das erklärte all die Sicherheitsdrohnen über der Stadt. Olly hatte aus zuverlässiger Quelle gehört, dass die meisten von ihnen von zwei gelangweilten Bullen in einer klimatisierten Zelle in New Scotland Yard gesteuert wurden.

      Aus einer Seitenstraße kam eine Bogen-Limousine und hupte ärgerlich, während er weiter darauf zuhielt. Dann hob er das Vorderrad an und sprang hoch, direkt über die Motorhaube des Wagens. Als er dahinter hart auf der Straße aufsetzte, hätte er sich fast die Zunge abgebissen, konnte das Rad aber gerade noch aufrecht halten.

      Hinter Olly ertönte ein »Wichser!« Es war ausgeschlossen, dass er keine Kratzer im Lack hinterlassen hatte. Doch er konnte sich nicht dazu durchringen, sich deshalb besonders schlecht zu fühlen. Was hatte der Kerl erwartet, wenn er an einem Sonntag durch London fuhr? Er hob zwei Finger über seine Schulter, behielt den Blick jedoch nach vorn gerichtet.

      Olly wusste, dass ihn die Überwachungskameras im Blick hatten, aber das hieß nicht viel, wenn sich am anderen Ende niemand darum scherte. Soweit sie wussten, war er nur ein weiteres Kurier-Arschloch. Das war ihm auch ganz recht so. Und wenn es nötig werden sollte, kannte er ein paar Tricks, um eine Identifizierung praktisch unmöglich zu machen. Elektronische Augen waren genauso leicht zu täuschen wie die aus Fleisch und Blut, wenn man wusste, wie. Erneut berührte er das Optik-Display und aktivierte einen voreingestellten Befehl. Ein kodierter Datenstrom störte für ein paar Sekunden die Feeds der Überwachungskameras in seiner unmittelbaren Umgebung.

      Rechts und links raste ein Regenbogen aus Curry-Restaurants und schicken Graffitis an ihm vorbei. Dann bog er um eine Kurve, erschreckte einen Dogwalker und rammte fast einen Betonpoller. Gebell und Gewinsel verfolgte ihn die Straße entlang.

      Sein Optik vibrierte, aber er ignorierte es. Was immer es war, es musste warten. Er war ganz in der Nähe. Vielleicht nah genug. Vielleicht war er gar nicht zu spät. Vielleicht, vielleicht, vielleicht – das Mantra schwirrte ihm unablässig im Kopf herum.

      Das hier war seine letzte Chance. Wenn er es diesmal wieder versaute, war es das. Er war erledigt. Bei dem Gedanken wurde ihm ganz flau im Magen. Und das Gefühl wurde nur noch stärker, als er sein Ziel erreichte.

      Die Gasse quetschte sich zwischen zwei Gebäuden durch. Ein Teil des alten Londons, verborgen und vergessen in der neuen Stadt – wie eine Narbe, bei der man sich kaum mehr daran erinnerte, wie man sie bekommen hatte. Ein düsteres, mit Müll gesäumtes Stück Kopfsteinpflaster. Die Mauern waren zugepflastert mit alten Theaterflugblättern, Postern für Funkbands und Jahrzehnten überlappender Tags. Neonfarbene Graffitiwirbel vermischten sich mit schlecht kopierten Flyern und zerfledderten Handzetteln für WGs.

      Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, zu fragen, warum die Übergabe hier stattfinden sollte. Wahrscheinlich gab es einen guten Grund, aber den würde man ihm nicht sagen. Antworten gab es nur bei Vertrauen und ihm war mehr als bewusst, dass er sich weder das eine noch das andere verdient hatte. Und außerdem wusste es ein guter Kurierfahrer besser, als nach solchen Dingen zu fragen. Es spielte keine Rolle, was im Paket war, solange es pünktlich und unversehrt an seinem Ziel ankam.

      Er brachte das Rad quietschend zum Stehen. Eine Ratte flüchtete sich in den Müll und ihr Fiepen hallte von den Mauern wider. Ein bisschen Tageslicht kämpfte sich an den Dächern über ihm vorbei. Er stieg ab und schob das Rad mit klopfendem Herzen bis zum Ende der Gasse. Wenn sie schon weg war, würde er das noch ewig zu hören bekommen.

      »Sie sind spät dran«, sagte eine Stimme zu seiner Linken. Die Stimme – und ihre Besitzerin – waren vornehm. Zu vornehm für diesen Teil Londons, doch das behielt er für sich.

      »Viel Verkehr.« Er drehte sich um. Sie war jung, in seinem Alter, vielleicht ein bisschen älter. Schick angezogen, mit einem schwarzen Hidschab und einem Optik-Audioknopf im Ohr. Sie war süß. Erinnerte ihn an jemand Berühmtes – eine Fernsehköchin, dachte er, auch wenn ihm ihr Name nicht einfiel. Kurz spielte er mit dem Gedanken, eine Bildersuche zu starten, dann überlegte er es sich anders. »Hannah Shah?«

      Sie zog eine Augenbraue hoch. »Falls nicht, würde ich jetzt trotzdem kaum widersprechen.«

      Er zuckte mit den Schultern. »Stimmt wohl.« Man hatte ihn gewarnt, dass sie nervös sein würde. An ihrer Stelle würde er sich in die Hose machen vor Angst. Daten krochen über seine Sicht. Die gehackte Gesichtserkennungssoftware auf seinem Optik gab ihm alles, was es über sie zu wissen gab, einschließlich ihrer Schuhgröße. Das verlieh dem Ausdruck »wie ein offenes Buch« wirklich eine neue Bedeutung. Eine Mitteilung erschien und er wusste, dass sie das Gleiche versuchte. Olly wünschte ihr viel Glück. Er hatte viele lange, schlaflose Nächte damit verbracht, sein Datenprofil unverdächtig und uninteressant zu machen. Ihres war viel spannender.

      Hannah Shah. Dritte Generation bengalischer Einwanderer. Persönliche Assistentin von Sarah Lincoln, der frisch gewählten Labour-Abgeordneten für den Bezirk Tower Hamlets South. »Ein bisschen weit weg von zu Hause, oder?«, fragte er mit einem Lächeln und einer vagen Geste. »Limehouse ist da drüben, Ms Shah.«

      Sie runzelte die Stirn. »Das ist eine freie Stadt. Jedenfalls noch.«

      »Darum sind wir ja hier«, sagte er. »Haben Sie es bekommen?«

      »Woher soll ich wissen, ob Sie derjenige sind, dem ich es geben soll?«

      »Falls nicht, würde ich jetzt trotzdem kaum widersprechen«, wiederholte er ihre eigenen Worte und versuchte, schelmisch zu grinsen. Doch ihrem Gesichtsausdruck konnte er ablesen, dass es nicht funktioniert hatte. Sie starrte ihn an