»Oje, ich hätte das so gern gefilmt. Das ist wirklich ein Ninjakick gewesen. Filmreif. Lasst mich Hollywood anrufen.« Ich mustere den blonden Kerl stirnrunzelnd, denn ich finde das absolut nicht witzig. Misstrauisch beäuge ich beide – zwei Polizisten sind schlimmer als einer.
»Habe ich etwas verbrochen oder was wollt ihr?« Ich reibe mir über die Arme. Die Angst sitzt mir in den Knochen, lässt mich frösteln. Haben sie herausgefunden, dass mein Ausweis gefälscht ist? Ich suche mit den Augen unauffällig nach einem Fluchtweg, was völlig albern ist. Ich bin mitten in meinem Garten. Wohin soll ich flüchten? Über die Klippen?
»Ja, wir müssen deine Personalien aufnehmen.« Nick schaut mich ernst an.
»Warum?« Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und versuche, cool zu wirken, auch wenn ich innerlich vor Panik zittere. Ich habe ihnen keinen Grund zu dieser Handlung gegeben. Das stinkt doch zum Himmel. Schlagartig verstehe ich es. Er sagt das nur, um mich aus der Reserve zu locken. Er will mich ärgern, genießt es ganz offensichtlich, wenn man seine zuckenden Mundwinkel betrachtet. Sie können nicht wissen, wer ich tatsächlich bin. Niemals. Dafür bin ich zu vorsichtig gewesen und das beruhigt mich etwas. Also richte ich mich gerade auf, schaue Nick in seine vergnügt funkelnden Augen. Er erwidert meinen Blick bewusst unschuldig. Dieses blöde Arschloch. Ich muss ihm zugestehen, dass er nichts über meine Vergangenheit weiß, trotzdem kann ich nichts gegen die Wut, dass sie mir solche Angst gemacht haben, tun.
»Wir sind hier, weil Nick sonst durchdreht … Weil er deinen Namen nicht weiß«, ertönt es vom blonden Polizisten, der Storm den Bauch krault. Dieser Verräter seufzt verzückt, sein Bein zuckt dabei. Er hat augenscheinlich kein Schamgefühl. Er kann doch nicht vor jedem fremden Wesen seinen Bauch entblößen.
»Dann muss er wohl damit leben oder durchdrehen. Mir ist das ziemlich egal.« Ich verschränke mit Nachdruck die Arme vor der Brust. »Das ist Belästigung. Wenn ihr ohne Grund hier seid, wie es mir scheint, belästigt ihr mich. Das ist strafbar. Solltet ihr beide auch wissen, sofern ihr gut in eurem Job seid. Also bitte ich euch hiermit offiziell, mein Grund und Boden zu verlassen.«
»Es ist Tradition, die neuen Inselbewohner zu begrüßen. Wir sind eine Gemeinschaft und gewisse Dinge musst du eben akzeptieren. Ich werde nicht der einzige sein, der Hallo sagt. Warte ab.« Nick grinst noch breiter, mir wird ganz bange. Er lässt sich nicht von meiner kalten Mine einschüchtern. Meint er es ernst, dass hier mehr von den Bewohnern auftauchen werden? Oh, bitte nicht. Das passt so gar nicht in meinen Plan.
»Er hat recht, du Ninjaelfe, hier erwartet man, dass du zu jedem Stadtfest kommst und aktiv am Inselleben teilnimmst«, stimmt sein Kollege ein. Beide nicken sich bestätigend zu. Oh mein Gott, das ist ja furchtbar. So viel zum Thema Ruhe und Frieden. »Wir sind eine kleine Gemeinschaft, so nervig das sein kann, hier hält man zusammen. Jeder kennt jeden, jeder hilft jedem. Ein riesiger Haufen Musketiere, wenn man so will.«
»Das ist ein Witz, oder?« Ich stöhne innerlich, will meine Ruhe und keine … Inselsekte. Wo bin ich hier nur gelandet? Früher hätte mir das vielleicht gefallen, aber jetzt? Warum habe ich über so etwas nicht nachgedacht? Großstadt bietet Anonymität, die ich hier eigentlich auch suche, was anderes habe ich nicht mal in Betracht gezogen.
»Alsoooo, wie darf ich dich nennen?« Nick angelt sich meinen MP3-Player und wickelt sich das Kabel um den Zeigefinger. Ich reiße ihm das Teil augenblicklich aus der Hand, schnaube entrüstet. Er ist so verdammt frech. Ich schwöre, mein Herz klopft nur so wild, weil ich sauer bin, nicht, weil er mir imponiert.
»Ich möchte, dass ihr umgehend mein Grundstück verlasst, aber zackig!« Ich mache winkende Handbewegungen in Richtung Straße, spreche dabei mit besonders viel Nachdruck. Das müsste jetzt selbst der letzte Trottel verstehen.
»Nick, ich weiß jetzt, was für einen Narren du an ihr gefressen hast. Sie ist entzückend. So widerspenstig, dabei so niedlich verpackt. Sie macht es dir wenigsten mal schwer, das gefällt mir. Also, wenn du sie nicht datest, würde ich sie glatt darum bitten.« Der blonde Polizist zwinkert mir zu, ich hebe eine Augenbraue. Sind hier alle so arrogant? Was ist das, die Insel der Playboy-Polizei?
»Ich werde niemanden daten.«
»Sie ziert sich nur«, antwortet Nick gut gelaunt, wobei ich nicht leugne, dass mir seine schlanke Statur mit den definierten Armen sehr zusagt – sein Diensthemd betont jede darunterliegende Erhebung. Ob ich will oder nicht fällt mir einfach auf, dass er verdammt sexy ist und mein Körper darauf reagiert, was aber eine ganz natürliche Reaktion ist, beruhige ich mich. Meine letzte Verabredung ist ewig her, das sind einfach Sehnsüchte, die freigesetzt werden. Punkt. Ich meine, jede Frau hat Bedürfnisse, oder?
»Redet nicht über mich, als wäre ich nicht da. Wenn es nicht so lächerlich wäre, würde ich euch drohen, die Polizei zu rufen, solltet ihr euch nicht vom Acker machen.« Ich fahre mir genervt durch die Haare. Genau das ist es, was mir ein Angstgefühl beschert. Die Polizei macht, was sie will. Auch wenn die beiden hier anscheinend nur Spaß wollen, fühlt ein Teil von mir sich in die Enge getrieben und bedroht. Sie wollen mich necken, ich bin ja nicht blöd, doch mein krankes Hirn sieht das anders.
»Okay, lass uns ein Deal eingehen. Ein Date und ich bin weg.« Nick fährt sich mit der Zunge über die Lippen, meine Augen folgen ihm genau. Wie seine Küsse wohl schmecken? Moment, was denke ich denn da? Bin ich denn verrückt geworden! Er soll verschwinden und keine Fantasien in mir heraufbeschwören. Ich bin definitiv zu lange alleine. Das ist kalter Entzug! Ich lache auf, spüre, dass ich rot werde und er mich genau beobachtet. Vermutlich habe ich einen Sonnenstich – ja, das ist möglich. Dabei rate ich meinen Patienten stets dazu, im Sommer einen Hut zu tragen. Seine Küsse. Ha, was für Ideen ich doch habe. Das würde in eine völlig verkehrte Richtung laufen. Vor allem da sein Blick mir Blitze durch den Körper jagt und ein warmes Kribbeln in meinem Bauch auslöst. Ganz falsch.
»Ich bin Hazel. So, mehr gibt es nicht für deinen Seelenfrieden. Und ja, es existieren Frauen, deren Höschen nicht direkt feucht werden, nur weil ein schnuckeliger Polizist vor ihrer Tür steht. Für das Protokoll, damit kennst du dich ja aus: Ich habe kein Interesse an einem Date mit dir, deinem Freund oder sonst wem auf dieser Insel. Klar soweit? Ich möchte meine Ruhe und dass ihr verschwindet. Hau ab. Va' al diavolo. Piérdase. Get lost oder auf welcher Sprache soll ich es dir noch sagen? Chinesisch? Zou Kai.« Ich