Abbildung 1: Computergestützte Strukturierung der Kodes im ATLAS.ti Programm
Schritt 6: Quellenkritische Betrachtung der Textstellen
Spätestens mit dem sechsten Schritt ist das hermeneutische Sinnverstehen und das genaue Lesen des Wissenschaftlers und der Wissenschaftlerin unentbehrlich und der Technik eindeutig Grenzen gesetzt. Nun werden die einzelnen Textausschnitte (annotierten Textstellen) quellenkritisch betrachtet, interpretiert und – was für Diskursanalysen essentiell ist – in den kulturellen, historischen, politischen Kontext eingeordnet. Denn die Bedeutung der Sprache entsteht nicht durch den Gebrauch, sondern erst in Verbindung mit dem relevanten Kontext.
Schritt 7: Synthese
Der letzte Schritt umfasst das Verschriftlichen, sprich die Zusammenführung der einzelnen Erkenntnisse zu einem stimmigen und stringenten Text. Auch im letzten Schritt erscheint es sinnvoll, die durch die maschinellen Analysen erhaltenen quantitativen Daten mit den Ergebnissen der qualitativen Auswertung zu verknüpfen. Das bedeutet, dass Visualisierungen der quantitativen Ergebnisse mit den Interpretationen in Beziehung gesetzt werden. Auch hier kommt es zu einem ständigen Wechsel zwischen den Ergebnissen, die durch das Lesen aus der Ferne sowie durch das genaue Lesen gewonnen werden. Das bedeutet, ebenfalls beim Verschriftlichen der Forschungsergebnisse macht eine Kombination von Mikround Makroanalyse Sinn und vergrößert zudem die Repräsentativität der Analyse.
3.3 Auflistung der Argumentationsmuster250
Nachfolgende Tabelle gibt alle Argumentationsmuster wieder, die im Teil 2 dieser Arbeit beschrieben werden:
Schlussregel in kurzen Stichworten | Ausformulierte Schlussregel | |
Anpassung | Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft | Wenn Migrant*innen sich an die Kultur bzw. Werte und Regeln der Aufnahmegesellschaft anpassen, sind sie „gute“ Ausländer*innen und haben auch dementsprechend Unterstützung verdient. |
Belastung | Migrant*innen/Flüchtlinge als Belastung | Weil das Land mit einem Problem stark belastet ist, sollten Handlungen ausgeführt werden, die diese Belastung verringern. |
Christliche Werte | Wir müssen christliche Werte leben | Weil Maßnahmen oder Handlungen mit den Grundsätzen des Christentums vereinbar bzw. nicht vereinbar sind, müssen diese Maßnahmen oder Handlungen ausgeführt bzw. unterlassen werden. |
Diskriminierung | Migrant*innen werden diskriminiert | Weil Migrant*innen diskriminiert werden, bedarf es Maßnahmen, die diese Diskriminierung unterbinden. |
Echtheit | Nur echte Flüchtlinge aufnehmen | Weil nur „echte“ Flüchtlinge aufgenommen und untergebracht werden sollen, müssten Maßnahmen ergriffen werden, die die Einreise „unechter“ Flüchtlinge verhindern bzw. die alleinige Aufnahme „echter“ Flüchtlinge fördern. |
Folgen | Folgen für die Sprachgruppen in Südtirol | Weil aufgrund der zunehmenden Einwanderung bestimmte Handlungen (nicht) ausgeführt werden, kommt es zu einer Annäherung oder Abgrenzung zwischen den bodenständigen Sprachgruppen. |
Gefahr | Migrant*innen/Flüchtlinge als GefahroderGefahr (für die eigene Sprachgruppe) / für den sozialen Frieden | Weil eine (politische) Handlung bzw. Entscheidung bestimmte gefährliche Folgen hat, sollte sie nicht ausgeführt werden bzw. ist sie abzulehnen. |
Gegenseitigkeit | Integration als gegenseitiger ProzessoderVorwurf einer fehlenden Gegenseitigkeit | Weil Integration nur durch gemeinsamen Einsatz von Migrationsgesellschaft und Aufnahmegesellschaft möglich ist, sollte diese Gegenseitigkeit gefördert werden.Weil Christ*innen in muslimischen Ländern ihre Religion nicht frei ausüben dürfen, sollte dies den Muslim*innen in christlichen Ländern ebenfalls versagt bleiben. |
Gemeinsam | Wir müssen gemeinsam handeln | Weil eine Person/ein Land/eine Gruppe nicht alleine die Herausforderung stem-men kann, braucht es die Zusammenarbeit aller. |
Geschichte | Auch wir waren einmal Migrant*innen/Flüchtlinge | Weil auch wir einmal Flüchtlinge/Migrant*innen waren und auf Hilfe angewiesen waren, sollten wir Flüchtlinge/Migrant*innen unterstützen. |
Großzügigkeit | Nicht zu großzügig sein | Weil Großzügigkeit gegenüber Migrant*innen die Zuwanderung verstärkt, sind Handlungen zu unterlassen, die Südtirol zu „attraktiv“ für Zuwanderung machen. |
Hilfe | Wir müssen den Flüchtlingen helfen | Weil eine Notsituation eingetreten ist, sollten Maßnahmen ergriffen werden, die Hilfe verschaffen. |
Humanität | Humanitärere Behandlung der Migrant*innen/Flüchtlinge | Weil Handlungen aus humanitären Gründen (nicht) geboten sind, sind diese Handlungen zu befürworten bzw. abzulehnen. |
Image | Moscheen zerstören die (Kultur-)Landschaft | Wenn eine politische Handlung ausgeführt wird bzw. unterbleibt, schädigt dies dem Image des Landes. Daher ist die Handlung (nicht) abzulehnen bzw. (nicht) auszuführen. |
Kennenlernen | Wir müssen uns kennenlernen | Wenn Einheimische und Zuwanderer sich besser kennenlernen, können die mit Zuwanderung und Integration verbundenen Probleme und Konflikte gelöst werden. |
Kosten | Migrant*innen kosten (nicht) zu viel | Weil etwas viel bzw. wenig Geld kostet, sollten Handlungen ausgeführt werden, die die Kosten verringern bzw. brauchen keine Handlungen ausgeführt werden, die die Kosten verringern. |
Kriminalität | Die Siedlung als Hort der Kriminalität | Weil Menschen kriminelle Handlungen begehen bzw. nicht begehen, sollten Maßnahmen ergriffen werden bzw. brauchen keine Maßnahmen ergriffen werden, die zur Unterlassung solcher Handlungen führen. |
Landessprachkenntnisse | Integration durch Landessprachkenntnisse | Weil Kenntnisse der Landessprache Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration sind, sollen Migrant*innen die Sprache erlernen. |
Machbarkeit | Integration ist (nicht) machbar | Weil die Förderung der Integration (nicht) durchführbar bzw. (nicht) umsetzbar ist, sollte diese Förderung vertreten bzw. aufgegeben werden. |
Notwendigkeit | Moschee als Notwendigkeit | Weil die Bereitstellung von Strukturen für die islamische Gemeinschaft notwendig werden wird, sollen Maßnahmen dahingehend ausgeführt werden. |
Nutzen | Migrant*innen als wirtschaftlicher Nutzen | Weil eine Handlung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten einen bzw. keinen Nutzen erbringt, sollte sie ausgeführt bzw. nicht ausgeführt werden. |
Nutzlosigkeit | Das überarbeitete Wohnbauförderungsgesetz ist nutzlos | Weil bestimmte Maßnahmen/Handlungen nutzlos sind, sollten diese nicht ausgeführt/unterlassen werden. |
Partizipation | Integration durch (soziale/politische) Partizipation | Weil die politische Teilnahme und die Möglichkeit der Mitsprache für eine mögliche Integration (nicht) förderlich sind, sollten diese (nicht) ermöglicht werden. |
Pflicht | Wir müssen unserer Pflicht nachkommen | Weil eine Handlung bzw. die Unterlassung einer Handlung der (moralischen, ethischen, religiösen oder gesetzlichen) Pflicht entspricht, soll diese Handlung ausgeführt bzw. unterlassen werden. |
Politischer Islam | Moschee als politischer Ort | Weil
|