Autochthone Minderheiten und Migrant*innen. Sarah Oberbichler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sarah Oberbichler
Издательство: Bookwire
Серия: Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte
Жанр произведения: Социология
Год издания: 0
isbn: 9783706561075
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Konzepte auf der Basis einer netzwerkartigen Datenstruktur gespeichert werden. D. h., Daten werden mithilfe von Kodes miteinander verknüpft. Es können sowohl Verweise auf Datenmaterial als auch Zitate im Datenmaterial erstellt werden. Kodes enthalten Stichwörter und mit Memos werden Textnotizen zugefügt. Auf der Grundlage dieser netzwerkartigen Datenstrukturen und deren Speicherung erhält man eine Gesamtübersicht, die alle Verweise enthält.243

      In einem ersten Schritt werden Familien gebildet. Diese Familien fassen alle Artikel einer bestimmten Ordnungsstruktur zusammen (zum Beispiel Jahrgänge oder Themenfelder). In einem weiteren Schritt werden Unterkategorien festgelegt. Hierbei werden die Artikel mit Kodes manuell und/oder mit einer komplexen Stichwortsuche maschinell beschlagwortet. Anschließend können all jene Artikel, die zu einer bestimmten Unterkategorie gehören, mithilfe einer Netzwerkanalyse auf einem Blick erfasst werden. Durch das Query Tool ist es schließlich möglich, komplexere Analysen durchzuführen. Dabei kann nach mehr als einem Kode gefragt werden, etwa nach bestimmten z. B. logisch definierbaren Kombinationen von Kodes.

       Vom Korpus zu validen Analyseergebnissen – eine 7-Schritte-Methode

       Schritt 1: Frequenzanalyse

      Grafik 2 visualisiert die absoluten Häufigkeiten von Zeitungsartikeln des Subkorpus Migration und Südtirol. Hierbei handelt es sich um jenes Korpus, der aus dem Gesamtbestand der digitalisierten Tageszeitung Dolomiten und Alto Adige mittels komplexer Begriffssuche extrahiert wurde.

Illustration

       Grafik 2: Frequenzanalyse aller Zeitungsartikel des Korpus Migration und Südtirol

      Um Rückschlüsse auf die Verwendung von bestimmten Stichwörtern oder Mehrworteinheiten im Korpus zu erhalten, bietet sich ebenfalls die Durchführung einer Frequenzanalyse an. Ein Beispiel für eine solche Frequenzanalyse ist in Grafik 3 zu finden. Die Grafik zeigt, wann bestimmte Bezeichnungen für Migrant*innen in der deutschsprachigen Tageszeitung besonders häufig auftreten oder wie sich die Verwendung der Begriffe im Laufe der Zeit verändert hat. Die in der Legende angegeben Begriffe umfassen dabei alle Benennungsmöglichkeiten (z. B. Flüchtling*, Aslylwerber*, Geflüchtete* usw.). Treten zu einem Zeitabschnitt Häufungen auf (zum Beispiel 1999 der Begriff Flüchtlinge oder der Anstieg des Begriffs Ausländer und Einwanderer 2007 und 2008) oder zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen beiden Tageszeitungen, bietet sich eine genauere Betrachtung durch manuelle Analysen an.

Illustration

      Grafik 3: Frequenzanalyse der Begriffe Einwanderer, Ausländer, Migrant, Saisonarbeiter, Flüchtlinge

       Schritt 2: Inhaltliche Auswertung

      Eine gezielte Auseinandersetzung mit dem Korpus ist wesentlich für diesen Analyseschritt, denn sie ermöglicht es Forscher*innen, ein Gefühl für das eigene Korpus zu erhalten und Nähe aufzubauen. Das Korpus wirkt besser einschätzbar und den eigenen Analysen wird mehr Vertrauen geschenkt.

       Schritt 3: Erstellen von Subkorpora

      Jene Informationen, die durch das Lesen von Texten bzw. mithilfe von Kollokationsanalysen/Topic Modellen gewonnen werden, können in einem dritten Schritt für erneute Stichwortsuchen herangezogen werden. Diese Stichwortsuchen dienen dem Erstellen von Subkorpora, die auf ein spezifisches Thema zugeschnitten sind. Das heißt, dem Gesamtkorpus werden kleinere thematische Einheiten entnommen, die abgetrennt vom restlichen Korpus weiteren Analysen zur Verfügung stehen. Möglich sind beispielsweise Eingrenzungen zu Themen wie Integration, Moscheebau oder Flucht etc. Hierfür werden zunächst alle Textstellen autokodiert, die die gesuchten Stichworte enthalten. Im Konkreten heißt dies, dass alle Artikel, die beispielsweise die Begriffe Moschee, Gebetshaus, Minarett enthalten, mit einer auto-coding Funktion beschlagwortet und unter dem Überbegriff Moscheebau zusammengefasst werden. Anschließend können die kodierten Artikel problemlos wiedergefunden werden. Diese so entstandenen Subkorpora bilden nun die Basis für die qualitative Auswertung der Texte.

       Schritt 4: Qualitative Auswertung