Autochthone Minderheiten und Migrant*innen. Sarah Oberbichler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sarah Oberbichler
Издательство: Bookwire
Серия: Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte
Жанр произведения: Социология
Год издания: 0
isbn: 9783706561075
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gebraucht, in der Gesellschaft verbreitete Denkgewohnheiten und Einstellungen offenlegen. Kienpointner hat in seinem Buch „Alltagslogik“ eine Reihe kontextabstrakter Mustern formuliert, die für das Argumentieren einer Sprachgemeinschaft prototypisch sind.232 Für Martin Wengeler reicht es jedoch nicht aus, nur allgemeine/formale Argumentationsmuster (z. B. Kausalschemata oder Vergleichsschemata) ausfindig zu machen, sondern sie müssen mit spezifischen Inhalten gefüllt werden. Um eine diskursgeschichtlich ausgerichtete Argumentationsanalyse durchführen zu können, wird also die formale Topik mit der materialen/inhaltlichen Topik verbunden. Dadurch können „Unterschiede in der Verwendung typischer Topoi zwischen verschiedenen Gruppen zu einem Zeitpunkt und zwischen diesen Gruppen zu verschiedenen Zeitpunkten in einem Themenbereich herausgefunden“233 und anschließend verglichen werden.234

      Für die diskursgeschichtliche vergleichende Argumentationsanalyse in Südtirol gilt also zu klären, ob:

      • die beiden Sprachgruppen die gleichen Argumente/Argumentationsmuster verwenden oder nicht,

      • es Gemeinsamkeiten/Parallelen in den Diskursen der jeweiligen Sprachgruppen gibt und ob diese zur selben Zeit oder phasenverschoben auftreten,

      • es eine Veränderung/einen Wandel im Gebrauch bestimmter Argumentationsmuster gibt und dieser synchron verläuft,

      • Der diskursive Kontext: die inhaltliche/thematische Verknüpfung der einzelnen Texte (Intertextualität)

      • Der soziale Kontext: Um den Bezug zum nicht-sprachlichen Kontext herzustellen, müssen auch verfügbare Sozialdaten miteinbezogen werden (Daten zur Einwanderung, Asylanträge, Arbeitsmarktlage, Lebensverhältnisse der Migrant*innen, Kriminalstatistiken usw.)

      • Datum (Jahr und Monat)

      • Art des Mediums (Dolomiten oder Alto Adige)

      • Artikulationsmöglichkeiten von Migrant*innen (Kommen zu Wort bzw. kommen nicht zu Wort)

      • Journalistische Form (Nachrichten/Meldungen, Berichte, Reportagen, Dokumentationen, Leitartikel/Kommentare/Glosse, Interviews, Pressemitteilungen, Leserbriefe)

      Die Kombination von Diskursanalyse und Inhaltsanalyse hat sich als gewinnbringend gezeigt. Durch die Inhaltsanalyse wurden die einzelnen Artikel mit den notwendigen Metadaten versehen, die für die Strukturierung, Einordnung und Auswertung der Artikel notwendig sind. Außerdem konnten inhaltliche Aspekte wie die Artikulationsmöglichkeiten von Migrant*innen erhoben werden.

       Analyseprogramm

      Um der schieren Anzahl von Zeitungsartikeln gerecht zu werden, ist der Einsatz computerbasierter Programme sinnvoll und notwendig. Für die vorliegende Forschungsarbeit hat sich der Rückgriff auf das qualitative Analyseprogramm ATLAS. ti als vorteilhaft erwiesen, da es eine Kombination von automatisierter und manueller Analyse zulässt, Netzwerkanalysen ermöglicht und einen unkomplizierten Rückgriff auf die Volltexte gestattet. ATLAS.ti erlaubt es, neben der manuellen Kodierung von Texten, komplexe automatisierte Stichwortsuchen durchzuführen.