Homeward Bound. H.J. Welch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: H.J. Welch
Издательство: Bookwire
Серия: Pine Cove
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238343
Скачать книгу
Ich habe sie dir vorhin vorgestellt. Micha ist ihr Bruder, also ist er auch dein Onkel.«

      Imogen schnappte nach Luft. Dann drehte sie den Kopf zu Micha um. »Kann ich ihn dann wieder besuchen? Wollen wir wieder zusammen spielen, Onkel Micha?«

      Micha war gerührt, wollte aber seine Grenzen nicht überschreiten. »Nun, wenn dein Daddy es erlaubt?«

      Für eine Sekunde sahen sich Micha und Swift schweigend an. Es war, als würde ihm ein leichter Stromstoß durch den Körper gejagt, der seine Haut zum Kribbeln brachte. Dann erinnerte er sich ans Luftholen und lächelte Swift verlegen an. Zu seiner Überraschung erwiderte Swift das Lächeln.

      »Aber sicher«, sagte Swift und nickte Imogen zu. »Du kannst auch die anderen Kinder besuchen. Jetzt sollten wir allerdings nach Hause fahren. Ich will dir noch dein neues Zimmer zeigen und Oma sagt, dass sie mit dir einkaufen gehen will. Du brauchst einen neuen Schlafanzug. Was meinst du?«

      Imogen sah eine ältere Frau an, in der Micha jetzt Swifts Mutter erkannte. Deb. Imogen überlegte kurz und nickte dann. »Okay. Danke sehr, Oma.«

      Einen Moment… Neues Zimmer? Das machte doch keinen Sinn. War Swift gerade umgezogen? Oder hatte er sich von Imogens Mutter getrennt und war ausgezogen?

      Dafür wirkte er allerdings viel zu fröhlich.

      Nicht, dass Micha jemandem eine Scheidung gewünscht hätte. Schon gar nicht einem so netten Mann wie Swift. Micha lächelte, als er sich daran erinnerte, wie fürsorglich Swift früher seine jüngeren Geschwister beschützt hatte, die alle schwul waren. Vermutlich hatte er innerlich immer gehofft, Swift wäre vielleicht auch bi oder so. Ausgeschlossen war das auch jetzt noch nicht. Solange Swift nur glücklich war – wie auch immer –, freute sich Micha für ihn.

      Das hieß aber noch lange nicht, dass Swift von seinen Problemen hören musste, falls er noch nichts davon erfahren hatte. Was allerdings an ein Wunder grenzen würde. Am besten war, Micha ging dem Thema einfach aus dem Weg.

      »Es war nett, dich wiederzusehen«, sagte er zu Swift. »Und ich habe mich sehr gefreut, dich kennenzulernen, Imogen. Ihr habt bestimmt noch viel vor und ich…«

      »Ja, richtig«, sagte Pops und setzte sich auf, als hätte er gerade eine gute Idee gehabt. Sogar Peri, die Schäfchenwolke, hob den Kopf, um Pops zu lauschen. Und so war es dann auch. Pops sah Micha an und schnipste mit den Fingern. »Darcy, haben wir nicht noch die Kisten mit den Kindersachen bei uns auf dem Dachboden?«

      Darcy nickte stirnrunzelnd. »Ja, ich glaube schon. Es war einfacher, als sie in unser Haus zu bringen.«

      Pops grinste und nickte ebenfalls. »Hervorragend. Micha, könntest du Swift damit helfen?«

      Micha zog die Augenbrauen hoch und sah Rhett fragend an.

      Er hatte nichts dagegen, Swift zu helfen. Aber was ging hier vor? Rhett war doch Swifts bester Freund, nicht Micha. »Sicher. Aber Rhett…«

      »Der muss zu seinen Babys zurück. Stimmt's, Rhett?« Pops schüttelte würdevoll mit dem Kopf. »Louella kann sich doch nicht allein um die beiden Teufelchen kümmern, oder?«

      »Oh nein«, stammelte Rhett. »Mein Gott, ich habe komplett die Zeit vergessen. Natürlich nicht!« Er sprang hastig von seinem Stuhl auf.

      Rhett hatte Micha schon gestanden, dass er sich immer noch daran gewöhnen müsste, jetzt Vater zu sein. Micha konnte das verstehen, denn Rhett und Louella hatten die Babys erst vor rund einem Monat adoptiert. Sosehr Micha Kinder auch liebte, er war sich nicht sicher, ob er in der Lage wäre, für ein ganzes Leben die Verantwortung für ein Kind übernehmen zu können. Schon gar nicht für zwei. Er konnte sich ja kaum um sich selbst kümmern.

      »Bis später dann?«, sagte Rhett, winkte ihnen zu und eilte aus der Küche. Pops warf Micha einen fragenden Blick zu.

      »Oh. Ja, äh…«, stammelte Micha. »Natürlich kann ich dir helfen, Swift.« Er meinte es ehrlich. Seine lächerliche Verliebtheit hatte offensichtlich im Laufe der Jahre nicht nachgelassen. Das hieß jedoch noch lange nicht, dass er sich nicht zusammenreißen und wie ein erwachsener Mann aufführen konnte. Wenn Swift Hilfe brauchte, war Micha für ihn da.

      »Danke, Junge«, sagte Darcy und gab ihm einen Klaps an den Arm.

      Das machte sie schon, seit Micha als verängstigter Zehnjähriger hier angekommen war. Aber es war wohl das erste Mal, dass er nicht zusammenzuckte, wenn sie ihn Junge nannte und dabei – wenn auch nur im Spaß – nach ihm schlug. Es fühlte sich eigentlich recht nett an. Vielleicht fing er ja doch an, die traumatischen Erfahrungen seiner Kindheit langsam zu überwinden.

      »Kein Problem«, sagte er und hoffte, seine aufgesetzte Fröhlichkeit hörte sich normal an. »Nach was suchen wir?«

      Darcy trommelte mit den Fingern an ihre Kaffeetasse. »Wenn ich mich recht erinnere, nach einer weißen Kiste mit der Aufschrift Peppers Klamotten und einer braunen, auf der Peppers Spielsachen steht. Falls nicht Leon die Kisten gepackt hat. Dann hat er sie vermutlich mit Rätseln aus Dungeons & Dragons beschriftet und Cthulhu stehe euch bei.«

      Damit löste sie bei allen lautes Gelächter aus. Swift fragte Imogen, ob sie mit ihrer Oma knuddeln wollte. Deb rutschte so aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her, als hätte sie ihre Enkelin noch nie in den Armen gehalten. Micha machte ihr keine Vorwürfe. Es war besser, seine Liebe zu einem Kind etwas zu überschwänglich zu zeigen, als den Scheck vom Sozialamt in Empfang zu nehmen und sich ansonsten einen Dreck zu scheren.

      Er war so begierig darauf gewesen, zu helfen und seinem Pops zu zeigen, dass er ihm dankbar und ein Teamplayer war. Deshalb fielen ihm die Konsequenzen seiner Zusage erst auf, als Swift aufstand und Imogen ihrer Oma übergab.

      »Willst du vorausgehen?«, fragte Swift ihn.

      Ah. Er würde mit Swift allein sein. Das war so ziemlich das genaue Gegenteil dessen, was Micha beabsichtigt hatte. Doch wenn er jetzt einen Rückzieher machte, würden sie ihn für einen Faulenzer halten, und das war definitiv nicht richtig. Er wollte Pops beweisen, dass er auch eine Hilfe sein konnte, ohne gleich alles zu vermasseln.

      Obwohl er das vielleicht eher sich selbst beweisen wollte als Pops.

      Wie auch immer. Er durfte sich jetzt jedenfalls nicht blamieren, durfte Seattle nicht erwähnen und auch nicht, dass er dort mit dem Gesetz in Konflikt geraten war. Er musste sich Mühe geben und durfte sich nicht wie ein Idiot aufführen.

      Wenn er nur nicht selbst sein größter Feind wäre…

      »Oh mein Gott, ein Kätzchen!«, rief er und ging zu der grauen Box, die auf der Kommode stand. Er hatte sie nicht beachtet, als er in die Küche gekommen war. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf Swift gerichtet gewesen, den er seit Jahren das erste Mal wiedersah. Micha liebte Katzen und als er das kleine rote Fellknäuel in der Box sitzen sah, hockte er sich vor die Kommode, um es sich durchs Gitter zu betrachten.

      Und hätte beinahe ein Auge verloren.

      Die Katze fauchte und schlug mit den Krallen nach ihm. Micha konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen und zurückspringen. Und zwar direkt in Swifts starke Arme, der ihn auffing und an seine harte Brust drückte.

      Micha erstarrte. Miiist, schrie es in ihm, als er vorsichtig den Kopf hob. Swift schaute auf ihn herab und lächelte bedauernd.

      »Sorry. Er ist anscheinend nicht ganz ungefährlich.«

      Imogen kicherte und wippte auf Debs Schoß auf und ab. »Butter Bee ist lustig!«, rief sie.

      Micha wünschte, der Boden möge sich unter ihm auftun und ihn verschlucken. So peinlich ihm die Sache auch war, sein Schwanz scherte sich nicht darum und freute sich über Swifts Berührung. Reiß dich zusammen!, schalt Micha sich und befreite sich aus Swifts Händen.

      »Von der Katze fernhalten«, sagte er nickend und salutierte. »Ich merke es mir. Wollen wir jetzt, äh… nach den Sachen suchen?«

      Swift strahlte, sah die anderen Anwesenden kurz an und streckte den Arm aus. »Nach dir.«

      Das waren die perfekten