Homeward Bound. H.J. Welch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: H.J. Welch
Издательство: Bookwire
Серия: Pine Cove
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238343
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rollte mit den Augen. »Saul ist achtzehn, Pops. Du bist schon ziemlich lange Großvater.«

      Tyee schmunzelte. »Ich bin eben ein Sturkopf.«

      Auf dem Boden gähnte der Pyrenäenhund und rollte sich auf die Seite wie eine übergroße weiße Schäfchenwolke. Swift bückte sich lächelnd und rieb ihm den Bauch. Dann warf er einen misstrauischen Blick auf die Katzenbox, die auf einer der Kommoden stand.

      Eine rote Katze fauchte ihn durchs Gitter an.

      »Und ich hatte noch nie eine Katze. Niemand in unserer Familie hat eine Katze. Hätte sie nicht einen Hund haben können?«

      Er warf einen erschrockenen Blick über die Schulter, aber Imogen spielte draußen im Garten. Er konnte sie auf der Schaukel sitzen sehen. Swift konnte nicht erkennen, wer hinter ihr stand und sie anstieß, aber es musste ein Perkins sein, also machte er sich keine Sorgen, solange er sie aus der Küche im Auge behalten konnte.

      Er wollte nicht, dass sie dachte, er würde sich über sie beschweren. Weil das ganz und gar nicht stimmte. Allerdings war es erst einige Stunden her und er war trotzdem schon vollkommen erschöpft, weil er sich ständig Gedanken machte, ob sie genug gegessen hatte, ob sie wieder weinen würde oder – was am schlimmsten war – ob sie hier sicher war.

      Jede harmlose Kleinigkeit kam ihm plötzlich wie eine erschreckende Bedrohung vor – Türgriffe oder Sicherheitsgurte, selbst der Bürgersteig. Wenn sie stolpern sollte und sich Knie oder Hände aufschlug, war das nur seine Schuld. Er brauchte einen Kindersitz fürs Auto und vielleicht Schutzkanten aus Gummi, die er an den Tischen und Schranktüren anbringen konnte…

      »Tief Luft holen, Mäuschen.« Mom rieb ihm wieder über den Rücken.

      Swift merkte, dass er vor Panik zu keuchen angefangen hatte. Wie peinlich. Er holte tief Luft und massierte sich die Schläfen.

      »Also gut«, sagte er und machte ein gefasstes Gesicht. »Alles in Ordnung. Eines nach dem anderen, ja?«

      Rhett grinste und gab ihm einen aufmunternden Klaps ans Bein. »Eines nach dem anderen.«

      »Womit fangen wir an?«, fragte Darcy und ging zu der Kaffeekanne, um sich Kaffee nachzuschenken. Dann hielt sie fragend die Kanne hoch.

      Nachdem niemand Kaffee wollte, trank sie einen Schluck aus ihrer Tasse und kam an den Tisch zurück. »Lasst uns mit dem Wichtigsten anfangen. Die Kleine und die Katze brauchen etwas zu essen und einen Platz zum Schlafen. Kannst du zum Laden fahren und deine Vorräte aufstocken?«

      »Sicher. Womit?« Swift zog sein Handy aus der Tasche, um sich Notizen zu machen.

      Darcy und Rhett tauschten einen Blick mit Tyee und Swifts Mom. »Mach es nicht zu kompliziert«, schlug Darcy vor. »Warum fragst du sie nicht, was sie am liebsten isst? Es ist ein großer Tag für sie und sie war sehr brav, also hat sie eine Belohnung verdient.«

      Swifts Mom nickte. »Sie kann doch in deinem Gästezimmer schlafen, nicht wahr? Oma kann ihr einen Schlafanzug schenken und neue Puschen!« Sie sah aus, als wäre sie im siebten Himmel. Swift freute sich für sie und vergaß für einen Moment seine Probleme.

      Imogen war das erste Enkelkind und die erste Nichte in der Familie. Es war eine ziemlich große Sache und so sehr er auch mit seinen Schuldgefühlen kämpfte, nichts von ihr gewusst zu haben, so sehr freute er sich auch über seine Familie, für die das Glas immer halb voll war. Sie waren alle unheimlich glücklich darüber, von Imogen erfahren zu haben – jeder und jede Einzelne von ihnen, mit denen er bisher gesprochen hatte.

      Swift bedauerte, dass Amy erst in eine Entzugsanstalt eingeliefert werden musste, um sie alle zusammenzubringen. Er hoffte, dass sie ihre Sucht in den Griff bekam und sie die Verantwortung für Imogen zwischen sich aufteilen konnten.

      Falls er die nächsten paar Wochen überlebte.

      Richtig. Kindernahrung. Katzenfutter. Pyjama. Es hörte sich alles so erschreckend an. Imogen hatte in ihrem kleinen rosa Koffer einige Kleidungsstücke und Toilettenartikel mitgebracht, die für die nächsten Tage ausreichen würden. Aus irgendeinem Grund enthielt der Koffer sogar zwanzig Paar Socken. Das Bett in Swifts Gästezimmer war immer frisch bezogen für den Fall, dass jemand von seinen Geschwistern zu Besuch kam und sich entschied, bei ihm zu übernachten. Imogen hatte also schon ein Bett, das nur auf sie wartete.

      Aber… das war's auch schon. Was sollte Swift nur mit ihr anfangen? Er hatte zwar einige Worte mit ihr gewechselt, aber was machten Fünfjährige so tagein, tagaus? Swift hatte keine Ahnung.

      »Ich brauche vielleicht Spielzeug für sie. Spielen Kinder heutzutage noch Brettspiele? Oder sollte ich ihr Spiele auf mein iPad runterladen?«

      Rhett und seine Schwester zuckten mit den Schultern. »Kann beides nicht schaden«, meinte Rhett.

      »Wir haben noch alte Puppen von Pepper. Ich bin sicher, dass sie die gerne spendet«, sagte Darcy. Die fünfzehnjährige Pepper war die beste Freundin von Swifts Schwester Kestrel. Schon lustig, wie klein die Stadt manchmal war.

      Swift ließ den Kaffee in seiner Tasse kreisen. »So hatte ich das alles nicht geplant, wisst ihr?« Er sah sich in der Küche um. Der Gedanke hatte schon den ganzen Tag an ihm genagt und jetzt war er einfach so damit herausgeplatzt. »Ich dachte, ich lerne eine nette Frau kennen, wir heiraten, bekommen ein Baby… Jetzt ist alles wie auf den Kopf gestellt.«

      Rhett schnaubte und trat ihm ans Bein. »Da hast du dir das falsche Publikum ausgesucht, Mann. In dieser Familie ist nichts normal. Wir haben es alle irgendwie anders gemacht.«

      »Normalität wird sowieso überschätzt«, mischte sich Darcy ein.

      »Was ist eigentlich normal?«, fügte Tyee hinzu und zeigte mit dem Finger auf Swift. »Sie haben uns beigebracht, ein weißer Gartenzaun wäre normal. Mann und Frau. Hausfrau und zwei oder mehr Kinder.«

      »Bügeln«, ergänzte Swifts Mom kopfschüttelnd die Liste. »Und frischer Apfelkuchen.«

      »Sunny und ich?« Tyee stieß sich mit dem Finger an die Brust. »Wir haben Nein gesagt. Nicht nur dazu. Wir wussten schon vierzig Jahre, bevor sie uns dieses Stück Papier erlaubt haben, dass wir ein Ehepaar sind. Wir wussten, dass wir Kinder wollen, obwohl uns niemand Pflegekinder überlassen wollte, von einer Adoption gar nicht zu reden. Und schau dir an, was aus uns geworden ist!«

      »Was Tyee uns damit sagen will, ist, dass wir im einundzwanzigsten Jahrhundert leben«, meinte Swifts Mom. »Es gibt mehr als einen Weg, Vater zu werden oder eine Familie zu gründen. Und wir werden den richtigen finden. Das Wichtigste ist doch, dass du ein Teil von Imogens Leben werden willst. Der Rest findet sich schon.«

      Swift nickte und rollte mit den Schultern. »Ja, du hast recht«, sagte er und fing langsam an, es auch zu glauben. Nur, weil das alles nicht geplant war, war es noch lange nicht falsch. Es war nur eine dieser Überraschungen, die das Leben manchmal bereithielt. Er durfte sich von seinen Zweifeln und Unsicherheiten nicht lähmen lassen. Er musste mit beiden Füßen voran ins kalte Wasser springen und schwimmen lernen.

      Was konnte schon Schlimmes passieren? Solange er sich gut um Imogen kümmerte und für sie da war, konnte er auch einen Weg durch die unbekannten Gewässer finden, die vor ihm lagen.

      Es fiel ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Imogen war jetzt das Wichtigste in seinem Leben. Alles andere kam erst an zweiter Stelle. Und wenn man es so sah, war es wirklich nicht so kompliziert. Es war sogar ziemlich einfach.

      »Daddy, Daddy!«, rief Imogen von der Veranda hinterm Haus und das Stampfen kleiner Füße war zu hören.

      »Hier bin ich, Schätzchen!«, rief Swift zurück und freute sich, weil ihm der Kosename so leichtfiel. Seine Mom strahlte ihn an.

      »Siehst du, du kannst es schon«, sagte sie und drückte seinen Arm.

      »Hoppla!«, sagte eine zweite Stimme, aber Swift konnte nicht sehen, zu wem sie gehörte. Es musste der unbekannte Perkins sein, der die Schaukel angestoßen hatte. Es war eine männliche Stimme. Vielleicht war es Saul, Logans ältester Sohn.

      Imogen