Homeward Bound. H.J. Welch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: H.J. Welch
Издательство: Bookwire
Серия: Pine Cove
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238343
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Haare waren noch strubbeliger als zuvor. Swift nahm sich vor, eine dieser speziellen Haarbürsten zu kaufen, die Kestrel immer benutzte.

      Während er im Kopf seine Einkaufsliste zusammenstellte, wirbelte Imogen herum und zog sich ihre nach unten gerutschten Söckchen hoch. »Daddy, wir waren auf dem Mond und haben Meerjungfrauen gefunden und jetzt suchen wir einen verborgenen Schatz!«

      Swift grinste und lud sie ein, sich auf seinen Schoß zu setzen. »Das ist ja fantastisch, Schätzchen! Und mit wem hast du gespielt?«

      »Mit meinem neuen Freund«, erklärte Imogen stolz, während sie ihm auf die Beine kletterte. »Er hat schöne Bilder.«

      »Ein neuer Freund?« Imogen nickte. Swift hob den Kopf und sah einen Mann, der mit Imogens kleinen Turnschuhen in der Hand die Küche betrat. Von wegen einfach. Swift musste kurz überlegen, wer der Mann sein könnte.

      Er hatte sich sehr verändert. Das war nicht mehr der schlaksige Junge mit den braunen Augen und dem ruhelosen Blick. Das war ein grinsender Mann, der sich in den letzten Jahren von einem Teenager zu einem Erwachsenen entwickelt hatte. Seine Arme waren mit Tätowierungen bedeckt und die früher kurzen, dunklen Haare hingen ihm in dichten Locken in die Stirn.

      Swift hätte Micha Perkins trotzdem überall wiedererkannt.

      Er bekam einen trockenen Mund, was lächerlich war. Swift hatte sich mit Rhetts kleinem Bruder immer gut vertragen, hatte seine Gesellschaft sogar genossen, wenn Micha hier und da sein Misstrauen aufgab und locker wurde. Michas Blick war auf Imogen gerichtet. Er machte einen unbeschwerten, glücklichen Eindruck.

      »Hast du die Karte gefunden, Schiffskamerad?«, fragte er grinsend und stemmte die Hände in die Hüften.

      Dann bemerkte Micha die vielen Menschen, die in der Küche versammelt waren. Er ließ die Hände fallen und zuckte zusammen, als er ihre Blicke auf sich gerichtet sah. Innerhalb einer Sekunde hatte er sich vor Swifts Augen wieder in den verschlossenen jungen Mann verwandelt, an den Swift sich noch so gut erinnerte.

      »E-entschuldige«, sagte Micha schuldbewusst zu seinem Pops. »Wir haben nur gespielt.«

      Swift hatte nie erfahren, was Micha vor seiner Adoption widerfahren war und ihn Erwachsenen gegenüber so misstrauisch gemacht hatte. Mit seinen Nichten und Neffen konnte er wunderbar umgehen. Es war beinahe, als könnte er nur mit Kindern wirklich er selbst sein. In den Schock des Wiedersehens mischte sich Traurigkeit darüber, dass sich Micha in dieser Beziehung nicht geändert zu haben schien.

      Körperlich waren die Veränderungen allerdings nicht zu übersehen. Swifts Herz machte etwas, was ihm in letzter Zeit nur noch selten passierte, wenn er einen Mann oder eine Frau ansah.

      Es schlug einen Purzelbaum.

      Micha war wunderschön, trotz der besorgten Blicke, die er seinem Pops und seinen Geschwistern zuwarf.

      Dann sah er Swift und etwas noch Schlimmeres huschte über sein Gesicht. Hätte man Swift gefragt, er hätte es Entsetzen genannt.

      Und dieses Entsetzen galt ihm.

      Kapitel 4

      Micha

      »Swift?«

      Micha hätte nicht erwartet, dass seine Rückkehr nach Pine Cove noch demütigender werden könnte. Er hatte sich getäuscht.

      Nachdem er aus seinem Spielmodus gerissen wurde, sah er sich in der Küche um. Da waren Pops, sein Bruder Rhett, seine Schwester Darcy und Frauen, an die er sich von früher erinnerte. Und da war…

      Swift Coal. Verdammt.

      Micha hatte sich immer noch nicht so ganz von seiner kurzen Haft, der Gerichtsverhandlung und seiner dämlichen Rückkehr nach Pine Cove erholt. Und da musste ausgerechnet dieser herrliche, perfekte Swift hier auftauchen? Von allen denkbaren Besuchern ausgerechnet er?

      Er war immer eine Art Heiliger gewesen – der Starathlet mit den guten Noten und den perfekten Manieren. Genau die Art von Mann, die Micha nie werden würde, so sehr er sich das auch immer gewünscht hatte. Swift und Rhett hatten sich auf der Oberschule angefreundet und waren auch danach in Kontakt geblieben, obwohl sie an unterschiedlichen Colleges studierten. Nach dem Studium ließen sie sich in Pine Cove nieder und wurden allerbeste Freunde.

      Micha war damals mitten im Teenageralter und kostete seine pubertäre Libido mit voller Macht aus. Als Swift Coal ständig im Haus auftauchte, um Rhett zu besuchen, fiel Micha in ein Lustkoma, das ihm unmissverständlich klarmachte, dass seine Vermutung richtig und er schwul war.

      Sobald Swift den Raum betrat, konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Swift hatte goldbraune Haut, sonnengelbe Haare, ausgeprägte Muskeln und ein Lächeln, das Michas Herz und Schwanz gleichermaßen zum Leben erweckte. Er stolperte über seine eigenen Füße, wenn er den gottgleichen Swift nur ansah.

      Und jetzt war Swift hier.

      Halt. Warum war er eigentlich hier? Während Michas Verstand sich langsam entwirrte, brach die Realität wie eine kalte Dusche über ihn herein.

      Imogen saß auf seinem Schoß. Swift war ihr Daddy. Und das hieß, dass ihre Mommy entweder Swifts Frau oder seine Freundin war.

      Micha war am Boden zerstört vor Enttäuschung. Es war geradezu lächerlich. Er hatte doch immer gewusst, dass Swift nicht schwul war und auch nicht wundersamerweise bisexuell oder sonst was. Swift würde dem missratenen kleinen Bruder seines besten Freundes nie auch nur einen zweiten Blick gönnen. Es gab nichts, worauf Micha eifersüchtig sein konnte. Er sollte sich darüber freuen, dass Swift glücklich war und eine Familie hatte.

      Micha hoffte, dass dieses Gedankenwirrwarr ihm so schnell durch den Kopf geschossen war, wie es sich angefühlt hatte. Sonst hätten ihn die anderen nämlich unangenehm lange angestarrt.

      Er wäre beinahe wieder über seine eigenen Füße gestolpert, obwohl er stocksteif im Zimmer stand. Micha schlang sich die Arme um den Leib und hoffte, dass sein Lächeln nicht allzu grimassenhaft aussah. Oh Gott, Swift hatte vermutlich schon gehört, dass der jüngste Perkins jetzt vorbestraft war. Die Demütigung drohte, ihn zu überwältigen.

      Swift zog die Augenbrauen hoch und ein leichtes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. »Micha. Wow. Lange nicht gesehen. Schön, dass du wieder zu Hause bist.«

      Micha warf einen Blick auf seinen Bruder. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Hatte Rhett seinem Freund von Michas Verhaftung erzählt? Oder hatte er es verschwiegen, weil er sich schämte? Wie auch immer, jedenfalls flippte Swift nicht aus, weil sein kleines Mädchen mit einem Kriminellen gespielt hatte.

      »Danke«, sagte Micha mit dem Anflug eines Lächelns. Sein Magen zog sich krampfhaft zusammen und sein Schwanz pochte. Und das alles nur, weil er Swift persönlich gegenüberstand. Micha hielt sich von Facebook und anderen sozialen Medien fern. Sie waren einfach nicht sein Ding. Deshalb hatte er auch schon lange keine Fotos mehr von Swift gesehen und… Verdammt. Swift war noch heißer als früher. Micha fragte sich, ob er immer noch in dem Fitnessstudio als Trainer arbeitete.

      Imogen drehte sich zu Swift um und sah ihn mit ihren braunen Augen ernst an. Die musste sie von ihrer Mom haben, denn Swifts Augen waren so blau wie der Himmel.

      »Ist Micha auch dein Freund?«, fragte sie ihn.

      Swift blinzelte überrascht. Dann lächelte er seiner Tochter zu. »Ja«, antwortete er zu Michas Überraschung.

      Ein Anflug von Stolz wärmte Micha das Herz. Dachte Swift wirklich, sie wären nach all den langen Jahren noch Freunde? Sicher, Micha hatte oft mit ihm und Rhett rumgehangen. Aber er war davon ausgegangen, dass sie ihn immer nur als den störenden kleinen Bruder gesehen hatten, der ihnen im Weg war.

      Doch dann lächelte ihn Swift an und sein Lächeln war so ehrlich, dass Michas Herz zu flattern anfing. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal von einem Menschen so angestrahlt worden war, der nicht zu seiner unmittelbaren Adoptivfamilie gehörte. Vielleicht von Brie, wenn er ihr ein Eis spendierte und sich an ihren Lieblingsgeschmack erinnerte. Guter Gott. Er hoffte