Sandsteinblut - Elbsandstein Horror-Thriller (Hardcore). Marty Ramone. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marty Ramone
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783947183357
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sich. Sie küsste ihr Halsmedaillon, in dem die Namen ihrer Kinder eingraviert waren. Dann stürzte sie sich in das Polenztal hinunter und zerschellte in 100 Meter Tiefe auf dem harten Gestein.

       Hoch oben auf dem Plateau der Burg schwebte Incubus unsichtbar. Sein Auftrag, eine Seele für seinen Herrn, den Teufel, zu beschaffen, war ihm meisterhaft geglückt. Und während im prasselnden Regen Hinko Berka von Duba und Tristan zu Frienstein um ihre Frau und Schwester so laut weinten, dass sämtliche Kerzenlichter in der Festung Hohnstein angingen, brach der Dämon in ein teuflisches Lachen aus, dass sich unerkannt mit den Naturgewalten vermischte…

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      Sechs Monate später, es war tiefster Winter im Elbsandstein, begehrten drei vermummte Frauen Einlass an der Burg. Es handelte sich um die Einsiedlerin Piroschka und die Zwillinge zu Hohnstein.

      Sie wurden vom Grafen empfangen, der in seiner Trauer um seine geliebte Frau Sophie scheinbar irre geworden war. Leere Weinflaschen türmten sich auf dem Tisch seines Konferenzsaals, in dem Gaukler und Spielleute für Unterhaltung sorgten.

      Hinko Berka war stark angetrunken. Ritter Tristan leistete ihm Gesellschaft, der jedoch im Gegensatz zum Grafen, jederzeit einen kühlen Kopf bewahren wollte und deshalb nüchtern blieb.

      Der Graf hob die Hand. Die Musiker hielten inne.

       „Was wünscht Ihr?“

      Pia führte sich zur Rädelsführerin auf: „Ihr habt Anja zu Hohnstein geschwängert. Sie trägt Eure Brut in sich. Seht her!“ Die Hexe entblößte den Bauch Anjas. Der war schon prall und rund. Es würde nur noch wenige Wochen dauern und die Trächtige bekäme die eingepflanzte Leibesfrucht des Adligen geboren. Die Schwangere war wie ihre Schwester stark eingeschüchtert und zehrte seit Monaten an ihren seelischen Wunden.

       Piroschka sprach: „Was gedenkt Ihr zu tun?“

       Der Burgherr bekam rote Wangen. Er konnte den Vorwurf nicht von sich weisen. Hinko nippte an seinem Weinkelch. „Es soll dem Kinde an nichts fehlen, wenn es das Licht der Welt erblickt. Aber nun lasst mich allein. Ich werde mich mit meinem Ritter beraten.“

      Die Hexe gab sich vorerst zufrieden, drohte dennoch: „Das Baby wird von adligem Geschlecht sein. Ihr werdet für es sorgen müssen. Vergesst das nie! Es könnte sonst Unheil über die Berka von Duba hereinbrechen.“ Sie nahm die damals geschundenen Schwestern bei der Hand und verließ die Burg.

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      „Mein Herr! Wie wird Euer Volk von Euch denken, wenn es erfährt, dass Ihr eine Bäuerin geschwängert habt?“ Tristan wusste nur zu gut, dass sein Status mit dem des Grafen eng verbunden war. Sollte die Gefolgschaft Hinkos ihm dem Rücken kehren, wäre sein Raubrittergut auch nur wieder ein unbeschriebenes Blatt auf der Landkarte des Elbsandsteingebirges.

      „Was soll ich denn tun?“ Hinko Berka konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

       „Das Kind darf unter keinen Umständen auf die Welt kommen! Diffamieren wir die Zwillinge als Hexen. Ich lasse verbreiten, dass durch einen Pakt mit dem Teufel die Ernte der Bauern so schlecht ausgefallen ist. Der Mob sehnt sich in der angespannten, kläglichen Lage nach Sensationen. Das spielt uns in die Hände. Euer Volk wird sofort darauf anspringen. Dann verkünden wir, dass die Schwestern ebenso wie unsere geliebte Sophie in den Abgrund stürzen müssen, da sie zu Lebzeiten mit dem Beelzebub im Bunde waren.“

      „Ein wahrlich guter Gedanke. Aber was machen wir mit dem anderen Weib, dieser Einsiedlerin?“ Der Graf soff den letzten Rest Wein aus dem Krug und blickte verklärt.

       Tristan überlegte kurz: „Die Frau hat mit der Sache an sich nichts zu tun. Sie ist keine Bäuerin. Wir werden die Geschwister der Hexerei anklagen. Die Böhmin nehmen wir gefangen, damit sie unserem Plan nicht gefährden kann, in dem sie unliebsame Äußerungen an das Volk weitertragen könnte.“

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       Einige Tage später…

      Schwer bewaffnete Krieger ritten am frühen Morgen in eisiger Kälte durch das Burgtor. Der eine Trupp bewegte sich in Richtung Rathen, mit der Hütte Piroschkas unterhalb des Gamrigs zum Ziel. Der andere war auf dem Weg zum Gut der Geschwister zu Hohnstein.

      Die Hexe träumte noch, als das Holz der Eingangstür barste. Die Ritter überfielen Pia förmlich im Schlaf; überwältigten und legten sie in Ketten. Zu schnell war die Teufelsanbeterin überrumpelt worden, als dass sie sich noch hätte wehren können.

      Auch Anja und Andrea hatten der Waffengewalt nichts entgegen zu setzen. Sie wurden in einen Käfig gesperrt und zur Burg gebracht. Dort erwartete man sie bereits. Hinko Berka, sein Vasall Tristan und der ganze schaulustige Mob harrten der Dinge, die da folgen sollten. Die Schergen des Grafen geleiteten die Mädchen zum Plateau.

      Tristan erhob das Wort: „Schwestern zu Hohnstein, Ihr werdet angeklagt, mit Satan zu sympathisieren. Wie auch sonst hätte sich so eine Dürre über das Land ausbreiten können?“ Der Mob johlte.

      „Seid Ihr von Sinnen? Wir sind nur einfache Bauerstöchter, die selbst keine Ernte einfahren konnten“, rief Andrea angsterfüllt in das weite Rund. Das Volk war da jedoch anderer Meinung.

       „Tötet sie! Es sind Hexen. Sie haben unser Land vergiftet. Die Weiber sind mit dem Teufel im Bunde“, schrie einer im Pulk der Menschenmenge. Anderen Leute stimmten mit ein: „Tötet sie!“

      „Zeigt Erbarmen, Herr.“ Anja weinte bitterliche Tränen. Sie ahnte, dass das Todesurteil für sie und ihre Schwester bereits feststand. Das Mädchen sah die hasserfüllten Blicke der Bauern, die sich wie feine Nadelstiche auf ihrer Haut anfühlten. Die Zwillinge zitterten vor Todesangst.

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       Einige Stunden zuvor…

      Drei Krieger standen draußen bei den friedlich grasenden Pferden.

       Piroschka lag in einer Ecke ihrer Hütte. Die Hexe spürte, dass mit Anja und Andrea zu Hohnstein schreckliche Dinge passieren würden, wenn sie nicht eingriff. Doch schwere Eisenverschlüsse umgaben ihre Hand -und Fußgelenke, aus denen sie sich nicht winden konnte. Der Knappe bewachte sie zusätzlich, während sich sein Ritter in der spärlich ausgestatteten Behausung umsah. Heinrich von Arnstein entdeckte den Zugang zu einem Verschlag. Er öffnete die knarrende Tür und leuchtete mit seiner Fackel in die Dunkelheit. „Das musst du dir anschauen, Wilhelm. Hier hängt alles voll von Würsten und gepökeltem Fleisch.“ Wie zum Beweis trat der stattliche Hüne mit einer großen Blutwurst aus der kleinen Kammer. „Das hübsche Frauchen lebt nicht schlecht oder?“

      Der Adlige wartete nicht die Antwort seines Ritteranwärters ab und zog den scharfen Dolch aus der Scheide seines Gürtels. Er schnitt zwei dicke Stumpel ab. Einen gab er seinem Knappen, einen behielt Heinrich für sich. Beim Anblick der Wurst lief Wilhelm das Wasser im Munde zusammen. Das war mal was Feines. Meistens hatten in den vergangenen Monaten Steckrüben auf dem Speiseplan gestanden. Die Männer begannen gierig zu essen.

      „Bedient euch ruhig aus meiner Speisekammer. Es ist genug Fleisch für alle da. Auch für eure anderen Leute“, lud die Hexe die Krieger zum zünftigen Verzehr ein.

      Den Beiden schien es zu schmecken. Weitere Stumpel wanderten in ihre fettigen Mäuler. Piroschka lächelte geheimnisvoll.

       „Du scheinst eine gute Jägerin zu sein, bei den vielen Tierknochen, die deine Hüttenwände schmücken.“

      „Jägerin nicht, aber eine gute Fallenstellerin“, antwortete die Einsiedlerin.

      Die Schergen