Sandsteinblut - Elbsandstein Horror-Thriller (Hardcore). Marty Ramone. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marty Ramone
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783947183357
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dass vor vier Wochen in eine mit Blättern und Zweigen getarnte Fallgrube gestürzt war.

       Die Böhmin war noch zu geschwächt. Aber wenn sie den Überwältigern ein wenig Kinderfleisch abjagen könnte… „Gebt Ihr mir auch etwas ab? Ich hatte heute noch nichts zu essen.“

      „Wir sind ja keine Unmenschen, Weib.“ Ritter von Arnstein schnitt ein dickes, fettiges Stück Wurst ab. Er gab es der Hexe. Die steckte es in den Mund und kaute zügig den Brocken fein. Nebenbei murmelte sie sich etwas in den Bart, dass die Männer nicht verstanden.

      Auf einmal ging ein Ruck durch Pias Körper. Der Kopf flog in den Nacken. Ihre Pupillen rutschten nach oben und verliehen der Frau was Dämonisches. Die Muskeln spannten sich an.

      „Was geht hier vor, zum Teufel?“ Heinrich und sein Knappe schauten die Gefangene gebannt an.

      Dann sprangen die Verschlüsse der Ketten auf. Eine unheimliche Macht schien hier am Werk zu sein. Der Ritter und sein Diener schauten sich angsterfüllt und fassungslos an. Noch wussten sie nicht, dass sie nur noch wenige Minuten zu leben hatten.

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       Die Hexe erhob sich. Dann schwebte sie plötzlich über dem Lehmboden. Dabei war Ihr Blick nach unten gerichtet. Heinrich von Arnstein zog sein Schwert. Die Sache wurde ihm jetzt unheimlich. Kein normaler Mensch konnte solche eisernen Ketten sprengen und stand das Weib da vor ihm nicht gerade in der Luft?

       Pia sah auf. Ihre Augen glühten wie Feuer. Das Gesicht des Weibes hatte sich in eine furchterregende Fratze verwandelt. Der Ritter stellte sich schützend vor seinen Knappen. Da stürzte die Hexe auch schon auf die Beiden zu…

      Mit den scharfen Krallen ihrer Hand und unglaublicher Kraft wischte sie den Hünen hinfort, als ob es sich um ein Eichenblatt handelte. Heinrich flog mehrere Meter durch die Luft und krachte an die Sandsteinwand. Knochen splitterten in der Schulter des Schwertarms und den Beinen. Die Klinge landete klirrend in der Ecke. Der Ritter war vorerst kampfunfähig. Wilhelm kniete am Boden und hob die Arme zum Schutze über seinen Kopf. Das Hexenweib packte den Knappen mit einer Hand und hob ihn in die Luft, als ob er nichts wiegen würde. Dann entblößte sie zwei scharfe Fangzähne, die sie dem jungen Mann in die Halsschlagader trieb. Der Lebenssaft sprudelte aus dem Todgeweihten nur so heraus.

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      Was war das für ein Gepolter in der Hütte? Die drei Krieger bei den Pferden sahen sich fragend an.

      „Da stimmt was nicht. Lass uns nachsehen“, riet einer der Männer.

      Sie rannten zum Haus und rissen die Tür auf. Dort erwartete sie ein grauenhaftes Szenario. Die Blutfontäne aus der Hauptschlagader des Knappen bespritzte ihre Körper. Pia schmiss den Toten achtlos fort. Noch ehe die Schergen die Lage abegriffen, war die Hexe schon an sie heran. Den Ersten schnappte sie sich und riss ihn am Rumpf einfach so in zwei Stücke. Ein See aus Blut breitete sich auf dem Boden aus, auf dem der zweite Krieger ausrutschte. Er landete mit dem Gesicht im dickflüssigen roten Saft. Die Hexe stürzte sich auf ihn. Ihre scharfen Krallen schnitten durch das Fleisch des Rückgrats und kappten die Wirbelsäule des Mannes, der infolgedessen sofort gelähmt war. Das Teufelsweib griff mit unvorstellbaren Kräften in den Rücken, zog beide Lungenflügel hervor und zerquetschte sie zwischen den Fingern. Der dritte Scherge bekreuzigte sich bei den erlebten Geschehnissen. Er kehrte an der Tür um und rannte aus der Hexenhütte. Weit kam der Flüchtende nicht. Ehe er sich versah, war Pia herangeflogen und brach ihm während des Davonlaufens das Genick.

      Heinrich von Arnstein lag hilflos am Boden, als die Hexe wieder die Hütte betrat. Langsam ging sie auf ihn zu und beugte sich zu ihm herab. Die messerscharfen Fingernägel trennten seine Pulsader auf. Dann soff sie den Ritter bei lebendigem Leibe aus.

      Als die Blutarmut unaufhörlich voranschritt, erloschen die letzten Lebenslichter des Recken.

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       Tristan blickte den unsicheren Grafen an und wartete auf ein Zeichen. Der war sich mit einem Male gar nicht mehr so sicher, ob das alles richtig war, was hier unter seinem Banner geschah. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Konnte er wirklich die Zwillinge für eine Sache opfern, für die sie sterben sollten; von seinem ungeborenen Kinde ganz zu schweigen?

       Sein Raubritter zischte: „Nun macht schon! Der Mob wünscht ein Bauernopfer!“

       Hinko Berka haderte mit sich selbst. Seine geliebte Frau hatte aus freien Stücken den Selbstmord begangen. Sophie konnte von seiner Entgleisung nichts gewusst haben. Sie war die fürsorgliche und verantwortungsbewusste Mutter seiner Kinder gewesen. Warum hatte sie sich dann umgebracht? Nie zuvor bestand ein Anzeichen, dass so eine Stimmungsschwankung hätte passieren können. Eine unendliche Wut stieg in ihm auf. Eine Wut auf seine Frau, eine Wut auf sich selbst und eine Wut auf Anja und Andrea! Warum sollten die Schwestern zu Hohnstein glücklich weiterleben können, wenn er doch bis an sein Lebensende um sein geliebtes Weib trauern würde?

      Hinko Berka von Duda hielt seine Faust in die Menge. Dann richtete er den Daumen nach unten und gestikulierte damit das Todesurteil der Mädchen.

      Das Volk schrie vor Wonne. Männer und Frauen trieben die Zwillinge Richtung Abgrund. Andrea und Anja weinten in ihrer Todesangst, konnten jedoch gegen die Piken der Bauern nichts ausrichten. Als die Schwestern direkt auf der Klippe standen, blickten sie in die mordlüsternen Gesichter der Menschenmenge.

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      Auf einmal verdunkelte sich der Himmel und es wurde an diesem Vormittag tiefschwarze Nacht. Blitze durchzuckten das Firmament.

       Piroschka schwebte senkrecht über der Schlucht: „Ihr Narren! Die Kinder haben nichts getan. Lasst sie frei!“

      Eine Forke flog durch die Luft und verfehlte sie nur knapp. Die Hexe lokalisierte den Abwurfort. Ein Energiestrahl aus ihrer Innenhand ließ den Werfer augenblicklich zu Staub zerfallen. Der Mob war jedoch so im irren Wahn; er zwang die Mädchen weiterhin zum Rand der Felszunge, bis sie schließlich den Boden unter den Füßen verloren. Andrea Und Anja umklammerten sich noch im Fall. Dann stürzten sie in den Abgrund.

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      Pia feuerte ihre Energiestöße in die Menge. Mit Entsetzen registrierte sie, dass die Zwillinge in die Schlucht fielen. Sie hechtete ihnen nach.

      Die Mädchen schlugen auf eine aus dem Felsen vorstehende Pinie. Der Schmerz war immens. Die Schwestern lösten sich aus ihrer Umklammerung. Andrea konnte sich fangen und hielt sich vorerst an dem Geäst fest. Anja hingegen besaß keinen Halt mehr und stürzte in die Schlucht. Nur noch wenige Meter trennten sie vorm Aufschlag, als die Hexe sie erreichte. Piroschka griff nach ihr und bekam den Zwilling zu fassen. Da knackte das Genick. Fassungslos hielt die Böhmin das tote Kind in ihren Armen, als Andrea neben ihr aufschlug.

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       Die Hexe stieg voller Trauer um ihre Mädchen auf. Sie schrie ihre Wut in das weite Rund der Burg: „Großes Unrecht wurde heute vollbracht. Ich verfluche hiermit alle Verantwortlichen dieser begangenen Schande. Auch deren Nachkommen sollen für diese Mordtat büßen!“

      Tristan zu Frienstein und Hinko Berka von Duba flüchteten sich rechtzeitig in die Katakomben der Festung. Der Graf hatte noch rechtzeitig seine Kinder mit zu sich genommen, als Pia die Burg Hohnstein in Schutt und Asche legte.

      Der Bergfried brannte lichterloh und es sollte 200 Jahre brauchen, bis er wieder intakt sein würde. Der Mob wurde ausgelöscht. Niemand sonst überlebte diese Nacht in den frühen Mittagsstunden.

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