Fake Love. Jennifer Sucevic. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jennifer Sucevic
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783947634972
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Ich bin mir dessen – und seiner – so bewusst wie nie zuvor. Es beunruhigt mich.

      Reeds warmer Atem streicht federleicht über meinen Hals und schickt ein seltsames Schaudern durch meinen Körper.

      "Wir haben überall gesucht, lass uns oben nachsehen", knurrt er an meinem Ohr. "Aber ich sage dir eines: Wenn er nicht da ist, vergiss ihn. Von mir aus kann Tyler sich selbst ficken."

      "Hm …"

      Normalerweise wäre ich genau seiner Meinung. Ich sitze nicht herum und warte auf jemanden. Aber im Moment ist es absolut wichtig, Tyler zu finden.

      "Wenn dein Freund nicht auftaucht, wenn er sagt, dass er kommt, dann sollte er vielleicht nicht dein Freund sein."

      Ich lecke mir schnell über meine trockenen Lippen.

      Als ich nicht antworte, fährt er ungeduldig fort. "Komm schon, dann können wir damit aufhören, unsere Zeit zu verschwenden." Reed stupst mich in den Rücken und ich schaue ihn über meine Schulter hinweg an. Mein Atem stockt mir im Hals, als unsere Blicke sich treffen und ineinander verhaken.

      Tyler.

       Ich muss mich auf den Kerl konzentrieren, mit dem ich zusammen bin.

      Ich reiße meinen Blick von Reed los und starre geradeaus. Schweigend gehen wir durch das Erdgeschoss, aber immer noch gibt es kein Zeichen von Ty. Als Brinley und ich vorhin hierherfuhren, kamen wir auf dem Weg an mehreren Partys vorbei. Ich vermute, dass er bei einer von ihnen Halt gemacht hat.

      Es erfordert einige Mühe, uns zur Vorderseite des Hauses durchzudrängen, wo eine geschwungene Treppe zum Obergeschoss führt. Die Leute halten Reed auf dem Weg an, berühren seine Schulter, wollen ihm eine Faust geben, aber er lässt sie links liegen.

      Die Partybesucher hängen in kleinen Grüppchen auf dem oberen Flur herum, sodass es fast unmöglich ist, durchzukommen. Wir schauen in die Schlafzimmer und suchen nach Tyler, doch er ist nicht zu sehen. Die letzten beiden Türen am Ende des Flures sind geschlossen. Sobald wir sie erreichen, dreht Reed den Griff der ersten Tür. Da sie nicht verriegelt ist, springt sie auf. Er drückt den Lichtschalter an der Wand.

      Ich atme aus, als wir den Raum leer vorfinden. Reed schließt die Tür wieder und deutet mit dem Kopf in Richtung des letzten Zimmers. Mittlerweile geht es mir nicht mehr darum, Ty zu finden. Er ist offensichtlich nicht hier. Und ich habe keine Lust, noch mehr Zeit zu verschwenden. Ich werde nach unten gehen und Brinley suchen.

      Irgendwann wird Tyler schon auftauchen.

      Oder auch nicht.

      Heute Abend sollte es darum gehen, Zeit mit Brin zu verbringen, und nicht um eine Partie Where's Waldo mit Ty.

      Bevor ich Reed sagen kann, dass er es lassen soll, öffnet er die Tür und macht das Licht an. Ich blinzele, während sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnen.

      Und einfach so gibt der Boden unter meinen Füßen nach.

      Tyler liegt mit einem Mädchen, das über seinen Schritt gebeugt ist, in der Mitte des Kingsizebettes. Man muss kein Genie sein, um sehen, was los ist. Und wenn es irgendwelche Zweifel gäbe, wären die lauten Sauggeräusche ein eindeutiges Zeichen.

      Ganz zu schweigen von der rhythmischen Kopfbewegung.

      Ty merkt nicht gleich, dass er Publikum hat. Seine Augenlider hat er zusammengepresst und seine Finger sind in ihrer langen Mähne aus aschblonden Haaren vergraben.

      Ich keuche und schlage mir die Hand vor den Mund.

      Das Geräusch lässt ihn wie ein Klappmesser in eine sitzende Position hochschnellen, er reißt die Augen auf. Unsere Blicke treffen aufeinander, als er das Mädchen von seinem Schwanz stößt und seine Erektion schnell in seine Cargo-Shorts steckt.

      Die Blondine, die ihm einen geblasen hatte, dreht sich um und mustert uns mit großen Augen. Obwohl sie oben ohne ist, scheint sie total unbekümmert zu sein. Sie schert sich weder um ihre fehlende Kleidung, noch um die Leute, die sich im Flur hinter uns versammelt haben und ihre Hälse recken, um zu sehen, was los ist.

      Meinen Blick abzuwenden, scheint mir das Höflichste zu sein, was ich tun könnte, aber ich kann nicht aufhören, sie anzustarren. Es ist wie ein schrecklicher Verkehrsunfall, von dem ich nicht wegschauen kann.

      "Hey", lallt sie und schließt die Augen. "Du bist Reed Philips!" Sie leckt ihre geschwollenen Lippen und grinst. Um ihren Mund ist roter Lippenstift verschmiert, der ihr ein clownhaftes Aussehen verleiht. "Willst du einen Blowie?"

      Aus Reeds Brust dringt ein Knurren, bevor er explodiert. "Du Scheißkerl!"

      Und dann bricht die Hölle los. Ich schreie auf, als Reed sich auf das Bett stürzt. Tylers Augen weiten sich, er rollt von der Matratze und landet unsicher auf den Füßen. Er reißt die Hände hoch, als ob das den Güterzug, der auf ihn zurast, aufhalten könnte.

      "Hey, Mann", schreit er, "es ist nicht das, wonach es aussieht!"

      In meiner Kehle sprudelt ein Lachen hoch.

       Wow, das ist gut. Weil es so aussah, als würde er seinen Schwanz von einer Tussi gelutscht bekommen, die nicht seine Freundin ist.

      Bevor ich etwas sagen kann, packt Reed meinen Freund an der Hemdbrust und knallt ihm seine Faust ins Gesicht.

      Oder besser gesagt: meinem Ex-Freund.

      Ich zucke zusammen, als Tyler grunzt. "Scheiße, Mann! Immer mit der Ruhe! Es war nur ein Blowjob."

      Reeds Gesicht verfärbt sich tiefrot vor Wut. Wenn Tyler auch nur einen Funken Verstand besäße, würde er seine Klappe halten. Es ist kaum eine Minute her und schon schwillt sein Auge an. Er wird morgen früh ein höllisches Veilchen haben. Nicht, dass er es nicht verdient hätte, aber ich mag keine Gewalt.

      Ty leckt sich die Lippen, als sein Blick von mir zu dem wütenden Reed und dann zu den Leuten, die im Flur stehen, wandert. "Ich wollte nicht, dass das passiert. Es war …"

       Bitte sag jetzt nicht, dass es ein Unfall war! So wie, dass dieses Mädchen gestolpert und auf deinen Penis gefallen ist.

       Mit ihrem Mund.

      "Es war ein Unfall", beendet er lahm.

      Jetzt, nachdem der erste Schock abgeklungen ist, explodiere ich: "Das ist Schwachsinn, Ty." Ich deute zu dem halb nackten Mädchen auf dem Bett. O mein Gott, warum zieht sie sich nicht was an? "Das war kein Unfall. Das war Absicht."

      Da ich sie in ihrem traurigen Zustand nicht anschauen kann, schnappe ich mir ihr zerknittertes Shirt vom Bett und ziehe es ihr über den Kopf, bevor ich ihr helfe, ihre Arme in die Ärmel zu schieben. Sie hat zwar keinen BH an, aber wenigstens hängen ihre Brüste nicht mehr heraus. Vielleicht sollte es mir egal sein, doch sie ist offensichtlich zu betrunken, um zu begreifen, dass die Leute gaffen, während sie Fotos schießen, die sie am Morgen bereuen wird.

      "Wir sind fertig, Ty", murmle ich.

      Wie hat sich dieser Abend von einer Nacht voller Möglichkeiten zur totalen Scheiße entwickeln können? Ich reibe mir die Schläfen, um runterzukommen.

      "Ach, komm schon, Babe", jammert Tyler. "Es war nur ein Blowjob." Er starrt die Blondine an. "Und kein sehr guter."

      "Das ist nicht das, was du vor ein paar Minuten gesagt hast", sagt das Mädchen.

      Tyler presst seine Lippen zusammen und ignoriert sie.

      Ich schüttle den Kopf. "Tut mir leid, nein."

      "Em, bitte …"

      "Nein!", schnappe ich, angewidert von ihm, weil er dachte, ich würde ihm so was durchgehen lassen. "Es ist vorbei!"

      Er breitet die Arme weit aus, seine Augen verdunkeln sich vor Frust. "Was zum Teufel erwartest du von mir, wenn du mich nicht ranlässt?" Sein Mund verzieht sich zu einem hässlichen, schiefen Strich,