Fake Love. Jennifer Sucevic. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jennifer Sucevic
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783947634972
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      "Das ist keine große Sache", murmele ich. "Ich will nicht darüber reden."

      "Em, ich …"

      "Kein Wort mehr!", schnappe ich. Sieht er nicht, dass ich mich total gedemütigt fühle? Ich atme tief ein, bevor ich die Luft es langsam wieder rauslasse. "Ich möchte einfach alles vergessen, was heute Abend passiert ist."

      Reed steckt seine Hände in die Taschen seiner Shorts, während wir weitergehen. "Alles?"

      "Alles." Die heutige Nacht war ein Albtraum. Einer, aus dem ich nicht mehr zu erwachen scheine.

      "Okay." Er zuckt mit den Schultern. "Betrachte es als vergessen."

      Erleichterung durchströmt mich, als das fünfstöckige Wohnhaus, in dem ich lebe, in Sichtweite kommt. Unsere Schritte verlangsamen sich, als wir den Weg erreichen, der zum Haupteingang führt.

      Reed wendet sich mir zu. "Soll ich noch mit hochkommen?"

       Gott, nein.

      Unter normalen Umständen wäre das keine Frage. Es ist noch relativ früh. In Nächten wie dieser gehen wir in meine Wohnung, bestellen eine Pizza oder was vom Chinesen und suchen uns einen Film aus, den wir anschauen. In manchen Nächten, wenn es spät wurde, schlief Reed auf der Couch.

      Aber heute will ich nur allein sein.

      Er schaut mich suchend an, als ob er in all meinen innersten Gedanken und Gefühlen, die unter der Oberfläche lauern, herumstochert. Wenn jemand dazu in der Lage ist, dann er.

      "Bist du sicher?" Sein Ton wird weicher, während er den Kopf neigt. "Ich weiß, dass du immer noch verärgert bist."

      Ich bin verärgert, aber aus irgendeinem Grund macht seine Anwesenheit die Sache nur noch schlimmer. Normalerweise ist Reed die einzige Person, die alles besser macht.

      "Ja." Ich zwinge ein schwaches Lächeln auf meine Lippen. "Ich bin müde. Ich glaube, ich werde mich hinlegen." Wenn ich Glück habe, wache ich morgen auf, und es war alles nur ein böser Traum.

      Ein unsicherer Ausdruck huscht über sein Gesicht und ich bereite mich innerlich auf eine Auseinandersetzung vor. Es überrascht mich, als er nachgibt. "In Ordnung, ich gehe."

      Bevor ich mich umdrehe, streckt er seine Hand aus, legt sie um mein Handgelenk und zieht mich in seine Arme. Vorfreude erfüllt mich, als ich auf das warte, was er als Nächstes tun wird. Wir haben nicht über den Kuss gesprochen oder auch nur zugegeben, dass es passiert ist, trotzdem ist das alles, woran ich denken kann.

      Als seine Lippen über meine Stirn streichen, durchströmt mich ein seltsamer Cocktail aus Enttäuschung und Erleichterung. Mein Herz schlägt langsamer und meine Muskeln entspannen sich. Trotz der Verwirrung, die durch mich pulsiert, sinke ich gegen ihn.

      Wie ist es möglich, dass, wenn ich mich so an Reed lehne, es sich anfühlt, als ob alles in Ordnung wäre?

      "Ich rufe dich morgen an", flüstert er in mein Ohr.

      Ich nicke, ziehe einen tiefen Atemzug ein, bevor ich mich zwinge, zurückzutreten. Sobald ich das tue, kehren all die Schmerzen und die Peinlichkeit wieder zurück und verschlingen mich fast.

      Mit einem Winken laufe ich den Weg hinauf. Nachdem ich den Code für das Gebäude auf der Schalttafel eingegeben habe, schlüpfe ich durch die Tür in die hell erleuchtete Lobby. Ich gehe in den Aufzug, drücke den Knopf für den dritten Stock und schaue zurück auf die Stelle, an der Reed eben noch war. Jetzt, nachdem ich sicher im Haus bin, erwarte ich, dass der Platz leer ist.

      Ich erschrecke ein wenig, als ich Reed genau dort auf dem Bürgersteig sehe, wo ich ihn zurückgelassen habe. Unsere Blicke treffen sich. Erst als sich die Aufzugtüren schließen, wird unsere Verbindung unterbrochen. Seltsam aufgeregt lehne ich mich an die Wand und presse meine Augenlider fest zusammen.

      Egal, was ich heute Abend erwartet hatte, als ich in Brinleys Kleid geschlüpft bin, das war es nicht.

      Bei Weitem nicht.

      7

      Reed

      Erschöpft von einem zweistündigen Training schleppe ich mich in die Umkleidekabine. Als ich heute Morgen total verschlafenen in die Arena ging, hatte die Sonne kaum über den Horizont geschaut.

      Wir haben noch ein paar Wochen Zeit, bevor die Saison im Oktober beginnt. Ob du es glaubst oder nicht, die Vorsaison ist anstrengender als die Saison selbst. Denn in der Vorsaison wird die eigentliche Arbeit erledigt. Coach R ist wie ein Drill-Sergeant auf dem Eis. Er hat keine Skrupel, uns sechs Tage in der Woche in den Hintern zu treten, um uns fit zu machen. Wir haben immerhin das Glück, sonntags freizubekommen.

      Wenn einem die Art und Weise, wie er sein Programm durchzieht, nicht gefällt, wird er demjenigen den Weg zur Tür zeigen. Mit seinem Stiefel Größe elf. Die Red Devils haben einen Kader von sechzig Spielern, es gibt also mehr als genug Talente, die nur auf die Chance warten, eine freie Stelle zu besetzen, wenn irgendein armer Bastard ausscheidet.

      Es mag zwar viel Gemecker geben, aber wenn Trainer R. da ist, halten die meisten die Klappe.

      Ich war heute Morgen wahrscheinlich der Einzige, der die vom Trainer verhängte Strafe gut fand. Die meisten Jungs waren noch verkatert von der Nacht zuvor. Jessie Adams übergab sich in einen Mülleimer der bei den Bänken stand. Gott sei Dank war er dabei nicht auf dem Eis, sonst wäre er nicht der Einzige gewesen, der kotzen musste.

      Die Schreie und Pfiffe des Trainers heute Morgen waren das Einzige, was mich von Gedanken an Emerson abgelenkt hat.

      Und von diesem Kuss …

       Scheiße.

      Ich gebe zu, dass es dumm von mir war. Ich hätte der Versuchung nicht nachgeben dürfen. Sobald ich auf den Geschmack gekommen war, hatte ich verloren. Ich musste mehr haben. Aber es war nicht annähernd genug. Als ich wieder klar denken konnte, beendete ich den Kuss. Jetzt, nachdem ich ihre vollen Lippen gespürt habe, bin ich nicht sicher, ob es einen Weg zurück gibt.

      Es war eine weise Entscheidung von ihr, mich nicht in ihre Wohnung zu lassen. Nachdem ich Em gestern Abend abgesetzt hatte, ging ich nach Hause. Ich hatte überlegt, ob ich nicht zur Party zurückkehren und mich ein zweites Mal mit diesem betrügerischen Sack voller Scheiße anlegen sollte, aber ich tat es dann doch nicht. Stattdessen ging ich früh ins Bett und versuchte, nicht an Emerson zu denken.

      Ich lasse meinen Schläger in die Ablage fallen und gehe zur Bank, bevor ich mein Trainingstrikot ausziehe. Meine Schulter- und Ellbogenpolster nehme ich als Nächstes ab. Mit einem Ächzen sinke ich auf die Bank und schnüre meine Schlittschuhe auf. Die Umkleidekabine füllt sich mit lauten Stimmen.

      Nun, da das Training vorbei ist, leben alle wieder auf.

      Was für ein Haufen Schlappschwänze.

      Da ich nicht daran interessiert bin, diesen Typen zuzuhören, wie sie sich das Maul zerreißen, blende ich alles um mich herum aus. Jetzt, mit Ende des Trainings, schiebt sich Emerson in den Vordergrund meiner Gedanken. Ich bin immer noch verwirrt über die Tatsache, dass sie eine Jungfrau ist. Wenn Em die Information nicht selbst bestätigt hätte, hätte ich es nie geglaubt.

      Nicht in einer Million Jahren.

      "Hey, Philips, ist es wahr?"

      Ich schaue auf. Jessie, dessen Farbe allmählich wiederkehrt, lehnt sich lässig an seinen Spind. Er hat sich nicht die Mühe gemacht, seine Polster auszuziehen. Ein Grinsen liegt auf seinem Gesicht. Das allein zeigt mir schon, dass mir dieses Gespräch nicht gefallen wird.

      Als ich nichts sage, fährt er fort. "Ist die süße kleine Emerson noch Jungfrau?"

      Mein Kiefer verkrampft sich, ein paar andere Jungs drehen sich um und starren in unsere Richtung, ihre Mimik zeigt, wie neugierig sie sind. Gestern Abend habe ich die Chance verpasst, Tyler richtig zu verprügeln,